Wer sucht mit nach einem kleinen Becherling?

Begonnen von Christoph, 10. April 2012, 12:35

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Christoph

Servus Peter,

ich mache einen neuen Thread zur Gattung Pyrenopeziza auf, in dem ich (und gerne auch jeder andere) Beobachtungen zusammenfasse, Originaldiagnosen einstelle (usw.).

Die Gattung hat was, finde ich, zumal man teils substratbezogen suchen kann und manche Arten an häufigen Wirten vorkommen und dennoch selten sind, andere hingegen "Massenware" wie Pyrenopeziza petiolaris oder Pyrenopeziza digitalina.

Die Beschreibung von Pyrenopeziza digitalina lade ich auch drot "drüben" hoch --> http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,1530.0.html

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Peter P.

Hallo Christoph,
da habe ich ja wieder vergeblich an den falschen Stellen gesucht und außerdem gebe ich Fuckel mit seiner Häufigkeitsangabe recht (und die Originalbeschreibungen hat man ja auch nicht immer bei der Hand). Wäre interessant, ob z. B. es zu Pyrenopeziza digitalina auch solche Angaben gibt, theoretisch könnte es heißen "an allen Standorten von Digitalis purpurea und grandiflora", das hatte ich so ähnlich ja schon vor Jahren hier geschrieben.
LG Peter.
Freiheit ist, das sagen zu dürfen, was andere nicht hören wollen.
Anonymus

Christoph

#23
Manchmal muss man einfach mal die Originalbeschreibung lesen...

Fuckel hat Pyrenopeziza plantaginis ja im Jahr 1870 neu beschrieben. Und er beschreibt auch das Vorkommen und Habitat:



Dass Fuckel die Art als sehr seltern angibt, ist interessant - auch, dass er Spätherbst schreibt. Das muss ich mal prüfen, indem ich auch und gerade im Spätherbst suche. Sehr feucht stehender Plantago lanceolata passt wunderbar auf den Fundort  8)

Man kann übrigens das gesamte Werk "Symbolae mycologicae" online lesen und auch frei herunterladen (als pdf oder ocr oder jpg usw.) - und zwar hier: http://www.biodiversitylibrary.org/bibliography/47117#/summary

Man findet da auch weitere Neubeschreibungen diverser Pyrenopezizen durch Fuckel inklusive Sporenmaßen.

LG
Christoph
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Christoph

#22
Hallo zusammen,

ich habe sie endlich gefunden - Pyrenopeziza plantaginis - endlich!!! Und wie immer per Zufall. Heute war ich auf einer Exkursion des Vereins für Pilzkunde München mit dabei und habe am Rand eines Flachmoores bzw. zwischen Moor und Straße, mal wieder Spitzwegeriche abgesucht. Und siehe da, eine Nekrose mit winzigen, schwarzen Becherchen - dann später ein zweites befallenes Blatt.

Ich hab den Fund gerade im Mikroskop gehabt. Die Mikromerkmale passen - auch die blaue Reaktion der Ascusspitze ist gut zu erkennen (wie hier abgebildet: https://www.asturnatura.com/fotografia/setas-hongos/pyrenopeziza-plantaginis-fuckel-2/1911.html). Paraphysen, Sporen, Excipulum - alles passt.

Was also lange währt, wird endlich gut. Sollten die Fotos was werden (Schorsch hat eins der beiden Blätter mitgenomen, um Makro- bzw Mikrofotos zu machen), wird der Fund sicherlich in der nächsten Mycol. Bav. genauer vorgestellt.

Was also lange währt wird endlich gut: Endlich gefunden.

Es müsste der Erstfund für Südbayern sein. Ich werde mal nachrecherchieren...

LG
Christoph

P.S.: die beiden Blätter hatten noch gelebt, hatten aber große Nekrosen, die vermutlich von der Pyrenopeziza stammen. Auf den braunen Bereichen waren die Becherchen (teils auf beiden Seiten, wenn das Blattende hochstand). Das Habitat war im Halbschatten und wie beschrieben an einem Moorrand - da ist vermutlich die Luftfeuchtigkeit dauerhaft hoch genug. Vermutlich habe ich an zu offenen, trockenen Stellen gesucht.
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gabikob

Hallo Ihr,
ich habe Pyrenopeziza digitalina auch hier im Nürnberger Reichswald, in zwei Quadranten, einmal an 3 von 5 Fingerhutstengeln, einmal an 4 von 5 Stengeln, meist an der feuchten Unterseite 'im Knick' gefunden.
Gruß
Gabriele
...und meine Freihandfotoversuche zum Thema.

Karl W

Hallo Christoph

Freut mich, das Du fündig geworden bist. Deine Annahme es handele sich um einen Massenpilz kann ich aus dem Rheinland bestätigen. Seit dem ersten Fund im April 2012 und anschließender gezielter Suche, wurden wir in nahezu jedem größeren Fingerhutbestand fündig. Alle Funde lagen zwischen Ende April und Anfang Juni, sofern es feucht genug war. Im letzten, milden Winter fanden wir erst Frk. schon im Januar. Danach war wegen extremer Trockenheit Pause bis Anfang Mai.

LG Karl 

Christoph

So, jetzt habe ich die ersten BayerWald-Fotos von der Pyrenopeziza digitalina. Im BayerWald hatten wir die Art sofort bei zwei Stichproben an den vorjährigen Stängeln von Digitalis. Die Fruchtkörper sitzen ganz an der Basis auf geschwärztem Substrat (und teils auch auf ungeschwärzten Teilen). Anhand der bisherigen Beiträge gehe ich davon aus, dass sie überall, wo Digitalis vorkommt, leicht zu finden sein müsste. Ein Massenpilz also. Das Substrat ist ja auch im nichtblühenden Zustand leicht kenntlich, sollte also kein Problem sein, den Becherling zu finden.

