Forum der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft

Allgemein => Pilzvergiftungen => Thema gestartet von: Helmut am 19. Oktober 2019, 09:36

Titel: Giftnotruf - mein "Highlight" 2019
Beitrag von: Helmut am 19. Oktober 2019, 09:36
Servus,
eigentlich müsste es "Deeplight" heißen, was ich diese Woche erlebt habe. Es war ein Anruf der besonderen Art, den der Anrufer einleitete mit den Worten, er kenne sich schon ein wenig besser aus mit Pilzen. Es ging um Champignons, Karbolchampignons und Scheinchampignons (wie so oft). Ich wills mal zusammenfassen:

1. Was er wusste: Dass Champignons erst rosa, dann dunkle Lamellen haben, dass es Karbolchampignons gibt und dass Bauchschmerzen nach Pilzgenuss auch vor lauter Angst kommen können.

2. Was er nicht wusste: Was Scheinchampignons (Egerlingsschirmlinge) sind, woran man Giftchampignons wirklich erkennt, dass roh gegessene Pilze auch Bauchweh verursachen können und die Kennzeichen von Täublingen und von Schleierlingen.

3. Was er gemacht hat:
- Vor Ort vermeintliche Champignons roh probiert, um den Giftegerling auszuschließen (Geschmack!?)
- ein größeres Stück hinuntergeschluckt, weil es so gut geschmeckt hat.
- zugelassen, dass sein Kind es ihm nachgemacht hat. Was die wirklich gegessen haben, weiß ich nicht.
- nur angerufen, weil sein Kind Bauchschmerzen bekam, die er für psychisch bedingt hielt (von mir wollte er offenbar nur die Bestätigung)
- Fotos geschickt, auf denen nirgends die Stielbasis dabei war
- auf einem Foto mit Sammel-Korb waren neben den meist weißen Schwammerln auch m. E. recht typische Cortinarius varius zu sehen, die er auf Nachfrage als "Ockertäublinge" bezeichnete.
- er konnte nicht erklären, woran man Täublinge als solche erkennt.

Es darf also nicht verwundern, dass es ab und zu tödliche Vergiftungen gibt, wenn gefährliche Giftpilze am falschen Ort zur falschen Zeit wachsen und von den falschen Menschen gesammelt werden.  :'(

Gruß Helmut