Gyromitra parma - auch außerhalb von Auwäldern?!

Begonnen von Christoph, 5. April 2012, 22:33

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Gelbfieber

Hallo und guten Tag Christoph,

nach heutiger Kenntnis, muss ich meine Bestimmung korrigieren. Aufgrund des Sporenmaßes und des sehr feinem, netzigen Sporenornaments, ist es nicht Gyromitra parma (Discina parma) sondern wahrscheinlich Gyromitra martinii.
Habe im Ausgangsbeitrag mein Formblatt von ,,Discina parma" als Fehlbestimmung gekennzeichnet.

Liebe Grüße, eine gute Zeit und bleib gesund!
Gelbfieber & Co

Christoph

Liebe Gelbfieber,

ich habe nochmal deine schöne Dokumentation aus dem Jahr 2012 angesehen:



Da das Bild eh hier im Thread zu sehen ist, habe ich es einfach mal hier mit eingebunden (das Original ist weiter unten zu finden).

Damals hatte ich das gar nicht bemerkt - deine Sporen sind sehr groß für Gyromitra parma und das Netz ist nicht sehr prominent und stark ausgeprägt. Im Ascofrance bin ich eben über einen Beitrag zum Thema Gyromitra martinii gestolpert. Diese Art hätte größere Sporen und kein so erhabenes Netz wie Gyromitra parma. Vergleichen kann man vielleicht auch diese beiden Beschreibungen von Gyromitra martinii:

http://funghiteramani.blogspot.de/2015/01/discina-martinii-donadini-astier.html

und

https://www.asturnatura.com/fotografia/setas-hongos/gyromitra-martinii-donadini-astier-3/9059.html

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Christoph

#8
Edit: den Nebenstrang zu Gyromitra leucoxantha habe ich als eigenes Thema abgetrennt - daher passt die Gratulation nicht mehr zum Kontaxt (und ist daher durchgestrichen)

Gyromitra leucoxantha - ist ja ein Ding! Gratuliere Peter!

Ich habe "meine" Gyr. parma noch mehrfach besucht und gewartet, bis die Fruchtkörper fast anfingen zu vergammeln. Uns siehe da, edndlich komplett reif und endlich wirklich typisch.

Ich hänge noch ein paar Fotos an:


Gyromitra parma - mehrere Fruchtkörper zudammengewachsen


Im Regen zur Not geblitzt


kein gutes Foto, aber man kann die Stacheln an einem Pol der Spore gut erkennen...


auch nicht optimal, aber man kann das Netz auf der Sporen gut sehen...

Mittlerweile habe ich per Mail erfahren, dass heuer auch in der Echinger Lohe (ein Schutzgebiet nahe München) Gyromitra parma gefunden wurde. Der Bestand ist ein Lohwald, also ein Eichen-Hainbuchen-Wald mit eingestreuten Eschen auf Kalkschotter, also kein Auwald. Dennoch gibt's dort Morcheln und Aronstab reichlich. In Holzhausen, meinem Fundort, gab es keine Morcheln, sondern nur Aronstab.

Wie auch immer, anscheinend wächst Gyromitra parma einfach an dickerem Totholz und ist definitiv kein reiner Auwaldpilz... In Bayern gibt es dennoch nur wenige Meldungen.

@Andreas: die größten wurden gut 10 cm im Durchmesser. Es war ein reichliches Vorkommen. Ich schätze ca. 30 Fruchtkörper auf zwei Stämmen und einem Baumstumpf (jeweils Pappel).

LG
Christoph
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Gerd

#7
Hallo Uschi,

Zitat von: Gelbfieber am 21. Mai 2012, 17:47
auch ich habe diese Ausstülpungen bei D. parma zwischen reifen Sporen, in sehr geringer Anzahl beobachten können.


- Interessant zu wissen, dass nicht einmal alle ausgereiften Sporen von G. parma "bärtige" Sporenpole haben.

- Ich habe es heute auch überprüft, mein angestaubtes Mikroskop ausgepackt und ein feucht gehaltenes, vor sich hin gammelndes "Fruchtkörperstück" vom 1. Mai untersucht:

Ergebnis:
---> Neben den typisch "bärtigen" Sporenenden habe ich auch noch Sporen mit einer etwas stärkeren Ausstülpung (abgerundet und nicht so spitz wie bei G. ancilis) als von dir gezeigt gefunden.
---> Und das, obwohl bereits einige der Sporen keimten.

