Einzelfund des Krokodilritterlings (Tricholoma caligatum ss. HORAK bzw. Sammela

Begonnen von Norbi, 26. Januar 2011, 00:47

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Rudi

Servus Norbi,

Schaut gut aus!
Den würd ich auch gern mal finden, egal ob matsutake oder caligatum- jetzt weiß ich ja, wo ich suchen muß!
Wenn du ihn wieder siehst, sag mir Bescheid- ich komme ( mit Geruchsbesteck)!
Wo sind denn die anderen 3 Bilder? 8)

LG Rudi
Medicus curat, natura sanat (Während der Arzt kuriert, heilt die Natur-auch ihn)

mollisia

Hallo,

sehr interwessanter Fund, in der Tat!

Tricholoma matsu-take sollte diese Art wohl heißen, wobei nicht so ganz klar ist, ob T. dulciolens etwas anderes ist. Jedenfalls diese beiden Taxa kommen in der temperaten-borealen Zone vor, während T. caligatum auf Südeuropa beschränkt ist. T. caligatum ist +/- geruchlos und bitter(-lich), T. matsu-take soll mild sein. Die Japaner zahlen ja hohe Preise für die Dinger, aber da geht's eher um anderes als um magenbezogene Genüsse ;-))
T. matsu-take ist ein nom. cons. gegenüber T. nauseosum.

beste Grüße,
Andreas

Norbi

Liebe  Pilzfreunde
am 01.09.2010 erhielt ich in Rahmen einer Pilzberatung von einer älteren Dame (Marianne Schuster, Weiden) ein Einzelstück eines +/- porphyrbraunen, eher großen Pilzes.
Ich habe diesen Pilz in meiner 30jährigen pilzkundlichen Tätigkeit noch nie gesehen, hatte jedoch sofort die Vermutung (ich hatte hier das Foto in DÄHNCKE (1200 Pilze) im Hinterkopf, dass es sich hier wohl um den Krokodilritterling (Tricholoma caligatum) handeln müsste.
Auffällig ein weithin wahrnehmbarer parfümiert-süßlicher, +/- aufdringlicher Geruch, den ich eher als unangenehm empfand.
Ich würde diesen Geruch irgendwie mit dem Geruch des Birnen-Rißpilzes (Inocybe fraudans) vergleichen.
WERNER JURKEIT  und HUBERT SEIDL, die zufällig bei mir zu Besuch waren, konnten diesen Pilz ebenfalls bewundern und "beriechen" ("beschnuppern" passt hier nicht, da dieser Pilz schon in einer Entfernung von ca. 50 cm  seinen aufdringlichen, süßlichen Geruch verbreitete).
Gefunden wurde dieser für Speisezwecke gesammelte Pilz im Ortsteil Oed, Gde. Kirchendemenreuth (MTB 6238/2), vermutlich unter Kiefern, auf sandig-lehmigem Boden.
.
Der Pilz fand anschl. Aufnahme in der Pilzausstellung der Vogtlandtagung 2010, wo er auch Bewunderung fand.
Tatsache ist: der Pilz wurde nicht mikroskopiert und es existiert leider auch kein Exsikkat, was ich im nachhinein natürlich sehr bedaure!
Wohl aber wenigstens 4 von mir gemachte aussagefähige Fotos!
Damals war mir eben  nicht bekannt, dass es zu dieser Sippe verschiedene Autorenmeinungen gab; außerdem war ich gerade im Aufbruch zur Vogtlandtagung.

Nun -  in frage kämen neben T. caligatum (Viv.) Ricken , am ehesten noch T. nauseosum (A. Blytt) Kytöv. synonymisiert mit T. matsutake (S. Ito & S. Imai) oder T. dulciolens Kytöv.

Nach der kürzlich erschienenen Roten Liste Bayern ist "T. caligatum" vom Aussterben bedroht (Kat. 1) und wurde "seit 1990 in Bayern nicht mehr gefunden"!

Die porphyrbraune Hutfarbe (ohne späteren helleren Rand) weist nach  FUNGA NORDICA am ehesten auf  T. caligatum.
HORAK (2005) weist "nur" T. caligatum (Viv.) Ricken mit Synonym T. nauseosum (Blytt) Kytövuori aus und spricht von einem "Hut mit gelb- bis rotbraunen oder porphyrbraunen, derben Schuppen".

im vorliegenden Fall könnte man (trotz fehlender Sporenmessung)  das Vorliegen von T. caligatum  (Viv.) Ricken gut vertreten, zweifelsfrei zumindest sensu HORAK oder  allgemein als  Sammelart T. caligatum agg.
Im übrigen:
Die Abb. von T. caligatum in der Roten Liste Bayern als auch die Abb. im "MycoKey" (Beilage zu FUNGA NORDICA) sind unserem Fundexemplar in Größe und Farbe sehr ähnlich!!
Hubert Seidl, Weiden i.d.OPf. (PSV) und ich versuchen mit der Finderdame in diesem Jahr den genauen  Fundort zu lokalisieren.
Neben der Erfassung und Wertung der ökologischen Daten werden etwaige weitere Funde (?) mit großem Interesse makro- und mikroskopisch bearbeitet.


Mit pilzkundlichen Grüßen

Norbi