Forum der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft

Allgemein => Expertenforum Mykologie => Thema gestartet von: Christoph am 23. Juli 2017, 02:09

Titel: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 23. Juli 2017, 02:09
Hallo zusammen,

der LBV Fürstenfeldbruck hat bei mir um die Ecke eine Kiesgrube und umliegende Flächen aufgekauft, um einerseits die Grube zu erhalten - dort laicht u.a. die Wechselkröte - und um andererseits die ehemalige Maerrasenvegetation neu aufzubauen. Vor 10 Jahren wurde der Oberboden abgetragen, Kies aufgeschüttzet und dann von nahegelegenen Trockenrasen Mähgut aufgebracht.
Das ist nun genau 10 Jahre her (im Juni 2007 begannen die Naturschutzarbeiten mit Bagger und Forstmaschine).

Hier findet man eine genaue Beschreibung des Historie der Trockenrasen in Rothschwaig: http://www.lbv-ffb.de/index.php/biotopschutz/halbtrockenrasen/522-hintergruende.html

Ich komme fast täglich auf meinem Weg von der Arbeit nach Hause quasi an der Fläche vorbei. Ich habe dem LBV FFB angeboten, dass ich diese (und eine weitere Fläche, über die ich einen eigenen Thread starten werde - eine Niedermoorfläche, die ich noch nicht besucht habe) bezüglich der Pilze ehrenamtlich kartieren würde, wenn Interesse bestehen sollte.

Interesse betseht natürlich von Seiten des LBV, denn mykologisch wurde dort noch nichts erhoben (leider auch kein Stand von vor der Renaturierung). Ich bekam problemlos und zügig von der Forstbehörde die Fahrgenehmigung (die Zufahrt ist gesperrt) und habe nach zwei Ultrakurzbesuchen zum ersten Ansehen heute (inzwischen gestern) die Fläche ausführlich besucht und Fotos gemacht.

Pilze gab es natürlich fast keine, aber ein bisserl was geht immer.

Hier erstmal Fotos der Fläche an sich.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14837;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14839;image)

Man sieht deutlich die Kiesgrube. Die Magerrasen neben der Grube liegen zum Glück etwas erhöht über dem Niveau der Wirtschaftswiesen der Lichtung Rothschwaig (jetzt auch braun wegen der Dürre, sonst eher saftig grün).

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14841;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14843;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14845;image)

Hier ist der Tümpel, in dem die Wechselkröte laicht - und siehe da, er ist völlig ausgetrocknet. Wer hätte das gedacht?

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14847;image)

Und nun die Pilze...

Ohne Foto: Microstroma album - im Gebiet häufig an der Blattunterseite lebender Eichenblätter (Quercus robur).

Erisyphe alphitoides - an jungen Stieleichen, die Blätter weiß überziehend, noch ohne Kleistothecien (wenn vorhanden, mache ich einen Beleg und mikroskopiere hinein).

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14849;image)

Natürlich findet man dort, wo Ahorn steht, auch den Runzelschorf:

Rhytisma acerinum an Blättern von Acer pseudoplatanus (Bergahorn) - noch im Jungstadium

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14851;image)

Schließlich fand ich an Euonymus europaeus (Pfaffenhütchen) eine Peniophora. Es war eigentlich klar, dass sie steril ist, aber irgendwas muss man ja mitnehmen. Und siehe da - steril. Es dürfte nur die omniphage Peniophora cinerea sein, aber ich werde in einer günstigeren Witterungsperiode nochmal was mitnehmen.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14853;image)

Auch Xanthoria perietina ist ein Pilz, ein lichenisierter. Jetzt kenne ich mich mit Flechten nicht wirklich aus, die Gattung Xanthoria ist aber leicht kenntlich. Und die Artbestimmung auch halbwegs einfach. Ich habe mich hier an Lindblom et al. (2005): Xanthoria aureola in Norway and a key to the species of Xanthoria s. str. in Scandinavia. Graphis Scripta 17: 12–16. gehalten und kam bei Xanbthoria parietina raus. Hier an Crataegus. Physcia war auch überall, aber da habe ich jetzt noch nicht die Art zu bestimmen versucht. Flechtenprasiten an Xanthoria oder Physcia habe ich noch keine gesehen (kann ja noch werden).

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14855;image)

Neben Pilzen gibt es eine Menge an Pflanzen - klar, aber ich will erst ein paar Tiere zeigen. Allen voran die Blauflügelige Ödlandschrecke, Oedipoda caerulescens.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14857;image)

Wenn sie flieht, zeigt sie ihre schönen, blauen Flügel. Die Blauflügelige Sandschrecke ist ähnlich, aber ihr fehlen u.a. die schwarzen Streifen auf den Hinterbeinen. Oedipoda caerulescens kann bräunlich bis grau gefärbt sein, hier ist sie grau.

Die obligatorische Streifenwanze, Graphosoma lineatum, darf auch nicht fehlen. Hier sitzt sie auf wildem Pastinak.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14859;image)

Und hier zwei Fliegen, die sich ausgiebig an einer Skabiosen-Flockenblume laben.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14861;image)

Pflanzen gibt es wie gesagt reichlich - schön ist, dass sich der Kreuzenzian, Gentiana cruciata, angesiedelt hat - er fängt gerade an zu blühen.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14865;image)

Die Karthäusernelke ist jetzt schon fast durch. Das leuchtende Tiefrot der Blüten speichert meine Digitalkamera leider nicht richtig ab. Ich habe versucht, etwas nachzubearbeiten.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14869;image)

Und hier sieht man eine alte Clematis - da werde ich beizeiten nach Cortis suchen - es gibt ja eigene Arten an Clematis.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14867;image)

Ansonsten habe ich pilzlich noch eine Hyphodontia (cmakroskopisch "geraten") gesehen, die ich vor Ort ließ - da warte ich ab, bis es wieder feucht ist und sie Sporen bildet.

Ich fange das Projekt in aller Ruhe an und nehme mit, was ich finden kann bzw. was ich auch bearbeiten kann. Die Phytoparasiten wären sicher ein ganz eigenes Thema. Oder Nabelinge, Rötlinge, Risspilze, die ich dort erwarte. Ganz zu schweigen von den diversen Ascomyzeten, die an Stengeln, Blättern der diversen Pflanzen dort erscheinen dürften.

So habe ich diese dunklen "Dinger" mitgenommen, die auf dem Boden des ausgetrockneten Tümpels erschienen. Zum Grüßenvergleich - das Blatt rechts oben ist ein Eichenblatt.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14863;image)

Pilzliches ist enthalten, aber auch einzellige Grünalgen, sodass es eine Flechte sein dürfte - sie wird es wohl aushalten müssen, wenn sie wieder unter Wasser steht. Auf alle Fälle war das Objekt steril.

Und viele "Pyrenomyzeten" - ich habe eine cf. Diatrype an Crataegus (cf.) gesehen, aber auch vor Ort gelassen, da jetzt das meiste einfach unreif ist.

Für Expertenhilfe wäre ich dankbar (falls mal jemand mitgehen will - z.B. Ascomyzeten-Kenner usw.). Jedenfalls werde ich hier immer wieder mal Updates geben.

Soweit erstmal - liebe Grüße in die Runde,
Christoph

Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 23. Juli 2017, 02:13
Da man nur 10 Bilder pro Beitrag hochladen kann, hier die weiteren (die ich dann in den Erstbeitrag einbaue)

LG
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Hias am 23. Juli 2017, 10:11
Servus Christoph,

schaut interessant aus, diese Fläche, und ist ja auch recht leicht zu erreichen.
Da können wir ja mal eine Exkursion organisieren, wenn's ein bissl feuchter ist.

