Der Macrolepiota s.l.-Thread

Begonnen von Gernot, 27. September 2010, 23:26

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Christoph

Sehr schön, danke euch beiden! Man sieht da schön die unterschiedlichen Ringe.

Der Ring ist übrigens das Hauptmerkmal. Der Typus von Chlorophyllum brunneum hat keine gerandete Knolle, der Typus von Chlorophyllum rachodes hingegen eine leicht gerandete Knolle.  8)

Dumm ist nur, dass ein junges Chlorophyllum molybdites kaum von Chl. rachodes unterscheidbar ist (wenn die Lamellen noch nicht grün sind). Wenn's mit dem Klimawandel so weiter geht, dann werden wir Chl. molybdites bei uns begrüßen können ...

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Schorsch

#51
Lieber Werner,
super, dass wir jetzt mal authentische Bilder von C. brunneum haben.
Im Vergleich dazu noch mal C. rachodes.
Standort Waldrand mit Kompostabfällen und Hundeklo. Chlorophyllum rachodes.

Keine Stielnatterung, verschiebbarer Ring, stark kontrastierende Huthaut / Hutschuppen,
Knolle nicht abrupt gerandet,

komlexer, doppeltter Ring führt zur eindeutigen Diagnose.


Wäre essbar, ja wenn er nicht gerade dort stehen würde wo er steht. Das ist der erste Punkt, wo alle Hunde bieseln.  :D
Liebe Grüße Schorsch
Frei di, dass regnt, wei wannst di ned freist, regnts aa.
frei nach Karl Valentin.

Werner E.

Servus beinand',

wird Zeit, dass sich in dem Thread wieder was tut.
Ich hab vor 2 Wochen in der Nähe von Bamberg auf einem Trockenrasen auf Schwemmsand direkt an einer Kaninchenbehausung diese Safranschirmlinge gefunden, die ich gern als typische Chlorophyllum brunneum bezeichnen würde.
Dunkelbraun, einfacher Ring, gerandete Knolle.
Ein Erstfund für mich.
Was meint die Riesenschirmlingsfachschaft?

An liabn Gruaß,
Werner

Mani

Ml. olivascens
Liebe PilznerInnen
So, nun bin ich soweit. Ich habs geschafft und hoffe, dass ich euch mit meinem Kurzbericht begeistern kann.
Hoffe zudem, dass ich mein PDF zu euch rüber bringe.
Danke und Grüsse in Richtung Isar       Mani
Salutti und macht´s gut    Mani Walter

Mani

#48
Macrolepiota olivascens  :o
Hallo liebe PilznerInnen
Gestern, auf einer Pirsch nach Kraterellen, fand ich unter einer Rotkiefer (Föhre) drei Macrolepiotas mit kleinem aber deutlichem dunkelbraunen, maronifabenen Buckel, Hutbreite  zwischen 10 und 13cm, Stielhöhe 15-17 cm  x 10 bis 14 mm oberhalb der Basiszwiebel mit bis d32mm.
Besonderheiten sind jedoch die Grünfärbungen am Stiel und die Grüntöne auf dem Hut.
Natürlich fokussiert sich nun alles auf die Art Ml. olivascens. Siehe die Fotos / Gerade erstelle ich eine Zusammenfassung von Merkmalen und suche dann nach Vergleichsmöglichkeiten. Auch Exsikkate werden gerade erstellt.
In der Schweiz wurde er offenbar letztmals 1991 lokalisiert. Welche Funderfahrungen wurden in den vergangenen Jahren bei euch in Bayern gemacht?
Nicht jedem Fruchtkörper haften Grüntöne an. (Der Eine deutlich, der Andere schwach und der Dritte kaum) Der Sporenpulverabwurf verläuft durch creme-gelblich-blass rosa bis blass ocker; nach der Tafel von M. Moser wenig stärker als B1 und deutlich weniger dunkel als B12.
Gebe auf Fragen gerne weitere Auskünfte, bin selbstverständlich sehr dankbar für Ratschläge, und melde mich nach der Auswertung wieder.
Mit besten Grüssen      Mani


Salutti und macht´s gut    Mani Walter

Mani

Hallo alle zusammen
Habe letzten Herbst von Else Vellinga, in Berkeley arbeitend, die Mitteilung erhalten, dass sie tatsächlich die weissfleischigen Macrolepiotas gerne untersuchen möchte. Doch sie meldete damals sehr heisses Wetter. Auch 2013 wird drüben wohl wenig Pilze bringen.
Jedenfalls ist sie gerne Empfängerin von Ml-Exsikkat-Sendungen. Komplette Beschreibungen incl Foto mittels Emails sind selbstverständlich.
Hier mal ihre Adresse:
Else c vellinga phd       
Bruns Lab     
111 Koshland Hall #3102   
Berkeley CA 94720-3102    USA
Interessant sind neben einer normalen Ml. procera mit double Ring namentlich jene Arten, bei denen die Stiele keine deutliche bzw. gar keine Natterung aufweisen: Richtung Mastoidea, Rickenii, Heimii, excoriata oder Konradii usw. . Auch kleingewachsene oder ganz dunkle Varietäten dürften sicherlich interessant sein.

