Forum der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft

Allgemein => Pilzvergiftungen => Thema gestartet von: Christoph am 23. September 2018, 22:03

Titel: Leucoagaricus leucothites
Beitrag von: Christoph am 23. September 2018, 22:03
Hallo zusammen,

in Bezug auf Leucoagaricus leucothites hatte ich in letzter Zeit zwei Fälle. Einmal als Anruf aus einem Krankenhaus (nachts), einmal als direkter Anruf.

In beiden Fällen wurde eine kleine Menge roh gegessen, da die Pilze für Champignons gehalten wurden. Der Patient in der Klinik hatte leichte gastrointestinale Symptome, weshalb er sich sicherheitshalber in einer Klinik vorstellte. Wegen der Aussage "Weißer Lamellenpilz" ging es vor allem darum, Knollenblätterpilze auszuschließen. Ich erhielt einen kleinen Korb mit vielen Fruchtkörpern. Alle waren Leucoagaricus leucothites s.l. Dieser Fall ist aus dem Raum Fürstenfeldbruck.

Der zweite Anruf kam kurz nach der Mahlzeit, da einem Bekannten aufgefallen war, dass der Pilz weiße Lamellen hatte. Es gab hier noch keine Symptome und ich habe nur Fotos einsehen können. Vermutlich ist nichts passiert, da ich sonst - denke ich - dies vom Betroffenen mitgeteilt bekommen hätte. Dieser Fall ist aus dem Raum Oberschleißheim.

Leucoagaricus leucothites kann auch zubereitet Probleme bereiten, roh ist die Gefahr, Probleme zu bekommen, wohl deutlich größer.

Liebe Grüße,
Christoph
Titel: Re: Leucoagaricus leucothites
Beitrag von: Till am 24. September 2018, 14:50
Hallo, Christoph -

es gibt noch einen anderen Aspekt: Kürzlich rief hier ein Krankenhaus an und schilderte den Fall einer Frau, die fürchtete, sich mit weißen Knollis vergiftet zu haben. Die angeblichen Übeltäter wuchsen unter zwei Nussbäumen und einem Fliederstrauch in einem Garten. Es war natürlich auch Leucoagaricus leucothites, aber die Panik der Patientin war fast mit Händen zu greifen (ich habe mit ihr telefoniert). Immer wieder kommt es vor, dass Menschen ohne Symptome ein paar Stunden nach einem Pilzgericht Bedenken bekommen und meinen, sie müssten jetzt sofort ins Krankenhaus, um ihr Leben zu retten. In manchen Fällen kommen dann vielleicht sogar eingebildete Symptome hinzu.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass heuer unter Zigtausenden von Wiesenchampignons auch einige Hundert Egerlingsschirmpilze verspeist wurden. Nach meinen Unterlagen hatten wir vergleichbare Massenvorkommen von beiden Arten das letzte Mal im berühmten Trockenjahr 2003.
Nebenbei bemerkt: Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass der Wiesenchampignon nichts auf der Roten Liste zu suchen hat. Manche mögen's eben heiß.

LG, Till