Exidiopsis calcea s.l.

Begonnen von Christoph, 24. Februar 2010, 21:25

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Christoph

Servus beinand,

und nochmal ich in diesem Thread... Ich habe in Rothschwaig eine Exidiopsis eingesammelt - vermutlich an einem Ahornast, auf alle Fälle aber an Laubholz(!). Auch hier waren die Dikaryophysen wieder unverzweigt - jedenfalls, wenn man die fingerartigen Auswüchse nicht als Verzeigung ansieht. Breitere, zylindrische, nicht knorrige Elemente waren auch vorhanden, die ich aber nicht gezeichnet habe  - ich habe mich auf die eigentlichen Dikaryophysen gestürzt. Jedenfalls ergibt sich für mich ein recht klares, einheitliches Bild: große, breite Sporen, unverzweigte Dikaryophysen mit Übergängen zu "Cystidiolen" und der wirklich weiße Fruchtkörper und: die Basidien sind nur bis ca. 16 µm breit, was auch konstent zu sein scheint. Die Präparation war teils gar nicht so einfach, da die Dikaryophysen eine recht dichte Schicht gebildet haben.

Hier ein Foto und eine Mikrozeichnung der Dikaryophysen:





Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Christoph

Servus beinand,

um nochmal etwas Werbung für die Gattung Exidiopsis zu machen, möchte ich diesen Thread nochmal hochholen. Nebenbei ergänze ich ihn um die von Wells & Raitviir (1977) publizierte Mikrozeichnung (Zitat - siehe unten, ältere Beiträge) ergänzen, um so nochmal etwas "Werbung" zu machen.  ;D



Man sieht schön die Übergänge von Leptozystiden zu Dikaryophysen.

Liebe Grüße,
Christoph
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Christoph

Servus Ingo,

ich kenne ja nur drei Arten sicher - Exidiopsis calcea, Exidiopsis effusa und Exidiopsis grisea. Dann hatte ich auch schon die wirklich extreme Exidiopsis longispora, die zurzeit aber wohl unter Ceratosebacina longispora geführt wird. Ihre Fruchtkörper sind so gut wie unsichtbar, aber die Sporen dafür um so auffallender - extrem lang und schmal.

Nein, ich habe viel zu wenig Arten dieser hochinteressanten Gattung bisher selber gesehen. Viele sind einfach unauffällig und manche offensichtlich extrem selten. Ich würde beispielsweise gerne mal eine echte Exidiopsis umbrina sehen (eine Art mit Cystiden, die sich deutlich von den "Cystidiolen" unterscheiden sollen).

Ich hoffe immer noch, dass Roberts, der viel über einzelne Arten der Gattung publiziert hat, irgendwann eine aktuelle Monongraphie herausgibt.

LG
Christoph
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Ingo W

Hallo Christoph!

Wieder mal äußerst interessant. Mach doch die Monographie fix mal selbst!  ;)
Wieviel Exidiopsis-Arten kennst du aus Deutschland?

VG Ingo W
Kleine Pilze sind auch schön, sehen bloß die wenigsten!

Christoph

Hallo zusammen,

das Problem hat sich mittlerweile aufgeklärt. Die gängigen Schlüssel (Jülich, Nordic Macromycetes etc.) sind bezüglich der Gattung Exidiopsis leider teils fehlerhaft. Ich habe aufgrund von Diskrepanzen in Sachen Beschreibung in den Schlüsseln und eigenen Mikroskopierergebnissen auch mit Exidiopsis effusa plötzlich Probleme gehabt. Nach Nordic Macromycetes bin ich mit (viel zu viel) Bauchschmerzen bei Exidiopsis griseobrunnea gelandet.

Google sei Dank bin ich über diesen Suchbegriff auf einen etwas älteren Artikel gestoßen:

Wells K. & Raitviir A. (1977): The species of Exidiopsis (Tremellaceae) of the U.S.S.R. Mycologia 69(5): 987-1007.

Man kann den Artikel über Cyberliber (http://www.cybertruffle.org.uk/cyberliber/) anschauen und durchblättern (bzw. die Einzelseiten als jpg speichern).

Hier wird Exidiopsis calcea ausführlich beschrieben und sehr schöne Mikrozeichnungen präsentiert. Die Dikryophysen werden laut Wells & Raitvir bis zu 8 µm breit und bilden Übergänge zu normalen Cystiden (bzw. Cystidiolen, wie sie von den Autoren genannt werden). Damit sind bei Exidiopsis unverzweigte, nicht knorrige, aber wenig auffallende gestreckt keulenförmige Cystiden gemeint.

Die Zeichnungen passen haargenau auf meine Exidiopsis calcea. Insofern sind meine Zweifel verflogen und ich werde Exidiopsis nicht mehr mit gängiger Literatur schlüsseln, sondern nur noch Einzelartikel zu dieser Gattung konsultieren.

Bei meiner Aufsammlung von Exidiopsis effusa ist es das Selbe. Meine Analysen passen sehr gut zu Wells & Raitviir (und Exidiopsis griseobrunnea ist deutlich verschieden in der Anatomie).

Die Gattung müsste dringend mal gründlich monographiert werden. Freiwillige vor?  ;D

LG
Christoph
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Christoph

#1
Hallo zusammen,

da ich im Moment auf die Borke lebender Bäume schaue, um Dendrothele zu sammeln, habe ich am Sonntag in der Nähe von Murnau (bei Kleinweil) auch alte Lärchen "begutachtet". An einem lebenden Ast wuchs unterseits ein weißer Belag, den ich natürlich gleich mitnehmen musste.

An Exidiopsis hatte ich in dem Moment gar nicht gedacht, zumal der Fruchtkörper nicht wachsartig erschien bzw. sich anfühlte. Er war natürlich aufgrund des luftigen Habitats angetrocknet.

Umso erstaunter war ich ob der vierzelligen Basidien... Leider sind die Basidien, die maßenhaft vorhanden sind, noch nicht reif. Die ersten Epibasidien entwickeln sich gerade.

was mich aber im Nachhinein stutzig macht, sind die Dikaryophysen. Sie sind sehr vielgestaltig, etwas knotig, teils fast keulig, meist wellig... aber sie werden sehr breit. Ich habe bis zu 7 µm breite Hyphidien gesehen. Der Inhalt ist absolut farblos, also keine Gloeozystiden.
Exidiopsis calcea s.str. hat rechtr schmale Dikaryophysen (bis ca. 3 µm Dicke).

Hat jemand Erfahrung damit? Ich weiß, dass es ohne Sporen ohnehin unpraktisch ist. Aber so viele rein weiße(!) Exidiopsisarten auf Nadelholz gibt es ja wohl nicht. Ich kenne bei uns eben nur Exidiopsis calcea.

Hier zwei Fotos:

 



Ich stieß dann bei meinen Recherchen auf Exidiopsis mucedinea. Hier passen die Dikaryophysen perfekt... Die Art kommt in Mittelamerika und Neuseeland vor (und kann dort auch an Nadelholz wachsen). Das ist jetzt zwar weit hergeholt, aber es ist mein einziger derzeitiger Ansatzpunkt.

Oder kann unsere normale Exidiopsis calcea auch mal breitere Dikaryophysen haben?

Liebe Grüße
Christoph
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