Forum der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft

Allgemein => Plattform für Pilzfreunde => Thema gestartet von: AK_CCM am 11. April 2010, 20:17

Titel: Mykorrhizen im Weinbau
Beitrag von: AK_CCM am 11. April 2010, 20:17
Hallo Weinfreunde,

dass die Gärung des Traubensafts auch ohne die Zugabe von Reinhefe gelingt, weil die Schalen der Trauben u.a. von wilden Hefestämmen besiedelt werden, hat vielleicht schon der ein oder andere gehört. Dass Weinbauern aber auch auf Mykorrhiza-Pilze setzen, ist dem ein oder anderen vielleicht neu:

Zitat von: Ithaka - Journal für Terroirwein, Biodiversität und KlimafarmingSo haben Versuche des Agroscope Changins kürzlich zeigen können, dass der Befall durch Falschen Mehltau bei mykorrhizierten Reben bis 80% niedriger ausfällt als bei Reben, deren Wurzeln nicht mit Mykorrhizen besiedelt waren (Veröffentlichung der Studie von Katia Gindro im Laufe 2010).  In früheren Untersuchungen konnten bereits positive Effekte durch die Anwesenheit von Mykorrhizen an Rebenwurzeln gezeigt werden (BACKHAUS & FELDMANN 1997). Wenn es gelingt, die Rebwurzeln in einem Weinberg intensiv mit Mykorrhizen zu besiedeln, lässt sich sowohl die Verbesserung der Weinqualität, als auch die Reduktion von Pflanzenschutzmaßnahmen erwarten.

[...]

In zwei älteren Studien (MOHR 1997, WANG et al. 1993) konnte gezeigt werden, dass die natürliche Mykorrhizierung der Rebwurzeln bei Anwesenheit von Begleitkräutern zunimmt. Dies ist nicht nur ein weiteres Argument für die Begrünung im Weinberg, sondern stützt zugleich die Theorie, dass Reben und Begrünungspflanzen durch die Pilzgeflechte verbunden seien und so sogar ein Stoff- und Informationsaustausch über diese möglich sei.

Den ganzen Artikel inklusive den Versuchsbeschreibungen findet ihr hier:
http://www.ithaka-journal.net/pilze-als-partner-mykorrhiza-im-weinbau (http://www.ithaka-journal.net/pilze-als-partner-mykorrhiza-im-weinbau)

Zum Wohl...  ;)

Gruß, Andreas
Titel: Antw: Mykorrhizen im Weinbau
Beitrag von: Christoph am 11. April 2010, 20:30
Servus Andreas,

die Weinrebe geht - wie die meisten Gefäßpflanzen - eine VA-Mykorrhiza ein. Die Pilzhyphen dringen also in die Zellen ein und bilden dort unter andrem Arbuskel für den Stoffaustausch. Diese Mykorrhiza wird von den sogenannten Glomeromycta gebildet. Die üblichen mehrjährigen Kräuter haben den gleichen Mykorrhizatyp, weshalb ein Begrünen der Weinberge sicherlich sinnvoll sein kann.
Mykorrhizen sind die Regel. Keine Mykorrhiza ist die große Ausnahme bei den Höheren Pflanzen. Uns ist das oft nicht bewusst, da wir Pilzfreunde oftmals nur an die Ektomykorrhizen der bekannten Großpilze denken  ;)

LG
Christoph
Titel: Antw: Mykorrhizen im Weinbau
Beitrag von: AK_CCM am 11. April 2010, 20:33
Genau Christoph,

die Pilze müssen ins Rampenlicht. Je mehr man sich mit den Lebewesen beschäftigt, umso mehr kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus, wo sie ihre Fäden überall im Spiel haben. :o

Gruß, Andreas