Danke für's Zeigen deiner Aufnahmen.

Gerd

PS.:
"G. parma" vs. "G. ancilis" hatte wir übrigens vor Kurzem HIER diskutiert.



Gelbfieber

#6
Hallo und guten Tag Gerd,

Zitat(*) Doch Vorsicht ist angebracht: Nicht völlig ausgereifte Sporen von "G. parma" (haben gerade erst "K. Keck" und "P. Hausmann" bei einem Fund vom 1. Mai beobachtet) zeigen an den Polen eine (allerdings nicht gekrümmte) Ausstülpung, die sich erst einige Tage später, wie zu erwarten, in mehrere "Schwänze" gesplittet hatte.

auch ich habe diese Ausstülpungen bei D. parma zwischen reifen Sporen, in sehr geringer Anzahl beobachten können.

Eine gute Zeit
Gelbfieber & Co


Gerd

#5
Hallo Andreas,

Zitat von: mollisia am 12. April 2012, 12:03
ich habe G. parma hier ums Eck standorttreu seit drei Jahren. Ist zwar nur eine kleine Bachschlucht, aber kann man schon als Auwald bezeichnen. Massenvorkommen von Märzenbecher, dazu Bärlauch. An Bäumen gibts da vor allem Esche, Ahorn und Linde. Die G. parma wuchs bei mir an Linde, zusammen mit Polyporus badius. Letztes Jahr wurde sie nicht reif sondern vertrocknete während des Reifens.

Deine vom Bild 6 hätte ich makroskopisch nie als G. parma erkannt. Meine waren richtig große Flatschen und wenn sie nicht auf Holz gewachsen wäre, dann hätte ich sie als Morchelbecherling angesehen. Erst als ich einen Fruchtkörper rausgenommen hab war der zemlcih deutliche Stiel zu erkennen, der vorher im Moos verborgen war.

- Im Ulmer Raum findet man "G. parma" (immer und nur an Laubholz bis hin zum Beginn der Finalphase der Zersetzung) regelmäßig in zwei Habitaten:

(1) Auwälder entlang der Iller (z.B. "Silberwald", ---> kennen Christoph und Rudi)
(2) Deutlich seltener in Gebieten mit Massenvorkommen von "Märzenbecher" und "Sarcoscypha jurana"

--->  Und sogar dieses Jahr, obwohl wir seit Ostern kaum Niederschläge hatten!!!
-----------------------

- Die von dir angegebene Größe kann ich nicht bestätigen.
---> Denn  Durchmesser über 8cm konnte ich bisher noch nie feststellen.

- Eine Verwechslung im Feld mit "Disciotis venosa" (Flatsch-Morchel) halte ich für sehr unwahrscheinlich, da diese Art nicht an Holz wächst und einen deutlichen Chlorgeruch hat.

- Eine Verwechlung mit "Gyromitra ancilis" (Größter Scheibling), auch eine im Ulmer Raum häufige Art, ist eher denkbar, wenn man nicht darauf achtet, dann diese Art Nadelholz (Fichte), bevorzugt Finalphase und Wurzelbereich,  besiedelt und bei uns Auwälder meidet und Fichtenforsten bevorzugt.

- Und wenn man es genau wissen will reicht bereits ein kurzer Blick in's "Scharfe Auge" (Mikroskop), da beide Arten bei Sporenreife (*) deutlich unterschiedlich ausgeprägte Sporenpole haben.

(*) Doch Vorsicht ist angebracht: Nicht völlig ausgereifte Sporen von "G. parma" (haben gerade erst "K. Keck" und "P. Hausmann" bei einem Fund vom 1. Mai beobachtet) zeigen an den Polen eine (allerdings nicht gekrümmte) Ausstülpung, die sich erst einige Tage später, wie zu erwarten, in mehrere "Schwänze" gesplittet hatte.

Grüße
Gerd

         


mollisia

Hallo Christoph,

ich habe G. parma hier ums Eck standorttreu seit drei Jahren. Ist zwar nur eine kleine Bachschlucht, aber kann man schon als Auwald bezeichnen. Massenvorkommen von Märzenbecher, dazu Bärlauch. An Bäumen gibts da vor allem Esche, Ahorn und Linde. Die G. parma wuchs bei mir an Linde, zusammen mit Polyporus badius. Letztes Jahr wurde sie nicht reif sondern vertrocknete während des Reifens.

