Mycena niveipes - Bitte um Bestätigung

Begonnen von Christoph, 15. Mai 2010, 16:36

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AK_CCM

Hallo Christoph,

ich fasse es nicht: genau solch ein Büschel ominöser Rettichhelmlinge hatten Joe Reitmeier und meiner einer in der Fröttmaninger Heide am selben Tag gefunden. Da ich aber schon auf dem Weg zur U-Bahn war und ich schon mehrere Fund eim Gepäck hatte, habe ich den Helmling Helmling sein lassen. Zumindest makroskopisch gleichten sich die Funde wie bei Dir auf Bild 1, lediglich schlanker und schmächtiger. Das Büschel fruktifizierte scheinbar direkt aus dem Boden - vergrabenes Holz nicht ausgeschlossen. Im Nachhinein stinkt's mir, dass ich kein Foto geschossen und Untersuchungsmaterial aufgesammelt habe.

Gruß, Andreas

Christoph

P.S.: Ich weiß jetzt, warum ich in der Funga Nordica rausflog. Ich hätte die Art als "büschelig wachsend" schlüsseln müssen. Hierbei stelle ich mir eher etwas wie Mycena renati und Konsorten vor. Da mich auch das Fehlen des Merkmals Schnallen vs. keine Schnallen im Schlüssel störte bzw. wunderte, bin ich dann gleich zum Gröger übergegangen, anstatt beide Wege zu gehen.
Schlüsselt man in der Funga Nordica unter büschelig, dann findet man in der Artbeschreibung "scattered or in small fascicles". Sie müsste also doppelt geschlüsselt werden bzw. eher unter den nicht deutlich büscheligen Arten auftauchen.

Nur als Zusatzinfo, falls jemand anderes über diesen Schlüsselpunkt in der Funga Nordica stolpert. Man kommt dann nämlich bei Mycena leptocephala raus, die ja auch grau ist und nach Schwimmbad riecht. Diese häufige Art meine ich aber zu kennen. Sie hat neben kürzeren Cystiden auch Schnallen.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Christoph

Servus Gernot, servus Andreas,

auch Euch beiden ein herzliches Dankeschön für die Rückbestätigung. Wenn ich eine Art noch gar nicht kenne und dann auch noch in einer etwas haarigen Sektion einer Gattung, die ich nicht gerade intensiv beackert habe, lande, dann hilft es sehr, bei seltenen oder selten kartierten Arten eine entsprechende Rückmeldung zu bekommen.

Der Stiel ist in der Tat etwas auffällig und die Bemerkung auf der zitierten norwegischen Seite passt auch sehr gut:

ZitatIt can usually be identified on account of the satiny sheen on the stipe...

nebst den Mikros

Zitat... and the microscopic features: the large, smooth cystidia and the smooth hyphae of the pileipellis and the cortical layer of the stipe

(siehe http://home.online.no/~araronse/Mycenakey/niveipes.htm)

Dann hoffe ich, dass ich bei der nächsten Begegnung die Art halbwegs erkennen kann (makroskopisch). Ich gehe gerne nach Geruch und die Mischung von Radi und Schwimmbad fand ich einfach auffällig.  :)

LG
Christoph
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mollisia

Hallo Christoph,

letztes Jahr in meinem Mirkoskopierkurs Ende April hatten wir makroskopisch identisch aussehende Helmlinge, die wir ebenfalls und ohne Zweifel als Mycena niveipes bestimmt hatten.
Auch hier war sich der Kurs nicht einig, ob das mehr ein Rettich- oder mehr ein alkalischer Geruch seon soll.

beste Grüße,
Andreas

Gernot

Hallo Christoph,

auch ich finde, dass Mycena niveipes wunderbar passen würde. Vergleiche mal mit der Beschreibung hier: http://home.online.no/~araronse/Mycenakey/niveipes.htm

Bilder und Text könnten von deiner Kollektion stammen. :)

Schöne Grüße
Gernot

Peter

Hi Christoph,

solche Riesen bis 7 cm werden in Robich bei keiner der beiden Taxa angegeben.
Aber er schreibt, das niveipes die größere der beiden Arten ist.

Maas Geesteranus hilft uns ab weiter (Hut D bis 60 mm). Geruch nitrös (by some collectors experienced as alcaline).

