Wie reinige ich meine optischen Geräte

Begonnen von dorle, 2. April 2010, 13:21

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Der Juergen

Hallo Andreas und Hans,

vielen Dank für die Links. Ich habe mir mal ein paar Sachen zu Gemüte geführt. Also wenn man nicht gerade mit trockenen Tüchern oder Lappen über die Linse schubbert (Stichwort "Mikrostaub", wie Christoph schon anschaulich erklärt hat), sondern mit Watte und viel Lösungsmittel (Benzin scheint wohl da am meisten empfohlen zu sein) tupfend vorgeht, dann kann man auch die Objektiv-Frontlisen öfters mal reinigen, ohne dass Mikrokratzer entstehen. Die optischen Beeinträchtigungen bei Schmutz sind schon beträchtlich, wie man bei der Zeiss-Broschüre sehen kann.

Grüßle
Juergen

AK_CCM

Hallo zusammen,

Zitat von: Andreas am  2. April 2010, 14:32
Für die Mikroskopiker unter uns: Sobald ich Zuhause bin, muss ich mal meines Festplatte durchstöbern. Denn ich meine irgendwo eine Broschüre von Zeiss als PDF-Dokument zu besitzen, die sich mit der Reinigung von Mikroskopen beschäftigt.
auf der Carl-Zeiss-Imaging-Website findet ihr das 20-seitige PDF-Dokument Das saubere Mikroskop - Verschmutzungen erkennen und richtig beseitigen (Dateigröße: 1,2 MB). Darin beschreibt der Autor Dr. Michael Zölffel mit Wort und Bild, wie man die Optik seines Mikroskops sauber bekommt und was man dabei beachten muss.

Gruß, Andreas

hans


dorle

Besten Dank für die vielen Informationen.
Vielleicht schaffe ich es zeitlich irgendwann hier eine gewisse Zusammenfassung zu machen.
Über weitere Erfahrungsberichte würde ich mich freuen.
Sucht schöne Ostereier, auch wenn diese wie Pilze aussehen.
Thomas.

UdoA

Hallo zusammen,

Kratzer kann es schon im Laufe der Zeit geben, wenn man die Optik wie eine Brille Putzt. Richtig ins Licht gehalten dürfte man das nach einiger Zeit auch auf fast jeder Brille sehen. Die Mikroskopoptik dürfte sich da kaum anders verhalten.

Ich reinige meine Objektive vielleicht zwei bis drei Mal im Jahr, die Okulare je nach Bedarf.

In der Regel genügt es, die vorher staubfrei geblasenen Flächen anzuhauchen und mit einem fettfreien Läppchen oder med. Augenwatte vorsichtig abzuwischen.

Das 100er Öl wische ich zunächst  mit Läppchen oder Augenwatte grob ab. Anschließend nehme ich etwas Wundbenzin oder eine Mischung aus Äther/Alkohol (80:20) und reinige nochmals die gesamte Front, um sie möglichst fettfrei zu bekommen.
Anschließend drehe ich etwas von der Watte um ein Streichholz, benetze es mit einem der Lösungsmittel und reinige vorsichtig die Frontlinse.
Anschließend anhauchen und mit neuer Watte nachreingen.
Funktioniert bei mir sehr gut.

Wichtig ist es, keine Mittelchen zu benutzen, die den Kitt der Frontlinse anlösen können.

LG Udo
Eine Anhäufung von Tatsachen ist ebenso wenig eine Wissenschaft wie ein Haufen Steine schon ein Haus ist. (H. Poincaré)

Meine Pilzfotos: http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/496395

Avatar: Oudemansiella mucida, Buchenschleimrübling

Christoph

Hallo Jürgen,

prinzipiell hast Du Recht - mit einem weichen Tuch kann man Glas schlecht zerkratzen. Aber auf dem Glas können winzige Staubkörner anhaften. Diese wirken dann wie Schmirgelpapier. Es gibt hochauflösende Fotos von Glasoberflächen, nachdem sie mit einem Tuch gewischt wurden. Hatte sowas vor kurzem auf einer Astronomieseite gesehen (da ging es um das Reinigen von Teleskopspiegeln und -linsen).

