Armillaria solidipes - ein älterer Name für A. ostoyae?

Begonnen von Christoph, 19. Februar 2010, 11:05

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Christoph

Hallo Udo,

besten Dank! Die Tabelle ist interessant und hilfreich! Wichtig ist bei solchen Zusammenstellungen natürlich insbesondere die Originalbeschreibung. Velenovsky war hier aber leider oft sehr spärlich, was Informationen angeht.
Ich mache mir auch gerne Merkmalszusammenstellungen in Tabellenform. Das lohnt sich auch bezüglich der Eigenbeobachtungen. Strukturierte Daten sind immer hilfreich und sinnvoll.

Was mich bezüglich Hallimasch immer etwas abgeschreckt hatte, ist/waren einige Erklärungen von Frau Marxmüller, die sich ja sehr intensiv mit der Gattung beschäftigt hat. Sie meint, dass es immer wieder aberrante Formen gibt, die makroskopisch und mikroskopisch nicht bestimmbar sind. Sie hat die Arten ja gezüchtet und gekreuzt. So ist die Zuordnung natürlich klar definiert. Typische Kollektionen gehen aber m.E. erstaunlich gut. Armillaria cepistipes ist so ein Beispiel (z.B. kleine Schuppen nur in der Hutmitte, vergängliches, cortinartiges Velum partiale, gelbe Farbtöne, aufgeblasene Stielbasis).

Liebe Grüße
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

UdoA

Hallo Christoph,

du hattest mich gebeten, meine Einschätzung zum Thema abzugeben.

Auch wenn ich mich seit längerer Zeit immer wieder mit der Gattung Beschäftige und vieles gelesen habe, bin ich weit davon entfernt, Experte auf dem Gebiet zu sein.

Mein Interesse gilt in erster Linie den Beschreibungen (Diagnosen), die zu allen Arten (auch außereuropäische) zur Verfügung stehen.

Ich habe damit begonnen, zu jeder Art alle verfügbaren Merkmale, getrennt nach Autoren, in einer Tabelle zu erfassen, um die Datenlage mit eigenen Feststellungen vergleichen zu können.

Ein Beispiel, das ich Andreas K. vor einiger Zeit zu Armillaria cepistes und A. pseudobulbosa zur Verfügung gestellt habe, füge ich mal als Anschauungsmaterial bei.
Ich muss jedoch darauf hinweisen, dass die Tabelle hinsichtlich aller Kriterien noch längst nicht endgültig ist, sondern sich in stetem Umbau zwecks Anpassung an neue Erkenntnisse befindet.

Zum Thema:
Der Bericht von Burdsall & Volk 2008, North American Fungi, Vol. 3, Nr. 7, auf den Du ja hingewiesen hast, enthält m.E. eigentlich die wesentlichen Infos.
Ergänzend:
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/Taxonomy/Browser/wwwtax.cgi?name=Armillaria%20ostoyae
von hier gelangt man u.a. zu:

http://nt.ars-grin.gov/fungaldatabases/new_allviewgenbank.cfm?thisName=Armillaria%20ostoyae&organismtype=Fungus

Auszug:
Nomenclature data for Armillaria ostoyae
Armillaria solidipes Peck 1900 (Basidiomycetes, Agaricales)
≡Armillariella solidipes (Peck) T.J. Baroni 1981
= Armillariella ostoyae Romagn. 1970
  ≡Armillaria ostoyae (Romagn.) Herink 1973
Notes: See Volk and Burdsall (1995) for additional synonyms.

Danach dürfte A. solidipes (Peck) = A. ostoyae (Romagn.) Herink in Hášek sein.
Einen genetischen Vergleich des Exsikkats von A. solidipes mit A. ostoyae konnte ich nirgends finden. Bleibt also abzuwarten, ob die Exsikkatreste on Peck auch noch genetisch untersucht werden.

Hier noch ein Link zu Erics Beitrag zum selben Thema. Vielleicht melden sich dort auch noch andere zu Wort.
http://forum.fungiworld.com/index.php?topic=4815.0

LG Udo
Eine Anhäufung von Tatsachen ist ebenso wenig eine Wissenschaft wie ein Haufen Steine schon ein Haus ist. (H. Poincaré)

Meine Pilzfotos: http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/496395

Avatar: Oudemansiella mucida, Buchenschleimrübling

Christoph

Hallo Andreas,

zunächst die leichte Frage:
Armillaria vs. Armillariella

Die jetzige Gattung Floccularia hieß auch mal Armillaria. Es war offensichtlich nicht ganz klar, welche Interpretation der Gattung Armillaria richtig ist (ich weiß jetzt nicht, woran es lag - vielleicht an einer unklaren Typisierung?). Jedenfalls wurde deshalb die Ausweichgattung Armillariella für die Hallimasche gebildet. Mittlerweile ist das Thema wohl gelöst und es heißt wieder klassisch "Armillaria".

Was das Wechseln von Namen betrifft... Sollte die gleiche Art auf zwei Kontinenten auftreten. so sollte auch irgendwann ein einheitlicher Name gebraucht werden. Das Problem ist aber meist, dass der Nachweis, ob es zwei oder eine Art/en ist/sind, meist schwierig ist.

Agaricus abruptibulbus wurde aus Nordamerika beschrieben. Wer meint, die europäische Sippe ist eine eigene Art, muss den Namen Agaricus essetei verwenden...

Ich weiß nicht, inwieweit man anhand des Typusbelegs von Armillaria solidipes - abgesehen von einem DNA-Vergleich - belegen kann, dass dies die selbe Art wie "unsere" A. ostoyae ist. Deshalb habe ich den Link zum Artikel auch nur zur allgemeinen Info hier gepostet. Immerhin wurden anscheinend  in der Vergangenheit Kreuzungstests gemacht. Vielleicht ist der Artikel auch nur ein Umkehrschluss., nach dem  Motto, was könnte sonst gemeint sein?

Auf alle Fälle sollte man das im Hinterkopf haben. Ich verwende auch erstmal klassisch den Namen Armillaria ostoyae weiter und warte ab, was Spezialisten dazu sagen.

Liebe Grüße
Christoph
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AK_CCM

Hallo Christoph,

unabhängig von den Regeln der Taxonomie fände ich es eher schlecht, künftig den zumindest in Deutschland unbekannten Namen für den Dunklen Hallimasch zu verwenden. Andererseits habe ich starke Zweifel, dass der in dem PDF-Dokument abgebildete Pilz wirklich unsere Armillaria ostoyae sein soll - oder habe ich das falsch verstanden?

Wo muss ich egtl. die Gattung Armillariella einordnen bzw. welche Taxa sind dort enthalten?

Gruß, Andreas

Christoph

#1
Servus beinand  :),

gestern stolperte ich über einen interessanten Artikel über Armillaria ostoyae. Vorrausgesetzt das Artkonzept der Nordamerikaner ist kompatibel zum europäischen Artkonzept, gibt es einen älteren Namen für Armillaria ostoyae. Ob sich das in Europa durchsetzen wird, weiß ich nicht. Ich möchte den Artikel auch gar nicht groß kommentieren, sondern einfach mal vorstellen:

http://www.pnwfungi.org/pdf_files/manuscripts_volume_3/naf20087/naf2008717.pdf

Die gesamte Online-Zeitschrift (North American Fungi, früher Pacific Northwest Fungi) ist frei verfügbar und jeder Artikel als pdf abrufbar. Es lohnt sich, da mal zu stöbern.

LG
Christoph
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