Forum der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft

Allgemein => Pilzvergiftungen => Thema gestartet von: Christoph am 23. Oktober 2017, 10:10

Titel: erneut: Knollenblätterpilzvergiftungen bei Kindern (und nicht nur)
Beitrag von: Christoph am 23. Oktober 2017, 10:10
Ich wurde, wie viele andere Pilzberater, die ich kenne, heuer mehrfach angerufen, nachdem Kinder Pilze aus einer Wiese oder sonstwoher in den Mund nahmen oder gegessen haben. Meist passiert da zum Glück nichts. Leider ist dem aber nicht immer so, weshalb man bei jedem Fall wieder aufmerksam sein muss/soll. Ich habe beim Stöbern im Netz zwei Fälle von Amanitinvergiftungen entdeckt:

Fall 1:

Ort: Hannover
Betroffene: 2 Kinder (Alter nicht angegeben)
Vergiftung: Amanitin-Vergfitung
Zeitpunkt: Ende August 2017

Quelle: https://www.tz.de/welt/hannover-vier-kinder-mit-pilzvergiftung-in-nur-einer-woche-zr-8642317.html

(es wird ein zweiter Fall mit Kleinkindern berichtet, bei dem aber nichts passiert ist)

Die Kinder haben die Vergiftung offenbar überlebt.

Fall 2:

Hier wurden die Pilze allerdings vom Vater gesammelt...
Ort: Frankfurt am Main (Klinikum, im Raum Frankfurt wurde gesammelt, später Verlegung an Kliniken Hannover und und Essen)
Betroffene: drei Kinder und der Vater (syrische Flüchtlinge laut http://www.berliner-zeitung.de/panorama/nach-pilzvergiftung-kinder-benoetigen-neue-leber-28245878)
Vergiftung: Amanitin-Vergiftung
Status: laut Pressebericht vom 29.8.2017 schweben die Patienten in Lebensgefahr bzw. benötigen eventuell Spenderlebern.
Eines der Kinder wurde ins Klinikum Hannover verlegt, sodass dies eines der beiden Kinder von Fall 1 sein könnte (dann wäre dies doch kein Fall eines Kindes, das selbst irgendwo einen Pilz verzehrt)

Quelle: http://www.hessenschau.de/panorama/kinder-mit-pilzvergiftung-in-spezialkliniken-verlegt,pilzvergiftung-noch-kritisch100.html

Laut dieser Quelle benötigten (nur) zwei der Kinder Spenderlebern: https://www.morgenpost.de/vermischtes/article211743827/Kinder-benoetigen-nach-Pilzvergiftung-neue-Leber.html

Der Fall mit den syrischen Kindern war indirekt bereits Thema durch Harry Andersson, der darauf aufmerksam machte, dass Mythen wie "in Syrien gibt es den Knolli nicht, aber einen besonderen, essbaren Doppelgänger" Mythen sind und die Vergiftungen schlicht (wie immer) auf Leichtsinn, Fahrlässigkeit und Unkenntnis beruhen. (siehe auch: http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,1580.0.html)

Liebe Grüße,
Christoph
Titel: Re: erneut: Knollenblätterpilzvergiftungen bei Kindern (und nicht nur)
Beitrag von: blacky am 23. Oktober 2017, 10:57
Lieber Christoph,
besten Dank für die interessanten und wichtigen Informationen. Leider passiert doch immer wieder Schlimmes. Insoweit, kann man nicht häufig genug solche Fälle publik machen.
Sei herzlich gegrüßt.
Thomas