Grüße
Hias
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: blacky am 23. Juli 2017, 14:45
Sehr schöne Bilder. Es ist immer wieder beeindruckend, was sich auf solchen Flächen alles entwickelt. U.a. die schönen Pflanzen und Insekten. Man kann schon aus diesen Bildern sehen, wie alles ineinander greift. Diese heute so seltene Vielfalt macht einfach Freude. Danke fürs Mitnehmen.
LG.
Thomas
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Peter P. am 23. Juli 2017, 15:23
Hallo Christoph,
sieht wirklich stark aus dieser Flecken. In der Regel finden etliche Gruppen kaum Berücksichtigung und wenn du etwas nicht zu frische Losung einsammelst (außer Mensch, Hund und Katz', Fischreiher) und nach Zeitlarn mitbringst, könnten da ein paar wenig bekannte aber sehr interessante Arten dazukommen. Übrigens gibt es auf Clematis auch wunderschöne Ascos, und auf Nadeln, Blättern, Grashalmen....
LG Peter.
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 23. Juli 2017, 18:59
Servus beinand  :)

@Peter: ich bringe gerne Köttelproben mit zur Tagung.

Jetzt bin ich grad am Mikroskop und werde noch ein bisserl hier sitzen müssen. Ich habe nämlich heute in Rothschwaig auf einer Xanthoria die erst im Januar 2017 neu beschriebene Capronia suijae Tsurykau & Etayo gefunden. Das dürfte dann wohl ein Erstnachweis für Deutschland sein.

siehe Tsurykau A, Etayo J (2017): Capronia suijae (Herpotrichiellaceae, Eurotiomycetes), a new fungus on Xanthoria parietina from Belarus, with a key to the lichenicolous species growing on Xanthoria s. str. The Lichenologist 49(1): 1–12


Später mehr davon.

LG
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 23. Juli 2017, 23:27
So, jetzt habe ich ein bisserl am Mikroskop verbracht.

Ich habe - wie schon zwischengemeldet - eine von "irgendwas" befallene Xanthoria parietina aufgesammelt, die an einem ansitzendem, aber abgestorbenen Ast einer solitätren Kirsche wuchs. Hier sieht man das Asterl in einer Großaufnahme.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14871;image)

Ich habe eigentlich Xanthoriicola physciae gesucht und dachte mir, dass die Apothecien der Xanthoria noch zu blass, nicht dunkel bis schwärzlich genug sind, aber aufgrund mancher dunkler Punkte auf den Apothecienscheiben das ganze dann doch aufgesammelt.

Xanthoriicola physciae
habe ich dann doch nicht gefunden, dafür einiges an Hyphen, diverse Sporen, einen nichtssagenden "Schimmel", den ich links liegen ließ, bis ich dann einmal vesehentlich an einem Apothecium vorbei gescnitten hatte und den Thallus traf. Und siehe da, ich fand kleine Gehäuse, Durchmesser maximal 80 µm, die an der Spitze schwarze Haare tragen. Das sieht in etwas so aus wie Pyrenochaeta xanthoriae, der aber ein Coelomyzet ist, also im Gegensatz zu meinem Fund keine Asci bildet, sondern nur asexuelle Mitosporen.
Die Asci sind bitunicat, wobei im Alter die innere Wandschicht verschwindet und sie dann unitunikat aussehen. Die Sporen sind im Mirksokop grausschwärzlich, dreifach septiert und liegen ungeordnet übereinander im Ascus.
Ich habe als Sporengröße (bei einer ersten Messung) folgendes herausbekommen: 10,5-12(-12,5) x 4-4,75 µm - die Originalbeschreibung gibt (9,5–)9,9–11,2(–11,5)×(4,0–)4,2–4,6(–5,0) μm an, also um einen Mikrometer kürzere Sporen, was die Maximalwerte betrifft. Das passt ganz gut.

Die typischen, kugelförmigen Perithecien mit der Sporenform und -farbe sowie die Asci (Form, Sporenanordnung, zwei Wandschichten) passen bestens auf die Beschreibung von Capronia suijae (siehe einen Beitrag weiter unten).

Ich habe, nachdem ich zunächst absolut nichts passendes in meiner Literatur zu Pilzen an und auf Xanthoria nichts fand, vor mich los recherchiert und dann diesen aktuellen Artikel aus dem Lichenologist ausgegraben. Und was sah ich? Mikrofotos, die bestens zu meinem Fund passen - und das bei der neu beschriebenen Art an Xanthoria - wunderbar!

Da ich keine Mikroskopkamera habe, habe ich die Mikromerkmale und ein Pereithecium gezeichnet - wird für eine Publikation vorbereitet, deshalb zeige ich jetzt nicht die Scans.

Ich fand dann noch einen kleinen Becherling an einem alten Pastinak-Stängel.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14873;image)

Leider noch nicht wirklich reif - ich sah keine reifen Asci, aber ein paar Sporen (falls sie dazugehören), die 1-1,5 µm breit waren und so um die 10-12 µm lang. Die inkrustierten Randhaare (farblos hyaliine Auflagerungen) und die Paraphysen passen ganz gut auf Trichopeziza mollissima. Da aber unreif, lasse ich es als cf. stehen. Wenn es feuchter wird, werde ich wohl mehr davon auf den Pastinaken des Vorjahrs finden.

Und siehe da, ich habe einen Saflting gefunden, den ich gestern übersehen habe. Die Fruchtkörper waren aber völlig hinüber und haben die Hitze nicht überstanden.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14875;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=14877;image)

Der große Fruchtkörper lag genau so wie auf dem Foto kopfunter auf einem Stein (Stielbasis natürlich im Boden), der kleine Fruchtkörper hat mit seinem Hut gerade mal die Pflanzendecke durchdrungen, war aber auch schon kaputt.

Sporen gab's und Basidien und Tramahyphen der Lamelle - zusammen mit dem nicht schwärzenden Fruchtkörper und dem spitzen Hut kommt man leicht auf Hygrocybe acutoconica - hier in der 4-sporigen, schnallentragenden, also sexuellen Variante.

Dank des Fruchtkörpermangels habe ich auf die Xanthoria geachtet und damit einen Fund einer sehr neuen und nur von der Typuslokalität in Weißrussland bekannten Capronia suijae machen können. Ich schimpfe, glaube ich, nicht mehr über zu trocken-heißes Wetter  8)

LG
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 31. Juli 2017, 03:08
Servus beinand,

jetzt habe ich ganz frische Fruchtkörper von Hygrocybe acutoconica s.str. finden können - es ist zwar an einer anderen Stelle als die beiden Hitzeopfer, die ich bereits gezeigt habe, aber es ist das gleiche Biotop.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15059;image)

Die Bilder sehen sehr ähnlich dem, was Heilmann-Clausen et al. in ihrer Lactarius-Bearbeitung gezeigt haben.

LG
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 8. August 2017, 17:28
Gestern war ich wieder (aber nur kurz) unterwegs und habe zuerst zwei Eizelfruchtkörper kleiner Leptonien gesehen (mikroskopiert man, hat man keinen Beleg mehr), sie also stehen gelassen, um dann durch rote Farbtupfer belohnt zu werden:

Hygrocybe calciphila - an genau der Stelle, an der letzte Woche Hygrocybe acutoconica wuchs (bzw. ein alter Fruchtkörper davon war noch vorhanden).

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15141;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15143;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15145;image)

Auf einem der Trockenrasen außerhalb der Kiesgrube fand ich dann noch einen Rötling, der auf den ersten Blick wie ein Fälbling daherkam. Der brüchige und immer exzentrische Stiel und die alt rosa Lamellen zeigten dann klar Entoloma an. Im Gelände waren die Lamellenschneiden noch nicht oder kaum braun, eine Stunde nach dem Sammeln aber dann doch.
Durch die großen, geschnäbelten Cheilocystiden, die zwar bereits kollabierenden, aber noch erkennbaren Caulocystiden neben weiteren Mikromerkmalen, war die von Hias Dindl bereits vorgenommene Feldbestimmung als Entoloma excentricum s.str. dann bestätigt.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15147;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15149;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15151;image)

Die von Senn-Irlet & Woltsche (2002) - http://www.zobodat.at/pdf/OestZPilz_11_0029-0033.pdf -  festgestellten Pleurocystiden habe ich nicht finden können. Da aber auch die Caulocystiden bereits am Kollabieren waren, kann natürlich sein, dass sie (trotz Frischmaterials) ihren Turgor verloren haben. Die Schwammerl mussten auch erst im Kühlschrank übernachten, bevor ich sie mikroskopiert habe. Offenbar muss man Entoloma excentricum direkt und sofort unters Mikroskop legen.

