Forum der Bayerischen Mykologischen Gesellschaft

Allgemein => Expertenforum Mykologie => Thema gestartet von: Peter am 11. November 2010, 23:22

Titel: Macrotyphula contorta oder nix?
Beitrag von: Peter am 11. November 2010, 23:22
Hallo Zusammen,

wir haben heute im Bayerischen Wald bei Zwiesel diese Macrotyphula-Aufsammlung gemacht.

(http://forum.pilze-bayern.de/index.php?action=dlattach;topic=852.0;attach=3933)

Aufgrund von Substrat (Alnus) und Mikroskopie (Sporen 16-27 x 7-9 µm) komme ich auf
M. contorta. In der Literatur gibt es hier zur Eigenständigkeit unterschiedliche Aussagen.
Schild hat sie lt PDS nach hunderten von Kollektionen als eigenes Taxon gesehen.
Krieglsteiner nach Tausenden Kollektionen verneint die Eigenständigkeit.
Wir haben hier von M. fistulosa deutlich abweichende Sporenmaße und andere FK-Formen.
Hat Jemand Erfahrungen oder neuere Erkenntnisse?   

Gespannte Grüße, Peter
Titel: Re: Macrotyphula contorta oder nix?
Beitrag von: Christoph am 12. November 2010, 09:48
Servus Peter,


ich finde diese "M. contorta" meist im Spätherbst und/oder Winter an Zweigen in der Luft, während die "normale" im gewöhnlichen Herbst auf vergrabenen oder am Boden liegenden Ästen vorzukommen scheint.

Aufgrund der allgemeinen Synonymisierung bin ich bislang davon ausgegangen, dass es nur eine Wuchsform ist - bisserl verkrüppelt eben, weil in der Luft und in Nachtfrostphasen wachsend.

Ich kann aber nicht entscheiden, wer jetzt Recht hat. Krieglsteiner hat sehr gerne alles mögliche Zusammengeworfen, Schild hingegen trennt anscheinend gerne sehr fein auf. Darum halte ich mich gewöhnlich an Monographien. Berthier hat die beiden, meine ich, zusammengelegt. Witzigerweise hat dann Macrotyphula contorta Priorität, da älter als M. fistulosa, was das spätere Auseinanderdröseln von Kartierungsdaten erschwert (es kann unter dem Namen beides gemeint sein, die normale und die verwurschtelte).

LG
Christoph
Titel: Re: Macrotyphula contorta oder nix?
Beitrag von: Helmut am 12. November 2010, 19:09
Servus Peter und Christoph,

das Ding kenne ich schon sehr lange und hatte die selben Probleme bei der Bestimmung. Die "contorta" finde ich sogar öfter als die typische fistulosa, bevorzugt in der Nähe von Gewässern (Luftfeuchte) an hängenden Laubholz-Ästen. Erst vorgestern ist sie mir wieder an einer neuen Stelle begegnet.

Für mich sind das verschiedene Arten. Aber das ist nur eine persönliche Einschätzung. Vielleicht sequenziert die Dinger mal jemand.  ;D

Gruß

Helmut
Titel: Re: Macrotyphula contorta oder nix?
Beitrag von: dorle am 13. November 2010, 21:20
Hallo zusammen,
in Gminder-Böhning: Welcher Pilz ist das? Franck-Kosmos Verlag, Stuttgart, 2007, S.246 wird neben einer  Zeichnung von contorta ausgeführt,  dass contorta vermutlich nur eine Krüppelform (f.contorta) darstellt und vor allem in milden Winterperioden wächst.

Hier gibt es doch noch einigen Diskussionsbedarf.
Grüsse
Thomas.
Titel: Re: Macrotyphula contorta oder nix?
Beitrag von: Peter am 13. November 2010, 22:19
Hallo Zusammen,

die nächsten normalen M. fistulosa sehe ich mir genauer an. Wenn die Sporen unserer contorta-Kolletion so signifikant größer als in der Literatur für M. fistulosa angegeben sind, verstehe ich die Diskussionen überhaupt nicht. Helmut's Vorschlag für eine Sequenzierung werde ich weiter verfolgen.

Beste Grüße, Peter
Titel: Re: Macrotyphula contorta oder nix?
Beitrag von: mollisia am 14. November 2010, 23:37
Hallo,

mich würde auch das Substratspektrum genauer interessieren, denn ich finde die normale fistulosa zumeist bei Birke, die contorta aber oft auf Erle, auf Hasel und auch auf Hainbuche.

beste Grüße,
Andreas
Titel: Re: Macrotyphula contorta oder nix?
Beitrag von: Rudi am 15. November 2010, 19:51
Meine contorta-Funde stammen auch von Erle und Hasel.
Heuer hab ich allerdings damit bisher noch kein Glück gehabt ...

LG Rudi
Titel: Re: Macrotyphula contorta oder nix?
Beitrag von: zuehli am 29. Oktober 2014, 13:31
Hallo zusammen,

ich hänge mich jetzt ein paar Jahre später hier mal dran, weil ich die Art jetzt auch zum ersten Mal gefunden habe.
In der FN wird sie ja immerhin als M. fistulosa var. contorta geführt, in der Mycobank als gute Art M. contorta.
Weiß mittlerweile jemand wie der aktuelle Stand der Dinge ist?

Beste Grüße
Harald
Titel: Re: Macrotyphula contorta oder nix?
Beitrag von: Helmut am 2. November 2014, 01:12
Servus,

vor zwei Jahren habe ich in den Alpen tatsächlich beide Arten / Formen am selben Erlen-Ast gefunden, allerdings ziemlich weit auseinander wachsend. Deshalb habe ich das Ende des Astes mit den regelmäßigen Fruchtkörpern abgebrochen, um es zusammen mit den unregelmäßigen Fruchtkörpern fotografieren zu können.

Gruß

Helmut