Agarcius arvensis? Oder doch A. osecanus?!?

Begonnen von Christoph, 10. September 2010, 19:06

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Gernot

Hallo Christoph,

tja, dann sind die Chz auch nach Ludwig zu groß für A. osecanus, denn er schreibt 6-12 µm im ø bei osecanus und 25(30) x 12-15(20) µm bei A. arvensis.

Wozu machst du dir aber auch die Bestimmungsmühe? In die Pfanne damit und gut is! :-X

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

Hallo Gernot,

ja, ich habe nur die Endzellen gemessen. Ich hoffe nur, dass die anderen Fruchtkörper nicht gesammelt und gegessen werden, bevor sie richtig reif sind. Falls ich einen reifen Fruchtkörper bekomme und nachmessen kann, gebe ich selbstverständlich Bescheid.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Gernot

Hallo Christoph,

beim Sporenpulver hast du natürlich recht :-[ .

Ludwig gibt etwa die gleichen Maße der Cheilozystiden an wie in der Funga Nordica. Hast du nur die Endzellen vermessen?

Vielleicht ergibt es sich ja noch, dass du reifere Fruchtkörper mikroskopieren kannst. Würde mich freuen, wenn du dann hier nochmals berichten könntest.

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

#3
Hallo Gernot,

das Rosa ist leider nur ein Farbreflex. Müsste ja auch braun sein, wäre es Sporenpulver. Ich habe auch die Stielspitze und die Ringoberseite unters Mikroskop gelegt (kleine Teile davon, natürlich). Es waren nur vereinzelte Sporen zu finden und die waren auch klein.

Die Maße der Cheilozystiden stehen in der Funga Nordica:

Agaricus osecanus: 9-15 x 6-12 µm

Agaricus arvensis: 10-30 x 6-20 µm

Was laut Funga Nordica auch für A. osecanus spricht: Das Fleisch ist auch jetzt, nach mehreren Stunden, im Schnitt nicht gelb geworden

"flesh white, hardly discolouring when cut..." für A. osecanus

und "flesh pale yellow when cut" für A. arvensis.

Beide können sehr kräftig sein und die Unterschiede sind wohl "dezent". Schade, dass die Fruchtkörper noch etwas zu jung sind. Es stehen aber noch sehr junge Fruchtkörper. Ich muss allerdings morgen wieder nach Hause. Aber vielleicht kann Heinz (der in der Nähe vom Fundort wohnt), später etwas von einem "alten Schlappen" ernten und mir schicken.

Im Moment tendiere ich also mehr zu Agaricus osecanus (trotz der zu großen Marginalzellen). Sicher bin ich mir allerdings überhaupt nicht...

LG
Christoph
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Gernot

Hallo Christoph,

ist auf deinem zweiten Foto von oben mit dem Blick auf die Lamellen nicht schon eine rosa Stielspitze mit abgefallenen Sporen zu sehen? Hast du davon mal ein Präparat gemacht? Wenn die Maße dann immer noch bei 6-7 µm Länge liegen, sollte es A. osecanus sein, weil A. arvensis doch deutlich größere Sporen haben sollte, wie du ja geschrieben hast. Ob die Stielbasis mit der kurzen "Wurzel" ein gutes Merkmal ist, wage ich zu bezweifeln. Bei anderen Agaricus-Arten kann der Stiel ebenfalls mal ähnlich zugespitzt sein, mal ist er wieder ganz abgerundet (z.B. bei A. subperonatus). Die Kollektion 90.50.A in Ludwigs Pilzkompendium hat schließlich auch nur eine sehr kurze Wurzel und der Fruchtkörper bei Kollektion 90.50.C gar keine. Schließlich gibt es bezüglich der Sporengröße angeblich Übergangsformen zwischen den beiden Arten, was die Sache sicher nicht einfacher macht (oder vielleicht doch, wenn man deshalb gleich synonymisiert :) ).

Mich würde interessieren, welche Literatur du zum Vergleichen mit den Maßen der Cheilozystiden von A. osecanus verwendet hast. Vielleicht ist das ein gutes Merkmal zur Trennung der beiden Arten? In meiner Literatur finde ich leider nichts dazu.

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

#1
Hallo zusammen,

heute habe ich auf einer kleinen Wiese in Zwieslerwaldhaus (NP Bayerischer Wald) einen stattlichen Egerling aufgesammelt. Der Hut gilbte bei Berührung nur schwach und langsam, aber der Anisgeruch war deutlich und angenehm. Schön ist auch der hängende, doppelte Ring ausgeprägt (obere Schicht häutig, dünn, untere dicker flockig und zahnradkranzartig aufreißend.

Die Mikroskopie war dann doch überraschend, da die Sporen recht klein sind (6-7 x 4,5-5 µm), deutlich zu klein für Agaricus arvensis. Schlüsselt man mit der Funga nordica, so kommt man bei Agaricus osecanus heraus.

Das Problem:
Die Marginalzellen sind viel zu groß für A. osecanus: 20-30 (-40) x 10-18 µm, was wiederum für A. arvensis sprechen würde. Auch habe ich keine zuspitzende Stielbasis erkennen können. Diese ist zylindrisch bis basal etwas breiter werdend. A. osecanus soll aber ausspitzen, teils fast wurzeln. Auch sind dessen Fruchtkörper nicht so massiv und stattlich - jedenfalls laut meiner Literatur.

Weitere Merkmale:
Basidien 4-sporig, ohne Basalschnalle. Keine Schnallen an anderen Zellen beobachtet.
Stiel unterhalb des Rings flockig (Flockengürtel); Hut sehr jung fein schuppig (Schmutz bleibt an den Schüppchen hängen), später glatter werdend, aber immer noch fein radial seidig-faserig.
Fleisch weißlich, nicht gilbend.
Fruchtkörperoberfläche kaum gilbend und wenn, dann nur langsam.

Ich vermute, dass es trotz der kleinen Sporen Agaricus arvensis ist. Die Lamellen sind noch recht blass und nur wenige Sporen sind reif. Vielleicht sind die Maße deshalb nicht vertrauenswürdig, wenn der Fruchtkörper nicht ausgereift ist.

Hat jemand Erfahrung mit diese Anisergerlingen und kann mir ein bisserl helfen?

Hier nun die Fotos:


Agarcius cf. arvensis - stattlicher, kompakter Habitus


A. cf. arvensis - Blick in die noch blassen Lamellen und auf den großen, hängenden Ring


A. cf. arvensis - Junger Fruchtkörper mit doppeltem Velum partiale (Zahnradkranz auf häutigem Velum)


A. cf. arvensis - Schnitt durch jungen Fruchtkörper


A. cf. arvensis - sehr junger Fruchtkörper mit feinen Huthautschüppchen, an denen Bodenpartikel hängen bleiben

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)