Tätigkeiten der BMG im Jahr 2009

Begonnen von Christoph, 7. Januar 2010, 23:24

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Hallo Pilzfreunde,

Zitat von: Christoph am  7. Januar 2010, 23:24
Ende März besuchten der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, Prof. Dr. Ewald Langer, und einige Kollegen aus dem Präsidium der BMG in München ein Symposium der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.

die Bayerische Akademie der Wissenschaften hat inzwischen die Vorträge und anschließend geführten Diskussionen in Printform herausgegeben:

ZitatPilze spielen in den unterschiedlichsten Ökosystemen eine tragende Rolle. Sie leben heterotroph und nutzen dabei verschiedene Ernährungsstrategien. Als Mykorrhizapilze sind sie wichtige Lebenspartner nicht nur unserer Waldbaumarten, sondern beispielsweise auch der wichtigsten Kulturpflanzen. Diese Wurzelsymbiose trug in der Erdgeschichte wesentlich zu der umfassenden und erfolgreichen Landnahme durch Pflanzen bei. Als Saprobionten zersetzen Pilze tote organische Materie wie Zellulose und Lignin. Ohne diese Abbauleistungen würde die Biosphäre am ,,Biomüll" ersticken. Mit ihrem Stoffwechsel sorgen Pilze aber nicht nur für den Abbau, sondern auch für die Synthese einer sehr großen Zahl verschiedenartigster Verbindungen, die ökologisch bedeutsam sind und vom Menschen in vielfältiger Weise genutzt werden können. Andererseits verursachen Pilze als Parasiten Schäden von erheblicher volkswirtschaftlicher Bedeutung, indem sie andere Lebewesen – Pflanzen, Tiere und den Menschen – befallen.

In dem Berichtsband werden verschiedene Aspekte dieser Zusammenhänge beleuchtet, ergänzt durch Beiträge über die Evolution von Basidiomyceten, über die Aufgaben wissenschaftlicher Sammlungen in heutiger Zeit und über die Zukunft der Mykologie in Deutschland. Der Band enthält die überarbeiteten Vorträge und Diskussionen einer gleichnamigen Fachtagung der Kommission für Ökologie der Bayerischen Akademie der Wissenschaften sowie eine taxonomische Liste und ein Schlagwortverzeichnis.

Das Thema dieses Rundgesprächs lag dem langjährigen Vorsitzenden der Kommission für Ökologie, Herrn Professor Hubert Ziegler (TU München), der kurz nach der Tagung verstorben ist, sehr am Herzen. Ein Nachruf soll an ihn erinnern.

Ökologische Rolle von Pilzen. Rundgespräche der Kommission für Ökologie, Band 37 (2009). 158 S., 31 Farb- und 52 S/W-Abbildungen, 6 Tabellen. – 24 x 17 cm, Paperback. Hrsg. Bayer. Akademie der Wissenschaften. Verlag Dr. Friedrich Pfeil, Wolfratshauser Straße 27, 81379 München, www.pfeil-verlag.de. ISBN 978-3-89937-099-7 – 25,00 Euro.

Gruß, Andreas

Christoph

Liebe Pilzfreundinnen, liebe Pilzfreunde,

nach einem langen, vergleichsweise milden Herbst, in dem vor allem die Freunde der Wiesenpilze voll auf ihre Kosten kamen, hielt nun doch noch der Winter Einzug und beendete die diesjährige Pilzsaison mit grimmigem Dauerfrost. Die dadurch bedingte pilzarme Zeit möchte ich gerne nutzen, die Aktivitäten der BMG im Jahr 2009 zusammenzufassen und darzustellen.

Während unserer Präsidiumssitzung im Januar beschlossen wir, dem Freundeskreis Nationalpark Steigerwald beizutreten. Der Zusammenschluss besteht aus Umwelt-verbänden wie dem Bund Naturschutz in Bayern, dem Landesbund für Vogelschutz und dem WWF Deutschland. Gemeinsam kämpfen wir für den ersten fränkischen und somit dritten bayerischen Nationalpark im nördlichen Steigerwald. Nur so lässt sich der naturnahe Buchenwald und wertvolle Lebensraum vieler Tiere, Pflanzen und Pilze dauerhaft vor Übernutzung schützen. Die Fläche soll etwa 11.000 ha bemessen und befindet sich überwiegend in Staatsbesitz. Mit dem Naturwaldreservat Waldhaus würde auch dieser seit vielen Jahrhunderten ungenutzte (Ur-)Wald ein wertvoller Bestandteil dieses Nationalparks werden und würde somit auch in Zukunft dauerhaft geschützt.

