Pilze an Xanthoria - Sammelthread zum Vorstellen der Arten

Begonnen von Christoph, 14. Februar 2018, 21:02

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hansecker

Hallo Felli,
Christoph hat hier einen Schlüßel der Xanthoria-Parasitischen Pilze eingestellt. Ich wollte mal sehen wie weit ich damit komme. Hier habe ich meine "Grenze" erreicht. Zum einen fehlt mir das Grundwissen über Flechten und und und! Es gibt aber so Sprüche: "wer nicht wagt auch nicht gewinnt"! Nur mit dem Spruch: "Schuster bleib bei deinen Leisten" wird man seine machbarkeits, bzw. wissens Grenze nie erfahren!
Schöne Grüße
Hans

Felli

Servus Hans,
Hab mir nun mal den Thread durchgelesenund bin etwas unsicher;
meinst du die Bilder mit den Asci ist die Hauptfruchtform von Didymocyrtis epiphyscia?

Für mich macht es den Eindruck als sei das etwas aus dem Hymenium der Xanthoria,
zumindest sehen die Sporen und das Exsudat auf den Paraphysen danach aus.

Aber ich hab mich noch nicht mit so was beschäfftigt, also nur so ein Gedanke

Grüße
Felli

hansecker

Hallo Christoph,
Konidien mit 5,0x2,0 ym und keine ausgetretenen Ascosporen. Ob es Didymocyrtis epiphyscia ist kann ich mit den bisher mir zugänglichen Schlüßeln nicht klären.
Das dicke Quetschpräperat läßt durchs Okular keine besseren Aufnahmen zu. Werde mir leichter bestimmbare Arten vornehmen, da gibt es auch einige an Xanthoria.  ::)
Danke fürs kommentieren!
Schöne Grüße
Hans

Christoph

Zitat von: hansecker am 24. Januar 2022, 21:35
bei dieser Art "meine" ich richtig zu liegen mit der Bestimmung, nur  :-\ die Sicherheit fehlt.

Servus Hans,

sorry, dass ich nicht früher reagieren konnte. Ich selber kenne die Hauptfruchtform noch nicht, sondern nur die phoma-artogen Nebenfruchtformen der Gattung Didymocyrtis an Xanthoria. Daher kann ich auch nur mit der Literatur vergleichen. Wenn die Sporen warzig waren und die Sporenmaße passen, dann sollte die Bestimmung schon passen, denke ich. Jedenfalls nach aktuellem Stand. Es werden ja weitere Arten an Xanthoria beschrieben, wie beispielsweise 2021 Didymocyrtis microxanthoria (Suija et al. 2021). Von der ist (wie auch von D. epiphyscia) die Hauptfruchtform unbekannt, was nicht heißen muss, dass sie keine ausbilden kann.

Insofern fällt es schwer, zu sagen, ob man anhand der Hauptfruchtform in der Gattung gut bestimmen kann, wenn von drei Arten an Xanthoria nur von einer die Hauptfruchtform bekannt ist. Daher meine Zurückhaltung.

Wie so oft: genetisch geht's, da reicht "schon" die ITS.

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

hansecker

Hallo Karl,
dann lege ich sie auch unter diesem Namen ab.
Danke für die Info.
Hans

Karl W

Hallo Hans

Nach dem nächsten Halbjahresupdate in diesem Monat, wird Epithamnolia angezeigt.

