Wie sauer ist der Boden in "meinem" Fundgebiet?

Begonnen von hans, 1. Mai 2010, 11:28

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Christoph

#4
Servus Hans,

danke für die Nachreichungen! Was die Schwankungen angeht, war in meinen Fällen vermutlich meist die Heterogenität der Bodenbestandteile ausschlaggebend, weshalb ich immer mehrere Messungen gemittelt habe, wie Du es auch empfiehlst.

ZitatIch habe die Genauigkeit mit Hilfe einer Boden-Gleichgewichtslösung (die, wie in Scheffer/Schachtschabel beschrieben, nach 24 Stunden verwendet wird) gegengecheckt und mit einem geeichten pH-Meter verifiziert.

Molto bene!

Wenn man sich bewusst ist, dass die Werte auf +/- 0,5 pH-Stufen genau sind, und keine höhere Genauigkeit hineininterpretiert, ist der Schnelltest sicher ein gutes Mittel, ohne allzu großen Aufwand den Boden-pH abzuschätzen.

Ich hatte nur nachgefragt, weil Boden-pH-Messungen bisher immer einen sehr hohen Aufwand bedeuteten. Ich habe später auch zu einer Art "Feldmethode" gegriffen - mit einem mobilen pH-Meter eben.

Dem pH-Papiertests hatte ich nie so recht getraut. Nach Deinen Beobachtungen werde ich dies wohl oder übel (oder zum Glück?) überdenken müssen. Schön ist, dass der Test wirklich einfach zu handhaben ist und auch für den kleinen Geldbeutel erschwinglich ist. Wenn ich nur dran denke, wie teuer das mobile pH-Meter war (als ich noch an der Uni war)...

Kennst Du dieses Buch?
Helmut Galster (1990): pH-Messung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen, Geräte. Wiley-VCH; 347 pp.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

hans

Grüß Dich Christoph!
Bei einer Genauigkeit von +/- 0,5 pH ist die Methode gut für begleitende Orientierungsmessungen geeignet. Ich habe die Genauigkeit mit Hilfe einer Boden-Gleichgewichtslösung (die, wie in Scheffer/Schachtschabel beschrieben, nach 24 Stunden verwendet wird) gegengecheckt und mit einem geeichten pH-Meter verifiziert. Konstanzprobleme, so wie Du sie beschreibst, oder Messschwankungen können u.a. als Ursache haben:

  • träges Messgerät, ausgelatschte Elektrode, verstopftes Diaphragma
  • bei eher schwachsauren bis neutralen Böden und einer schwachen Ionenaustauschkapazität, z.B. durch Aufnahme von CO2
  • kleinräumige Schwankungen in der Bodenbeschaffenheit, was leider häufig die Regel ist. Deshalb möglichst 5 - 10 Proben messen und mitteln (Achtung: das geht nur dann genau, wenn über die Logarithmen gerechnet wird!).
Dein Hinweis auf die verschiedenen Horizonte ist natürlich völlig richtig und richtet sich letztlich am Untersuchungsziel aus. Für die stocksauren Böden gibt es übrigens vom gleichen Hersteller Indikatorstäbchen z.B. von 3,5 bis 6.

Fazit: Die vorgestellte Schnellmethode ersetzt per se nicht Standardverfahren, wenn das Untersuchungsziel über Orientierungsmessungen hinausgeht. Ich würde aber am Anfang einer Messreihe immer parallel die Schnellmethode mitlaufen lassen. Es kann sich nämlich zeigen, dass sie aufgrund der generellen Eigenschaften des zu untersuchenden Bodens hinreichend genaue und reproduzierbare Ergebnisse liefert, so ich wie das auf meiner Saftlingswiese erlebt habe.

Mut zum Schnelltest wünscht, der Hans

Christoph

Hallo Hans,

interessante Vorgehensweise! Danke für die Zusammenfassung...

Ich habe bislang Boden-pH hauptsächlich nach den üblichen Standardverfahren erhoben. D.h. die Bodenproben (nach Horizonten getrennt) in Wasser (da ich mehr am aktuellen pH als am längerfristigen Durchschnitt interessiert war) lösen und mit einem Rührfisch so lange "umrühren", bis der pH-Meter einen konstanten Wert liefert. Empfehlenswert sind mindestens 30 Minuten, damit wirlich alle Bodenpartikel benetzt werden und sich alles lösen kann.