Deine vom Bild 6 hätte ich makroskopisch nie als G. parma erkannt. Meine waren richtig große Flatschen und wenn sie nicht auf Holz gewachsen wäre, dann hätte ich sie als Morchelbecherling angesehen. Erst als ich einen Fruchtkörper rausgenommen hab war der zemlcih deutliche Stiel zu erkennen, der vorher im Moos verborgen war.

beste Grüße,
Andreas

Rudi

Hallo Christoph,
nicht traurig sein.
Ich hab parma auch nur einmal gesehen und die auch nur mit (?).
Dafür stand sie aber zusammen mit fastigiata und gigas (die beide in rauen Mengen) sowie dem Tulpenbecher in einem Laubwald auf einem Hügel.
Leider nicht in Bayern...
http://www.pilzseite.de/Pilzgalerie/Gyromitra/parma/FrameSet.htm

LG Rudi
Medicus curat, natura sanat (Während der Arzt kuriert, heilt die Natur-auch ihn)

Christoph

Servus beinand,

*schnief*, niemand schreibt was zu Gyromitra parma. Zu selten oder zu banal?

Ich habe - dank Peter W.'s Link (http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,1128.msg16175.html#msg16175) im anderen Gyromitra-Thread - die Antwort gefunden (sage ich mal so). Denn in Van Vooren & Moreau (2009) - Essai taxinomique sur le genre Gyromitra Fr. sensu lato (Pezizales) 4. Le genre Gyromitra Fr., sous-genre Caroliniana. Ascomycete.org, 1 (2): 15-20 kann man auf Seite 19 über Gyromitra parma lesen:

Espèce présentant des spores caractéristiques, dont l'ornementation est constituée d'un réseau net et dont l'apex est très épineux. Elle pousse sous feuillus, notamment le hêtre (Fagus), ou dans des forêts composées de diverses essences.

Wenn Gyromitra parma also auch unter/bei/an Buche wächst, dann ist eine Bindung an Auwälder also nicht zwangsläufig. Das heißt aber, dass man in diversen Laubwaldgesellschaften nach dieser Scheibenlorchel schauen kann.

Wie selten ist sie wirklich? Oder schauen zu wenig Pilzfreunde in der Morchelzeit auf Scheibenlorcheln?

LG
Christoph
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Christoph

#1
Hallo zusammen,

heute war ich mit dem Hund in einem Laubwald über Kalk unterwegs. Wer sich im Raum München auskennt, weiß, wo Holzhausen bei Schöngeising liegt. Ich war in einem Laubwald mit Hainbuche, Eiche, Buche unterwegs und mir fielen die üppigen (aber noch nicht blühenden) Aronstäbe auf. Der Wald liegt am oberen Bereich eines Moränenhügels, ist also nie überflutet, der Boden scheint aber eine gewisse Feuchtigkeit zu speichern.

In einem kleinen Bereich stehen einzelne, eingestreute, alte Pappeln und dazu gehörig auch verrottende Pappelstämme am Boden. Auf einem der Stämme fand ich junge "Becherlinge":









(Fotos wieder mit dem Handy, da keine Kamera zur Hand gehabt - wollte ja nur Gassi gehen ^^)

Rein optisch sehen sie ein bisserl aus wie Gyromitra parma, die ich bislang nur im Silberwald bei Neuulm und in Bregenz am Bodensee gesehen habe.

Hier drei Vergleichsbilder vom Silberwald, definitiv bestimmt:








Ich hab einen Becherling mitgenommen - und wie schon erwartet: noch nicht einmal junge Asci zu sehen. Die werden ja immer erst so spät reif...

Ich vermute also nur Gyromitra parma, weiß es noch nicht genau (nicht, dass es eine noch junge Peziza micropus ist oder ähnliches...). Ich werde im Laufe der nächsten Wochen immer wieder mal vorbei schauen und dann nen alten Schlappen ernten.

Jedenfalls wäre das ein Fund, der unabhängig von einem Gewässer (ob stehend oder fließend) gemacht wurde. In der Onlinekartierung ist noch ein Fund von Peter Karasch aus Keferloh (östl. von München) an Birke eingetragen.

Ist mein bisheriger Eindruck, es handle sich bei Gyromitra parma um einen Auwaldpilz, verkehrt und die Art kommt vielleicht in viel mehr Laubwaldgesellschaften vor? (Unabhängig von meinem voreiligen Bestimmungsversuch)

LG
Christoph
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