Phaeobotryosphaeria visci (Kalchbr.) A.J.L. Phillips & Crous 2008

Begonnen von Gernot, 29. März 2010, 23:27

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Gernot

Vielen Dank, Christoph! So alt hätte ich die Publikation gar nicht vermutet...

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

Hallo Gernot, hallo alle,

ich habe jetzt die Titelseite des unten als Link zitierten Beitrags gefunden (war am Ende versteckt):

Petrak F. & Sydow H. (1927): Die Gattungen der Pyrenomyzeten, Sphaeropsideen und Melanconieen. 1. Teil. Die phaeosporen Sphaeropsideen und die Gattung Macrophoma. Beih. Feddes Repertorium 42: 1-551.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Gernot

vielen Dank für den interessanten Literaturhinweis!

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

#4
Hallo Gernot,

hier eine Beschreibung der Art aus Feddes Repertorium, Beiheft 42 (zwei Seiten - man kann im Artikel Blättern, indem man die Seitenzahl am Ende des Links verändert...)

Seite 1: http://bibdigital.rjb.csic.es/Imagenes/P0056_35/P0056_35_418.pdf

Beschreibung von Phaeobotryosphaeria visci:
http://bibdigital.rjb.csic.es/Imagenes/P0056_35/P0056_35_544.pdf
http://bibdigital.rjb.csic.es/Imagenes/P0056_35/P0056_35_545.pdf

letzte Seite (Index Ende): http://bibdigital.rjb.csic.es/Imagenes/P0056_35/P0056_35_972.pdf

Ich habe leider nicht finden können, wer das Beiheft geschrieben hat. Es ist eine interessante und wertvolle Monographie mit vielen Beschreibungen von Kleinpilzen an Pflanzen. Diese Pilze wurden oft schon vor langer Zeit ausgiebig behandelt, weshalb sich hier auch "uralte" Literatur oftmals lohnt.

Viel Spaß beim Blättern. Falls jemand weiß, wer dieses Werk verfasst hat, wäre ich für diese Angabe dankbar, damit die Beschreibung zitierfähig ist.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Gernot

Hallo Christoph,

vielen Dank für deine Antwort! Deine eigenen Beobachtungen sind sehr interessant und spiegeln ja auch meine Erfahrung bezüglich der Häufigkeit wieder. Wie so oft hängen die Funde halt mit dem Interesse der Kartierer zusammen und wer interessiert sich schon für so kleine, unscheinbare Dinge...

Übrigens kommt die Art nicht nur auf Viscum album vor, sondern auch auf Viscum laxum subsp. abietis:
ZitatBemerkenswert auf Grund seiner Wirtswahl ist sicher auch der imperfekte Pilz Sphaeropsis visci, welcher auf der Tannenmistel (Viscum laxum subsp. abietis) gefunden wurde.
http://www.tham-thueringen.de/tham/html/rund051.txt

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

Hallo Gernot,

vielen Dank (und verziehen werden muss gar nix).  8)

Ich kenne die Art sogar - habe sie nur aus dem Fokus verloren. Ich habe diese schwarzen Punkte mal Dr. Ludwig Beenken (als Ludwig noch in München an der Uni war) aufs Auge gedrückt, weil sie so häufig sind und ich neugierig war, was sie sind (oder ob es mehrere Arten gibt, die so aussehen). Ludwig kennt sich mit Kleinzeugs wahnsinnig gut aus. Jedenfalls hat er sie damals bestimmen können. Ich hatte nur den Namen Sphaeropsis visci noch passiv im Hinterkopf.

In München ist die Art jedenfalls häufig. Ich werde aber mal drauf achten, ob ich sie auch anderswo finde. Ich denke aber, sie wird flächendeckend dort zu finden sein, wo Misteln wachsen.

Anregungen aus Österreich sind immer gern gesehen und herzlichst willkommen!

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Gernot

Hallo,

auch ich möchte mal einen Pilz vorstellen, wenngleich er nicht in Bayern gefunden wurde. Für die Kartierung ist er aber sicherlich sowohl für Bayern als auch für Österreich von Bedeutung, deshalb wird es mir hoffentlich verziehen. :)

Es handelt sich um Phaeobotryosphaeria visci (Kalchbr.) A.J.L. Phillips & Crous 2008, wohl besser bekannt unter dem Namen Sphaeropsis visci (Sollm.) Sacc. 1880. "Streng genommen" zeige ich euch hier Sphaeropsis visci, denn das ist der Name der Nebenfruchtform, während Phaeobotryosphaeria visci die Hauptfruchtform beschreibt.
Es handelt sich bei dieser häufigen Art um kleine, schwarze Punkte auf Viscum album, der Weißbeerigen Mistel. Bei genauerem Hinsehen erkennt man schwarze Konidiomata, die sich unter dem Gewebe entwickeln und dann hervorbrechen. In der Umgebung der Konidiomata findet man oft viele dunkle, winzige Punkte, die nichts anderes als die Konidien sind.

Am leichtesten findet man die hier vorgestellte Art auf am Boden liegenden Teilen der Misteln, das können sowohl Stängel als auch Blätter sein. Bei starkem Befall sieht man schon ohne sich Bücken zu müssen, dass das Substrat ziemlich dunkel gefärbt ist. Mit der Lupe kann man dann die einzelnen Konidiomata erkennen. Zumindest in Österreich ist die Art mit nur 5 Fundpunkten sicherlich unterrepräsentiert, wie schaut's denn da in Bayern aus?

Ansonsten viel Glück beim Sammeln dieser Art – bei gezielter Suche wird man ziemlich schnell fündig.

Hier die Bilder:

Konidiomata


Mikromerkmale (oben Schnitte durch die Konidiomata, links unten Konidien, rechts Wand der Konidiomata; Maßstab=10 µm)


Junge und ältere Konidien:


Schöne Grüße
Gernot