Illosporiopsis christiansenii - leicht kenntlich und ebenfalls fast unbekannt

Begonnen von Christoph, 11. März 2010, 00:10

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Christoph

Schöne Aufnahmen! Auf dem Foto durch die Stereolupe erkennt man, dass die Oberfläche aus diesen extrem gewundenen, aufgerollten Hyphenenden besteht, die Du fotografiert hast. Ich frage mich, ob diese Strukturen nicht ebenfalls der Verbeitung dienen könnten... Die normalen , gebogenen Konidiosporen mit dem peitschenartigen Enden wurden in deiner Aufsammlung vermutlich (noch) nicht gebildet.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

BauerG

Jetzt hänge ich noch einige -nicht sehr gute, durchs Mikroskop gemachte- Bilder an.
Die Frk. hab ich durchs 4-fach Objektiv gemacht.
Die Mikros durchs 40- oder 100er (müßt ich nachmessen).

Günter

Christoph

Hallo Günter,

nichts zu entschuldigen! Danke nochmals für die Daten.  :) Ich hoffe, das animiert andere, auch mal nach dieser Art zu schauen.

LG
Christoph
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(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

BauerG

Hallo Christoph,
entschuldige meine Schludrigkeit:
MTB 7835/1/1 - an diesen graugrünen Physica-Flechten.
Es war eigentlich eine ganze Menge dieser knallrosaroten Teile vorhanden.

Grüße

Günter

Christoph

Hallo Günter,

danke für die Information! Damit haben wir die Art in München...
Du meinst den Rangierbahnhof in MTB 7835/1? (er geht über drei MTBs). Saß er an Physcia?

Liebe Grüße
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

BauerG

Hallo Christoph und andere!
Habe den Pilz am Heiligen Abend 2009 am Rangierbahnhof München an einer jungen Eiche gefunden.
Viele Grüße
Günter

AK_CCM

Danke Thomas und Christoph für eure Ausführungen.

Gruß, Andreas

Christoph

Hallo zusammen,

leider kann man Illosporiopsis christiansenii noch nicht über die Onlinekartierung von Axel Schilling eingeben.  Deshalb bitte ich, bayerische Funde erstmal hier zu sammeln (Fundmeldungen zu schreiben). Wir kümmern uns darum, dass diese Art in der Onlinekartierung nachgetragen wird.

Liebe Grüße
Christoph
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(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

dorle

Hallo Christoph,
nachdem es die Gattung Illosporium gibt, hast du Recht und es müßte bedeuten: "Sieht aus wie ein Illosporium".
Gemeinsam kommt man doch am weitesten.
Mal schauen ob alle zusammen noch mehr rauskriegen.
Ich find`s immer ganz spannend zu versuchen die Namen rauszukriegen, auch weil`s mir insgesamt weiterhilft, da in den Namen oft wichtige Hinweise stecken. So gibt der Gattungsname "Lepiota" den Hinweis auf "Schüppchen" da Lepiota das bedeutet.
Thomas.

Christoph

Hallo Thomas,

es gibt die Gattung Illosporium. Illosporiopsis wurde davon abgetrennt, weshalb sich das "opsis" auf diese, ebenfalls flechtenparasitierende Gattung bezieht.

Also "sieht aus wie ein Illosporium".

Jetzt liegt die Frage nah, was Illosporium wiederum meint. Thomas hat es ja bereits geschrieben: "Von dort, dorthin, dazu" zusammen mit Sporium. Jetzt sind meine Lateinkenntnisse zu rudimentär und vielleicht greife ich weit daneben. Möglicherweise hat es was mit der Sporen zu tun (das "i" im Wort passt vielleicht nicht dazu). Illosporium - so wie "dort die Sporulation, dort werden Sporen gebildet". Man müsste beim Originalautor nachlesen. Und das ist Carl [Karl] Friedrich Philipp von Martius:

Illosporium Mart., Fl. crypt. erlang. (Nürnberg): 325 (1817)

Vielleicht hat er was dazu geschrieben, warum er diesen Namen wählte.