Beide hier vorgestellte Arten passen perfekt zum Standort: Kalkschotter, Magerrasen, Trockenrasen.

LG
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Gernot am 11. August 2017, 21:21
Servus, Christoph,

deine Berichte über die Rothschwaig-Funde finde ich sehr interessant und hoffe, dass du den Fred auch weiterhin mit so schönen Beiträgen füttern wirst.  :)

Zum gemeinsamen Vorkommen von H. calciphila und E. excentricum kann ich vielleicht noch berichten, dass ich diese beiden Arten aus einem Naturschutzgebiet beim Hochschwab ebenfalls vergesellschaftet kenne. An den dortigen Kalkschuttflächen ist H. calciphila z. T. ein richtiger Massenpilz. Entoloma excentricum wächst nicht ganz so zahlreich aber doch regelmäßig bei Pinus sylvestris und Dryas. Weitere Massenpilze auf diesen schottrigen, wenig bewachsenen Flächen sind Inocybe fuscomarginata und Thelephora caryophyllea – vielleicht kommen dir die ja auch noch unter. Hygrocybe acutoconica hab ich bei den Fundstellen von H. calciphila und E. excentricum übrigens auch schon gefunden.

Hier noch ein Foto vom letzten Jahr:

(http://i67.tinypic.com/9k9qpi.jpg)

Schöne Grüße
Gernot
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 12. August 2017, 13:18
Servus Gernot,

freut mich, dass dir der Thread gefällt.  :)
Ich werde natürlich sehr gerne weiter mit Updates interessante Arten vorstellen, die ich gefunden habe. Ja, Inocybe fuscomarginata erhoffe ich auch - in der Fröttmaninger Heide (nördlich von München, nahe der Allianz-Arena) wachsen auch die von dir genannten Arten beisammen (ebenfalls Kalkschptterböden, ehemaliger Truppenübungsplatz).
Ich habe einen kleinen Risspilz gefunden (jetzt schon zweimal), den ich nach einem Bestimmungsversuch an Ditte geschickt habe. Scheint was neues zu sein (sie hat bisher nur eine entsprechende Aufsammlung aus einem sehr ähnlichen Habitat), weshalb ich davon keine Bilder zeige (sind für die mögliche Publikation).

Hygrocybe acutoconica bildet jetzt einen regelmäßigen Aspekt aus (steht "überalle"). Ich zeige später weitere Fotos. Witzigerweise waren die gelben zweisporig und die orange gefärbten viersporig.

LG
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 12. August 2017, 16:10
So und nun zwei Fotos als Update...

Ich habe rein gelbe Saftlinge mitgenommen, die ich makroskopisch als Hygrocybe acutoconica s.l. angesprochen habe:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15201;image)

Interessanterweise waren die rein zitonengelben zweisporig (natürlich schnallenlos) - die Sporen sind länger als bei der viersporigen Variante, genau so, wie von Boertmann beschrieben. Die Sporen sind ca. 11,5-14,5 x 5,75-6,5(-8,5) µm groß. Manche Sporen sind so breit, dass man fast an Hygrocybe acutoconica var. konradii denken könnte, aber dafür sind es zu wenige. So bleibt es bei Hygrcoybe acutoconica var. acutoconica als zweisporige Ausprägung (asexuelle Fruchtkörper).

Hier noch ein aktuelles Foto der kleinen Nabelinge, die mehrere Quadratmeter überziehen (vergleiche http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,1560.0.html):


(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15203;image)

Wieder ist ein gewisser Rotton in den Fruchtkörpern zu erkennen. Die Sporen waren wieder zu breit für Omphalina pyxidata s.str., sodass ich bei Omphalina cf. rivulicola bleibe, bis ich Sequenzdaten habe.

LG
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 15. August 2017, 02:30
Und noch ein Update - ein für solche Habitate typischer Risspilz: Inocybe dulcamara. Er gehört zur Untergattung Mallocybe (die meines Erachtens Gattungsrang verdient - bzw. aufgrund der Ergebnisse, die Ludwig Beenken in siner Diplomarbeit über die Mykorrhizen der Gattung Inocybe herausgefunden hat).

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15283;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15285;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15287;image)

Makroskopisch sehen sich da mehrere Arten doch recht ähnlich und mikroskopisch sind sie etwas unspektakulär. Sporenmaße, Cystidenform und Makroskopie passen hier aber sehr gut auf die wohl häufigste Art dieser Untergattung.

LG
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 25. August 2017, 00:00
Hallo zusammen,

am 23.8.2017 war ich wieder im rothschwaiger Trockenrasen unterwegs - und siehe da, es gab (logischerweise) neue Arten. Ich fange aber erstmal mit etwas Bekannten an: Hygrocybe acutoconica. Sie sprießen noch immer auf der gesamten Fläche. Es gibt sie in groß, mit Orangetönen und 4-sporigen Basidien auf der Fläche und zudem kleiner, rein gelb und mit einem jung auffallend opaquen Hutbuckel.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15475;image)
Hier steht ein schön gefärbtes, orangehütiges Prachtexemplar mitten im Schotter des Kiesgrubenhangs.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15477;image)
Und hier sieht man, dass das Epitethon "acutoconica" passend gewählt wurde. Diese Zipfelmützenform sieht man auch immer wieder.

Ich habe diesmal routinemäßig ein paar Winzlinge mitgenommen (nicht, dass das doch was anderes ist) und siehe da: wieder die 2-sporige H. acutoconica.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15479;image)
Hier sieht man die glasig-opaque Hutmitte/Papille gut.

Dann habe ich als "neue" Art (bin ja erst einen Monat aktiv auf der Fläche, da ist fast alles noch neu) einen schwärzenden Gattungskollegen gefunden. Makroskopisch klar - Lamellen nicht rot, sondern blass gelb, Hut aber mit zwar gebrochen-schmutzigen Rottönen, aber eben mit Rottönen - insofern eine klassische Hygrocybe conica:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15481;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15483;image)

Und siehe da, 2-sporige Basidien, keine Schnallen, also die "klassische", asexuelle Form. Eins war aber dann doch interessant an der Aufsammlung. Ich weiß ja, dass die Sporenmaße bei Hygrocybe conica recht variabel sind (Artenagregat oder eine extrem plastische Art?). Ich bekam hier heraus:
(8,75-)10,0-11,0-12,5 x (6,25-)7,5-8,6-9,75(-10,25) µm
und Q = (1,1-)1,2-1,29-1,4(-1,6)
Die Sporen sind teils also schon sehr nah an der Kugelform, auf alle Fälle sind sie auffallend breit elliptisch, extremer, als in meiner Literatur verzeichnet. So gibt Boertmann für den Durchschnittswert des Quotienten 1,5-1,9 an, ich habe 1,3. Ich habe es jedenfalls vermerkt und werde auch in Zukunft darauf achten. Die Art ist ja nicht gerade selten.