Um Staubkörner nicht über das Glas zu schmirgeln, tupfe ich nur. Und deshalb putze ich mein Objektiv möglichst selten. Sicher ist sicher (vielleicht bin ich zu vorsichtig, aber ich fahre gut damit). Hier wird schließlich das Bild erzeugt. Das Okular ist nicht mehr so wichtig (vergrößert nur 10x). Drum ist Okularputzen wiederum angesagt, zumal das ja den engsten Kontakt zum Benutzer hat (Berührung, Fett, Haare/Wimpern, Staub etc.).

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

AK_CCM

Hallo Juergen,

muss gestehen, dass ich beim Lesen der Mikrofibel bisweilen auch mythisch berührt wurde. Aber ich kann mangels Kenntnissen und Erfahrungen nicht belegen, was letztlich die Wahrheit ist. Da jedoch Klaus Henkel sicher mehr Wissen auf dem Gebiet der Mikroskopie vorweisen kann, bin ich dazu geneigt, ihm Glauben zu schenken.

Andererseits muss ich gestehen, dass ich vor Jahren einmal das Problem hatte, mein 40er-Objektiv versehentlich in den Öltropfen eines Immersionspräparats getaucht zu haben. Doch Augenwatte und Wundbenzin konnte ich am Samstagabend nicht mehr einkaufen. Ebenso wollte ich nicht mit dem Mikroskopieren bis Montag warten. Also rief ich Christoph an, was ich tun könnte. Er gab mir den Tipp, eine Flasche Doppelkorn zu erwerben. Damit und mit einem gescheiten Taschentuch (also ohne Aloe vera und dergleichen) bekam ich die Linse problemlos sauber - von Kratzern keine Spur. Sehe nach wie vor alle Details und keine matten Bilder. Aber da ich erst ein paar Jahre mikroskopiere, kann ich eine Beeinträchtigung nicht völlig ausschließen.

Seitdem reinige ich mein Mikroskop generell mit diesen Mitteln. Will aber niemanden dazu anstacheln, dies ebenfalls so zu handhaben.

Gruß, Andreas

Der Juergen

Hallo Christoph und Andreas,

also ich finde, da ist auch jede Menge Mythos mit im Spiel: Schon mal versucht, in ein Glas einen Kratzer reinzubekommen? Das geht nicht so leicht, und mit Taschentüchern, Augenwatte oder Zewa schon gar nicht, vor allem auch dann, wenn es mit Alkohl getränkt ist. So ein Fettfilm, sei er auch noch so dünn, z.B. kann ein 100er Objektiv in der Abbildungsleistung schwer beeinträchigen. Wenn man da sicher gehen will, putzt man vorher mit Alkohol oder Wundbenzin.

Grüßle
Juergen

AK_CCM

Hallo Thomas, hallo Christoph,

vielleicht habt ihr schon von Klaus Henkels Mikrofibel gehört? In dem ausführlichen PDF-Dokument rund um die Mikroskopie werdet ihr ab dem Punkt "4.2 Das Mikroskop richtig pflegen" auf der Seite 127 fündig.

Grundsätzlich ist es wichtig, den Schmutz erst einmal zu lokalisieren, bevor man wild drauflosputzt. Deshalb empfehle ich, unbedingt den Artikel "4.2.2.3 Fremdkörper im Strahlengang finden"ab Seite 130 zu lesen. Das vermeidet Frust, weil man weiß, wo man reinigen muss, um eine entsprechende Verschmutzung zu beseitigen.

Erwähnenswert ist, dass der Autor der Mikrofibel von Linsenreinigungspapier abrät, weil es zu fein sei, Partikel aufzunehmen. Viel mehr kommt dann der von Christoph angesprochene Schmirgeleffekt zum tragen, was mit der Zeit zu matten Linsen führen kann. Wie ich bereits schrieb, wird stattdessen Augenwatte empfohlen. Als Reinigungsmittel verwendet Klaus Henkel explizit hochgereinigtes, schnell verdunstendes und rückstandsfrei trocknendes Wundbenzin.