Danke für die Antworten      Mani
Salutti und macht´s gut    Mani Walter

Beorn

Hallo, Mani und Pilzfreunde!

Ich muss mal zu kreuze kriechen, hier eine Rückmeldung versäumt zu haben.
Das von mir im Juni gezeigte Exemplar wird dann wohl schon eine "normale" procera sein. Daß der etwas klein gewachsen ist, kann ja auch am Substratangebot oder veilleicht an der frühen Erscheinungszeit gelegen haben.
Und ein wenig blasses Rot darf wohl in der Stielrinde auch schon sein.
Gestern fanden wir auch einige Echte Parasole, die hier und da schwach röteten. Allerdings im Jungzustand. Ist leider auf dem Bild nicht zu sehen, war aber auch wirklich marginal.

LG, Pablo.

Helmut

Servus,

hierfür ist der Beitrag von Gernot im neuen "Tintling" (Heft 4 / 2013) unbedingt empfehlenswert!

Gruß

Helmut

Mani

Hallo Pablo und liebe Kollegen
Ich stimme dir voll zu! Die ML-Bestimmung ist sehr anspruchsvoll. Ich meine auch, dass du uns hier eine etwas verwaschene Procera vorstellst. Nur ist sie verflixt klein geraten.  Die Natterung am Stiel ist sehr fein, auf dass man auch auf eine Mastoidea kommen könnte; doch dazu  fehlt mir eine deutliche Buckelung im Zentrum des Hutes.
Jonas Brännhage und  ich haben letzten Donnerstag  ebenfalls eine etwas ungewöhnliche, aber sehr grosse  Procera untersucht und sind einstimmig bei diesem Namen geblieben.
Die Verfärbung im Schnitt des Stiels entsprach in  etwa deinem hier gezeigten Exemplar.
Und der Ring bei deinem Fund ist ebenso kräftig und nicht flüchtig entwickelt, was manchmal auch für eine definitive Entscheidung wichtig ist.
Und nun ist ein gutes und aktuelles Buch von Nöten. Vielleicht kann hier dir ein Kollege aus Deutschland weiter helfen.
Oft sind auch die Pilzvereine mit  gängiger Literatur gut ausgestattet.
N.b.: Bei uns im Graubündner Rheintal herrscht Nadelwald mit Fichten, Tannen und Rotkiefern auf eher alkalischem Boden vor. Doch leider sind zur Zeit die Pilze noch rar.
Mit den besten Grüssen, und viel Ausdauer bei den Betimmungsphasen.        Mani
Salutti und macht´s gut    Mani Walter

Beorn

Hallo MIteinander!

Ich hoffe mal, es ist in Ordnung, dieses tolle Thema mal wieder ein bisschen aufleben zu lassen.
Denn trotz der hervorragenden Informationen hier habe ich immer noch das Gefühl, speziell in der Gattung Macrolepiota eigentlich nichts sicher bestimmen zu können. Weil: Mir fehlt einfach die Erfahrung. Bis zum letzten Jahr war das für mich ja eigentlich alles einfach "Parasol".  :(

Es handelt sich um folgenden Fund vom 26.06.2013 nach ausgiebigen Regenfällen
Gefunden im Odenwald (weit entfernt von jeder Wiese, Kompost oder sonstigen Ruderalstelle: also mitten im Wald)
Feuchtigkeitsbegünstigter Einschnitt in einem Südhang; krautiges Gelände unter Buchen, Kiefern, Esche, Ahorn... Die Bilder 2 bis 6 (auf der Nadelstreu) sind nicht am Standort aufgenommen. Dort war einfach kein Phototaugliches Gelände.
Die Klingenlänge des Messers beträgt 8,5 cm.
Auch wenn die Rötung in der Stielrinde recht schwach ist, kommt der mir für einen "normalen" PArasol im Sinne von M. procera irgendwie komisch vor.

Weiß da jemand Rat?


LG, Pablo.

