orange mit braunen Haaren

Begonnen von Felli, 28. Juli 2019, 20:29

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Felli

Servus Till,
Dank dir für deine Ausführungen.
Irgend wie ist es erschreckend, ich hab mir heute den Spass erlaubt im Ascofrance-Forum mal alle Scutellinia-Beiträge von 2015 bis gestern kurz anzuschauen, und ich hab nur einen Beitrag entdeckt wo solche Haarstumpen zu sehen waren ::)
Wie dem auch sei, ich werd mir mal extrem junge Fruchtkörper unters Mikro legen mal sehn ob ich dann neue Erkenntnisse gewinnen kann.
Und den hier nenn ich dann mal S. crinita cf. ( cf,wegen der Haare die mir einfach zu kurz sind)

Falls ich sie richtig bestimmt habe hatte ich S. torrentis schon 2 mal, 2013 Bayern, 2016 Bei mir auf der Alb
Sie ist /war mehr ziegelfarben, hat länglichere Sporen mit einem groben Ornament und einer ablösenden Sporenhülle.

Und ich konnte dieses Jahr meine weiß-/ hyalinhaarige Scutellinia wieder finden und einige Fruchtkörper davon trocknen  :D

Grüße
Felli

Till

#6
Hallo, alle beieinander -

also diese stumpfen, kurzen Haare findet man immer wieder mal bei Scutellinia, wenn auch mehr einzeln oder zu wenigen wachsend und nicht so auffällig gedrängt. Die Beschreibung einer ganz ähnlichen Aufsammlung wie jener von Bernd schickte mir z. B. mal Jean-Paul Priou aus der Bretagne, auch damals kamen wir auf crinita (bzw. cervorum, wie die Art 1986 noch hieß).

Ich frage mich, ob sich mal jemand die Mühe gemacht hat, die Entwicklung der Rand- und Excipulumshaare von Scutellinia systematisch zu untersuchen. Irgendwann fangen die doch einmal an zu wachsen ... aber wie sehen diese Initialstadien aus? Sind sie vielleicht abgerundet und werden erst im Laufe der Entwicklung spitz? Ich weiß es, ehrlich gesagt, nicht. Es gibt einen Artikel von einem gewissen William H. Brown (Bot. Gaz. 52: 275-306, 1911 "The Development of the Ascocarp of Lachnea scutellata"), in dem es im Wesentlichen um die Ontogenie der Asci und Sporen geht. Aber in einer schematischen Skizze zeichnet er zwischen den üblichen spitzen Haaren viele kurze mit stumpfen Enden, so als gehörten sie wie selbstverständlich dorthin. Im Text geht er leider nicht darauf ein.

Bei einer Art aus Griechenland, Sc. peloponnesiaca J. Moravec - s. Ceska Mykologie 28/1/1974 im Netz, gehören stumpfe, kurze Haare sogar zur Originalbeschreibung. "The species is notable ... by the pale hardly perceptible, short, rounded hairs ..."  (so auch in der latein. Diagnose). Schumacher stellt Sc. peloponnesiaca zu Sc. patagonica - nur verstehe ich nicht ganz, warum er patagonica für eine Art mit "boreo-polar distribution" hält, während Moravec in seinem Artikel über die brutale griechische Hitze klagt. Vergleicht man die Beschreibung von Sc. patagonica bei Gamundi (1975) mit jener von peloponnesiaca, sind alle Ähnlichkeiten bei den Haaren beseitigt.

Interessanterweise beschreibt Irma Gamundi unmittelbar nach Sc. patagonica eine Scutellinia bifurcata. Auf der dazugehörigen Zeichnung ist ein Bündel stumpfer, kurzer Haare dargestellt, ganz ähnlich wie auf Bernds Fotos. Diese Haare befinden sich am Rand der Fruchtkörper ("ad marginem apotheciorum pilis obtusis") und sind mit normalen Haaren untermischt. Bei keiner anderen Scutellinia-Art, die Gamundi aus Feuerland beschreibt (insgesamt 13!) sind solche Haarformen erwähnt.

Schumacher stellt auch Sc. bifurcata zu patagonica. Für mein Gefühl geht er zu wenig auf die Differenzen in den Originalbeschreibungen der drei Arten ein.

Zurück nach Bayern: Für Scutellinia torrentis, eine Art, die ursprünglich aus den Allgäuer Alpen beschrieben wurde und die ich persönlich nicht kenne, heißt es bei Schumacher (S. 96): "between the stiff, brownish hairs alre dense clusters of blunt, hyaline, short, broad, subhyaline 'hyphoid hairs' forming a raised margin." ("Hyaline" und "subhyaline" stehen tatsächlich in der gleichen Aufzählung.) Aber für torrentis passen die Haarfarbe und andere Merkmale von Bernds Aufsammlung nicht.

