Exidia pithya oder Exidia plana var. pithya?

Begonnen von Christoph, 4. April 2010, 20:27

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AK_CCM

Hallo Christoph,

hatte ich schon befürchtet - habe meine Datensätze in der Online-Kartierung gleich korrigiert.

Gruß, Andreas

Christoph

Servus Andreas,

auf Foto Nr. 4 siehst Du wunderschön die Drüsenpunkte. Ich würde aufgrund der Drüsenpunkte und der lappigen, dicken Fruchtkörper Exidia pithya ausschließen. Sieht sehr nach einer noch jungen Exidia plana aus.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

AK_CCM

Hallo Christoph,

danke für das Portrait von E. pithya und die Merkmale zur Abgrenzung von E. plana. Ende März 2005 habe ich im Mertinger Forst einen Drüsling fotografiert, den ich für E. pithya hielt - allerdings mit Restzweifeln.

Wie würdest Du den Fund anhand der Bilder einschätzen?

Gruß, Andi

Christoph

Servus Werner,

genau diese Beobachtungen lassen mich die Vorstellung, dass die Exidia pithya nur eine substratabhängige Wuchsform der Exidia plana als widerlegt ansehen. Wäre es so, dürfte es an Nadelholz keine typische Exidia plana geben, geschweige denn, dass man beide zusammen finden könnte. Jetzt fehlt nur noch ein Exidia pithya-Fund an Buche *grins*.
Danke für's Schildern Deiner Beobachtung  ;)

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Werner E.

GriasDi Christoph,

auch ich hab' heuer im westl. Kapuzinerhölzl (Hartmannshofen) E. pithya und E. plana am selben umgestürzten Fichtenstamm gefunden.

Gruaß Werner




aphyllopower

Sehr schöne und interessante Dokumentation.
Bei uns ist der Teerfleckendrüsling eher eine Rarität.
Gruß Werner

Ingo W

Hallo Christoph!

Ich sehe das ähnlich wie du. Bei mir bleibt pithya auch eine eigene Art.
Bei uns sind viele Fichtenforste regelrecht verseucht mit diesem Pilz. Ich
habe das Gefühl, die nimmt unwahrscheinlich zu.

VG Ingo W
Kleine Pilze sind auch schön, sehen bloß die wenigsten!

Christoph

#1
Servus beinand,

da ich mich viel mit Pilzen an Holz beschäftige und zudem gerne mikroskopiere, schaue ich mir ab und an auch vermeintlich banale Arten unter dem Mikroskop an. So auch Exidia pithya, den Teerfleckendrüsling.
Die Abgrenzung zu Exidia plana, dem Warzigen Drüsling, wird ja kontrovers diskutiert.
Als ich neulich Exidia pithya an Weißtanne fand, habe ich einen Beleg gemacht und vor dem Trocknen hineinmikroskopiert, um mir selber einen Anflug einer Meinung bilden zu können (man braucht dafür natürlich mehr Belege, aber makroskopisch habe ich mir beide Arten oft genug angesehen, denke ich).

Das Ergebnis bezüglich der Sporenmaße wunderte mich, da die Sporen bis 18 lang waren:

(12,5-) 13,5-15,6-18 x 5-5,3-5,5 (-7) µm (n = 18, frisch in H2O).

Zum Vergleich:
Jülich: 11-15 (-20) x 3-5 (-6) µm
Nordic Macromycetes Vol. 3 (Torkelsen A.-E.): 11-14 x 4,5-5 µm

Da ich immer zuerst mit den Nordic Macromycetes bestimme, war das Ergebnis schon frappierend.

Nun, dann habe ich mal in die wohl ausführlichsten deutschsprachigen (und überhaupt?) Beschreibungen von Gallertpilzen geschaut: Neuhoff in den "Pilzen Mitteleuropas", das vor dem Krieg als Loseblattsammlung in mehreren Auslieferungen erschien (absolut empfehlenswert! Muss man haben, wenn man mit diesem Pilzen arbeitet).
Neuhoff schreibt: 11-18 x 4-6 µm (meist 13-15 x 4,5-5 µm).

Nun, der Altmeister hatte ziemlich genau meine Maße angegeben (bis 18 x 6 µm), aber es wird offensichtlich, dass hier die Sporengrößen sehr variabel zu sein scheinen.

Über Exidia plana schreibt Neuhoff (sub nomine Exidia glandulosa):

meist (9,5-) 11-12,5 x 4-4,5 µm, im selben Präparat vereinzelt auch bis 17 x 6 µm; es gebe aber auch Fruchtkörper, die größere Sporen hätten, meist 14-16 x 5-5,5, aber auch bis 23 x 7 µm.

