Forum der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft

Allgemein => Expertenforum Mykologie => Thema gestartet von: beli am 26. August 2019, 11:32

Titel: Parasitpilze an Frk. von Bondarzewia montana ?
Beitrag von: beli am 26. August 2019, 11:32
Hallo

Ich habe vor ein paar Tage Bondarzewia montana gefunden und an Fruchtkörper Oberfläche  etwas an Parasitpilze  ? gesehen . Weis jemand um was gehet ?

LG beli !
Titel: Re: Parasitpilze an Frk. von Bondarzewia montana ?
Beitrag von: Rudi am 26. August 2019, 20:56
Hallo Beli,

könnte das nicht versprengtes Hymenium sein?

LG Rudi
Titel: Re: Parasitpilze an Frk. von Bondarzewia montana ?
Beitrag von: beli am 27. August 2019, 08:17
Hallo Rudi

Danke für Antwort . Ich habe ein paar Internetbilder mit Hymenium vergleichen aber meine das in diese fall etwas anderes ist . Diese ding ist an Hutoberfläche gewachsen , meine das hat mit Poren nicht zu tun und schaut wie Stachel von Stachelinge , nur viel kleiner aber Form ist gleiche

LG beli !
Titel: Re: Parasitpilze an Frk. von Bondarzewia montana ?
Beitrag von: thorben96 am 27. August 2019, 16:11
Hallo beli,

ich denke das Rudi mit dem Hymenium auf der richtigen Spur ist.
Denn auch die Bondarzewia montana hat diese "Stacheln".

VG : Thorben
Titel: Re: Parasitpilze an Frk. von Bondarzewia montana ?
Beitrag von: beli am 27. August 2019, 21:03
Hallo Thorben

Danke für Antwort !

Ich habe absolut keine Erfahrung mit solche Sache keine Erfahrung . Noch mall danke dir und Rudi

LG beli !
Titel: Re: Parasitpilze an Frk. von Bondarzewia montana ?
Beitrag von: Gerd am 26. Oktober 2019, 01:03
Zitat von: Rudi am 26. August 2019, 20:56
Hallo Beli,

könnte das nicht versprengtes Hymenium sein?

LG Rudi


Hallo Rudi,

wenn du "Hymenium" durch "Hymenophor" ersetzt,  dann bestätige ich deine Vermutung!!!
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- Na ja, Details dieser "Bildungsabweichung" (Fruchtkörper-Missbildung) kann ich nur erahnen. Dennoch bin ich überzeugt davon, dass es sich um eine "Prolifikation" handelt.

[1] bezeichnet  diese ,,Bildungsabweichung" als "Prolifikation". [2] nennt sie ,,Proliferation" [-->  prolifer (lat.), prolifère (frz.) = wuchern] , weist aber darauf hin, dass in der Mykologie meist der Begriff ,,Prolifikation" bevorzugt wird.
- Ein deutscher Ausdruck wird in meiner Literatur nicht genannt. Aber "Wucherung, Sprossbildung" (hier des Hymenophors = Lamellen, Röhren etc.) dürfte diese Bildungsabweichung recht treffend beschreiben.
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Zur Erinnerung:

---> [1] versteht unter "Prolifikation" eine +-exzessive Bildung von Hymenophoren (Lamellen, Röhren etc.) bei in "Hut und Stiel" gegliederten Pilzen. Er unterscheidet:

(a) "Pleurotoide Prolifikation" ---> lappig-gekräuselte Aufgliederungen des Hutrands mit zum Erdboden zeigendem Hymenophor

(b) "Inverse Prolifikation" ---> Bildung von kleinen, stiellosen Hütchen mit senkrecht oder schräg nach oben zeigendem Hymenophor oder direkt aus der Huthaut ohne Hutbildung herausbrechendem Hymenophor.

---> Und genau hier würde ich diesen Fund einordnen! 

(c) "Morchelloide Prolifikation" ---> der Extremfall, bei dem der gesamte, +-kugelförmig deformierte, den Stiel berührende Hut von einem gekräuseltes oder wabenartigem Hymenophor überwuchert wird.

- [1] weist darauf hin, dass die o.g. genannten Prolifikations-Ausprägungen (invers, pleurotoid, morchelloid) allem Anschein nach nicht prinzipiell verschieden sind und mancherlei Zwischenformen vorkommen.-

[/b]Über die Ursache herrscht Unklarheit:[/b]

- Diskutiert werden folgende Ursachen:

(1) Gendefekt (Mutation) durch ,,Virenbefall(!?)
- Diese Ursache liegt nahe, da im Labor bei bestimmten Myzelien oder Kulturstämmen jahrelang eine ,,Prolifikation" beobachtet wurde. Das bedeutet, dass das Myzel geschädigt ist und nicht nur einzelne Fruchtkörper.

- Bleibt nur noch nachzutragen: In freier Natur wurden z.B. morchelloide Missbildungen überwiegend nur an Einzelfruchtkörpern innerhalb einer Gruppe normal gewachsener Fruchtkörper beobachtet.

(2) Witterungseinflüsse
- Z.B. plötzlich einsetzende Regenfälle im Spätherbst, die eine randliche Wiederbelebung (Regeneration) des Wachstums bereits vorhandener Fruchtkörper auslösen.

(3) Lichtmangel (kann man bei diesem Fund ausschließen, da hier ein Wachstum in völliger Dunkelheit gemeint ist!)

- Und ich halte hier einen Witterungseinfluss für am wahrscheinlichsten.
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Im "Gruselforum" ( https://www.pilzfotopage.de/Pilzforum/viewforum.php?f=34 (https://www.pilzfotopage.de/Pilzforum/viewforum.php?f=34) ) findet man  viele Beispiele dieser Bildungsabweichung (salopp "Missbildung").


Grüße Gerd


Literatur:
[1] Michael - Hennig - Kreisel (1983): Handbuch für Pilzfreunde, Band V, S26:62; 108-124

[2] H. Dörfelt/G. Jeschke (2001): Wörterbuch der Mycologie; 2. Auflage; Spektrum