Servus beisammen,
ich habe, wie von Rika gewünscht, den Thread geteilt und hier ins Expertenforum gestellt. Die Gattung Xeromphalina hat es in sich - selbst die "einfache" Xeromphalina campanella ist im Moment nicht wirklich bestimmbar, da Xeromphalina enigmatica im Moment nur genetisch unterscheidbar ist (vgl. Aldrovandi et al. 2015)
Meine damalige Bestimmung des französischen Funds beruhte auf der Tatsache, dass ich keine (eindeutigen) Cheilocystiden gefunden habe - die Schneide war fertil und die sterilen Zellen neben den Basidien sahen für mich nur wie Basidiolen aus. Ich hatte - wie hier ja bereits erwähnt wurde - meinen Beleg an Antonin geschickt, da ich wusste, dass er gerade an einer Monographie arbeitete (Antonin & Noordeloos 2004).
Schon damals gab es Probleme in der Interpretation von Xeromphalina cauticinalis - denn die bittere Sippe wurde damals abgetrennt als X. fellea. Antonin & Noordeloos haben dann X. cauticinalis als bitter definiert und X. fellea als Synonym eingezogen.
Miller (1968) beschrieb X. fraxinophila jedenfalls als "ohne Cheilocystiden", weshalb ich anhand der damaligen Monographie der Gattung die Bestimmung vornahm. Antonin & Noordeloos (2004) bestätigen, dass die Cheilocystiden zumindest unauffällig sind (not frequent to frequent, often inconspicous).
Die unauffälligen, manchmal seltenen (oder fehlenden?) Cheilocystiden helfen, Xer. fraxinophila zu erkennen, jedenfalls nach aktuellem Stand. Xer. cauticinalis hingegen hat auffallend verzweigte Cheilocystiden. Antonin & Noordeloos stellen die Cheilocystiden beider Arten dar - der Unterschied ist sehr deutlich. Insofern sollte mikroskopisch ein Vorbestimmen möglich sein.
Makroskopisch geht m.E. nichts. Und auch meine Kollektion hat unter dem Mikroskop mit Kalilauge deutlich gerötet.
Zum Habitat - ich hatte sie eben nicht aus einem Laubwald, sondern aus einem Lärchenbestand. Ist alles in meinem Artikel von 2002 beschrieben. Das war der Hauptgrund, die Bestimmung überprüfen zu lassen.
Kurz gesagt:
Mit klassischen Methoden sollte Xeromphalina fraxinophila anhand der Cheilocystiden bestimmbar sein und ist eigentlich gut von Xer. cauticinalis abgetrennt. Makroskopie, Habitat, KOH-Reaktion eignen sich m.E. nicht für eine Trennung.
Natürlich ist es mehr als sinnvoll, dieses Konzept genetisch zu überprüfen. Mein Beleg von damals liegt in der Staatssammlung in München und müsste ausleihbar sein. Den könnte man als Referenz für Xeromphalina fraxinophila ss. Antonin & Noordeloos verwenden. Wenn Peter die Sequenzierung mehrerer Beleg ermöglicht und so die Artengruppe auch genetisch prüfen lässt, wäre das ein großer Fortschritt. Fände ich super!
Liebe Grüße,
Christoph
Literatur:
Aldrovandi MSP et al. (2015): The Xeromphalina campanella/kauffmanii complex: species delineation and biogeographical patterns of speciation. Mycologia 107(6): 1270-1284.
Antonin V, Noordeloos ME (2004): A monograph of the genera Hemimycena, Delicatula, Fayodia, Gamundia, Myxomphalia, Resinomycena, Rickenella, and Xeromphalina (Tribus Mycenae sensu Singer, Mycena excluded) in Europe. IHW-Verlag.
Hahn C. (2002): Xeromphalina fraxinophila, ein wenig bekannter Glöckchennabeling. Mycol. Bav. 5: 2-12.
Miller OK Jr (1968): A revision of the genus Xeromphalina. Mycologia 60: 156-188.