Manchmal habe ich im Gelände mit einem portablen pH-Meter gemessen und manuell gerührt. Aber auch hier habe ich sehr viel "Handarbeit" leisten müssen, bis der pH-Wert konstant blieb.

Deine Schnellmethode erscheint mir diesbezüglich unsicher zu sein. Hast Du das gegenüber Standard-Laborverfahren abgeglichen bzw. aus der selben Bodenproben mehrere Stichproben gezogen, um die Varianz Deiner Messung abzuschätzen?

Der Hinweis auf den Mineralboden, den Du gegeben hast, ist wichtig, finde ich. Die Streuauflage ist nämlich oft übersäuert, auch wenn der Boden kalkhaltig ist. Ich messe daher gerne in drei Horizonten: Streuauflage, Vermischungszone (Organische und anorganische Anteile gemischt) und C-Horizont (hängt alles von der Bodenart ab). Bei Tangelhumus ist die Auflage so mächtig, dass der Mineralboden für die meisten Arten keine Rolle mehr spielt (als Beispiel).

Der pH-Bereich Deines Kits wäre für meine Zwecke allerdings zu klein. Im Bayerischen Wald kommst Du im Granitgebiet schnell auf pH 3,5 herunter. Für die meisten Gebiete, die nicht "stocksauer" sind, kommt man mit pH > 4,5 allerdings wohl meist aus, wie Du schon sagst.

Sollte der Abgleich mit den Standardverfahren die Genauigkeit Deiner Methode untermauern, wäre das eine große Erleichterung in der Boden-pH-Ansprache. Bin da sehr auf Deine Ergebnisse gespannt.

LG
Christoph
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hans

Liebe Leut,
die Bodenreaktion, also der Säuregrad eines Substrates ist eine wichtige Kenngröße in der Pilzkunde, auch für die Pilzbestimmung. Aber vielle scheuen den vermeintlich hohen Aufwand. Es genügt in aller Regel eine Methode, die eine ungefähre Ermittlung des pH-Wertes erlaubt. Hier stelle ich eine solche Methode vor, die sogar im Feld verwendet werden kann. Wir benötigen:

  • 1 Schraubdeckelgläßchen ("Deutscher Kaviar"!)
  • deionisiertes Wasser ("Batteriewasser", z.B. aus dem Baumarkt)
  • pH-Indikatorstäbchen, meist genügt ein Bereich von 4,5 - 10,0 (z.B. Macherey & Nagel, Online-Apotheken, um 10 Euro)
  • 1 Teelöffel (nicht erwischen lassen 8))
  • 1 Tempo-Taschentuch
Vorgehensweise:

  • Gläßchen mit 10 ml Wasser beschicken und soviel Erde aus den ersten Zentimetern des Mineralbodens unterrühren, daß nach Absitzen ein Überstand von einigen Millimetern entsteht. Dann etwa 1 Minute schütteln und erneut absitzen lassen (siehe 1. Foto).
  • Vom Tempo einen ca. 5 cm breiten Streifen abreissen, zusammenfalten und Überstand im Gläßchen aufsaugen (siehe 2. Foto).
  • Durch Umfalten des nun nassen Papiers eine saubere Oberfläche freilegen und das pH-Indikatorstäbchen für einige Sekunden fest aufdrücken und dadurch benetzen (siehe 3. Foto).
  • Ca. 1 Minute warten und dann pH mittels der Vergleichstabelle auf der Packung bestimmen.
Die Genauigkeit ist besser als +/- 0,5 pH und reicht somit in fast allen Fällen aus. Übrigens lässt sich diese Methode auch mit Nitrat-Indikatorstäbchen verwenden, um wenigstens eine grobe Einschätzung über den anorganischen Stickstoffgehalt eines Bodens zu erhalten. Mehr dazu und zur Bodenchemie insgesamt wird im Herbstheft der ZMykol erscheinen.

Fröhliches pH-Messen wünscht, Hans