Forum der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft

Allgemein => Expertenforum Mykologie => Thema gestartet von: Christoph am 19. Juni 2017, 00:10

Titel: Über die nordamerikanischen Matsutakes (Tricholoma matsutake agg.)...
Beitrag von: Christoph am 19. Juni 2017, 00:10
Hallo zusammen,

die beringten Ritterlinge um Tricholoma caligatum und Tricholoma matsutake sind schwierig, da irgendwie alle sehr ähnlich und alle stark parfümiert riechend.

Der "echte" Matsutake kommt in Japan und China, aber auch in Nordeuropa (z. B. Finnland) und den Alpen vor., während "das Krokodil", Tricholoma caligatum, eine mediterrane Art ist.
In Nordamerika, z. B. in Kanada, wird ebenfalls der Matsutake gesammelt, da kommerziell wertvoll.

Nun hat ein Team die nordamerikanischen "Matsutakes" untersucht und (leider nur) die ITS sequenziert. Und siehe da, der echte Matsutake war unter keiner der untersuchten, nordamerikanischen Proben. Zudem stellte sich heraus, dass die ostamerikanischen und die westamerikanischen Matsutakes unterschiedliche Arten sind (was Murrill schon in der 20er Jahren des letzten Jahrhunderts gemeint hatte). Es gibt noch eine dritte Art, die mehr im Süden der USA und in Mexiko vorkommt.

Die westamerikanische Art wird mit Tricholoma murrillianum Singer (= Armillaria arenicola Murrill) bezeichnet, die ostamerikanische heißt Tricholoma magnivelare (Peck) Redhead und die südliche wurde als Tricholoma mesoamericanum Justo & Cifuentes neu beschrieben.

Wie in Europa gibt es eine eigene, wärmeliebende Art. Mit Tricholoma anatolicum gibt es noch eine mediterrane, aber nicht wirklich europäische Art im Süden bei uns.

Als Beifang des Artikels kann man sehen, dass die europäischen, kälteliebenden Kollektionen von Tricholoma matsutake den asiatischen in der ITS gleichen, allerdings gibt es noch einen davon abgesetzten, kleinen Clade, der auch als Tricholoma matsutake identifiziert wurde (also die Kollektionen als solcher bestimmt wurden). Es besteht also noch Forschungsbedarf. Schade, dass wieder nur dier eine (typische Barcoding-)Region verwendet wurde.

Ach ja, der Artikel, aus dem ich das habe:
Steven A. Trudell , Jianping Xu , Irja Saar, Alfredo Justo & Joaquin Cifuentes
(2017): North American matsutake: names clarified and a new species described, Mycologia, DOI:
10.1080/00275514.2017.1326780

(ist eine vorab-Onlinepublikation, wird noch in der gedruckten Mycologia erscheinen)

LG
Christoph