Forum der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft

Allgemein => Expertenforum Mykologie => Thema gestartet von: AK_CCM am 7. Februar 2009, 23:29

Titel: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: AK_CCM am 7. Februar 2009, 23:29
Hallo zusammen,

heute war ich zusammen mit Andreas Staber bei Bergheim südwestlich von Augsburg auf Fototour unterwegs. Viel haben wir in der kurzen Zeit zwar nicht gefunden, aber einen Buchenast fand ich recht interessant. Dort kämpften zwei Pilze um das Substrat: An der Bruchstelle des Astes konnte man die Demarkationslinien erkennen. Der stachelige Kollege war Steccherinum occhraceum und den anderen würde ich aufgrund der rötlichen Holzverfärbung als Phanerochaete sanguinea ansprechen - was meint ihr: Liege ich richtig mit meiner Vermutung?

Gruß, Andreas
Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: Peter am 8. Februar 2009, 10:08
Hallo Andreas,

Steccherinum ochraceum ist mir diese Woche auch zweimal in die Finger geraten. Die relativ kurzen Stacheln passen. Routinemäßig solltest du aber prüfen, ob die Sporen dazu passen.
Die Phanerochaete würde ich so nicht kartieren nur aufgrund der gezeigten Holzverfärbungen.


Einen schönen Sonntag wünscht Peter
Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: Christoph am 8. Februar 2009, 10:22
Hallo Andreas,


ich bin bei beiden skeptisch. Die Phanerochaete würde das Holz deutlicher blutrot färben (jedenfalls kann sie das...), würde aber insbesondere selber rötliche Rhizomorphen haben. Ich habe sie schon sehr oft in der Hand gehabt (BayerWald) und mit fehlt der charakteristische Farbton der Rhizomorphen.

Das Steccherinum ist noch jung, wie man sieht. In dem Stadium hat St. ochraceum gewöhnlich nur kurze Knubbel. Wie lang sind denn die Stacheln? Der Farbton ist mir auch zu gebrochen, nicht leuchtend genug orangelich. Da Du ja mit Weißabgleich fotografierst, sind die Farben orignalgetreu?

Mein Tipp: Sporen vermessen (muss sehr genau erfolgen, da die Sporen klein sind und die Unterschiede in der Länge zwar prozentual auffällig sind, aber absolut nicht ganz so einfach zu detektieren sind), Schnallen überprüfen und dann mit Nordic Macromycetes vol. 3 Schlüsseln.

Vielleicht kommt Steccherinum robustior heraus, was ich fast vermuten würde.

LG
Christoph
Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: AK_CCM am 8. Februar 2009, 11:00
Danke für eure Beiträge,

vielleicht schaue ich am Fundort nochmals vorbei und sammle Untersuchungsmaterial auf.

Derzeit kann ich das aber nicht versprechen.

Gruß, Andreas
Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: Gelbfieber am 9. Februar 2009, 18:09
Hallo und gute Tag Andreas,

Zitatvielleicht schaue ich am Fundort nochmals vorbei und sammle Untersuchungsmaterial auf.

klingt nicht gerade so als ob dir an der Bestimmung deines Fundes viel liegt. Wenn doch, vergleiche deinen Fund mal mit Steccherinum bourdotii. Über S. bourdotii kannst du unter folgender Adresse etwas finden:
http://aphyllopower.blogspot.com/2008/06/steccherinum-bourdotii-rundsporiger.html

Das Innenleben von S. bourdotii habe ich vor ein paar Tagen mikroskopiert und geknipst. Bilder füge ich an.

Eine gute Zeit
Gelbfieber & Co
(http://www.imgbox.de/users/Gelbfieber/resu004.jpg)


18.17 Uhr Frage: Warum bitte ist das Bild so verzerrt?

Bei der Einstellung der Übersicht ist mir ein Fehler unterlaufen. Das Bildmaß ist zu groß.
Berichtigung 19.01

(http://www.imgbox.de/users/Gelbfieber/resu007.jpg)

(http://www.imgbox.de/users/Gelbfieber/resu007a.jpg)





Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: AK_CCM am 9. Februar 2009, 18:31
Hallo Gelbfieber,

danke für Dein Interesse an meinem Fund und die Infos nebst Bildern über S. bourdotii. In der Tat genießt bei mir derzeit die Bestimmung des Steccherinum keine hohe Priorität. Aber aufgrund des - wie mir scheint - allgemeinen Interesses werde ich in den kommenden Tagen nochmals den Fundort aufsuchen und Untersuchungsmaterial aufsammeln.

