Biomechanik der Fruchtkörperbildung

Begonnen von hans, 19. November 2010, 10:23

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hans

Genau Udo, es geht um den osmotischen Druck den Hyphen entwickeln. Werte aus dem Pflanzenreich sind ein erster Hinweis, Pilze haben jedoch etwas andere hydraulische Eigenschaften, wie auch Dein zweites Posting zeigt. Ich bin übrigens inzwischen auch über die in Deiner Mailadresse aufgeführten Autoren bzw. Papers gestolpert. Es scheint nur wenige Arbeiten über das Thema zu geben. Selbst mit kreativen Kombinationen u.a. mit Begriffen wie basidiocarp, sporocarp, fruit(ing) body, osmotic/hydraulic pressure, turgor, expansion, biomechanics, hyphal elongation usw., war nicht so wahnsinnig viel zu holen. Ich vermute aber, dass es eine Reihe von altehrwürdigen Mykologen gibt, die sich mit dem Thema befasst haben, u.a. Buller. Aber über die alten Quellen gibt das Internet nicht so viel Text her.

Trotzdem habe ich ein paar Sachen gefunden, mit denen ich den Druck- oder Kraftbereich bei der Fruchtkörperstreckung möglicherweise eingrenzen kann, und das passt zu Deiner Einschätzung: Der Druck bewegt sich wohl zwischen 0,4 und 1,5 MPascal (im Mittel ca. 0,5 MPa), was z.B. für einen simplen Champignon eine Kraftentwicklung während der Fruchtkörperentwicklung (Streckung) von etwa 5 kp/qcm entspricht. Angenommen dieser Pilz habe einen Stieldurchmesser von 1 cm im "Knopfstadium", also einem Querschnitt von ca. 0,8 qcm, so drückt sich nämlicher Champignon mit einer Kraft von etwa 4 kp durch das Erdreich und sonstige Hindernisse nach oben.

Trotzdem, die "Datenlage" ist nach wie vor wackelig. Wenn also Du oder andere Pilzfreunde weiter zur Frage beitragen könnten, wär ich ziemlich happy :D

Danke für Eure Hilfe, Hans

UdoA

Hallo Hans,

das könnte Dich auch interessieren:

http://www.scienceticker.info/2008/09/17/pilze-schiessen-meisterhaft/

Zitat daraus:
"Tatsächlich erreicht der osmotische Druck bestenfalls 1 Megapascal (rund 10 Atmosphären) und liegt damit in einem für Pilzzellen nicht ungewöhnlichen Bereich. Der Trick der Pilze muss demnach in der besonders effizienten Nutzung der aufgebauten Spannung liegen, folgern die Forscher. Frühere Abschätzungen, die auf Basis theoretischer Modelle zu extremen Druck- und Beschleunigungswerten gelangt waren, müssten revidiert werden."

LG Udo
Eine Anhäufung von Tatsachen ist ebenso wenig eine Wissenschaft wie ein Haufen Steine schon ein Haus ist. (H. Poincaré)

Meine Pilzfotos: http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/496395

Avatar: Oudemansiella mucida, Buchenschleimrübling

UdoA

Hallo Hans,

versuch es einmal mit dem Suchwort "Turgordruck"

Hier ist z.B. ein entsprechender interessanter Artikel, wonach der Zelldruck (Osmotischer Druck) folgende Werte erreicht:
Wurzelzellen 5,5 bis 11 Atm.
Blattunterseite 13,7 Atm.
Parenchymzellen 21,1 Atm.
Schwammpalisaden 36,5 Atm.

http://www.biologiezentrum.at/pdf_frei_remote/APO_24_0001-0003.pdf

Das erklärt so einiges.

LG Grüße Udo
Eine Anhäufung von Tatsachen ist ebenso wenig eine Wissenschaft wie ein Haufen Steine schon ein Haus ist. (H. Poincaré)

Meine Pilzfotos: http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/496395

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hans

Liebe Leut,

ich suche bislang vergeblich nach verlässlichen Angaben über die Kraft bzw. den Druck, den terricole Großpilze bei der Fruktifizierung entwickeln. Die asphaltbrechenden Eigenschaften des Stadtchampignons sind bekannt, mir fehlen jedoch typische Messwerte einer möglichst repräsentativen Auswahl von Großpilzen.

Wer kann helfen?

Unter Druck, Hans