Mani

Hallo Gernot
Bin synchron mit deinen ausführlichen Interpretationen! Danke dir. Ich bin auch sehr gespannt darauf, ob sich diese Saison die recht buckeligen aber sehr grossen ML (bisher meine Proceras/event. Fuliginosa?) einerseits und die vermuteten Chl. olivieri endlich wieder zeigen. Letztes Jahr gab´s namentlich die Chl. rachodes, welche ich nun aber sicher kenne. Beim gleichen Fundort zeigte sich 2011 noch eine Ml. mastoidea cf - aber mit rosalichen Tönen und mit relativ feinen, dunklen und gut haftenden Hutflocken. Da müsste ich auch nochmals dahinter. So hat man im Unruhestand stets etwas zu tun nicht wahr?
Heute streifte ich auf der Suche nach Schlauchpilzen einer Hecke entlang mit Fotoapp. und Schächtelchen.
Nichts von Pilzen - aber ein 61mm grosses leeres Schneckenhaus einer Weinbergschnecke - und dies ist wohl auch nicht alltäglich.
LG.     Mani
Salutti und macht´s gut    Mani Walter

Gernot

Hallo Mani,

in der Tat lässt die Originaltafel besonders bei Lepiota brunnea Raum für verschiedene Interpretationen. Zuerst aber zur Tafel von Agaricus rachodes. Hier könnte man aufgrund der angedeutet gerandeten Knolle eigentlich an Chl. brunneum denken, jedoch finde ich, dass das durchaus noch im Rahmen ist für Chl. rachodes. Dazu kommt, dass der Ring beim halbierten Exemplar rechts oben doppelt dargestellt ist, im Gegensatz zum einfachen Ring von Chl. brunneum. In der Originalbeschreibung wird der Ring als "amplus, erectus, circa margines crassus, fibroso-lacerus" beschrieben, was so viel bedeutet wie "großflächig, aufgerichtet, ringsum dick gesäumt, faserig zerrissen". Das würde ebenfalls besser zu Chl. rachodes als zu Chl. brunneum passen.

Nun zur Tafel von Lepiota brunnea. In der Tat sind die relativ gleichmäßig gefärbten Fruchtkörper ohne deutlich gerandete Knolle untypisch für Chl. brunneum. Zur Farbe ist zu sagen, dass trockene und/oder alte Fruchtkörper sowohl von Chl. brunneum als auch von Chl. rachodes schnell mal den deutlichen Kontrast der Hutschuppen zum Hutuntergrund verlieren. In der Originalbeschreibung schreiben Farlow & Burt (1929) zu ihrer Art, die sie aus einem "greenhouse on fertile soil" beschrieben haben: "the flesh between the scales floccose-fibrillose and lighter coloured", also anders als auf der Tafel dargestellt. Vellinga (2003) hat den Holotypus untersucht und schreibt Folgendes:

ZitatThe shape of the cystidia, and the relatively simple annulus are clear indicators that this is the same taxon known as M. rachodes var. hortensis and M. bohemica in Europe and western North America. The only non-confirming charakter is the stipe base, which is not marginately bulbous. The basidiocarps become totally brown with age.

An diesem Beispiel kann man sehen, wie kritisch die Interpretation einer Art nur anhand der Originaltafel sein kann. Zum Glück hat man bei Chlorophyllum greifbare mikroskopische Merkmale, die z.B. bei einigen Röhrlingsarten fehlen...

Schöne Grüße
Gernot

Literatur

Farlow, W.G. & Burt, E.A. 1929. - Icones Farlowianae. Illustrations of the larger fungi of eastern North America. Boston, The Merrymount Press. 120 pp.
Vellinga, E.C. 2003. - Type studies in Agaricaeae – Chlorophyllum rachodes and allies. Mycotaxon 85: 259–270.

Mani

Hoi Gernot und Christoph
Nur noch ganz kurz. Den eiförmigen Jüngling im Bild 1  mit gerandeter Knolle kann ich weder bestätigen noch ausschliessen.
LG.   Mani
Salutti und macht´s gut    Mani Walter

Mani

Hoi Gernot und Christoph
Interessant diese Aufnahmen
Gestattet mir bitte, noch zwei Gedanken dazu einzubringen
Zu Bild 1: An sich schöne Aufnahme, doch mir fehlt hier ein erwachsener Pilz, der bereits die äusseren Flocken verloren hat. Für mich:  Chl. rachodes    OK?
Zu Bild 2: Dies Bild irritiert mich. Bei Chlorophyllum brunneum erwarte ich eigentlich eine (deutlich) gerandete Knolle. Die Hutoberfläche sehe ich auch eher bei brunneum als bei olivieri.
Aus Sicherheitsgründen ist dies keine eindeutige Chl. olivieri. ==> Sporenbild betrachten OK?
Liebe Grüsse       Mani
Salutti und macht´s gut    Mani Walter

Gernot

auf Vorschlag von Christoph hin zeige ich hier die Originaltafel von Agaricus rachodes. Darunter ist noch zusätzlich die Originaltafel von Lepiota brunnea (Basionym von Chlorophyllum brunneum).

Schöne Grüße
Gernot