Hatte bislang erst Steccherinum ochraceum unter dem Mikroskop, kann mich aber noch gut an die faszinierende bohrkopfähnliche Struktur der Stacheln erinnern, aus denen dickwandige und inkrustierte Skelettozystiden herausschauen:

(http://forum.fungiworld.com/index.php?action=dlattach;topic=3389.0;attach=8213;image)

(http://forum.fungiworld.com/index.php?action=dlattach;topic=3389.0;attach=8214;image)

Insofern bin ich mittlerweile selbst schon sehr gespannt auf die Mikrostrukturen.

Gruß, Andreas
Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: AK_CCM am 9. Februar 2009, 18:41
Hallo nochmals,

Zitat von: Gelbfieber am  9. Februar 2009, 18:09
18.17 Uhr Frage: Warum bitte ist das Bild so verzerrt?

die maximalen Bildmaße im Forum betragen 900 Pixel. Deine Grafik misst jedoch 679 x 1.068 Pixel. Deshalb verkleinert die Board-Software das Bild automatisch auf eine Höhe von 900 Pixel und skaliert die Grafik entsprechend in der Breite. Da jedoch die Grafikengines der Webbrowser nicht so leistungsfähig sind wie Bildbearbeitungsprogramme á la Photoshop & Co., verschlechtert sich bei der verkleinerten Darstellung die Bildqualität.

Gruß, Andreas
Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: Gelbfieber am 9. Februar 2009, 18:50
Hallo und guten Abend Andreas,

Danke für die Info.

So verhunzt möchte ich die Übersicht nicht stehen lassen. Da eine Berichtigung in diesem Forum möglich ist werde ich die Übersicht teilen und berichtigt einfügen.

Eine gute Zeit
Gelbfieber & Co
Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: Christoph am 9. Februar 2009, 23:47
Hallo Uschi,


Steccherinum bourdotii ist natürlich auch eine Möglichkeit. Die beiden Arten - St. bourdotii und St. robustius lassen sich anhand ihrer Sporenmaße trennen:

St. robustius:  3,5-5 x 2,5-3 µm µm

St. bourdotii: 4-5 (5,5) x 3,5-4,5 µm

St. robustius ähnelt in den Sporenmaßen sehr dem Steccherinum ochraceum: Sporen 3-3,5 x 2-2,5 µm

In den Großpilzen Baden-Württembergs werden St. bourdotii und St. robustius zusammengeschmissen (weil beide lange Stacheln haben?). In den Nordic Macromycetes ist St. bourdotii nicht enthalten. Das alles macht die Bestimmung etwas schwierig.

Hier gibt es aber einen guten, zusammenfassenden Artikel über diese Gruppe (und die Neubeschreibung einer weiteren Art aus diesem Komplex): http://www.sekj.org/PDF/anb44-free/anb44-298.pdf

Nach dem dort beschriebenen Steccherinum tenuispinum muss ich unbedingt im Nationalpark Bayerischer Wald Ausschau halten: es soll gerne mit Antrodiella citrinella vorkommen, also Fomitopsis pinicola nachfolgen. Mal schaun, vielleicht klappt es mal mit einem Nachweis.

@Gelbfieber: deine Fruchtkörper sind sehr blass, also typisch für junge St. bourdotii (St. robustius ist kröftiger gefärbt). Mich wundert, dass Du auch so kurze Sporen in deinen Messungen hast. Hast Du eventuell unreife Sporen mit erwischt?

Ich kann Steccherinumfreunden nur raten, genau vorzugehen und die Kollektionen auch mal im Mikroskop anzuschauen. Der Artikel aus Russland sollte auf alle Fälle helfen, korrekt zu bestimmen (Link siehe oben).

LG
Christoph

Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: Christoph am 9. Februar 2009, 23:51
P.S.: @Andreas...
ZitatAber aufgrund des - wie mir scheint - allgemeinen Interesses werde ich in den kommenden Tagen nochmals den Fundort aufsuchen und Untersuchungsmaterial aufsammeln.

Ja, wäre nicht schlecht. Ich vermute aufgrund der kräftigen Färbung immer noch St. robustius, wobei das nur geraten ist. Jedenfalls habe ich eben mal nachgeschaut: noch kein Nachweis in der Online-Kartierung. Liegt aber vielleicht auch an der Pilzflora Baden-Württembergs (wegen der Synonymie dort, die mich ziemlich wundert).