Soviel zu den Saftlingen. Ich mache dann gleich mit Rötlingen weiter...
LG
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 25. August 2017, 00:13
So, nun der eben angekündigte Rötlingsbeitrag. Entoloma excentricum ist noch da, aber nur noch vereinzelt, aber an mehreren Stellen im Gebiet. Dafür habe ich nach ein paar wenigen Schritten einen guten Bekannten aus Moor- und Feuchtwieden gefunden: Entoloma mougeotii - die Art hat eine recht breite ökologische Potenz, solange nicht aufgedüngt wird. Der deutsche Name "Schiefergrauer Zärtling" passt wunderbar, denn schiefergrau ist die Art. Jung zeigt sie aber deutliche Violettöne im Schiefergrau und ist dann richtig hübsch. Hier ein paar Fotos:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15485;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15487;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15489;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15491;image)

Und dann ging ich auf den hintersten Bereich der Flächen und musste aufpassen, wo ich hintrete. Es war ein regelrechter Aspekt der wunderschön grünen Entoloma incanum. Man könnte die Art farblich fast für einen Saftling halten. Der Gestank nach verbrannten Fingernägeln bzw. nach Mäusekot stört da gar nicht. Immer wieder gab es ganze Gruppen zu bestaunen, auch Einzelfruchtkörper - und das im Grün der Vegetation. Ich habe irgendwann aufgehört zu zählen. Es war beeindruckend.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15493;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15495;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15497;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15499;image)

Liebe Grüße,
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 25. August 2017, 00:34
Aller guten Dinge sind drei  ;D

jetzt zeige ich weder Saftlinge, noch Rötlinge, sondern einen Trichterling, einen Schirmling und einen Kartoffelbovist.

Zuerst der Trichterling. Ich hatte schon am 10.8.2017 zusammen mit Helmut Grünert einen weißen, etwas aromatisch-pilzlich riechenden, weißen Trichterling gefunden:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15501;image)

Ich kam mikroskopisch auf Clitocybe cf. phyllophila (vor allem wegen der HDS - die Hyphen zeigen die typischen, seitlichen, kurzen Auswüchse und bilden keine richtige Cutis, soondenr eher ein Tomentum). Leider ging der Sporenabwurf schief - ich sammelt im Regen und das Papier zog aus der Stielschnittfläche Wasser und färbte sich ein, sodass der Farbeindruck nicht zu prüfen war. Der Rest war schon auf dem Dörrex und der sporulierende Hut wollte nimmer.

Jetzt kam zum Glück ein neuer Schub an gleicher Stelle:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15503;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15505;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15507;image)

Diesmal klappte der Sporenabwurf und es zeigte sich ein recht deutliches cremegelblich - ob jetzt mit Fleischton oder nicht, hm, schwer zu entscheiden. So richtig rosa ist es nicht. Man kann es sich aber einbilden.
Die Sporen sind wie folgt:
(4,25-)4,5-5,1-5,75 x 3,0-3,4-3,75 µm
Q = 1,3-1,49-1,7
Die Sporen sind an der Seite des Apikulus abgerundet, nicht ausgezogen. Sie sind zudem näher am Apikulus am breitesten, also nicht rein ellipsoid. Dafür ist das dem Apikulus entgegengesetzte Ende der Spore oft etwas schmaler abgerundet bzz. minimal ausgezogen. Es gibt aber auch normal ellipsoide Sporen.
Sporentetraden sind mir nicht aufgefallen.
Die HDS ist nicht inkrustiert (nur wenige, farblose, winzige Kristalle).
Die Stielbasis neigt dazu, etwas felsichfarben zu werden und dei Lamellen stehen sehr dicht.

Passt alles eigentlich ganz gut für Clitocybe phyllophila. Mich verwirren nur die doch sehr dicken, groben, weißen Rhizomorphen.

Der Wuchsort liegt in der Nähe des Wiesenrandes, wo ab Mittag Bäume Schatten werfen - dort ist es also nicht so extrem trocken-heiß wie an anderen Stellen. Direkte Begleitarten waren Entoloma incanum, Entoloma excentricum und Hygrocybe conica.

Auf der selben Wiese, auch im Schattenbereich, fand ich dann noch einen Einzelfruchtkörper eines Schirmlings:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15509;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15511;image)

Auch hier war Entoloma incanum in direkter Nähe. Der Schirmling sah aus wie und roch wie ein Stinkschirmling. Und siehe da, es ist auch einer. Die HDS besteht aus keuligen Endzellen (hymeniforme HDS ohne lange Haare), die Sporen sind typisch geformt und auch die Maße passen: Sie gehen bis maximal 7 x 3,5 µm. Ich kannte die Art bisher eher als Nitratzeiger, aber offenbar ist es ein Ubiquist, der auch auf Magerstandorten wachsen kann.

Als letzten Fund zeige ich etwas ebenfalls eher Häufiges: den Leopardenfellbovist, Scleroderma areolatum:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15513;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=15515;image)

Die Peridie ist sehr dünn, im Schnitt rötet sie, die Hyphen schnallenlos, die Sporen ohne Netz, nur mit Stacheln (die nur teils etwas verbunden sind und nur in Ausnahmefällen wenige, einzelne Netzmaschen andeuten). Die größten Sporen, die ich fand, waren 14,25 µm im Durchmesser. Das ist etwas klein für die Art, aber noch deutlich größer als die sonst im Mikroskop recht ähnliche Scleroderma cepa.
Der Symbiodepartner ist eine Stieleiche, die auf der Fläche steht.

Soweit die Neuigkeiten aus Rothschwaig. Ich werde erst im September wieder auf die Fläche gehen können.

Liebe Grüße,
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Hias am 25. August 2017, 17:19
Servus Christoph,

so ein Mist, dass man bei einer Kartierung auch Trichterlinge mitnehmen muss, gell? :P

Aber Spaß beiseite, ich nehm die Teile ja auch immer mit. Allerdings mehr zum Beschreiben als zum Bestimmen, denn sichere Artnamen kommen nur selten dabei raus.

Du hast nichts zur Größe geschrieben, aber den Fotos nach zu schließen sind das eher kleine bis höchstens mittelgroße Pilze. C. phyllophila ss. Hias produziert tendenziell eher große Schlappen und bevorzugt feuchtere und humusreichere Waldstandorte (z.B. Erlenbruch, feuchter Fichtenwald). Meine Aufsammlungen hatten cremefarbenes, nie rosa gefärbtes Sporenpulver. C. rivulosa würde wohl besser zum Standort passen, die gibt es auch in Fröttmaning draußen, wo ja fast alles wächst, was du bis jetzt aus Rothschwaig gemeldet hast. Allerding gefallen mir die ausgebuchteten Lamellen nicht so recht für die Art. Du kannst ja mal mit den auf meiner Website dokumentierten Funden vergleichen:
http://www.interhias.de/schwammerlseiten/galerie/artenindex.html#C (http://www.interhias.de/schwammerlseiten/galerie/artenindex.html#C)

Grüße
Hias
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 26. August 2017, 21:56
Griass di Hias,

im Gegenteil - dank solcher Kartierungen überwindet man sich endlich mal und beschäftigt sich auch mit weißen Trichterlingen  ;D

Zitat... ich nehm die Teile ja auch immer mit. Allerdings mehr zum Beschreiben als zum Bestimmen, denn sichere Artnamen kommen nur selten dabei raus.

Ja, da hast du allerdings recht. Ich kann bei dem Fund auch erstmal nur ein s.l. dahintersetzen.

ZitatC. phyllophila ss. Hias produziert tendenziell eher große Schlappen und bevorzugt feuchtere und humusreichere Waldstandorte (z.B. Erlenbruch, feuchter Fichtenwald). Meine Aufsammlungen hatten cremefarbenes, nie rosa gefärbtes Sporenpulver.

Dann sind die Clitocybe phyllophila ss. Hias nicht Cl. phyllophila ss. Korhonen, der den Rosastich explizit berschreibt. Bei mir ist der aber wirklich nur schwach ausgeprägt.
An Clitocybe phyllophila s.l. glaube ich dennoch, denn deutlich gefärbtes Sporenpulver, zapfenartige Auswüchse an den HDS-Hyphen, die dichtstehenden Lamellen (die stehen schon sehr dicht) und die quasi fehlende Inkrustierung der HDS-Hyphen lassen mich nirgendwo anders hinkommen. Der Standort und die schmächtigen Fruchtkörper sprechen dagegen, das gebe ich natürlich zu  ;)

Makroskopisch sehen die Clitocybe rivulosa ss. Hias (http://www.interhias.de/schwammerlseiten/bestimmungen/2011/tricholomataceae/fotos/foto-019.JPG) natürlich sehr ähnlich - bis auf die herablaufenden Lamellen.