Die Mikrofibel verrät zudem einen Trick eines Zeiss-Mitarbeiters: Die Objektive vor der Reinigung in den Kühlschrank legen, um eine statische Aufladung durch die Putzbewegungen und den daraus resultierenden Staubmagneteffekt zu verhindern.

Mehr will ich jetzt nicht vorweg nehmen - viel Spaß bei der Lektüre und dem Frühjahrsputz

Gruß, Andreas

Christoph

Hallo Thomas,

ich reinige mein Objektiv so wenig wie irgend möglich. Sollte das Öl mal eintrocknen, muss man das Objektiv nur eine zeitlang in neues Öl hineinhängen, dann löst es sich wieder.
Falls ich es mal reinigen muss, nehme ich viel Alkohol und tupfe nur mit einem Taschentuch. Niemals reibe ich oder drehe das Tuch hin und her. Dies würde winzige Mikrokratzer ergeben, die auf Dauer das Bild stören.

Die Austrittslinse des Okulars, also die Linse, an dem mein Auge ist, reinige ich regelmäßig. Auch die Kondensorlinse ab und an. Aber meine Objektive sind mir "heilig". Nur in Notfällen vergreife ich mich an ihnen. Sie sind mittlerweile 20 Jahre alt...

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

AK_CCM

Hallo Thomas,

könnte mir schon vorstellen, dass einige Linsen durch das Reiben mit einem Tuch verkratzt werden könnten, insbesondere solche, die beschichtet sind. Vielleicht könnte man diesen Effekt minimieren, indem man zuerst durch Pusten und dem Einsatz eines Pinsels die groben Ablagerungen entfernt. Danach schließlich die Anwendung von Alkohol mit Augenwatte, einem Zewa-Tuch oder einem anderen geeigneten, fuselfreien Lappen.

Für die Mikroskopiker unter uns: Sobald ich Zuhause bin, muss ich mal meines Festplatte durchstöbern. Denn ich meine irgendwo eine Broschüre von Zeiss als PDF-Dokument zu besitzen, die sich mit der Reinigung von Mikroskopen beschäftigt.

Gruß, Andreas

dorle

Hallo Juergen,
das ist interessant. Das mit dem "so wenig Putzen wie irgendmöglich", habe ich irgendwann, irgendwo -Du siehst ich weiß es nicht mehr- gelesen. Die Begründung weiß ich aber noch. Bei häufigerem Putzen soll es im Lauf der Zeit unvermeidbar Kratzer geben, die man mit dem bloßen Auge-klar- nicht sieht, aber dann beim Mikroskopieren.
Vielleicht war dies früher so und die Linsen haben heute eine bessere Legierung. aber ich weiß es nicht.
Der Sache muss ich nachgehen.
Wenn ich was rauskriege melde ich mich natürlich bei Dir. Oder hier in der Diskussion kann noch einiges geklärt werden.
Thomas.

Der Juergen

Hallo Thomas,

wenn du mit Reinigen damit meinst, dass man die Frontlinse des Objektivs, die Kondensorlinse, sowie die Okularlinse säubert, dann ist meine Erfahrung die: "Putzen ist das halbe Mikroskopieren":-) Also ich reinige jedesmal vor dem Mikroskopieren die Frontlinsen. Was ich nicht mehr mache, ist das Auseinanderschrauben von Okularen. Ich reinige mit Alkohol (70% Isopropanol) und einem Zewa-Küchenpapier.

Grüßle
Juergen

dorle

Es gibt bereits eine Vielzahl an Tipps für die Reinigung optischer Geräte z.B. von Linsen am Mikroskop und von Lupen.
Dennoch würde es mich interessieren, welche Erfahrungen gemacht wurden.
Mein Kenntnisstand ist folgender: Sowenig wie möglich säubern, eben nur, wenn die Funktion beeinträchtigt ist. Wenn gesäubert werden muss, dann mit Alkohol aus der Apotheke und einem Tempotaschentuch.
Nochmals eine schöne Osterzeit
Thomas.