Röhrlinge Schnittbilder des 1. und 2. Tags
Guten Tag,
jeder von Euch kennt das Phänomen des Rötens, Blauens oder Grauwerdens von Röhrlingen, wenn man sie verletzt oder anschneidet. Solche (und andere) Farbveränderungen werden zur Bestimmung herangezogen. Eine allgemein bekannte Anwendung ist das Aufschneiden von Röhrlingen und die Begutachtung der sich innerhalb der nächsten Zeit ergebenden Farbveränderungen an der Schnittfläche, also der Schnittbilder.
Das habe ich auch gemacht. Und weil ich gleich dabei war, habe ich bei den halbierten Pilzen die Stiele gekappt und die Hüte zum Absporen ausgelegt. Aus Zeitgründen ist das meist abends geschehen. Am nächsten Morgen bin ich zur Arbeit gegangen und am nächsten Abend, also nach einem Tag, habe ich die Pilze weggeräumt, Sporen vermessen, was man halt so macht. Ich habe dabei festgestellt, dass manche Röhrlinge in dieser Zeit an der Schnittfläche im Hut ganz rot wurden. Zunächst habe ich das als Verderben der Pilze gewertet. Allerdings ist mir irgendwann aufgefallen, dass sich viele Pilze trotzdem noch fest anfühlten und auch sonst nicht den Eindruck von vergammelten Pilzen machten. Nach einem Tag in der Wärme waren sie sicher nicht mehr zum Essen geeignet, aber so richtig kaputt? Naja seltsam. Ich habe dann genauer geschaut. Als nächstes ist mir aufgefallen, dass es wiederkehrende Muster gab. In der mir zur Verfügung stehenden Literatur und im Internet habe ich nichts dazu gefunden. Also wurde ich neugierig. Und so hat sich das, was ich Euch heute zeigen will, entwickelt.
Hier ist also eine Zusammenstellung meiner Ergebnisse zur Untersuchung der Schnittbilder vom 2. Tag.
Zunächst einmal Angaben zum Vorgehen:
Die Pilze werden wie üblich aufgeschnitten und die Schnittbilder beurteilt (bei mir meist abends). Nach einiger Zeit kann man noch einmal nachsehen ob es Veränderungen innerhalb der ersten Zeit gibt. Ich lege sie danach mit der Schnittfläche nach oben auf eine Glasplatte oder auch auf einen Pappteller und decke sie zu, so dass sie nicht austrocknen können. Zum Abdecken nehme ich durchsichtige Plastik-Becher, Glasschüsseln und ähnliches, die Pilze sind nicht hermetisch abgedichtet, sie liegen frei auf den Glasplatten ohne Berührung mit der Abdeckung.

Bild Gyroporus castaneus
Am nächsten Morgen, also nach ca. 12 Stunden, kontrolliere ich die Pilze, manchmal zusätzlich am Mittag. Am späten Nachmittag oder bis zum späten Abend schaue ich dann, welche Veränderungen sich ergeben haben. Ich habe sie dokumentiert als
Schnittbilder 1. Tag sofort nach Schnitt (meist abends) (SB1)
Schnittbilder 1. Tag Farbveränderung (SB 1a)
Schnittbilder 1. Tag weitere Farbveränderung, meist ausblassen (SB 1b)
Schnittbilder 2. Tag nach ca. 12 - 17 Stunden (meist morgens) (SB 2m)
Schnittbilder 2. Tag nach ca. 18 – 24 (ausnahmsweise bis 29) Stunden (meist abends) Vollbild (SB 2)
Die Liegezeit ist wichtig, da viele Röhrlinge in der Regel erst nach ca.12 – 14 Stunden anfangen, Farbe zu zeigen und das Vollbild meist ab ca. 18 – 24 Stunden erreichen.
Die Pilze liegen bei Zimmertemperatur, also zwischen 20 und (im Sommer) 27 Grad.
Die andere Hälfte eines Pilzes habe ich normalerweise in eine Dose gegeben, mit einem Deckel verschlossen und diese in den Kühlschrank bei ca. 8 Grad gelegt. Wenn sich die draußen gelagerten Pilze veränderten, änderten sich oft auch die Pilze im Kühlschrank, allerdings meist wesentlich langsamer. Diese Pilze erreichten bis auf wenige Ausnahmen innerhalb der 24 Stunden nicht das Vollbild und fingen dann auch irgendwann an zu vergammeln ohne das Vollbild je zu erreichen. Die Pilze waren in durchsichtigen Plastikdosen gelagert, aber im Kühlschrank war es dunkel und kalt. Bei einigen Pilzen habe ich die Veränderung im Kühlschrank dokumentiert und dies handschriftlich auf den Bildern vermerkt.
Wenn ich nur ein oder zwei Pilze derselben Art zum Untersuchen hatte, habe ich das vermerkt (z.B.: n=1). Ich habe auch das Datum des Fundes dazugeschrieben.
Fotografiert habe ich mit dem Handy (I-phone X), mit einer EOS RP (überwiegend die Innenaufnahmen) und mit einer Panasonic DC G91. Die Fotos vom Morgen des zweiten Tages (SB 2m) habe ich aus Zeitgründen mit dem Handy
(bei meist nicht guter Belichtung) aufgenommen.
Welche Veränderungen ergeben sich
Schaut man sich die Pilze am nächsten Abend an, so zeigen sich oft Veränderungen
Zuallererst einmal kann man verschiedene Farben sehen, die vorher nicht da waren.
Rot:
Als erstes ein allseits bekannter Pilz zur Einführung: Neoboletus praestigiator/eryhtropus 30.06.20

Neoboletus praestigiator/erythropus
Zunächst blaut er vorschriftmäßig

Neoboletus praestigiator/erytropus SB1a
Dann entfärbt er

Neoboletus praestigiator/erythropus SB 1b
Um am nächsten Abend dann ein schönes Rot-orange zu zeigen.

Neoboletus praestigiator/erytrhopus SB 2
Im Kühlschrank über Nacht gelagert, ergibt sich kein Röten, der Pilz bleibt blau, wobei mehr Gelb-Anteile enthalten sind.

Neoboletus praestigiator/erythropus Kühlschrank SB2
Ähnlich verhält sich auch Cyanoboletus pulverulentus (n=1) 24.8.2020. Er blaut schnell und intensiv.

Cyanoboletus pulverulentus SB1
Am nächsten Morgen ist er schon rot, um am Abend dann etwas hellere Farben zu zeigen.

Cyanoboletus pulverulentus SB 2
Eine andere Variante von Rot zeigt Imperator torosus (n=1) 28.08.2019

Imperator torosus
Zunächst wird er intensiv blau in verschiedenen Schattierungen

Imperator torosus SB 1
Am nächsten Tag ist er intensiv rot in verschiedenen Schattierungen

Imperator torosus SB 2
Im nächsten Beitrag zeige ich Euch weitere Farbveränderungen.
Bis gleich
Renate Schöber