Ich werde ja mehr Kollektionen machen. Vielleicht kann ich auch einen Spezialisten dazu gewinnen, die Kollektion mal nachzubestimmen. Wer weiß, welcher Name dann rauskommt. Als sicher bestimmt sehe ich die Kollektion natürlich nicht an - das wäre vermessen bei weißen (oder anderen) Trichterlingen.

LG
Christoph



Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Peter P. am 30. August 2017, 00:31
Hallo Christoph,
da ist das Wort "Mist" gefallen. Bestimmst Du auch Arten auf selbigem, die kaum mit dem Auge zu erspähen sind ? Kannst ja nach Zeitlarn etwas Losung mitbringen, außer Hund, Mensch, Katz' und Fischreiher untersuche ich so ziemlich alles. Auch auf bajuwarischem Biber hatte ich schon eine Art, garnicht so einfach mit deren Hinterlassenschaften bei dieser Wasserspülung.
HG Peter P.
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 4. September 2017, 20:44
Servus Peter,

ich bin im Moment fern ab von der Kiesgrube im wunderschönen BayerWald in Heinzens Mykozentrum (Pilzberaterkurs der BMG). Und nein, noch habe ich nicht auf Köttel geachtet - wobei ich auffällige Sachen durchaus mitnehmen würde. Es gibt aber nur sehr wenige Köttel, da die Flächen gemäht und nicht beweidet werden. Manchmal scheint sich aber größeres, tierischen dorthin zu verirren. Falls ich was kötteliges finde, bringe ich es natürlich sehr gerne nach Zeitlarn mit  ;)

Liebe Grüße,
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 18. November 2017, 20:20
Servus beinand,

ich möchte nur ein kleines Update beisteuern... Endlich konnte ich mal wieder raus in die Rothschwaig. Die Hauptsaison habe ich ja leider krank verpasst.

Jedenfalls habe ich neben Cuphophyllus colemannianus, der nicht mehr fotogen war, die üblichen weiß-cremefarbenen Ellerlinge gefunden:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16518;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16520;image)

Cuphophyllus ochraceopallidus - erkennbar an dem cremeockerlich-blassbräunlichen Hut. Zudem kenne ich den nur recht schmächtig und zierlich, während Cuphophyllus virgineus (s.str.). auch sehr kräftig sein kann. Letzterer wächst quasi überall, wo nicht zu viel Dünger ist, ist bodenvag (sauer und basisch), während ich C. ochraceopallidus nur von Kalkmagerrasen kenne (werde da aber gerne eines Besseren belehrt).

Jetzt gibt es das Problem, dass Cuphophyllus cereopallidus älter ist (als Caramophyllus beschrieben) und ähnlich aussehen soll. Vielleicht sind sie auch Synonym, denn müsste das, was ich hier zeige, C. cereopallidus heißen.
Laut Originalbeschreibung hat C. cereopallidus auffallend kurze Basidien, was bei meinem Fund nicht der Fall war. Aber wie variabel sind die Basidiengrößen bei Cuphophyllus? Laut Boertmann soll C. cereopallidus mehr ins Gelbe gehen. Dann beschreibt Bon in seiner Hygrophoraceen-Arbeit (dem Schlüssel) C. ochraceopallidus als trockenhütig, was Boertmann als ein davon getrenntes Taxon ansieht.

Man sieht, selbst so was "klares" wie die weißen bis weißlichen Ellerlinge sind noch nicht geklärt, was Artabgrenzung und Artkonzept angeht.

Bei meinen Funden fällt eine recht große Variabilität der Hutfarbe auf. Sie sind jung rein weiß, bekommen dann einen blassbräunlich-cremefarbenen Fleck in der Mitte, um schließlich mehr oder weniger einheitlich cremebräunlich zu werden. C. fuscescens schließe ich aber aufgrund der Sporenmaße aus (der hätte längere Sporen).

Liebe Grüße,
Christoph

P.S.: der weiße Trichterling bekommt vermutlich doch noch einen Namen - ich gebe mittlerweile Hias völlig recht, dass es nicht Cl. phyllophila s.str. ist. Ich bin da noch am Werkeln und werde, wenn ich über den Winter fertig bin (oder nächstes Jahr nochmal Nachschub gesammelt habe und dann nochmal alles frisch mikroskopiere) noch Spezialistenhilfe suchen  ;)
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Rudi am 21. November 2017, 18:45
Servus Christoph,

"meine" ochraceopallida ist deutlich kräftiger, der Hut 3-5cm DM mit kräftiger Zeichnung, auch der Stiel ist dicker als 5 mm.
Gerade war ich nochmal bei meine Fundstelle, leider gabs grad davon nix mehr :'(
Deshalb kann ich nur die alten Bilder anbieten:
http://pilzseite.de/Pilzgalerie/Hygrocybe/ochraceopallida/FrameSet.htm

Die meisten Schwammerl hatte schon einen frostigen Hau mitbekommen. Schön waren noch ein Paar Fliegenpilze, viele Wiesen- sowie Jungfernellerlinge Anistrichterlinge, Clavaria kunzei und einige Galerinchen.

LG Rudi
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 21. November 2017, 19:14
Servus Rudi,

so kräftig und robust kenne ich Cuphophyllus ochraceopallidus nicht. Auch ist die Hutoberfläche seltsam marmoriert. Sporen- und Basidienmaße passen aber?
Ellerlinge sind übrigens definitiv keine Saftlingen. Das hat mittlerweile auch Boertmann eingesehen.

Wenn deine Kollektion C. ochraceopallidus ist, wäre dieser Ellerling sehr variabel. Gut, warum auch nicht?

Danke für die Rückmeldung  :)

Liebe Grüße,
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Gernot am 21. November 2017, 23:59
Servus in die Runde,

ich bin ähnlich skeptisch wie Christoph was Rudis Fund betrifft – bei dieser Hutoberfläche (und auch vom Habitus her) denke ich eher an Cuphophyllus pratensis inkl. var. pallidus bzw. C. berkeleyi oder wie auch immer man die hellen Kollektionen nennen möchte.

Einen Fund von heuer, den ich Cuphophyllus (virgineus var.) ochraceopallidus getauft habe, hänge ich an. Er passt m. E. gut zur Abbildung im Boertmann und stammt auch von einem Kalktrockenrasen. Die Fruchtkörper waren aber nicht gerade schmächtig, insofern halte ich das eher für kein brauchbares Unterscheidungsmerkmal zu C. virgineus. Vor ein paar Tagen ist mir übrigens aufgefallen, dass ich wohl noch gar kein Foto vom echten Jungfern-Ellerling gemacht habe – so ist das mit den "banalen" Schwammerln. :-X

Mit C. cereopallidus habe ich mich bislang übrigens noch nicht näher beschäftigt und auch eine mikroskopische Untersuchung der oben erwähnten bzw. unten gezeigten Kollektion steht noch aus.

Schöne Grüße
Gernot
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 23. November 2017, 20:18
Servus Gernot,

Cuphophyllus pratensis s.l. passt gut zu Rudis Fund. Ich selbst bin mir nicht sicher, welchen Status Cuphophyllus ochraceopallidus verdient. Auf meiner Wiese finde ich optisch Übergänge von rein weiß zu weiß mit etwas ockerblasser Mitte hin zu deutlich durchgefärbt auf engstem Raum.

ZitatDie Fruchtkörper waren aber nicht gerade schmächtig, insofern halte ich das eher für kein brauchbares Unterscheidungsmerkmal zu C. virgineus.

Aber dünnfleischig waren sie schon?! Und wie groß war der große Fruchtkörper?

Gestern war ich wieder unterwegs in Rothschwaig - das Wetter musste ich einfach ausnutzen. Es war dermaßen warm durch den Föhn, dass ich keine Jacke mehr braucht - sehr angenehm.

