Cortinarius (Tel) paragaudis vs. haematochelis

Begonnen von Helmut, 5. Dezember 2010, 22:05

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BauerG

Hallo Andreas, hallo Christoph,
der Fundort liegt in etwa 470 m Höhe am Fuße von mittelalten Buchen in einem lockeren Mischwald, d.h. es sind auch Tannen, Kiefern, Eichen in der näheren Umgebung. Der Boden ist wohl sauer (Granit/Gneiß, Heidelbeeren).
MTB 7245. Einen auffälligen Geruch konnte ich nicht wahrnehmen.

Gruß Günter

mollisia

#11
Hallo Günter,

kannst Du noch was zur Ökologie sagen? Laub- oder Nadelwald, sauer oder basisch?
Und zum Geruch?

beste Grüße,
Andreas

mollisia

Hallo Christoph,

kann ich mir nicht vorstellen. Kennen tu ich jedenfalls keinen. Ich glaube nicht, dass der in die pholideus-Verwnadtschaft gehört, aber das ist eher gefühlsmäßig.
Ich glaube, ich werde den Fund mal im mycologia-europaea Forum anfragen.

beste Grüße,
Andreas

Christoph

Hallo Günter und Andreas,

ich weiß, dass die Hutoberfläche gar nicht passt. Aber der Stiel Deines Schleierlings erinnert mich irgendwie stark an Cortinarius pholideus. Gibt es vielleicht verwandte Arten, die keinen schippigen, sondern eher faserige Hüte haben?!

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

mollisia

Hallo Günter,

sehr interessant. Das sieht also so aus, als ob das Velum oxidiert, wie man das z.B. von C. nanceiensis ja kennt. Auch dort liegt ein grünlichgelbes Velum vor, das bei Luftzutritt rosabräunlich-weinrosa oxidiert.
Der faserig-filzige Hut und die kleinen Sporen schließen ein Phlegmacium allerdings aus, meiner Meinung nach.
Ich denke immer noch an eine Art aus Der Verwandtschaft von C. fuscoperonatus, aber die Sporen ......

beste Grüße,
Andreas

BauerG

Hallo,
ich möchte noch die "Velumverhältnisse" präzisieren / korrigieren.
"weinrot" ist nicht zutreffend.
Das Velum ist zwar an manchen Stellen weinrot. Die Grundfarbe ist aber ein helles Gelb, wie man aus dem beigefügten Ausschnitt ersehen kann.
Vielleicht hilft das zu einer Bestimmung weiter.

Ein gutes Neues Jahr!

Günter

BauerG

Hallo Andreas,
danke für die Antwort.
Ich hänge das Bild in besserer Auflösung an.

schönen Gruß

Günter

mollisia

Hallo Günter,

Dein Pilz ist sicher eine andere Baustelle. Leider ist das Bild so kleingerechnet, dass es sehr verpixelt ist und dadurch die Velumverhältnisse kaum zu erkennen sind. Auf den ersten Blick dachte ich sicher, dass das C. fuscoperonatus oder C. tigrinus sein müsse, aber die Sporen sind zu klein dafür. Die rundlichen Sporen könnten auch auf die brunneus-Gruppe hindeuten. Aber da wäre tatsächlich eine bessere Bildqualität hilfreich. Das Velum wirkt auch nicht wirklich weinrot, aber das mag täuschen. Eine Art mit tatsächlich dunkel weinrotem Velum kenne ich allerdings überhaupt nicht.

beste Grüße,
Andreas

BauerG

ist mir ein Fund vom 29.8.2010 im Bayer. Wald wieder eingefallen.
Kurzbeschreibung: düstere Farben, Hut filzig-faserig, mit dunkel weinrotem Velum, Stiel leicht gegürtelt.
Sporen fast rundlich 6-7 x 4,5-6 µ, LS mit sterilen Zellen. Kräftige FrK.
Ich kam zu keiner Bestimmung, was aber nichts heißt, da ich mich mit Cortinarien nicht auskenne.
Es wäre schön, wenn mir jemand von den Spezialisten auf die Sprünge helfen könnte.
Besten Dank im Voraus;

Günter Bauer

Helmut

Danke Andreas

für Deine detaillierten Antworten. Die BaWü-Flora ist eingetroffen und ich habe gleich nachgelesen. Ich werde mich der "alten" Nomeklatur anschließen und diese kleinsporigen Kollektionen "umtaufen" in Cortinarius haematochelis.