Die großsporigen Aufsammlungen seien ansonsten identisch mit den kleinersporigen Aufsammlungen.

Die Sporenmaße scheinen also relativ wenig zu bringen. Mich wundert es immer wieder, wenn innerhalb einer Art solche Diskrepanzen auftreten sollen. Ich habe bisher erst eine Exidia plana ausgemessen (zugegeben). Der Fruchtkörper war zu jung, weshalb die Maße nicht repräsentativ sind. Aber hier lagen die Sporen auch zwischen 11,5-15 (-18) µm Länge.

Was bleibt ist die Makroskopie und das Substrat.

Makroskopie:

Exidia pithya beginnnt als kleine schwarze Tröpfchen, die alsbald flach auswachsen und bald eine charaktersitische Radialrunzeligkeit ausbilden. Neuhoff hat das schön beschrieben und ich möchte es anhand von Fotos zeigen:


Exidia pithya - junge Fruchtkörper an Tanne mit typischer Oberflächenstruktur


Exidia pithya - junge Fruchtkörper an Tanne mit typischer Oberflächenstruktur und ohne Drüsenpunkte(!)

Diese Strukurierung habe ich bei Exidia plana noch nie gesehen. Dann fehlen die Drüsenpunkte (oder sind zumindest selten), die bei Exidia plana so zahlreich und auffällig sind (man muss nur mal die Fruchtschicht unter einer Lupe ansehen):


Exidia plana - Fruchtschichtdetail mit vielen Drüsenpunkten

Exidia plana hingegen wird schnell sehr dick und bildet dann unregelmäßig lappig-gyröse Fruchtkörper aus:


Exidia plana - junger Fruchtkörper mit zahlreichen Drüsenpunkten


Exidia plana - typische Fruchtkörper mit zahlreichen Drüsenpunkten

Exidia pithya bleibt flach und fließt zu großen, dünnen, schwarzen Überzügen zusammen.

Meine Kollektion war nur in der Mitte punktförmig angewachsen und hob beim Eintrocknen die Fruchtkörperränder:


Exidia pithya - junger Fruchtkörper mit am Rand sich abhebenden Fruchtkörpern

Dies soll laut Neuhoff sich später beim Zusammenfließen geben und dann sollen die Fruchtkörper bis zum Rand fest mit dem Untergrund verhaftet bleiben, während Exidia plana am Rand immer abhebbar bleiben soll. Nun gut...

Das Substrat:

Exidia pithya an Ndelholz, v.a. Fichte und Tanne, Exidia plana an Laubholz.

Ist dies nun ein weiteres Merkmal zur Trennung der Arten oder kann man es nicht werten, da die makroskopischen Unterschiede durch das unterschiedliche Substrat induziert werden?

Nun, ich habe typische Exidia plana auch schon an Fichte gesehen (im Bayerischen Wald). In den Großpilzen Baden-Württembergs werden immerhin 35 Funde an Fichte und einer an Tanne zitiert.

Für mich zeigt dies ganz klar, dass das Substrat nicht Schuld daran ist, dass die Fruchtkörper von Exidia pithya anders aussehen. Wie könnte man sonst das gar nicht so seltene Auftreten typischer Exidia plana an Fichte erklären? Warum sollte hier das Substrat keine Rolle spielen.

Für mich bleibt daher als zum jetzigen Zeitpunkt klar definierbar:

Exidia plana
zahlreiche Drüsenwarzen
Dicke Fruchtkörper (>1cm Dicke)
Radialrunzeln im Jugendstadium fehlend
meist an Laubholz, nur selten an Nadelholz

Exidia pithya

keine oder nur vereinzelte Drüsenwarzen
Dünne Fruchtkörper (< 0,5 cm Dicke, selten knapp an 1 cm heranreichend)
im Jungstadium mit typischen Radialrunzeln
nur an Nadelholz

Ich kann ganz ehrlich gesagt nicht nachvollziehen, warum Krieglsteiner die beiden Arten zusammengeworfen hat und daraus nur Varietäten gemacht hat. Da die Großpilze Baden-Württembergs recht oft zur Hand genommen werden, wird dieses Zusammenlegen oftmals aufgegriffen. Ich verstehe aber die Argumente dafür nicht. Kennt jemand von Euch Übergangsformen und gibt es davon Herbarbelege?

Was sich für mich wieder mal gezeigt hat: Die alten Werke aus der Reihe "Die Pilze Mitteleuropas", die in den 20er Jahren begann, ist immer wieder eine wertvolle Quelle. Die Ausführlichkeit der Beschreibungen ist grandios (vor allem bei den Röhrlingen, die Kallenbach bearbeitet hatte - aber das ist ein anderes Thema).

LG
Christoph


Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)