Die Kalkschotterflächen waren immer noch voll mit Pseudoclitocybe expallens, den ich hier ein bisserl vorstellen möchte. Wenn die Hüte sehr durchnässt sind, können sie ziemlich dunkel sein, fast schwarz und sind dann eigentlich kaum von Pseudoclitocybe cyathiformis zu unterscheiden. Verlieren sie aber die Nässe und sind normal durchfeuchtet, sind die viel blasser und vor allem deutlich durchscheinend gerieft. Hierbei behalten sie einen sehr dunklen, zentralen Fleck - meist mit winzigem Buckel. Trocknen sie dann weiter ab, so zeigen sie eine sehr starl ausgeprägte Hygrophanität.
Frisch riechen sie teils nach fast nichts, sobald sie aber etwas in einer Schachtel waren, riechen sie sehr stark nach reiner Blausäure, also wie ein Mönchskopf.

In Rothschwaig bildet Pseudoclitocybe fast einen Aspekt. Letzte Woche waren es sicher über Hundert Fruchtkörper - jetzt sind es zwar weniger, aber immer insgesamt noch sehr viele.

Hier eine kleine Fotostrecke...

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16583;image)
Blasser Hut, dunkle Mitte mit kleiner Papille und deutlich durchscheinend gerieft - typisch für noch feuchte Hüte.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16585;image)
Links ein bereits fast abgetrockneter Fruchtkörper - der Hut ist dann sehr hell.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16587;image)
Eine Dreiergruppe und erneut mit dieser typischen, fast schwarzen Hutmitte mit Papille.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16589;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16591;image)
Hier sieht man, wie der Hut abzutrocknen beginnt und deutlich hygrophan reagiert - in zentrifugalen Streifen.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16593;image)
Junger, noch sehr dunkler Fruchtkörper - sehr stark durchfeuchtet.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16595;image)
Noch jüngerer Fruchtkörper ("Baby") und schon deutlich gerieft.

Liebe Grüße,
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 23. November 2017, 20:44
Servus beinand,

neben Pseudoclitocybe expallens (siehe einen Beitrag weiter unten) habe ich noch ein paar Schwammerl mehr gefunden. Drei davon will ich gerne vorzeigen.

Sehr gefreut habe ich mich über Arrhenia spathulata - ich habe diese Arrhenia noch nie selbst gefunden. Gestern war es soweit. Laut Pilze-Deutschland gibt es nur einen Fundpunkt in Südbayern, aber die Karten sind da leider nicht unbedingt aktuell (es fehlen auch die Krieglsteiner-Punkte).

Die Art ist leicht bestimmbar: Stiel praktisch ganz reduziert, Lamellen nur aderig, Hut frisch grau (nur trocken hell), keine Schnallen (etc.). Kann ein Mooskenner den Wirt eventuell bestimmen?

Hier die Fotos:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16597;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16599;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16601;image)

Die zweite Art ist sehr häufig und auch leicht kenntlich: Galerina clavata - sie hat keine Schnallen, die Sporen haben keine Plage, sind aber stark warzig, dafür kaum bis nicht dextrinoid (häublingsuntypisch), dann die entfernt stehenden Lamellen und fehlender Mehlgeruch und -geschmack. Die Cheilocystiden sind deutlich kopfig. Ähnlich ist nur Galerina heterocystis.

Galerina clavata kommt truppweise auf meiner "Ellerlingswiese" in Rothschwaig vor, aber nicht im Steinbruch (dort zu wenige Moose?).

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16603;image)

Aller guter Dinge sind drei - noch ein Weichritterling. Da ist die Bestimmung ja immer so eine Sache. Die Cheilocystiden sind teils brennhaarartig, aber mit recht breitem Kopf, teils auch septiert, aber es kommen auch recht große Cystiden vor, die graduell breiter werden. Die Zuordnung ist also nicht ganz klar. Pleurocystiden gibt es, aber nur sehr vereinzelt. Diese sind eher brennhaarartig, aber der kristalltragende Hals ist hier auch um die 4 µm dick. Die Sporen sind warzig mit einzelnen Graten, also verbundenen Warzen, aber nicht netzig-gratig.
Das Stielfleisch ist in der Stielbasis fast schwarz und nach oben hin immer heller werdend. Der Geruch ist seltsam. Ich habe Lakritzgeruch wahrgenommen, später wurde es eher ein Geruch in Richtung Sauerkraut - etwas seltsam. Der Geschmack hingegen war banal pilzartig.
Der Stiel ist sehr fein längsrillig, unter der Lupe oben deutlich bepudert.
Ich komme hier beim Schlüsseln mit Bon bei Melanoleuca kuehneri raus. Ob's wirklich stimmt, weiß ich natürlich nicht sicher. Zumindest wäre die Art praticol (nicht ausschließlich, aber durchaus). In Kalkmagerrasen - hier zwar so gut wie ohne Gräser - wird es ja nicht soooo viele Weichritterlinge gben?!

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16605;image)

Kann jemand die Bestimmung halbwegs bestätigen oder widerlegen/anzweifeln?

Liebe Grüße,
Christoph

Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Rudi am 25. November 2017, 16:44
Servus Christoph,

Auch bei uns gibts ähnliches. Neben Arrhenia spathulata gibts auch reichlich Omphalina rickenii und einige Galerinchen, die ich aber noch nicht genauer untersucht habe.
Weichritterlinge sind allerdings auf den Kalkmagerrasen zur Zeit reichlich vorhanden. Auch da hab ich noch nicht hineingeschaut- früher bin ich allerdings schön öfter beim Schlüsseln gescheitert...
Als Beispiel 5 Aufsammlungen

LG Rudi
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 21. Dezember 2017, 19:47
Servus Rudi,

mittlerweile sind alle Weichritterlinge auf der Rothschwaiger Wiese dem Frost zum Opfer gefallen. Tapfer sind die Pseudoclitocybe expallens - sie waren lange durchgefroren und stocksteif, sind mittlerweile aufgetaut und leben zum großen Teil noch. Nur sind sie jetzt nicht mehr gerieft, da die HDS durch den Dauerfrost dort im Schatten am Boden nen Schlag abbekommen hat.

Gestern war ich wieder unterwegs und habe dafür ein paar neue Arten finden können.

Wenn auch nicht sooo selten freue ich mich dennoch über Illosporiopsis christiansenii.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16846;image)

Ich habe diesen Flechtenparasiten bisher nur auf Physcia gehabt. Damit ist das für mich der Erstfund an Xanthoria (aber nur für mich selbst, denn er ist natürlich auch von Xanthoria bekannt). Wir haben ja auch einen eigenen Illosporiopsis-Thread, auf den ich hier natürlich auch gerne querverweise: http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,499.0.html

Dann habe ich, jetzt aber wirklich auf Physica, noch etwas rosaliches gefunden. Im Gegensatz zu Illosporiopsis, der zu den Ascomyzeten gehört, handelt es sich jetzt um einen Basidiomyzeten. Ich hatte leider beim Fotografieren die größeren Bulbillen übersehen, man sieht hier nur links oben am Rand des Rosalichen Überzugs zwei kleine Bulbillen.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16848;image)

Ich habe im Mikroskop sogar eine Basidie gesehen, die ziemlich gut auf Marchandiomyces aurantiacus passt. Ich hatte aber wenig Zeit, genauer zu mikroskopieren. Es gibt ja mittlerweile noch weitere rosa Cortis (i.w.S.) an Flechten. Das läuft zum Glück nicht weg.

Lamellenpilze gab es bis auf die Pseudoclitocybe kaum noch. Es standen die letzten Mohikaner der Galerina clavata herum (ich habe ehrlich gesagt nur noch einen Fruchtkörper gesehen, aber ich habe nicht die ganze Wiese auf allen Vieren abgesucht). Dafür habe ich Tubaria hiemalis gefunden - mit ganz typischen, deutlich kopfigen Cheilozystiden.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16850;image)

Allerdings waren die Fruchtkörper auch schon vom Frost mitgenommen, was man hier gut sieht. Ach ja, ich habe auch noch die letzten Mäuseaschwanzrüblinge gesehen - Baeospora myosura (aber nicht fotografiert).