Auf geht's Jungs und Mädels, ran ans Kartieren  ;D

Hier noch die versprochenen Bilder.






LG
Christoph
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Christoph

Hallo zusammen,

die Pyrenopeziza an Digitalis ist wirklich sehr häufig. Schon der erste geprüfte Stängel war voll damit. Bilder kommen später noch.

Die Ciboria konnten wir nicht finden, dafür andere Becherlinge, die ich dann aber nicht sauber bestimmen konnte.  ???

LG
Christoph
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Matthias

Servus Christoph,
so spitze Ohren hat der Schorsch doch gar nicht gehabt um gleich so vulkanisch zu werden ;D
liebe Grüsse
Matthias

Christoph

Servus Matthias,

nein, er kommt nicht mit (und er heißt mittlerweile Tuvok, genauer gesagt Ltd. Commander Tuvok) ^^

LG
Christoph
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Matthias

Servus Christoph,
ZitatWir sind im BayerWald zu viert bis fünft, also müssen wir fündig werden.
Wenn die Schorsch findet ist es ja auch wieder ein fränkischer Fund oder darf dein neuer Mitbewohner nicht mit in den Wald?
Viele Grüsse
Matthias :P

Christoph

Servus Peter,

ja, ich habe auf Pilze-Deutschland.de einen Fundpunkt aus den 80er Jahren gefunden. Ich meinte ja, dass man ja nicht von der Online-Kartierung auf die Kartierung allgemein schließen kann. Es freut mich aber, wenn die Threads hier dazu führen, dass manche, sonst wenig beachtete Arten gezielt gesucht und kartiert werden (egal ob über Mykis oder die Online-Kartierung).  ;)
Wir sind im BayerWald zu viert bis fünft, also müssen wir fündig werden.

ZitatP. plantaginis suchen wir schon seit Jahren vergeblich.

Beruhigend, dann liegt's nicht (nur) an der eigenen Blindheit  ::), die Art scheint wirklich nur zerstreut vorzukommen. Aber wie schon gesagt, Jule war fündig (wer sonst?).

LG
Christoph
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Peter P.

#13
Hallo Christoph,
theoretisch müßte Pyrenopeziza digitalina in BY schon nachgewiesen sein, die Art ist nämlich in der vorläufigen "checklist" der Ascomyceten Bayerns aufgeführt. Durch Deinen Beitrag angestachelt wurde die Art heute 4x (2 MTB-Q.) im Frankenwald (Lkr. Kronach) gefunden. Harald O. kartiert das Ganze in Mykis. Gute Chancen für Euch, sie problemlos im Bayernwald zu finden. P. plantaginis suchen wir schon seit Jahren vergeblich.
Gruß
Peter P.
Edit: Im Verbreitungsatlas ist ein Fund im MTB 6734, Neumarkt i. d. Oberpfalz eingetragen.
Freiheit ist, das sagen zu dürfen, was andere nicht hören wollen.
Anonymus

Christoph

#12
Servus beinand,

mittlerweile gibt es einen bayerischen Fund von Pyrenopeziza plantaginis - zumindest einen fränkischen  8).

Julia Kruse hat in Ihrerm atuellen Artkel in der Z. Mykol. einen Fund aus Bayreuth, Botanischer Garten, vorgestellt:
Kruse J. (2014): Diversität der pflanzenpathogenen Kleinpilze im Ökologisch-Botanischen Garten der Universität Bayreuth. Z. Mykol. 80(1): 169-226.

Auf S. 195 erwähnt Sie eine Kollektion vom 03.03.2013 an Plantago lanceolata von einem Grünstreifen. Mit google Earth und den verbundenen Koordinaten komme ich auf MTB 6035/4.1.3.3.3, 360 m ü. NN.

Ich habe mittlerweile einige Spitzwegeriche angesehen. Entweder übersehe ich die Kleinen oder sie sind wirklich nicht häufig.

Wie auch immer, jetzt hamma den Zwerg im politischen Bayern. Bezüglich der Pyrenopeziza an Digitalis ist in der Onlinekartierung auch noch Fehlanzeige für Bayern. Bei mir gibt's halt kein Digitalis (ich hocke ja auf dem Kalk), aber ich werde über Pfingsten im BayerWald in den Hochlagen mal schauen. Da ist noch Frühling (bzw. aktuell knapp kein Frost), vielleicht bin ich noch nicht zu spät dran.

Natürlich weiß ich nicht, was alles offline kartiert wurde - die Onlinekartierung wird ja (leider) nicht von jedem genutzt. Da würde jeder sehen können, wie es um die Verbreitung einer Art aktuell aussieht.

LG
Christoph
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Peter P.

Hallo in die Runde,
erst der Hinweis von Karl W., doch auch einmal nach Pyrenopeziza digitalina zu suchen, brachte die total vergessene Art wieder in mein Bewußtsein und siehe da: Der Pilz war an jedem Standort von Digitalis purpurea im Lkr. Sonneberg zu finden (bisher 20 MTB/16), dabei zu 100 % an der Stengelbasis und etwa so wie bei Karl auch an den Blattadern vorjährig abgestorbener Blätter. Auch an Digitalis grandiflora wurde er gefunden. Vergangenes Wochenende hatte ich ihn auch beim ersten Griff bei Oberwiesenthal und bei Zinnwald (Sachsen/Erzgebirge).
Gruß Peter P.
Freiheit ist, das sagen zu dürfen, was andere nicht hören wollen.
Anonymus