LG Karl

hansecker

Hallo in die Runde,
sucht denn keiner diese Pilzarten???, oder geht es vielen so wie mir. Wenn ich bei einer Exkursion mehrere Arten finde, womöglich noch dazu auf unterschiedlichen Flechten geht nichts mehr mit der Bestimmung.
Schlüßel sind ja gut, aber ich finde zu wenige macro-micro Fotos und auch masangaben dazu. Alles einzeln im Netzwerk zusammen suchen und in eine Bestimmung umsetzen, als Quereinsteiger? Im "Lernfähigem Alter" hätte es noch ...! Jetzt freue ich mich über einige Arten die ich "schlüßeln" kann und immer wieder finde. Z.B. Epithamnolia xanthoriae. Der Pilz ist in der DGfM-Kartierung immer noch unter Hainesia xanthoriae zu finden. Meine micro Fotos frei Hand durchs Okular gelingen nicht so besonders, aber besser als keine gezeigt, oder?
Schöne Grüße
Hans

hansecker

Hallo Christoph,
bei dieser Art "meine" ich richtig zu liegen mit der Bestimmung, nur  :-\ die Sicherheit fehlt.
Die Xanthoria war auf Malus. Ich Zeige die Fotos trotzdem hier einmal, da ich finde danach suchen nur wenige Freizeitmykologen.
Schöne Grüße
Hans

Christoph

Servus Karl, servus Hans,

oh, das freut mich ja ungemein, dass ihr einerseits den Schlüssel nutzt und andererseits auch erfolgreich beim Finden seid! Vielen Dank für das Vorstellen der beiden Funde.

Und vor Umbenennungen bzw. neuen Gattungskonzepten sind auch diese kleinen Schwammelr nicht gefeit: Epithamnolia xanthoriae (Brackel) Diederich & Suija - muss ich bei Gelegenheit updaten (wie man auf Neudeutsch so sagt).

Liebe Grüße,
Christoph

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hansecker

Hallo Karl,
danke für die Rückmeldung! Habe noch mehr Arten entdeckt, bei einigen bin ich mir sicher richtig geschlüßelt zu haben, bei einigen bin ich überfordert. Aber wie man so sagt: "Gut Ding braucht langweil!" Wenn mal Schnee liegt fange ich nochmal damit an und lasse die Ergebnisse von einem Experten überprüfen. So kann ich dann auch sehen ob die "grauen Zellen" noch lernfähig sind!  :-[
Schöne Grüße
Hans

Karl W

Hallo Hans

Das sieht doch gut aus und wenn die Sporenlänge passt sehe ich keine andere Möglichkeit.

LG Karl

hansecker

Hallo Karl,
am 13.12.21 hab ich mir einige Xanthoria mit Pilzparasiten zum "üben" mit dem Bestimmungsschlüssel geholt. Da braucht es  bei mir noch an erfahrung mit den randbereichen der Mykologie!
Schön wenn man dann eine Art so Vorgestellt bekommt!
Ich zeige mal meinen Versuch, Konidien sind frei Hand durchs Okular aufgenommen. Könnte übereinstimmen.
Schöne Grüße
Hans

Felli

Servus Karl,
Was man so alles findet. ???
Hab ich noch nie gesehen
Danke fürs zeigen
Grüße
Felli

Karl W

Hallo zusammen

Bei der Suche nach Octospora affinis in kleinen Büscheln des Wirtsmooses Orthotrichum affine, fielen mir kleine Pünktchen an Xanthoria parietina auf, die ich zunächst für winzige Becherchen hielt. Unter der Stereolupue zeigte sich dann ein anderes Bild. Mit Christoph´s Schlüssel kam ich wegen der bis zu 80 mµ langen Sporen zu Hainesia xanthoriae . Nach Abgleich mit der Literatur hört die Art seit 2017 auf den Namen Epithamnolia xanthoriae (Brackel) Diederich & Suija.
Fundort: NRW, Mönchengladbach, Vorster Busch
Funddatum: 17.01.2022

LG Karl

Christoph

#9
Servus beinand,

ich nöchte wieder ein bisserl weiter machen - heute ist (ich hatte die Art schonmal vorgestellt, glaube ich) ein recht aktueller Fund von Didymocyrtis epiphyscia (s.l.) dran.

