Irpex lacteus

Begonnen von Wolfgang D., 3. Juli 2011, 20:50

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Frank D.

Lieber Wolfgang,

früher hätte man bei den Schnallenverhältnissen deines Fundes gleich einen neue Art beschrieben.
Heute müsste man erst mal die DNA Sequenzierung deines Fundes mit Irpex lacteus und
Steccherinum oreophilum vergleichen, wo der Fund hingehört.
Vielleicht ist es auch eine evolutionäre Zwischenform beider Arten?  :)

Beste Grüße Frank

Wolfgang D.

Lieber Frank,
gleichfalls frisch zurück aus dem Urlaub in den Alpen danke ich dir für deinen Hinweis auf den - von mir übersehenen - Artikel, mit dem Grosse-Brauckmann offensichtlich das Problem "des schnallentragenden Irpex lacteus" gelöst hat. Demnach wäre es also, wie bereits von Ingo vermutet, Steccherinum oreophilum.
Leider hat Grosse-Brauckmann nur allgemein "Hyphen mit/ohne Schnallen" geschrieben und hat weder in der Beschreibung noch im Schlüssel die Schnallenverhältnisse an den Basidien berücksichtigt. Eriksson, J., Hjortstam, K. & Ryvarden, L. 1984 zeichnen Basidien mit Schnallen. Die Ausführungen zu S. oreophilum in beiden Publikationen bestätigen außerdem die Unterschiede zu meinem Fund in Bezug auf die Sporengröße und Länge der Stacheln.
Da werde ich wohl nachsammeln und mich noch einmal intensiver damit beschäftigen müssen ...
Herzlich,
Wolfgang

Frank D.

Lieber Wolfgang,

frisch aus dem Urlaub bin ich auf diesen Beitrag gestoßen und möchte dich auf einen Artikel von
Frau Dr. Große-Brauckmann aufmerksam machen, in dem das Problem der schnallentragenden Irpex lacteus beschrieben wird.

Zeitschrift für Mykologie Band 52/2 1986- Steccherinum oreophilum und Steccherinum "robustior/laeticolor"
(ss. Jahn 1969/1979)- zu einigen nomenklatorisch- taxonomischen Mißverständnissen und über Funde in der BRD


Beste Grüße Frank

Wolfgang D.

Hallo Ingo,
danke für den Tipp, aber mein Fund ist schon Irpex lacteus.
Steccherinum oreophilum hatte ich verglichen, zumal die Art jetzt ebenfalls unter Irpex geführt wird, aber diese hat neben kürzeren Zähnchen auch breitere, ellipsoidische Sporen und vor allem Basidien mit Schnallen. Bei meinem Fund sind die Schnallen, wie erwähnt, nur an den dickwandigen generativen Hyphen.
LG
Wolfgang

Ingo W

Hallo Wolfgang!

Vergleiche doch auch mal mit Steccherinum oreophilum, der ist gar nicht so selten und passt schön zu deinen Fruchtkörpern.

VG Ingo W
Kleine Pilze sind auch schön, sehen bloß die wenigsten!

Wolfgang D.

Hallo Forum,

ich habe da offensichtlich einen Irpex lacteus, der auch mikroskopisch gut passt, außer dass die dickwandigen generativen Hyphen viele wunderbare Schnallen haben.

Nun ist für Irpex lacteus das Fehlen von Schnallen geradezu ein obligates Bestimmungsmerkmal, und ich konnte in den gängigen Bestimmungsbüchern nirgendwo einen Hinweis auf Schnallen finden.

Erst durch einen konkreten Hinweis (danke an Heinz Forstinger!) konnte ich in einer Arbeit von Hermann Jahn lesen, dass vor über 40 Jahren neben der völlig schnallenlosen Normalform eine Form mit Schnallen bekannt war. Jahn bildet die Schnallen in einer Zeichnung ab (Fig. 4.g) und unterscheidet die beiden Formen sogar in seinem Schlüssel der "resupinaten Stachelpilze".
siehe
http://wwwuser.gwdg.de/~rjahn/Pilzbriefe/PB_Bd_7_22.pdf

Die Form mit Schnallen dürfte damals wie heute offensichtlich sehr selten sein, obwohl es die Nominatform ist, während die "normale" Form (ohne Schnallen) früher "tulipiferae" genannt worden ist.

In der jüngeren Literatur dürfte diese Information völlig verloren gegangen sein. Oder hat dazu jemand weitere Hinweise? Wäre daran sehr interessiert!

LG
Wolfgang