Was jetzt aber in Massen sprießt (und bereits reif ist): Phragmotrichum chailletii an Fichtenzapfen.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16852;image)

Wer gerne mikroskopiert, muss sich den mal anschauen. Die Sporenketten sind sowas von grandios!

LG
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 25. Dezember 2017, 21:11
Servus zusammen,

ich möchte noch zwei Pilze nachtragen, die ich noch im November gefunden hatte. Beide sind ziemlich banale Arten, jedoch war ich trotzdem sehr erstaunt, die erste der zwei in Rothschwaig finden zu können.

Es geht um den Butterpilz, Suillus luteus. Klar, Kiefern stehen dort ja, aber ich selber habe noch nie auf Kalkschotter Butterpilze gefunden. Ich kannte sie bislang nur von sauren Böden. Die Bestimmung ist ja unzweifelhaft, denn der Hut zeight die typische eingewachsene Radialfaserigkeit unter dem Schleim und der Ring ist auch vorhanden, auch wenn er teils sehr tief hängt und teils am Hutrand hängen geblieben ist. Das schleimige Velum universale ist aber klar und deutlich.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16861;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16863;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16865;image)

Der andere Pilz wächst auch jetzt noch - das Mäuseschwänzchen, Baeospora myosura. Die winzigen, amyloiden Sporen sichern die Bestimmung sehr einfach ab.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=16867;image)

Vermutlich gehe ich morgen nochmal raus auf die Wiese - falls ich was nettes finde, gibt es dann nochmal ein Update (aber ohne Schmierröhrlinge, denn die sind durch, davon liegen nur noch Leichen herum).

Liebe Grüße,
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Hias am 26. Dezember 2017, 07:18
Servus Christoph,

ich selbst kannte Butterpilze bis vor einigen Jahren nur aus den stocksauren "Preiselbeer-Wäldern" im Norden Russlands, bis ich sie dann in der Fröttmaninger Heide auf Kalkschotter fand. Dort treiben sie sich regelmäßig herum.

Grüße
Hias
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 26. Dezember 2017, 11:27
Griass di Hias,

das passt vom Habitat ja perfekt zusammen. So kann man sich irren, denn wie gesagt war der Butterpilz für mich bisher nur ein Pilz saurer Böden. Danke für den Input  :)

Liebe Grüße,
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Rudi am 26. Dezember 2017, 12:07
Servus Christoph und Hias

Ich hab auch grad mal nachgeschaut, ob ich meinem Gedächtnis noch trauen kann...
Aber stimmt: auch hier auf Kalk finde ich S.l. regelmässig, allerdings nur ca 1-2x/Jahr.
Vor 10 Jahren gabs da sogar mal die vornehm blasse Variante.

Schöne Restfeiertage!
LG Rudi
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 26. Dezember 2017, 12:30
Sehr hübsch, Rudi,

den blass-weißen Gesellen habe ich noch nie gesehen / gefunden.

Liebe Grüße,
Christoph


Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 8. Februar 2018, 22:37
Servus beinand,

hier bei uns liegt Schnee - der Winter macht doch gerade Stippvisite. Zeit, um ein Rothschwaig-Update zu bringen. Die Bilder stammen von Ende Januar.

Zunächst fand ich in der Streu, im Boden und auch an Kiefernästen bei Kiefer einen Corti. Eigentlich fand ich ihn, weil ich einen Kiefernast umgedreht habe und auf der Unterseite war er dran, der Corti, aber eben auch großflächig rundherum, im Boden, in der Streu, wuchs und auffällige Rhizomorphen besitzt. Das riecht immer stark nach einem Ektomykorrhizapilz. Der cremefarbene Ton hätte mich eigentlich schon im Gelände zu einer Bestimmung bringen können, aber sehr alte Bereiche des Fruchtkörpers waren fast schon fuchsrötlich - und das kannte ich so noch nicht. Aber wer sammelt schon Ende Januar Mykorrhiza-Cortis?

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=17408;image)
Amphinema byssoides - ein ektotropher Symbiont der Waldkiefer
(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=17410;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=17412;image)

Im Mikroskop war es dann klar. Es war / ist Amphinema byssoides, ein häufiger, aber wenig beachteter / kartierter Corti, der mit Nadelbäumen und hier auch gerne mit Kiefer in Symbiose lebt.

Am selben Kiefernast, den ich zuerst umgedreht habe, fand ich noch winzige, zironengelbe Kissen. Das sah aus wie irgendwelche junge Becherlinge:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=17414;image)
Dendrodochium citrinum an Kiefernast

Und in der Not frisst der Teufel Fliegen - im Glauben, etwas unreifesd mitzunehmen, habe ich sogar ein Foto gemacht und auch diese Winzlinge mitgenommen. Zuahuse überraschten mich Unmengen kleiner Konidien. Zufälligerweise war genau der Pilz quasi zeitgleich Thema im EU-Pilzforum. So erfuhr ich den Namen, ohne in Ellis & Ellis blättern zu müssen. Es handelt sich um Dendrodochium citrinum, das häufig an Kiefer zu finden ist.

Dann nahm ich in meinem Übermut noch ein kleines, warzig-grandinoides Corti-Dingens mit:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=17416;image)

Leider war der Fruchtkörper absolut unreif - kopfige Cystidiolen waren zu finden, aber keinerlei Sporen oder reife Basidien. Irgendwas aus der Gruppe um Hyphodontia aspera / breviseta usw. dürfte es sein. Da sehe ich aber ganz gerne die Sporen. Muss ich in der kommenden Saison nachsammeln.

Natürlich auch unreif war Corticium roseum an einem Salix-Zweig, der wohl durch die Winterstürme gebrochen ist und in die Kiesgrube geweht wurde. Corticium roseum ist fast das ganze Jahr über steril - man findet dann nur Dendrohyphidien und darin versteckt Basidiolen. Nur in einem kurzen Zeitfenster im Frühjahr reifen die Basidiolen zu Basidien aus und Corticium roseum sporuliert.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=17418;image)

Ob der Spenderbaum nun auf der Fläche oder nahe der Fläche steht, kann ich also nicht überprüfen. Der Pilz selbst ist aber in der Fläche, also gehört er auch dazu  ;D

Lamellenpilze gab es auch - Grünblättrige Schwefelköpfe (Hypholoma fasciculare). Nur habe ich da kein Foto gemacht. Da wurde es schon dunkel und fotogen waren sie auch nicht. Ansonsten gab es nur eingefrorene, wieder aufgetaute und wieder gefrorene Mumien - darunter immer noch Butterpilzleichen und Mallocyben (Inocybe dulcamara i.w.S. - und das weiß ich auch nur, weil ich die Fruchtkörper noch halbwegs frisch sah, dann als Mumien, jetzt als alte Mumien.

Wenn der Schnee wieder weg ist und es ein paar Tage wieder warm war, könnte wieder was neues in Rothschwaig wachsen. Ich lass mich überraschen.

Liebe Grüße,
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 25. März 2018, 23:03
Servus beinand,

gestern war ich mal wieder in Rothschwaig - nachdem letzten Mittwoch ja noch Schnee lag, wollte ich am ersten warmen Tag direkt live vor Ort sein, wenn das dort eh nicht so üppige Holzsubstrat noch nass vom schmelzenden Schnee ist. Und siehe da, fast kein Schnee mehr - und das meiste an Holz / Stöckchen / Ästchen ist bereits sonnengetrocknet. Trockenrasen können gnadenlos sein.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=17778;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=17780;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=17782;image)

Ein bisserl gab es aber zu bestaunen.

