Servus beinand,
das Thema wurde mittlerweile auch im DGfM-Forum aufgegriffen - siehe
https://forum.dgfm-ev.de/thread/1969-arsen-in-schwarzblauenden-roehrlingen/Dort wurde die potentielle Cancerogenität in einem bewusst (um die Diskussion anzuregen) provokanten Beitrag etwas in Frage gestellt.
Dort wird als Vergleich der Verzehr von Sushi herangezogen...
In den meisten Algen findet sich aber kaum DMA (bzw. DMAA, wie der Stoff auch abgekürzt werden kann). Einzig die Alge "Hijiki" ist mit DMA hoch belastet. Die übrigen Algen sind z.B. nach Steneberg (2004) -
https://www.iug-umwelt-gesundheit.de/pdf/2004-3_schwerpunkt2.pdf - nicht betroffen. Hijiki ist mittlerweile wegen seines Arsengehalts bekannt und wird z.B. in Hongkong konsequenterweise nicht mehr für den Verzehr empfohlen:
https://www.cfs.gov.hk/english/programme/programme_rafs/programme_rafs_fc_02_08.htmlIch esse selber gerne Sushi, nur wird der Reis nicht in Hijiki gewickelt - diese Alge eignet sich nicht dafür. Insofern habe ich durch Sushigenuss keine erhöhtes Risiko, aufgrund von DMA z.B. mein Hautkrebsrisiko zu steigern (im Forum der DGfM ist von Blasenkrebs die Rede, aber Hautkrebs ist das primäre Risiko - siehe Steneberg 2004, S. 106 mit Querverweis auf Primärstudien dazu). Jedenfalls nicht, wenn nicht der Reis selbst belastet ist (was leider teils der Fall ist). Hier ist v.a. brauner Reis "Wildreis" betroffen bzw. ungeschälter Reis. Die Arsenmenge hängt von der Reissorte ab.
Natürlich steigt unser Hautkrebsrisiko durch die vermehrte Sonneeinstrahlung, wenn es noch öfter zu solchen Hitzesommern wie 2003, 2018 und jetzt der Frühsommer 2019 kommt (wolkenloser Himmel, hohe UV-Einstrahlung). Wenn nun ein Risiko besteht, dass man durch den Schwarzblauenden Röhrling das Hautkrtebsrisiko weiter steigern kann, dann sage ich mir, dass es genügend andere Speisepilze gibt.
Sollte der hübsche Cyanoboletus zu unrecht als cancerogen eingestuft worden sein, dann ist das kein Beinbruch. Es sei denn, wir müssten uns durch den Wald ernähren, weil eine Hungersnot ausbricht. In dem Fall ist das Krebsrisiko allerdings mehr als zweitrangig.
Nein, in solchen Zeiten leben wir nicht. Daher muss man m.E. nicht zwanghaft an einem Speisepilz festhalten. Solange die Stoffmenge so groß ist wie beim DMA und solange hierbei ein potentielles Krebsrisiko gesehen wird, ist m.E. vom Verzehr dieses Pilzes abzuraten. Dies ist insbesondere für Pilzberater wichtig zu wissen.
Sollte dann eine Person, die beraten wird, trotzdem diesen Pilz essen wollen, dann ist das schlicht dessen eigene Entscheidung. Jeder ist eigenverantwortlich. Und wer das Rauchen nicht aufhören will, der setzt sich auch bewusst einem Risiko aus und darf das auch - Eigenverantwortung eben.
Kurzum: Vergleiche, die den Verzehr von Cyanoboletus verharmlosen sollen, finde ich schwierig, vor allem dann, wenn sie nicht einmal greifen. Ich denke da eher andersherum. Stellt sich heraus, dass auch andere Lebensmittel mit DMA belastet sind, sollte man nicht sagen "das wird ja auch gegessen", sondern eher "das sollte man auch meiden".
Wir addieren alle unsere Risikofaktoren auf. Wer jetzt bei dem Sommerwetter gerne auf offener Flamme / auf Holzkohle grillt, erhöht auch sein Krebsrisiko. Und wer das bewusst gerne macht, denn Grillfleisch schmeckt einfach gut, der sollte andere Krebsrisiken minimieren.
Ich hoffe daher, dass der Sushi-Vergleich (der leider sehr hinkt) nicht dazu führt, dass die Warnung vor Cyanoboletus weggewischt wird.
Liebe Grüße,
Christoph