Zitat von: Rudi am 26. August 2019, 20:56
Hallo Beli,
könnte das nicht versprengtes Hymenium sein?
LG Rudi
Hallo Rudi,
wenn du "Hymenium" durch "Hymenophor" ersetzt, dann bestätige ich deine Vermutung!!!
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- Na ja, Details dieser "Bildungsabweichung" (Fruchtkörper-Missbildung) kann ich nur erahnen. Dennoch bin ich überzeugt davon, dass es sich um eine "Prolifikation" handelt.
[1] bezeichnet diese ,,Bildungsabweichung" als "Prolifikation". [2] nennt sie ,,Proliferation" [--> prolifer (lat.), prolifère (frz.) = wuchern] , weist aber darauf hin, dass in der Mykologie meist der Begriff ,,Prolifikation" bevorzugt wird.
- Ein deutscher Ausdruck wird in meiner Literatur nicht genannt. Aber "Wucherung, Sprossbildung" (hier des Hymenophors = Lamellen, Röhren etc.) dürfte diese Bildungsabweichung recht treffend beschreiben.
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Zur Erinnerung:
---> [1] versteht unter "Prolifikation" eine +-exzessive Bildung von Hymenophoren (Lamellen, Röhren etc.) bei in "Hut und Stiel" gegliederten Pilzen. Er unterscheidet:
(a) "Pleurotoide Prolifikation" ---> lappig-gekräuselte Aufgliederungen des Hutrands mit zum Erdboden zeigendem Hymenophor
(b) "Inverse Prolifikation" ---> Bildung von kleinen, stiellosen Hütchen mit senkrecht oder schräg nach oben zeigendem Hymenophor oder direkt aus der Huthaut ohne Hutbildung herausbrechendem Hymenophor.
---> Und genau hier würde ich diesen Fund einordnen!
(c) "Morchelloide Prolifikation" ---> der Extremfall, bei dem der gesamte, +-kugelförmig deformierte, den Stiel berührende Hut von einem gekräuseltes oder wabenartigem Hymenophor überwuchert wird.
- [1] weist darauf hin, dass die o.g. genannten Prolifikations-Ausprägungen (invers, pleurotoid, morchelloid) allem Anschein nach nicht prinzipiell verschieden sind und mancherlei Zwischenformen vorkommen.-
[/b]Über die Ursache herrscht Unklarheit:[/b]
- Diskutiert werden folgende Ursachen:
(1) Gendefekt (Mutation) durch ,,Virenbefall(!?)
- Diese Ursache liegt nahe, da im Labor bei bestimmten Myzelien oder Kulturstämmen jahrelang eine ,,Prolifikation" beobachtet wurde. Das bedeutet, dass das Myzel geschädigt ist und nicht nur einzelne Fruchtkörper.
- Bleibt nur noch nachzutragen: In freier Natur wurden z.B. morchelloide Missbildungen überwiegend nur an Einzelfruchtkörpern innerhalb einer Gruppe normal gewachsener Fruchtkörper beobachtet.
(2) Witterungseinflüsse
- Z.B. plötzlich einsetzende Regenfälle im Spätherbst, die eine randliche Wiederbelebung (Regeneration) des Wachstums bereits vorhandener Fruchtkörper auslösen.
(3) Lichtmangel (kann man bei diesem Fund ausschließen, da hier ein Wachstum in völliger Dunkelheit gemeint ist!)
- Und ich halte hier einen Witterungseinfluss für am wahrscheinlichsten.
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Im "Gruselforum" ( https://www.pilzfotopage.de/Pilzforum/viewforum.php?f=34 (https://www.pilzfotopage.de/Pilzforum/viewforum.php?f=34) ) findet man viele Beispiele dieser Bildungsabweichung (salopp "Missbildung").
Grüße Gerd
Literatur:
[1] Michael - Hennig - Kreisel (1983): Handbuch für Pilzfreunde, Band V, S26:62; 108-124
[2] H. Dörfelt/G. Jeschke (2001): Wörterbuch der Mycologie; 2. Auflage; Spektrum