Das sollte für eine Bestätigung reichen.

LG, Peter 
"Seit Millionen Jahren haben unzählige Organismen auf unserer Erde gelernt, im Einklang mit der Natur zu leben. Es gibt nur eine Ausnahme: Der Mensch."

Christoph

P.S.: Maas Geesteranus schreibt, der Geruch sei (bei M. niveipes) rettichartig, Malencon & Bertault wiederum nitrös. Kann es sein, dass der Geruch recht variabel ist? Auch Gröger schreibt, der Geruch sei nitrös.

An Mycena algeriensis stört mich, dass die Art deutlich dunkler ist. Sagt das Merkmal der Hygrophanität etwas in dieser Artengruppe aus?

LG
Christoph
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Christoph

#3
Hi Peter,

habe nochmal nachgesucht - und mit etwas Mühe eine Schnalle gefunden (im Subhymenium). Mehlgeruch passt hingegen gar nicht, Schwimmbad ist besser.

Wird Mycena algeriensis auch so groß und hat auch so einen flachen Buckel? Diese Beschreibung passt nicht so gut: http://www.herbarium.iastate.edu/fungi/fungispecies.php?sp=Mycena+algeriensis+R.+Maire

LG
Christoph
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Peter

Hi Christoph,

nach Robich 2004: 273 hat M. niveipes zumindest teilweise Schnallen und riecht schwach nach Mehl.
Deine Zystiden passen hingegen gut.
Such doch nochmal in Kongo nach Schnallen.

M. algeriensis solltest du noch abgleichen. Die hat Radi-Geruch.

LG, Peter

"Seit Millionen Jahren haben unzählige Organismen auf unserer Erde gelernt, im Einklang mit der Natur zu leben. Es gibt nur eine Ausnahme: Der Mensch."

Christoph

#1
Servus beinand,

gestern (am 14.5.2010) fanden Sonja und ich einen auffallend großen Helmling an Laubholz (vermutlich Weide), bei dem ich ertsmal auf dem Schlauch stand. Der Hut hatte bis zu 7 cm Durchmesser, der Stiel war bis zu 8 mm dick. Irgendwie hatte ich kein passendes Bild im Kopf. Der Geruch war nicht ganz klar. Erst nach Schwimmbad, dann doch wieder nach Radi... daheim dann wieder eher Radi, beim Durchschneiden deutlicher Schwimmbad... letzten Endes habe ich mich für Schwimmbad entschieden und habe Radi eingeklammert.

Der Pilz war grauockerlich am Hut, der deutlich hygrophan ist und hell ausblasst. Der Hutrand ist schon jung blass und der breite, flache Buckel in der Hutmitte ist am dunkelsten gefärbt. Der Stiel ist hell, grauweißlich mit einem slibrig-metallischen Glanz und recht steif.

Die Bilder entstanden daheim in Kunstlicht, daher ist alles noch ein bisserl blaustichig. Die FK-Farben passen aber gut, nur der Stiel erscheint auf dem ersten Foto zu dunkel grau...:


Mycena niveipes - junger FK von oben, beginnend, hygrophan auszublassen


Mycena niveipes - alter, bereits hygrophan ausblassender FK von oben


Mycena niveipes - komplette Kollektion - Maßstab: alter FK hat 7 cm Hutdurchmesser

Also ran ans Mikroskop. Die Sporen sind amyloid, die Cheilocystiden auffallend lang (über 100 µm) und ohne Auswüchse / Divertikel. Auch die Huthaut zeigte keinerlei Auswüchse, sondern ist am besten als durchmischte Cutis oder Tomentocutis zu bezeichnen.

Ich mikroskopiere ja recht selten einen Helmling, da ich das meist Peter (Karasch) überlasse, der die Gattung gern mag  ;). Ich fand es jedenfalls interessant, dass die Art keine Schnallen besitzt (bzw. ich keine gefunden habe).


Mycena niveipes - Mikroskopierskizzen und Anmerkungen

Mit der Funga Nordica kam ich auf keinen Grünen Zweig, aber mit dem Gröger-Schlüssel ging es reibungslos und ich kan bei Mycena niveipes heraus.

Kann mir jemand die Bestimmung bestätigen?

LG
Christoph
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