Forum der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft

Allgemein => Expertenforum Mykologie => Thema gestartet von: Christoph am 4. März 2019, 22:22

Titel: Provsorischer Schlüssel der europäischen Resupinatus-Arten mit Lamellen
Beitrag von: Christoph am 4. März 2019, 22:22
Servus beinand,

schon vor ein paar Jahren habe ich die Dissertation von Jennifer McDonald (https://ir.lib.uwo.ca/cgi/viewcontent.cgi?article=4681&context=etd) online gefunden, die sich auf 297 Seiten ausführlichst mit der Gattung Resupinatus beschäftigt. Nachdem in Deutschland die Artenzahl teils auf eins(!) heruntergeschraubt wurde, war ich überrascht, dass die Gattung Resupinatus dann doch so artenreich ist - und entsprechend schwierig, weil ja alle irgendwie gleich aussehen.

Edit: Consiglio & Setti (2018) haben in ihrem aktuellen Werk über Hohenbuehelia auch Resupinatus mit "verarztet". Das hatte ich gar nicht auf dem Schirm... Damit ist McDonald (2015) schon etwas veraltet... und die Artenzahl der lamelligen Taxa bei Resupiantus gestiegen. Der Schlüssel stellt zwar den Stand von 2015 dar, ist damit aber nicht ganz aktuell.
Im Fall von R. striatulus unterscheiden sich die Konzepte hinsichtlich der Sporenmaße und -form. Das macht es nicht einfacher, aber spannend(er).

Da ich selber bisher noch nicht sehr tief in die Gattung eingestiegen bin, habe ich erstmal die Arbeit durchgelesen und mir dann auf später aufgehoben, mir das mal zusammenzufassen. Dies ist jetzt zunächst mit einem (noch provisorischen) Schlüssel zum Teil geschehen. Ach ja, Resupinatus applicatus ist genetisch klar von Resupinatus trichotis getrennt. Zudem ist Resupinatus applicatus eine Sammelart mit 5 Clades, aloso sind es wohl (mindestens) fünf Arten - davon treten zumindest zwei in Europa auf. Man kann daher im Moment Resupinatus applicatus nicht sauber bestimmen (per Sequenz ist es nur dahingehend ein Problem, dass es noch kein Typusexemplar definiert wurde).

Ich hänge den Schlüssel auch wieder (wie üblich) als Word-Dokument an. Für die, die den Schlüssel einfach so mal schnell ansehen wollen, füge ich ihn auch hier im Thread an (mit einem Layout, das ich aber nicht hinbekomme, daher besser das Word-Dokument anschauen).  8)

Vielleicht hilft der Schlüssel und der Link allen Interessierten. Und was die Vielfalt der cyphelloiden / stromatösen Resupinatus-Arten angeht, ist auch erstaunlich. Die Gattung hat was...  :D

Hier nun der Schlüssel:

Provisorischer Schlüssel der lamelligen Resupinatus-Arten Europas
Von Christoph Hahn (nach MCDONALD 2015)

1 Sporen zylindrisch, (5,5-)6,0-7,5 x (2,5-)3-3,5 µm ........................................... Resupinatus alboniger
1* Sporen kürzer und breiter ... 2

2 Cheilocystiden relativ breit, (5,0-)5,5 - 7,5 µm dick; Sporen kugelig ................................................... 3
2* Cheilocystiden schmaler, 3,5-6 µm dick; Sporen kugelig bis ellipsoid/ eiförmig ................................. 4

3 Fruchtkörper sehr klein, 0,2-3 mm im Durchmesser, an Laubholz (Fagus, Ulmus) ; Lamellen enden nicht an einem gemeinsamen Punkt, sondern lassen in der Hutmitte eine deutliche Lücke; Sporen 4-5 µm im Durchmesser; Fruchtkörper nicht durchsichtig, ungerieft.......................................... Resupinatus kavinii
3* Fruchtkörper größer, 2-7 mm im Durchmesser, meist an morschem Nadelholz; Lamellen enden in gemeinsamem Punkt, lassen keine Lücke in der Hutmitte; Sporen minimal größer, (4,25-) 4,75-5,5 (-5,75) µm; Fruchtkörper quasi durchsichtig, daher frisch deutlich gerieft .......................... Resupinatus striatulus

4 Fruchtkörper sehr groß werdend, bis 15 (-20) mm im Durchmesser; Huthaut in der Hutmitte meist mit deutlich abgesetztem, schwarzen Haarfilz; Cheilozystiden 20-27 x 5-6 µm, gerne neben fingerförmigen Auswüchsen auch mit dünnen, spitzen Auswüchsen (,,Dornen"); an stärker zersetztem Laubholz; Sporen mehr kugelförmig, bis 5,25 µm im Durchmesser ......................................................... Resupinatus trichotis
4* Fruchtkörper zierlicher, bis ca. 7 mm im Durchmesser; Huthaut mit hellem, nicht so deutlich abgesetztem Tomentum; Cheilozystiden 18-25 x 3,5-5,0 µm, mit fingerförmigen, divertikulierten Auswüchsen, ohne Dornen; meist an wenig zersetztem, frischen Laubholz; Sporen kugelig bis breit ellipsoid/ovoid, bis 5,5(-6,0) µm lang  ................................................................ Resupinatus applicatus s.l.

Verwendete Literatur:
McDonald J (2015): Morphological and Molecular Systematics of Resupinatus (Basidiomycota). Electronic Thesis and Dissertation Repository. Paper 3135. 297 pp. The University of Western Ontario.

Liebe Grüße,
Christoph