Anfangen möchte ich mit Illosporiopsis christiansenii, die ich an unterschiedlichen Flechten an einem Eichenast finden konnte:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=17774;image)
Illosporiopsis christiansenii - flockig und korallenorangerot

Nachdem auch Krustenflechten betroffen waren (hier jetzt nicht gezeigt), hatte ich auf was anderes gehofft, aber das Mikroskop zeigte die typischen, verschlungenen Konidien:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=17776;image)
Illosporiopsis christiansenii - Konidien und konidiogene Zellen

Am gleichen Ast waren eingetrocknete Fruchtkörper von Peniophora quercina zu finden - und u.a. Parmelia sulcata, eine - wie ich finde - sehr hübsche Flechte:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=17790;image)
Peniophora quercina mit trocken typisch aufgebogenen, unterseits schwarzen Fruchtkörpern

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=17788;image)
Parmelia sulcata, eine hübsche, häufige Flechte an Ästen

Die Winterstürme haben ein paar Äste in den Trockenrasen geweht, darunter auch ein relativ frischer Fichtenast, an dem Exidia pithya zu finden war:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=17784;image)
Exidia pithya - sehr wenige bis gar keine Drüsenpunkte

Wie schon einmal diskutiert (http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,565.0.html), waren auch hier die Sporen relativ lang (dass der Pilz überhaupt fertil war, die Nächte waren mit -10°C saukalt und bis vor kurzem war der Ast eingefroren und von Schnee überpudert): 12,5-14,0-18,0 x (3,75-)4,0-4,5-5,0(-5,5) µm

Daneben fand ich zahlreiche schwarze Kügelchen, die recht weich waren und eine weiße, gallertige Masse enthalten. Im Mikroskop ist das Gehäuse grün-bläulich-schwarz (sehr auffällig), die farblos hyalinen Sporen winzig, fast kugelig (um die 3 µm) und die konidiogenen Zellen farblos hyalin und phoma-artig. Vielleicht finde ich bei Gelegenheit was passendes. Coelomyceten an Holz hat ein bisserl der Teufel gesehen...

Dann habe ich an Kiefernzapfen kleine, schwarze Flecken gesehen:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=17786;image)
Diplodia sapinea s.l.

Nebenbei bemerkt ist im Moment an Fichtenzapfen Phragmotrichum chailletii ein Massenpilz in Rothschwaig. Die Konidien des Pilzes an den Kiefernzapfen waren auch hübsch, wenn auch nicht so spektakulär wie bei Phragmotrichum. Mit 30-39-45 x 13,5-16-19 µm sind sie aber auch sehr groß und auffällig. Die Sporenoberfläche der braunen Konidien ist nicht glatt, sondern entweder fein warzig oder fein grubig (schwer zu unterscheiden bei diesen Konidien, finde ich). Wäre die Oberfläche glatt, wäre ich bei Diplodia (Sphaeropsis) sapinea - so bin ich bei Diplodia sapinea s.l. - Diplodia scrobiculata hätte fein grubige Sporen, aber da passt die restliche Beschreibung nicht so gut, finde ich. Ist aber ein schwierige Artengruppe und das s.l. ist ja in Ordnung. Nebenbei angemerkt, ist D. sapinea ein gefürchteter Krankheitserreger von Kiefern (Kiefernschütte). 

Zu guter Letzt zeige ich zwei Pilze gleichzeitig. Aufgefallen sind mir weiße, mehlig bestäubte Knubbelchen, die ich makroskopisch für Lasiosphaeria ovina gehalten hatte (nur wächst die nicht auf Borke, sondern auf dem Holzkörper):

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=17792;image)
Leucostoma niveum (= Valsa nivea) und Cylindrobasidium laeve

Hier waren die (vermutlich) Birkenäste noch sehr frisch, fast lebendig. Im Mikroskop wurde ich von Unmengen an Konidien überrascht, die an allen Seiten und in den Knubbeln zuhauf zu finden waren. Die Konidien sind einzellig, farblos-hyalin, gebogen und 6-7 x 1 µm klein.
Thorben Hülsewig stubbste mich an (https://www.pilzforum.eu/board/thread/40411-imperfekter-an-betula/), bei Cytospora zu schauen - so kam ich auf Valsa und dort auf die Nebenfruchtform Leucostoma niveum (von Valsa nivea).
Ich habe natürlich gar keine Erfahrung in der Gruppe, aber je mehr Literatur ich sichte, umso besser passt es, so z.B. hier (http://www.regione.sicilia.it/agricolturaeforeste/azforeste/old/por/allegati/leucostoma.pdf).
Am gleichen Ast sitzt noch Cylindrobasidium leave - und auch diese Fruchtkörper sind bereits fertil.

Ansonsten gab es noch Ohrlöffelstachelinge, Fomitopsis pinicola - das Übliche halt. Obwohl meine Mammendorfer Fichtenforste bodendeckend mit Strobilurus esculentus glänzen, habe ich in Rothschwaig keinen einzigen FiZaRü gesehen (die Arten an Kiefernzapfen kommen eh später).

Soweit als Zwischenmeldung aus dem wunderschönen Rothschwaig.

Liebe Grüße,
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Rudi am 26. März 2018, 10:38
Lieber Christoph,
sehr schöne Nachschnee-Impressionen.
Aber, dass meine gute alte Exidia pithya jetzt auch umbenannt worden ist, erstaunt mich schon sehr.  8)
LG aus Suedtirol Rudi
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 26. März 2018, 11:26
Lieber Rudi,

nein, keine Namensänderung - nur Verwirrung beim Schreiben - zu viele Schwammerl auf einmal (wie soll das nur enden, wenn wirklich was wächst)?  :-X

Wird sofort ausgebessert...

Liebe Grüße,
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 13. Mai 2018, 22:04
Servus beinand,

ich möchte auch hier auf unser Kartierungswochenende hinweisen, das uns auch nach Rothschwaig führen wird: http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,1747.0.html

Liebe Grüße,
Christoph
Titel: Re: Kartierungsprojekt Rothschwaig - Pilze eines Magerrasens / einer Kiesgrube
Beitrag von: Christoph am 20. Mai 2018, 14:43
Servus beinand,

gestern war ich wieder in Rothschwaig - trotz ergiebigen Regens ist die Kiesgrube immer noch sehr trocken. Das Wasser fließt durch den Schotter ab und der Wind trocknet alles wieder aus. Die etwas humoseren Bereiche hingegen sind offenbar feuchter, aber es war noch zu früh für die ersten Agaricales nach der Trockenphase.

Ich konnte dafür zwei corticioide Pilze aufsammeln - einmal Peniophorella preaermissa, einen Nematodenfänger, der wohl einer der häufigsten heimischen Cortis ist. Und dann habe ich eine für mich sehr interessante Aufsammlung machen dürfen / können. Einen Pfifferlingsverwandten aus der Gattung Sistrotrema:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=18422;image)

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=18424;image)

Die Basidien sind 6-8-sporig, dei Sporen in der Form variabel, von subglobos über eiförmig bis hin zu epllipsoid (Q = 1,1-1,9), dünnwandig, inamyloid. Die Hyphen haben Schnallen an jeder Zelle und der für viele Vertreter der Gattung typische ölige Inhalt der Hyphen ist hier zwar deutlich erkennbar, aber nicht sehr dominant - will sagen, dass zwar Öltropfen in den Hyphen auftretene, die Hyphen aber nicht vollgestopft sind, wie es bei Sistotrema octospora der Fall ist:

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=1552.0;attach=18426;image)

Cystiden habe ich keine gefunden.
Der Fruchtkörper ist weiß mit etwas gelblichem Touch, er ist etwas uneben-warzig, Rhizomorphen fehlen und man kann ihn mit der Präpariernadel etwas hätugi abheben, aber die Stückerl reißen dann - also nicht wirklich athelioid, aber mit Anklang dazu.
Die Sporen sind relativ klein und ich muss noch mehr nachmessen - habe vorerst wenige ausgemessen und der Fruchtkörper sporuliert gerade erst - es sind sehr viele Basidien zu jung - es war ja auch lange sehr trocken.
Das Substrat war Laubholz, vermutlich Salweide, ein liegender Ast (Fruchtkörper auf der Rinde).

Ich halte meinen Fund für Sistotrema diademiferum, werde ihn aber noch ausführlicher nachmikroskopieren. Heute nacht hat es wieder ausgiebig geregnet - hoffentlich hält sich die Feuchtigkeit bis zum Kartierungswochenende  ;)

Liebe Grüße,
Christoph