In dem Zusammenhang noch eine persönliche Bemerkung: Ich bin mit der Schumacher-Arbeit nie so richtig warm geworden. Vorher bestimmte man Scutellinia nach diversen Aufsätzen von Marcelle LeGal, Mirko Svrcek und Jiri Moravec - und, was mich betrifft, kam ich damit meist zu befriedigenderen Ergebnissen als später mit dem Schumacher-Buch, vor allem wegen der z. T. unbegreiflichen Synonymien in letzterem. Ist natürlich nur ein subjektiver Eindruck. Wer Zeit und Lust hat, sollte sich mal die Mühe machen, ein paar Scutellinchen nach dem (deutschsprachigen) Schlüssel von Svrcek (Ceská Mykologie 25, 2, 1971: 77-87, im Netz)  u n d  nach Schumacher zu bestimmen. 

Alles Gute
Till










UmUlmHerum

Servus Felli,
fragst Du bei Till nach? Mich würde seine Antwort natürlich auch interessieren...
Viele Grüße – Rika

Felli

Servus Rika,
dank dir für die Darstellung, ist sehr interessant!
Christoph,
gegen S.crinita spricht m.M.n. dass makroskopisch kein deulich erhöhter Rand wahrnehmbar ist, und das Wachstum nicht auf Holz.
Auch finde ich, dass das Ornament etwas zu grob für S. crinita ist.

Ich weiß auch nicht wie man den Schumacher-Schlüßel richtig interpretiert wenn es z.B bei Nr. 27 heißt:
a:
Apoth. basal mit multifurcaten Haaren -Einige erreichen/überschreiten 1000µ Länge
B:
Apoth. mit kürzeren Haaren

Soll man jetzt B ignorieren obwohl die Mehrzahl der Haare höchstens bi-trifurcate Basen und eine Länge von max 850µ haben?

geht man nämlich diesen Weg kömmt man bei S. vitreola raus. Wobei hier die Sporenbreite nicht passt.

Aber vermutlich hast ja recht :-[

Dennoch, wieviele  unreife, gestörte, hitzegeschädigte, durchfeuchtete, erfrorene Scutellinias habt ihr schon unterm Mikroskop gehabt die solche kurzen Stumpen hatten?
Bei mir wars jetzt das erste mal!

Grüße
Felli

Christoph

Servus Felli,

was spricht denn gegen Scutellinia crinita? Das Sporenornament würde passen, die langen Haare auch (ich gehe mal davon aus, dass die 750 µm überschritten würden, wenn man auch die längsten Haare betrachtet.
Können die kurzen Haare, die untermischt sind, nicht junge Stadien sein, wenn der Fruchtkörper einen Schlag weg hat (Hitze) und neue Haare nachwachsen?

Ignoriert man die eingestreuten Haare, käme ich jedenfalls nach Schumacher bei Sc. crinitia raus.

Du kannst ja mal Till fragen, ob er diese kurzen Haare schonmal gesehen hat. Das sieht bei Rikas Fund ja sehr ähnlich aus. Und wenn das Sc. trechispora kann, dann vielleicht auch Sc. crinita?

Auf alle Fälle aber eine interessante Dokumentation.

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

UmUlmHerum

Servus Bernd,

diese kurzen runden Haare habe ich auch schon beobachtet an einer Scutellinia trechispora am 17.06.18 ... und mich gefragt, was das ist. Sie wachsen ebenfalls am Rand, neben und teilw. zwischen den normalen Haaren. Manche sind (bereits?) septiert, wenige haben auch (schon?) spitze Enden. Vielleicht sind es "junge Haare"? Alles nur Vermutungen... so sah das aus:

Viele Grüße – Rika

Felli

#1
Servus,
Habt ihr schon mal eine Scutelliinia mit diesen Merkmalen gehabt ?
Und auf was seid ihr gekommen?

Gefunden an einem Waldweg- Kalkschotter am Rand in feuchter Erde.



Hymenium x 400



Fruchtkörper 0,5cm, orange-rot, mit braunen Haaren--> typisch Scutellinia halt :D

Sporen: ellipsoid, 17-20 x 13-14(15)µ

Ornament aus eckigen isolierten aber auch zu Linien zusammenhängenden Warzen

Diese sind 1-2µ breit und bis zu 1,2µ hoch.


Am Apothecien Rand befinden sich ausser den 400-750µ x 20-35µ braunen Haaren mit einfacher - multifurcater Haarbasis, auch kleine Büschel zylindrischer bis 150µ langer apikal abgerundeter Haare.
Die Haarwandstärke ist 4-5µ.


Basis


Haarbüschel



Grüße
Felli