Servus beinand,
ich nöchte wieder ein bisserl weiter machen - heute ist (ich hatte die Art schonmal vorgestellt, glaube ich) ein recht aktueller Fund von
Didymocyrtis epiphyscia (s.l.) dran.
Ich habe ein neues Mikroskop, mit dem das Fotografieren so richtig Spaß macht. Langsam aber sicher komme ich auch mit der Kamera zurecht. Die Fotos, die ich zeige, sind noch optimierbar, aber das waren so mit die ersten g'scheiten Schritte.
Ich habe auch ein neues Bino, aber da ist die Foto-Lösung erstmal provisorisch, weshalb die Fotos noch nicht ideal sind. Zum Dokumentieren und vor allem Arbeiten unter dem Bino reicht es aber. Von der Optik bin ich begeistert, nur passt die Kamera noch nicht. Aber egal, zum Pilz:
Auf den Perithecien von Xanthoria parietina findet man immer wieder winzige, schwarze Gehäuse. Man weiß dann nie, ob es was perfektes ist, also mit Schläuchen, oder imperfekt.

Hier sieht man die kleinen, schwarzen Kügelchen. Wer sowas des öfteren mikroskopiert (auf Holz, auf Kräuterstängeln), der trifft immer wieder auf eine Phoma (s.l.) und gibt dann wohl meist auf. Ohne Befall an lebenden Pflanzen, wodurch man mehr Merkmale hat, ist eine Bestimmung wohl meist zwecklos (ohne Genetik). Man sagt sich dann oft (an Holz) "hoffentlich diesmal keine Phoma".
Hier liegt der fall anders, denn Parasiten an lebender Xanthoria sind ja übersichtlich. Die "Phoma-Arten" an Xanthoria wurden mittlerweile (aus genetischen Gründen) in die Gattung Didymocyrtis gestellt. Viel Merkmale gibt es nicht - die Sporengröße, die Zahl der Öltröpfchen, die Größe der konidiogenen Zellen (der Phialiden).
Das reicht aber zum Bestimmen - es sind mittlerweile fünf Arten der Gattung an Xanthoria nachgewiesen (wenn ich richtig gezählt habe). Ich werde bei Gelegenheit den Schlüssel für Arten an Xanthoria aktualisieren.
Jetzt möchte ich die Details mal vorzeigen - irgendwie finde ich auch Phoma s.l. hübsch und interessant.
Ich habe zwar geschnitten, aber die Gehäuse sind so klein, dass ich ein halbiertes genommen und ein bisserl gequetscht habe - das reicht ja.
Hier erstmal die Sporen - sie treten massenhaft auf, da das Gehäuse damit gefüllt wird. Sie sind um die 5 x 3 µm klein, haben oft zwei Tröpfchen, manchmal auch nur einen oder mehrere, aber eben oft zwei, einen an jedem Pol.



Die Form ist etwas unregelmäßig, teils auch etwas gebogen.
Die Sporen werden an flaschenförmigen Phialiden gebildet. Ich habe die hier nicht sehr gut präpariert, aber man kann die Form gut erkennen (Pfeil). Etwas unscharf, weil auf anderer Ebene sieht man eine Spore am Ende einer Phialide (anderer Pfeil).

Das Gehäuse ist im Bino schwarz (weil mit Sporen gefüllt, dadurch lichtundurchlässig, vermutlich Brechung an den vielen Sporen...), im Durchlicht aber braun. Die Zellen sind in Projektion Polygone, manchmal auch Rauten.

Das Ostiolum ist winzig, was zu den kleinen Sporen passt.

Wie die Sporen freigesetzt werden, ist mir nicht ganz klar. Druck von außen auf das Gehäuse durch Tiere (Milben, Insekten), wenn sie "drauf treten"? Oder Schrumpfung beim Eintrocknen, damit die Sporen rausgedrückt werden?
Die Biologie von Didymocyrtis und der Infektionsweg wären sicher spannend.
Man findet sowas immer wieder an Xanthoria. Der Fund hier stammt vom 7. Januar 2021 in der Nähe von Dettenschwang. Man kann also auch im Winter suchen, wenn nichts anders wächst...
Liebe Grüße und danke für's virtuelle Mitkommen in die Welt der Flechtenparasiten,
Christoph