Hallo Birgit,
für mich waren Udos Fotos eigentlich recht klar
Chlorophyllum brunneum, weil die schöne, gerandete Knolle zu erkennen ist/war. Dieses Merkmal hält die Sippschaft ein bisserl zusammen. Chl. brunneum kommt in Nordamerika und Europa vor - Vellinga hatte das auch genetisch getestet. Und auf beiden Kontinenten zeigt die Art eben genau diese typische Knolle.
Der Pilz aus Augsburg hatte keine deutlich abgesetzt Knolle (sieht man ja auch auf dem Foto). Das Problem an
Chl. molybdites ist, dass es sich um eine sehr plastische Sammelart handelt, die pantropisch vorkommt und wohl überall ein bisserl anders aussieht. Interessant ist, dass Vellinga in ihrem Schlüssel schreibt, dass dieser blaugrünen Schimmer auch bei den nicht-grünsporigen "Chlorophyllen" auftreten kann (nicht in den Lamellen, aber um den Stiel herum):
http://plantbio.berkeley.edu/~bruns/ev/CHLOROPHYLLUM.pdfHier bin ich aber nicht sicher, was die Autorin meint.
Chl.olivieri hat ja auch am Hut Olivtöne - vielleicht bezieht sie sich auf die Art als Ausnahme, da das Merkmal der grünlichen Töne im Schlüssel nicht mehr vorkommt.
Leider zeigt sie in dieser Arbeit keine Mikrozeichnungen von
Chl. molybdites s.str. Dass
Chl. brunneum nur eine Varietät von
Chl. rhacodes ist, kann jedenfalls auch aufgrund der genetischen Befunde ausgeschlossen werden.
Interessant finde ich die Art
Chlorophyllum subrhacodes (ohne Schnallen, aber leider nicht genetisch geprüft), was wiederum an "
Chl. venenatum" erinnert. Auf alle Fälle ein interessanter Artenkomplex.
"Unser" gerandetknolliger, schnallentragender, dunkelschuppiger "Safranschirmling" ist jedenfalls als
Chl. brunneum gut definiert, wie ich finde.
Christoph, ich habe gehört, dass Macrolepiota venenata wohl schon existiert, in Südfrankreich zum Beispiel. Er soll dementsprechend warme Temperaturen mögen und wäre demzufolge hier allerhöchstens in Gewächshäusern zu erwarten. Da könnten wir uns hier natürlich dumm und dämlich suchen, aber von der Nichtexistenz dieses Pilzes kann man dann wohl nicht ausgehen.
Ich bezweifle nicht, dass es eine weitere, deutlicher wärmeliebendere Art ohne Schnallen gibt, da es ja immer wieder makroskopische Beschreibungen davon gibt, die eben anders klingen, als sei es ein
Chl. brunneum. Bon ist sich aber selber nicht so sicher, wie man in seinem Lepioten-Schlüssel nachlesen kann, da er bei "M. venenata" schreibt "Schnallen überall fehlend(?)" - in der deutschen Übersetzung von 1996. Was aber wiederum daran liegt, dass er Chl. brunneum wohl kaum kannte (gerandete Knolle nicht erwähnt, dennoch ausgeschlüsselt und neben "
M. rhacodes var. bohemica" gestellt). Damals gab es aber auch noch nicht die Studien von Vellinga. Insofern war es damals innovativ auf diese Sippen überhaupt einzugehen. Auch erwähnt er bereits
Chlorophyllum molybdites, zeichnet aber eine Spore, die nicht zu passen scheint (im Text: breiter Keimporus, in der Zeichnung ein sehr schmaler).
Ich schließe daher nicht aus, dass es wirklich eine weitere Art gibt, die eben "die venenata" ist. Ich würde sie nur gerne selber mal in den Händen haben - wohlwissend, dass man sich bei uns wohl einen Wolf suchen muss oder Gewächshäuser frequentieren...
Dass der Name wiederum nicht gültig beschrieben sein soll, habe ich auch schon gehört, aber weiß davon nichts konkretes. Im Index Fungorum wird der Name als gültig geführt (aber als Synonym zu
M. rhacodes, was aber nix sagt). Andreas Gminder wiederum hat sie als Varietät zu
M. rhacodes gestellt (
M. rhacodes var.
venenata) - was mich wundert, da laut Beschreibungen doch einige Merkmale differieren sollen (inklusive Mikros - Schnallen).
Wie auch immer - man wird wohl erst dann dauerhaft durchsteigen, wenn man diese Chlorophyllen immer wieder mal genauer betrachtet und mikroskopiert.
In Nordamerika gilt
Chl. brunneum übrigens als ausgezeichneter Speisepilz... nur nebenbei erwähnt. Ich gebe ihn dennoch nicht frei

. Auch wenn die europäischen
Chl. brunneum genetisch die selbe Art sind, können sie ja dennoch eine lokale Eigenart haben (Gift produzieren). ganz ehrlich gesagt, denke ich aber, dass die Vergiftungen daher rühren können, dass sich die Fruchtkörper in der Pfanne mit Öl vollsaugen und das einem ganz schön den Magen umdrehen kann. Da ich es aber nicht weiß, bitte ich, diese Bemerkung als reine Vermutung und nicht als Aufruf,
Chl. brunneum zu essen, zu verstehen.

Insgesamt eine verwirrende Gruppe, wenngleich sich langsam aber sicher feste Konzepte durchzusetzen scheinen.
LG
Christoph