Lieber Tomasz,
du beziehst dich vermutlich auf die Arbeit von Bubriski & Kennedy (2014): A molecular and morphological analysis of the genus Rhizopogon subgenus Villosuli section Villosuli as a preface to ecological monitoring. Mycologia 106(2): 353-361.
Ich bin, was die Trennung der einzelnen Arten anhand der Sporenmaße angeht, etwas skeptisch. Betrachtet man einen Mittelwert des Länge-Breite-Quotienten von 2,5, dann passen sowohl Kollektionen von Rhizopogon vollosulus (schwankt zwischen 2,25 und 2,95) und Rh. hawkerae (liegt zwischen 2,36 und 2,84).
Und schaut man Rh. parksii an, dann schwankt dessen Quotient zwischen 1,93 und 2,32, kommt also zumindest nah heran. Auch was Sporengrößen angeht - wenn man das Chaos im Rhizopogon-roseolus-Aggregat anschaut.
Es wird auch die Sporenbreite verwendet, um zu trennen. Im Durchschnitt sieht das gut aus, aber...
Rh. villosulus: der Mittelwert der Breite schwankt zwischen 2,29 und 3,73
Rh. hawkerae: schwankt zwischen 2,47 und 2,57 (wenige Kollektionen)
Rh. parksii: schwankt zwischen 2,64 und 2,98
Rh. villosulus alleine schluckt damit die beiden anderen Arten, was die durchschnittliche Breite angeht. Oder das sind mehr Taxa, die mit ITS nicht trennbar sind. Aber die Schwankungsbreite des Mittelwerts bei Rh. villosulus zwischen 2,3 und 3,7 (gerundet), was die Sporenbreite angeht, ist schon sehr groß.
Vergleichen wir deine Mittelwerte:
Mittlere Breite 2,8 - würden die von Bubriski & Kennedy (2014) angegebenen Werte die gesamte Variationsbreite der Arten abdecken (Konjunktiv!), dann wären möglich: Rh. villosulus s.str. und Rh. parksii
Nimmt man dazu den mittleren Quotienten von 2,5 wären Rhizopogon villosulus s. str. und Rh. hawkerae möglich. Kombiniert man beides, dann fällt Rh. hawkerae ja wegen der Sporenbreite raus und dein Fund müsste Rh. villosulus s. str. sein.
Es wurden eben relativ wenige Kollektionen in der obigen Studie, die ich kenne, untersucht. Und selbst da überschneiden sich die Werte zumindest bei zwei Arten sehr deutlich. Und die mit dem im Schnitt kleinsten Quotienten überlappt im unteren Bereich. Wie man Rh. villosulus von Rh. hawkerae klassisch trennen soll, ist mir nicht klar.
Zu Rhizopogon vesiculosus: da habe ich keinerlei Erfahrung und ich habe im Moment keine Vorstellung, wie die Art aussieht.
Rhizopogon vesiculosus und Rh. vinicolor sollen sich sehr ähnlich sein - "
R. vesiculosus and R. vinicolor produce sporocarps that are difficult to distinguish morphologically yet they differ greatly in life history." siehe:
https://mycocosm.jgi.doe.gov/Rhives1/Rhives1.home.htmlWie gut die Quelle in Bezug auf Morphologie ist, weiß ich aber nicht. Inwiefern das zutrifft, kann ich also nicht beurteilen. Rhizopogon vinicolor hätte jedenfalls eine ganz andere Peridienstruktur.
Ich fürchte, man müsste, seit Bubriski & Kennedy (2014) gezeigt haben, dass man im Rh.-villosulus-Komplex mindestens drei Arten trennen kann, Funde erstmal jeweils durchsequenzieren und dann die bestimmten Proben mit Merkmalen korrelieren.
Ich empfinde die Trennung durch die Kombination der Sporenbreite und des Quotienten noch zu wenig bestätigt (anhand ausreichender Kollektionen, die entsprechend dargestellt werden). Vielleicht kann man zumindest manche Kollektionen klarer zuordnen. Würde ich nur nach dem Paper allein gehen, wäre ich wieder bei Rh. villosulus, was deine Kollektion angeht.
Kurz gesagt: muss man wohl seuqnezieren, dann sollte es klar sein.
Sorry, dass ich nicht mehr substantielles beitragen kann ;-). Vielleicht liest ja jemand, der sich in der Gattung besser auskennt, mit. Ich kann auch gerne mal bei Gunnar Hensel nachfragen (oder du schreibst ihn mal direkt an - falls du die Kontaktdaten brauchst, melde dich einfach oder ich frage bei ihm nach).
Liebe Grüße,
Christoph