Wie seinerzeit im Bayerischen Wald formierte sich leider teils heftiger Widerstand in der örtlichen Bevölkerung gegen die geplante Gründung. Deshalb luden wir die Akteure des Freundeskreises Nationalpark Steigerwald um Ulla Reck sowie die hiesigen Pro-Nationalpark-Vereine des Bayerischen Waldes im Wildnis-Camp am Falkenstein zu einer mehrtägigen Diskussionsrunde ein. Unser Dank gilt der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald und deren Partner WaldZeit für die Bereitstellung der Räumlichkeiten. Im Vordergrund des Treffens stand ein umfassender Erfahrungsaustausch. Seitens der BMG boten wir schließlich an, die Initiative konkret durch die Veranstaltung der 4. Bayerischen Mykologischen Tagung im Steigerwald zu unterstützen – was gerne angenommen wurde.

Die nächstjährige Tagung findet dahervom 9. bis 13. Oktober 2010 in Ebrach (Oberfranken) statt. Tagungsstätte ist das Historikhotel Klosterbräu, dessen Betreiber auch die Zimmervermittlung übernehmen. Die Familie Gries stellt uns ein separates, großräumiges Gebäude zur Verfügung, für die Frischpilzausstellung können wir den Wintergarten im Hotel nutzen.

Ende März besuchten der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mykologie, Prof. Dr. Ewald Langer, und einige Kollegen aus dem Präsidium der BMG in München ein Symposium der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Bei der Gelegenheit ließ es sich Herr Langer nicht nehmen, beim abendlichen Treffen des Vereins für Pilzkunde München ein paar Grußworte zu sprechen. Anschließend überreichte ich ihm im Namen der BMG einen Antrag auf Mitgliedschaft in der DGfM. Damit wollen wir unsere Bereitschaft zur Zusammenarbeit signalisieren, insbesondere im Bereich der Fortbildung von PilzsachverständigenDGFM in Bayern.

Das gute Verhältnis der BMG zur DGfM wurde auch auf unserer diesjährigen Jahrestagung in St. Oswald deutlich. Dort referierte Herr Prof. Dr. Langer über Rindenpilze – die erstklassigen Mikrozeichnungen werden den Teilnehmern sicher noch lange in Erinnerung bleiben. Aber auch den anderen Referenten, namentlich Dr. Claus Bässler, Markus Blaschke, Prof. em. Dr. Andreas Bresinsky, Frank Dämmrich, Andreas Kuhnt, Ulrich Schindlbeck, Peter Welt und Gerhard Wölfel, gilt unser Dank. Hervorheben möchten wir Herrn Dr. Bässler, der sich wiederholt als Ansprechpartner seitens der Nationalparkverwaltung zur Verfügung stellte. Vor Ort bekam er tatkräftige Unterstützung vom NPV-Team um Wolfgang Bäuml – auch ihnen vielen Dank.

Unterm Strich war die nun mehr 3. Bayerische Mykologische Tagung erneut ein voller Erfolg: Das Interesse übertraf sogar die erste Veranstaltung im Nationalpark Bayerischer Wald: Es dauerte keine 2 Wochen, bis die Hälfte der Plätze gebucht waren. In weniger als 2 Monaten hatten sich mehr als 50 Pilzfreunde für das Event angemeldet.

Entsprechend groß fiel das Medienecho aus: Der Regionalsender DONAU TV berichtete in einem 4-minütigen Beitrag über die Veranstaltung. Wer die Sendung verpasst hat oder außerhalb der Region lebt, kann sie übers Internet als Streaming-Video ansehen. Unter den Radiosendern widmete uns Bayern 1 einen Beitrag. Der Mitschnitt steht im BMG-Forum als MP3-Audiodatei zum Download parat. In der Lokalzeitung ,,Der Bayerwald-Bote" der Passauer Neuen Presse landeten wir mit einem großen, bebilderten Artikel auf Seite 3. Dort werden für gewöhnlich nur politische Themen behandelt. Über ein paar Feinheiten im Text konnten wir deshalb leicht hinwegsehen.