LG
Christoph
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(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

dorle

Hallo Andreas,
die übertragene Übersetzung müßte lauten: "Sieht aus wie zur Flechte gehörend". Christiansen ist ein Mykologe.
Der lateinische Ursprung von illo ist  ille was "Von dort, dorthin, dazu" bedeutet. Spor müßte ein Synonym sein.
Und opsis bedeutet in den  Wortzusammenhängen immer "sieht aus wie". Natürlich frei übersetzt. Aber man denke an Optik, was etwas mit Sehen zu tun hat.
In der Mykologie kommt dies oft vor. Z.B. bei Tricholom-opsis. Was dann in etwa heißt: "Sieht aus wie ein Tricholoma". Amanit-opsis - "Sieht aus wie ein Amanita". Was dann auch beinhaltet, dass -bekanntermaßen- gewisse Unterschiede bestehen.
Dies ist keine rein wissenschaftliche Einordnung, für die Praxis aber brauchbar.
Grüsse
Thomas.   

AK_CCM

Servus Christoph,

Dein Beitrag kommt genau zur richtigen Zeit: Auf fotocommunity.de hat erst vor kurzem ein Fotograf eine Aufnahme mit Flechten und den roten, kleinen Fruchtkörpern des Parasiten hochgeladen:

http://www.fotocommunity.de/pc/pc/extra/mydiscuss/display/20445208

Gruß, Andreas


PS: Was bedeutet egtl. der wissenschaftliche Name des Pilzes?

Christoph

Servus beinand,

diesmal möchte ich - als Mittel gegen Langeweile und Winterfrust - auf einen Pilz aufmerksam machen, den ich letzten Winter bei einer Exkursion in Greding gefunden habe: Illosporopsis christiansenii.

Es handelt sich um einen imperfekten Pilz, der allerdings sehr auffällig ist. Er ist quitschrosa und parasitiert Flechten. Man muss nur auf dürren Sträuchern mit vielen ansitzenden Flechten nachschauen, ob dort ca. einen Millimeter kleine, rosa Kissen drauf sitzen (sieht ähnlich aus wie die Nebenfruchtform des Rotpustelpilzes, kommt aber einzeln vor). Hier zwei Beispielfoto (Links bitte anklicken...). Bei dem zweiten Photo sieht man das Habitat gut: die Gelbflechte (Xanthoria pariethina) und dem meistens besiedelten Wirt Physcia.

http://www.lichenology.info/cgi-bin/baseportal.pl?htx=atlas_frm&newId=934

http://4.bp.blogspot.com/_ttUO8X7XADc/S0ezFB-uGKI/AAAAAAAAFgs/WitYYmTh8UY/s320/005-Rossig+buiskussentje+op+korstmos+06-01-2010.JPG

Auch im PilzePilze-Forum war der Pilz mal Thema:
http://www.pilzepilze.de/cgi-bin/webbbs/pconfig.pl?noframes;read=155779

Im  Mikroskop sieht der Pilz nett aus: helicoide Hyphenenden (spiralig gedreht) und witzige Konidien (schmal, gebogen, auf einer Seite peitschenartig ausspitzend).

Mit der Kombination Makroskopie (eigentlich fast unverwechselbar, zusammen mit dem Wirt) und Mikroskopie ist dieser Pilz sehr leicht zu bestimmen. Schaut bei Gelegenheit mal Sträucher an, die mit Flechten bewachsen sind. Ich wäre neugierig, wie lange ihr braucht, bis ihr die Art gezielt gefunden habt.

Ich weiß nicht, ob er nur im Winter wächst oder das ganze Jahr über. Vermutlich achte ich nur im Winter auf solche Winzlinge  ;D.

LG
Christoph

Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)