LG
Christoph
Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: Gelbfieber am 10. Februar 2009, 20:03
Hallo und guten Abend Christoph,

Zitat@Gelbfieber: deine Fruchtkörper sind sehr blass, also typisch für junge St. bourdotii (St. robustius ist kröftiger gefärbt). Mich wundert, dass Du auch so kurze Sporen in deinen Messungen hast. Hast Du eventuell unreife Sporen mit erwischt?

die vermessenen Sporen stammen von einem Fund. Eine Toleranz bei der Sporengröße von +-10% halte ich generell für vertretbar. Somit liegen die von mir vermessenen Sporen für S. boudotii im ,,grünen Bereich".

Eine Frage noch:
Deine Fragen habe ich hier wie im DGfM-Forum beantwortet, leider du meine nicht – vergessen?

Eine gute Zeit
Gelbfieber & Co


Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: Christoph am 10. Februar 2009, 23:03
Hallo Gelbfieber,

ich beantworte gerne deine Fragen bzw. versuche es gerne, wenn ich kann. Aber wo hast Du mir hier und/oder im DGfM-Forum eine Frage gestellt, bzw. um welche Frage geht es denn?

LG
Christoph
Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: AK_CCM am 3. März 2009, 00:16
Hallo Pilzfreunde,

nachdem am vergangenen Samstag die Schneedecke in der Augsburger Gegend größtenteils abgeschmolzen war, habe ich den Fundort nochmals aufgesucht und Untersuchungsmaterial gesichert. Der Ast wurde bei einem Kollegen im Garten deponiert, damit sich der Frk. der mutmaßlichen Phanerochaete sanguinea für eine Nachuntersuchung entwickeln kann. Mikroskopiert habe ich noch nicht. Erstmals bin ich ohnehin außer Gefecht gesetzt, da mich ein Virus erwischt hat.

Anbei ein gestacktes Bild des Steccherinum mit ein paar Details.

Gruß, Andreas
Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: Peter am 3. März 2009, 08:24
Hallo Andreas,

gut gestackt. Da bin ich mal auf die Mikro's gespannt.

Gute Genesung, Peter
Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: AK_CCM am 3. März 2009, 10:16
Servus Peter,

das Bild wurde aus 9 Einzelbildern generiert - nachstehend ein Auszug aus den EXIF-Daten:

Kamera:   Olympus E-3
Firmware: Version 1.0
Datum:   28.02.2009 ab 17:20
Blende:   f 8,0
ISO-Wert: 100
Belichtungszeit: 1/4,0 s
EV: ±0,00 EV
Programm: A - Zeitautomatik
Meßmodus: Mittenmessung
Zoom: 50,0 mm Real
Minimaler Blendenwert: 2,00
Weißabgleichmodus: Manueller Weißabgleich

Danke für die Genesungswünsche.

Gruß, Andreas
Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: Der Juergen am 3. März 2009, 23:49
Hallo Andreas,

sorry für meine Skepsis, aber ich sehe hier kaum die Notwendigkeit zu Stacken. So ein "flaches Objekt" frontal von oben,  fotografiere ich Dir mit Blende f8 ohne jegliche Unschärfe ... ohne aufwändiges stacken. Kannst Du mal die Einzelbilder in Serie hier reinstellen, damit ich Ungläubiger eines besseren belehrt werde? *g*

Grüßle
Juergen
Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: AK_CCM am 3. März 2009, 23:59
Hi Juergen,

kriegst Du wirklich einen leicht nach schräg hinten abfallenden Frk. mit einem 50er-Makro nebst Zwischenring (wir sprechen von einem Abb.maßstab von 1:1) ohne Stacken gebacken? Das kaufe ich Dir nicht ab.

Gruß, Andreas
Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: Der Juergen am 4. März 2009, 16:40
Hallo Andreas,

Du hast natürlich Recht; ich kenne den Abbildungsmaßstab nicht.

Grüßle
Juergen
Titel: Re: Streithähne am Buchenasterl
Beitrag von: Gelbfieber am 10. März 2009, 19:51
Hallo und guten Abend Andreas,

könntest du vlt. zum Vergleich noch die Einzelbilder zeigen, die du kombiniert hast?

Eine gute Zeit
Gelbfieber & Co