Vuilleminia comedens vs. Vuilleminia alni

Begonnen von Christoph, 2. April 2010, 21:57

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Der Juergen

Hallo Frank,

besten Dank für den tollen Schlüssel! Damit werde ich mal meine Vuilleminia-Funde nachbestimmen.

Grüßle
Jürgen

Frank D.

Hallo Jürgen,

hier mein Link zur Vuilleminia.pdf auf meiner Homepage, auf der auch andere Schlüssel von mir für jedermann zum Download bereitstehen.
http://home.arcor.de/Daemmrich/Pages/Vuilleminia.pdf

Deine Sporenmaße würden gut zu V. alni passen.


Beste Grüße Frank

http://www.tomentella.de
http://home.arcor.de/Daemmrich

Der Juergen

Hallo Christoph,

bin beim Googeln hier auf Deinen klasse Beitrag gestossen! Ich habe V. alni neulich aus einem Erlenbruch mit Heim genommen und mikroskopiert. Leider war der Frk. größtenteils schon hinüber (unterm Mikro nur Matsch zu sehen:-), aber er sporte in der Feuchtekammer noch gut aus. Hier mal meine Sporenmaße:

Sporen [95% • 23 • SAP • v • H2O(nat) ohne Apikulus vermessen ]: 16-17,8-19,7 x 4,7-5,2-5,7(5,8) µm; Q = 3,0-3,4-3,8; Vm = 255 µm³.

An dem Schlüssel von Frank Dämmrich wäre ich auch sehr interessiert:-)

Grüßle
Jürgen 

Christoph

Hallo Gernot,

Rindenpilze sind wirklich eine schöne Gruppe, in die man einsteigen kann. Und Gattungen, die man makroskopisch erkennen kann, erleichtern diesen Einstieg.

Den Schlüssel von Frank Dämmrich habe ich als pdf. Ich weiß aber nicht, ob er erlaubt, dass der Schlüssel hier angefügt wird. Er hätte ihn sonst auch vorher hier im Forum als Attachment und nicht auf seiner Seite anbieten können. Ich schicke ihn Dir aber einfach per E-Mail zu.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Gernot

Hallo Christoph,

eine sehr schöne Zusammenstellung, die Lust auf diese Gattung macht. Leider hab ich die Rindensprenger bisher zu wenig beachtet, ich werde das aber ab heuer sicherlich nachholen. Überhaupt möchte ich mich mehr mit Rindenpilzen beschäftigen, man kann ja nicht ewig an ihnen vorbei laufen.

Hast du zufällig Franks Vuilleminia-Schlüssel noch, den er hier: http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,221.msg2197.html#msg2197 angeboten hat? Der Link auf seine Seite ist leider tot.

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

P.S.: Ich sehe gerade, dass ich bei Vuilleminia comedens eine ganz kurze Sporen mit gezeichnet habe, die ich dann doch nicht vermessen hatte (war nur knapp über 10 µm lang und habe ich als vermutlich beim Präparieren vom Sterigma abgebrochen gewertet). Interessant fand ich aber, dass auch diese Spore bereits sehr breit war.

LG
Christoph
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Christoph

#1
Hallo zusammen,

es wurde hier ja bereits über die Gattung Vuilleminia diskutiert. Ich wollte schon immer mal die verschiedenen Arten direkt miteinander vergleichen. Leider habe ich bislang nur drei finden können (V. comedens, V. alni und V. coryli).

Vuilleminia coryli besitzt ja Zystiden, weshalb ich hier nur die beiden einander ähnlichsten Arten vergleichen möchte. Vuilleminia alni steht Vuilleminia comedens recht nahe - beide haben keine Zystiden und beide haben lange Sporen. Dennoch lassen sie sich meines Erachtens gut anhand der Sporen trennen.

Früher habe ich immer nur kurz reinmikroskopiert und die Sporenform angesehen und kaum Belege gemacht. Letzteres hole ich gerade nach. Ich habe spaßeshalber zwei Kollektionen verglichen.

Die Maße in Zahlen (Mittelwert unterstrichen und fett):

Vuilleminia comedens (n = 20, frisch in H2O):
(13,5-)16-19,2-21(-22,5) x (5,5-)6,5-6,7-7(-7,5) µm
Q = (2,0-)2,4-2,86-3,2

Vuilleminia alni (n = 30, frisch in H2O)
(15-)16-18,5-22(-24) x 4,5-5,1-6(-7) µm
Q = 2,8-3,68-4,6

Die Sporen sind also in etwas gleich lang, aber die von V. alni sind einfach schlanker, was sich in einem deutlich größeren Q widerspiegelt und auch grafisch deutlich zeigt:



Was im Mikroskop neben der schlanken Gestalt auffällt: die Sporen von V. alni sind vereinzelt sehr stark gebogen. Der Biegungsgrad ist sehr variabel und ich würde generell die beiden  nicht damit trennen wollen. Aber bei V. comedens finde ich Extremformen, die um 90° geknickt sind, einfach nicht. Bei V. alni gibt es diese immer wieder einmal.

Hier Zeichnungen repräsentativer Sporen im direkten Vergleich:



Zusammengefasst:
Vuilleminia alni und V. comedens unterscheiden sich nicht in der Sporenlänge, wohl aber in der Sporenbreite. Q ist bei V. alni deutlich größer.
Makroskopisch unterscheiden sich beide auch im abgetrockneten Zustand im Farbton. Beide sind dann ockerlich, aber bei V. comedens ist der Farbton m.E. dunkler, bei V. alni mehr ins gelbliche gehend.
Sind zwei Unterschiede, wobei letzterer subtil ist. Zusätzlich das Substrat.
Wenn ich viel Zeit habe, messe ich auch andere Dinge aus. Auf den ersten Eindruck erscheinen mir die Basidien von V. comedens  breiter und wuchtiger als bei V. alni. Das ist aber nicht durch Zahlenwerte gestützt.

Gerne können wir hier im Forum auch gemeinsam an der Abgrenzung basteln. Durch die Substrate (v.A. Eiche bei V. comedens, v.A. Erle bei V. alni) lassen sie sich gut makroskopisch bestimmen. Dann Sporen messen und hier posten...

Ich finde die Art insgesamt gut definiert. Krieglsteiners Schritt, sie zu V. coryli als Varietät zu kombinieren, kann ich absolut nicht nachvollziehen (wenn, dann zu V. comedens, aber auch das fände ich nicht richtig). Gegen Krieglsteiners Schritt spricht die gesamte Mikroskopie (Zystiden vs. keine Zystiden, Sporenform) und dafür nur die nahe Verwandtschaft der Wirte.

Aber darüber kann man natürlich gerne diskutieren.

In diesem Sinne,

liebe Grüße
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
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