Ich habe ein neues Mikroskop, mit dem das Fotografieren so richtig Spaß macht. Langsam aber sicher komme ich auch mit der Kamera zurecht. Die Fotos, die ich zeige, sind noch optimierbar, aber das waren so mit die ersten g'scheiten Schritte.

Ich habe auch ein neues Bino, aber da ist die Foto-Lösung erstmal provisorisch, weshalb die Fotos noch nicht ideal sind. Zum Dokumentieren und vor allem Arbeiten unter dem Bino reicht es aber. Von der Optik bin ich begeistert, nur passt die Kamera noch nicht. Aber egal, zum Pilz:

Auf den Perithecien von Xanthoria parietina findet man immer wieder winzige, schwarze Gehäuse. Man weiß dann nie, ob es was perfektes ist, also mit Schläuchen, oder imperfekt.



Hier sieht man die kleinen, schwarzen Kügelchen. Wer sowas des öfteren mikroskopiert (auf Holz, auf Kräuterstängeln), der trifft immer wieder auf eine Phoma (s.l.) und gibt dann wohl meist auf. Ohne Befall an lebenden Pflanzen, wodurch man mehr Merkmale hat, ist eine Bestimmung wohl meist zwecklos (ohne Genetik). Man sagt sich dann oft (an Holz) "hoffentlich diesmal keine Phoma".

Hier liegt der fall anders, denn Parasiten an lebender Xanthoria sind ja übersichtlich. Die "Phoma-Arten" an Xanthoria wurden mittlerweile (aus genetischen Gründen) in die Gattung Didymocyrtis gestellt. Viel Merkmale gibt es nicht - die Sporengröße, die Zahl der Öltröpfchen, die Größe der konidiogenen Zellen (der Phialiden).

Das reicht aber zum Bestimmen - es sind mittlerweile fünf Arten der Gattung an Xanthoria nachgewiesen (wenn ich richtig gezählt habe). Ich werde bei Gelegenheit den Schlüssel für Arten an Xanthoria aktualisieren.

Jetzt möchte ich die Details mal vorzeigen - irgendwie finde ich auch Phoma s.l. hübsch und interessant.

Ich habe zwar geschnitten, aber die Gehäuse sind so klein, dass ich ein halbiertes genommen und ein bisserl gequetscht habe - das reicht ja.

Hier erstmal die Sporen - sie treten massenhaft auf, da das Gehäuse damit gefüllt wird. Sie sind um die 5 x 3 µm klein, haben oft zwei Tröpfchen, manchmal auch nur einen oder mehrere, aber eben oft zwei, einen an jedem Pol.





Die Form ist etwas unregelmäßig, teils auch etwas gebogen.

Die Sporen werden an flaschenförmigen Phialiden gebildet. Ich habe die hier nicht sehr gut präpariert, aber man kann die Form gut erkennen (Pfeil). Etwas unscharf, weil auf anderer Ebene sieht man eine Spore am Ende einer Phialide (anderer Pfeil).



Das Gehäuse ist im Bino schwarz (weil mit Sporen gefüllt, dadurch lichtundurchlässig, vermutlich Brechung an den vielen Sporen...), im Durchlicht aber braun. Die Zellen sind in Projektion Polygone, manchmal auch Rauten.



Das Ostiolum ist winzig, was zu den kleinen Sporen passt.



Wie die Sporen freigesetzt werden, ist mir nicht ganz klar. Druck von außen auf das Gehäuse durch Tiere (Milben, Insekten), wenn sie "drauf treten"? Oder Schrumpfung beim Eintrocknen, damit die Sporen rausgedrückt werden?

Die Biologie von Didymocyrtis und der Infektionsweg wären sicher spannend.

Man findet sowas immer wieder an Xanthoria. Der Fund hier stammt vom 7. Januar 2021 in der Nähe von Dettenschwang. Man kann also auch im Winter suchen, wenn nichts anders wächst...

Liebe Grüße und danke für's virtuelle Mitkommen in die Welt der Flechtenparasiten,
Christoph

Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)