In Krieglsteiner's Verbreitungsatlas von 1991 sind gerade mal 9 Fundpunkte von haematochelis für Deutschland angegeben (alle im Süden) und nur 1 von paragaudis (sogar bei Regensburg).

Besl & Bresinsky 2009 (Checkliste der Basidiomycota von Bayern) bringen haematochelis für 4 der 8 bayerischen Florenregionen und paragaudis (als "cf."!) nur für die eine, die auch im Verbreitungsatlas genannt ist (dort ohne "cf."). Da die Kollektionen weitgehend aus der Zeit vor Erscheinen der "Flora Photographica" stammen, ist anzunehmen, dass die "alte" Taxonomie zugrunde lag.

Falls noch jemandem zwischenzeitlich erfolgte weitere Aufsammlungen dieser relativ klar bestimmbaren Art(wenn auch die Namensgebung unterschiedlich ist) bekannt sind, würde ich mich über entsprechende Mitteilungen freuen.

Schöne Grüße

Helmut

mollisia

Hallo Helmut,

in der neu herauskommenden Roten Liste Thüringen sind beide Taxa enthalten, als C. haematochelis und C. paragaudis ss. MOSER. Beide sind als "R" eingestuft.

in der unpublizierten Checkliste/Rote Liste Ba.-Wü. ist C. paragaudis (ss. MOSER) mit "sehr selten" und Einstufung "G" aufgeführt, wobei die Art in den Südlichen Gäulandschaften "selten" vorkommt, auf der Schwäbischen Alb "ein Einzelfund (= "R")", sonst fehlend. C. haematochelis hat dieselbe Gesamteinstufung, ist aber im Schwarzwald und auf der Schwäbsichen Alb jeweils "sehr selten", in den Südlichen Gäulandschaften "verschollen (letztmalig 1950)".

In der neu herauskommenden Roten Liste Deutschlands sind beide Arten, also C. paragaudis und P. haematochelis als "R" eingestuft.
Das lässt darauf schließen, dass außer unseren süddeutschen Funden wohl kaum welche in Deutschland gemacht wurden.

beste Grüße,
Andreas

Helmut

#1
Servus beinand,

aus dem "Rätselfred" in "Plattform für Pilzfreunde" heraus möchte ich Euch eine Telamonia vorstellen, die ich nach Brandrud et al ("Cortinarius Flora Photographica") als C. paragaudis var. paragaudis bestimmt hatte. Die "var. oenochelis" wurde auch schon als eigene Art beschrieben und hat im Wesentlichen auch größere Sporen. Sie erinnert an C. armillatus, hat aber düsterere Farben, mehr rote als orange(-rote) Cortinareste am Stiel und kurze breite Sporen unter 8 µm.

Andreas Gminder schrieb dazu:
"in der BW-Flora ist die natürlich drin, die Art. Aber ich bin ausnahmsweise hier mal nicht LINDSTRÖM gefolgt, denn seine Argumentation halte ich für sehr schwach, und die Tradition ist eben genau andersrum. Nach fast allen anderen Autoren ist eben paragaudis das großsporige Taxon und haematochelis das kleinsporige. ... Ich selbst habe diese Arten nur sehr sehr selten gefunden, und nie mit so einem ausgeprägten Velumring wie bei Deinem Fund. Da mag man ja schon fast an armillatus denken (der's natürlich nicht ist, ich weiß schon!). Ich kenne aus eigener Anschauung nur meinen paragaudis, also die großsporige Art, aus sauren, feuchten Fichtenwäldern (3 eigene Funde in BW und Th), sowie das Laubwald-Taxon veregregius, das ähnlich aussieht aber robuster ist (je 1 Eigenfund in BW und Th). Mehr ist bei mir noch nicht zusammengekommen, das kleinsporige Taxon ("dein" paragaudis) kenne ich nur von der JEC-Tagung Härnösand."

Nach Moser 1983 wäre auch haematochelis der bessere Name, weil paragaudis mit größeren Sporen angegeben wird.

Meine Frage also: Wer hat diese kleinsporige Art schon gefunden?

Sie ist in meinem Hauptsammelgebiet nicht selten. Deshalb mag ich gar nicht glauben, dass die in Deutschland noch niemand gefunden hat. Dazu noch ein paar Bilder.

Gruß

Helmut