Hallo zusammen,
nachdem ich aufgrund meiner Pilzführung in die Amperauen bei Dachau für den VfP München mit einer Kollektion einer gelben Tremella konfrontiert wurde, bei der nicht auf den Wirt geachtet wurde, „durfte“ ich wieder einmal rein mikroskopisch versuchen, die Art zu bestimmen – wobei „natürlich“ die Tremella unreif war.
Nachdem die von mir früher mal angegebenen Links auf Beschreibungen beider Arten (Tremella mesenterica und Tr. aurantia) auf den Seiten der Southern Taiwan University of Science and Technology tot sind, liste ich hier für eine klarere Bestimmung die Trennmerkmale nochmal auf (die Beschreibungen, die jetzt nicht mehr erreichbar waren, stammten mit hoher Wahrscheinlichkeit von Chen). Ich möchte dabei auch auf einen sehr schönen Artikel von Peter Roberts verweisen:
Roberts P (1995): British Tremella species 1: Tremella aurantia and T. mesenterica. Mycologist 9(3): 110–114.
Ganz aktuell wurden beide Arten auch in der Zeitschrift Field Mycology verglichen:
Overall A (2017): Tremella aurantia & T. mesenterica, two British ‘Yellow Brain Fungi’ compared. Field Mycology 18(3): 82-84.
Hier nun die Gegenüberstellung:
Tremella mesenterica:
Wirt: Peniophora spp.
Sporen: (8,0-)10,0-16,0(-18,0) x 6,0 x 9,5(-12,0) µm
Basidien meist ungestielt (nur ausnahmsweise vereinzelt kurz gestielte Basidien); meist senkrecht septiert; zwei Basidientypen auftretend:
Basidientyp I: subglobos bis breit ellipsoid, 20-23(-25) x (17-)18-22(-23) µm
Basidientyp II: oval, (20-)24-31(-35) x (15-)16-20 µm
Vesikel dickwandig (Wandstärke 2-3,5 µm), kugelig bis ellipsoid – dann (12-)14-21 x (9-)11-16,5(-19) µm – oval bis keulenförmig – dann 22-27 x 15-17 µm – manchmal auch lanzettförmig – dann 34-35 x 7-10 µm.
Haustorien im inneren Bereich des Fruchtkörpers häufig, 3-6(-7) x 2,5-4 µm, mit teils mehreren, gewundenen und sich verzweigenden Auswüchsen („Greifhyphen“ - genau genommen nur Auswüchse aus der Haustortienzelle, keine Hyphen)
Konidien sehr variabel geformt, von subglobos bis hin zu gestreckt-zylindrisch
Tremella aurantia:
Wirt: Stereum hirsutum
Sporen: 5,5-9,0 x 4,5-7,0 µm
Basidien meist typisch gestielt, Stiel 2-5 x 2-3 µm; oft auffallend schräg septiert (etwas an Sirobasidium erinnernd); zwei Basidientypen auftretend:
Basidientyp I: globos bis subglobos, 10,5-13(-14) x 10,5-13(-14) µm
Basidientyp II: birnenförmig bis keulig, 10,5-15,5(-24) x 10,5-13(-14) µm
Vesikel fehlend (!)
Haustorien 3-5 x 2,5-4,5 µm, mit meist nur einem, unverzweigten Auswuchs
Konidien subglobos bis ellipsoid, weniger variabel in der Länge
Kurz zusammengefasst:
Tremella mesenterica hat deutlich größere Sporen, zudem deutlich größere und sitzende Basidien (bei Tr. aurantia kleiner, dafür gestielt). Die Vesikel sind bei Tr. mesenterica wirklich auffällig, da sie durch ihre dicken Wände herausstechen. Man findet sie unregelmäßig in der Trama eingestreut. Bei Tr. aurantia fehlen diese. Und auch die Auswüchse der Haustorien sind unterschiedlich (verzweigt vs. unverzweigt usw.).
Es gibt noch weitere Unterscheidungmöglichkeiten – so z.B. die Größe und Form von angeschwollenen (dünnwandigen) Zellen im Subhymenium, in der Trama und nahe des Substrats – hier zeigt Tr. mesenterica tief unten, nahe des Substrats gerne zitronenförmig angeschwollene Zellen (sonst auch globos bis oval bis hin zu birnenförmig), während sie bei Tr. aurantia nur sobglobos bis ovoid bis keulig sind. Die Zellen schwellen bei Tr. mesenterica auch viel deutlicher an (bis über 20 µm Breite erreichend – bei Tr. aurantia nur bis 11 µm breit).
Sollte übrigens eine Tremella an Stereum hirsutum gefunden werden, die kugelige, sitzende Basidien aufweist, so wäre das Tremella tremelloides (Berk.) Massee – eine weitere, gelbe Art, die aber nur aus Nordamerika bekannt ist.
Ist die Kollektion reif, ist die Unterscheidung also gar kein Problem. Natürlich war meine Kollektion wieder mal unreif. Und bei den Konidien war ich schon früher verwirrt, da Chen für Tremella mesenterica angibt, die Konidien seien nur 1-2 µm breit. Roberts (1999) gibt hingegen Breiten von 2-2,5 µm an. Bei meiner aktuell untersuchten Kollektion waren die Konidien sogar bis 4,5 µm breit, also deutlich größer. Das ist mir aber wie gesagt auch früher schon aufgefallen. Was ich aber hier bestätigen kann, ist die große Varianz in der Länge, also in der Form. Roberts (1995) gibt sie aber auch nur als subglobos bis ellipsoid an.
Also sind die Konidien an sich variabler, als von den bisherigen Studien angegeben – oder irgendwas ist hier seltsam. Ich gehe von ersterem aus.
Da ich bei der aktuell untersuchten gelben Tremella auch schon Probasidien gefunden habe, die einerseits ungestielt sind und zudem sehr groß sind (bis 22 µm im Durchmesser), ist auch diese eine klare Tremella mesenterica.
Ich muss also noch länger auf einen Fund von Tremella aurantia warten...
Liebe Grüße,
Christoph