Pressemitteilungen:
Die ersten Kontakte zur Presse konnten so geknüpft werden, was die BMG gleich nutzte, um im Laufe des Jahres Pressemitteilungen zu verfassen. Andreas Kunze konnte so einen Neufund des Glimmerschüpplings im Bayerwald-Boten lancieren und später über Vorkommen des ,,Tschaga"-Pilzes (Schiefer Schillerporling) aus Zwiesel berichten, was der Website ,,Unser Radio" immerhin eine Tagesmeldung wert war. Steter Tropfen hölt den Stein. So werden wir nach diesen zwei kleinen, regionalen Testläufen auch in Zukunft versuchen, innerhalb Bayerns Informationen an die Medien weiterzuleiten. Insbesondere die Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk und regionalen Fernsehsendern hilft, hier weiter aktiv zu werden.

Weitere Aktivitäten im Nationalpark Bayerischer Wald:
Mit Erschrecken mussten wir feststellen, dass im Erweiterungsgebiet des Nationalparks Bayerischer Wald in der Region Lackenberg/Falkenstein zur Borken-käferbekämpfung großflächig Wald abgeholzt und abtransportiert wurde. Dies ist eine Folge der Verträge, die erst zur Erweiterung des Parks führten. Die National-parkverwaltung muss leider in den sauren Apfel beißen und dafür, dass so großflächig Wald geschützt werden kann, Teilareale der Bekämpfung der Borkenkäferkalamität opfern.

Nach Besichtigung der betroffenen Flächen kamen der BMG jedoch Bedenken bezüglich der Ausführung dieser Bekämpfungsmaßnahmen. Wir haben daher zunächst die örtlichen Fördervereine und Naturschutzverbände bezüglich der Problematik kontaktiert und ein gemeinsames Treffen arrangiert. Die Folge der äußerst produktiven Gespräche wurde ein Treffen mit dem Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald, Herrn Karl Friedrich Sinner, vereinbart, welches im Herbst stattfand. Als Ergebnis prüft die Nationalparkverwaltung zurzeit die technischen Möglichkeiten, die Bekämpfung im kommenden Jahr naturschonender und somit nationalparkgerechter durchzuführen. Die BMG wird – in Absprache mit Herrn Sinner – den Umweltausschuss des Bayerischen Landtages kontaktieren und um einen Besichtigungstermin vor Ort anhalten. Ich werde Sie über die weiteren Fortschritte auf dem Laufenden halten.

Im Namen der BMG habe ich zudem ein Gutachten bezüglich geplanter Wegesicherungsmaßnahmen im ehemaligen Naturschutzgebiet Mittelsteighütte (jetzt Teil des Nationalparks) verfasst. Die gute Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung soll dauerhaft intensiviert werden. Im kommenden Jahr werden wir versuchen, zudem mit dem Nationalpark Berchtesgaden Kontakt aufzunehmen und auch hier eine konstruktive Zusammenarbeit anzubieten. Vielleicht ist es auch möglich, dort in absehbarer Zeit eine Tagung zu veranstalten.

Erstes BMG-Projekt:
Die oberfränkische Stadt Pottenstein besticht durch die sie umgebenden Heideflächen, die als Eldorado für Saftlinge gelten. Um die Vorraussetzungen für ein reiches Saftlingsvorkommen zu ergründen, – schließlich ist nicht jede Heide artenreich – haben wir ein kleines Projekt in Angriff genommen, bei dem innerhalb fest gelegter Probeflächen das Arteninventar der Großpilze (Schwerpunkt Basidiomyzeten) erhoben wird und mit Umweltfaktoren der Probeflächen verschnitten wird. Wir finanzieren dieses Projekt derzeit aus eigenen Mitteln und wollen es als Pilotprojekt für spätere, auch mit Hilfe von Drittmitteln finanzierte Projekte nutzen.

Nach diesem kurzen Ausschnitt über unsere bisherigen Tätigkeiten, möchte ich allen Lesern ein gutes Jahr 2010, viele interessante Pilzfunde, weiterhin viel Spaß und Freude mit der Pilzkunde und – viel wichtiger – natürlich Gesundheit und Glück wünschen.

Mit freundlichem Gruß

Dr. Christoph Hahn
Präsident

Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)