[Mitmach-Fred] Zeigt her eure Porlinge...

Begonnen von Chris, 26. Januar 2010, 13:24

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

gabikob

#35
Lieber Rudi,
hm,
die Mikromerkmale und das Substrat würden dazu passen
Der Pilz hatte allerdings auch vor dem Frost keinen besonderen Geruch, leicht holzpilzig, nicht nach Anis.
Der Pilt hier ist auch von der Textur anders und von der Konsistenz viel fester zumindest als die Anisporlinge, die ich kenne.
Ich hatte bei den zugegebenermaßen wenigen mir bekannten Anisporlingen auch kleinere Poren und eben den deutlichen Anisgeruch gesehen bzw. gerochen.
Deshalb bin ich garnicht auf diese Idee gekommen.

Ist der Geruch nach Anis bei der Art denn zwingend?
Herzliche Grüße
Gabriele

Rudi

Hallo Gabi,

der dürfte heftig nach Anis gerochen haben- hast du mal ein Näschen genommen?

LG Rudi
Medicus curat, natura sanat (Während der Arzt kuriert, heilt die Natur-auch ihn)

gabikob

#33
Hallo,

aus aktuellem Anlaß will ich diesen Thread wiederbeleben.
Ich habe diesen Porling im Spätherbst an Salweide gefunden, jung, wie auf dem Foto ganz weiß.
Jetzt, zwei Monate später ist die Porenschicht haselnußbraun, die schmale Hutseite oben immer noch reinweiß, max. Durchmesser der FK im Vordergrund etwa 3cm. Schichtung der Poren undeutlich

Mit dem Jahnschen Porlingsschlüssel bin ich auf mehreren Wegen nicht gut angekommen, denn ein Dichomitus campestris dürfte es wohl nicht sein, da weit und breit kein Schwarz am Rand.

Zum Phellinus passen nach den PdS die Mikromerkmale nach meiner Meinung aber nicht.

Die Sporen sind zylindrisch, glattwandig, hyalin, 7-10x3-4,5µm, reagieren positiv auf Melzer, zeigen gefärbt im Stroma auch eine feine Körnung (wohl Zellorganellen). Setae und Schnallen habe ich keine/n einzige/n gesehen.
Mikrofotos kann ich gerne nachreichen.

Hat einer von Euch eine Idee dazu?
Gruß
Gabriele

Christoph

Ich mach dann einfach mal weiter  ;)

Die nächste Art ist vermutlich den meisten Lesern bekannt. Es ist ein resupinater Porling, der an Ästen der Rotbuche nicht allzu selten ist. Man muss nur oft genug die Äste umdrehen und gezielt suchen, dann wird man ab und an fündig.


Steccherinum nitidum an Rotbuchenast

Er wird oft als "Schönfarbiger Resupinatporling" bezeichnet oder wissenschaftlich als Junghuhnia nitida.

In kalten Regionen kann sie Suche aber schwierig sein. Im Nationalpark Bayerischer Wald (als Beispiel) wurde ich noch nie fündig, außerhalb in tieferen, wärmeren Lagen hingegen ohne Probleme.

Anatomisch ähnelt der Pilz sehr dem "Ockerrötlichen Resupinatstacheling" (Steccherinum ochraceum). Die Gattungen kann man, wenn man dies möchte, eigentlich nur anhand der Form des Hymanophors trennen. Da dies aber letzten Endes wenig Sinn macht, wurden die Gattungen Junghuhnia und Steccherinum mittlerweile vereint und der Pilz heißt daher nun Steccherinum nitidum.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

aphyllopower

Tolles Bild. Ich kenne die Art hier südlich von Frankfurt aus einem Kiefernwald. Liegt aber schon ein paar Jahre zurück, daher habe ich nur DIAs.  Du motivierst mich den Fundort wieder aufzusuchen.
Gruß Werner

Christoph

Dann möchte ich mal nachlegen...

Die Gattung Antrodiella ist und bleibt interessant - Porling auf Porling. Bei der hier vorgestellten Art ging dieses Verhalten sogar in den Artnamen ein: Antrodiella parasitica. Ähnlich wie bei der Rotrandporlingstramete ist ihr Wirt extrem häufig, sie selber aber sehr selten (oder selten beachtet worden). Antrodiella parasitica wächst nämlich an altem Trichaptum abietinum:


Antrodiella parasitica an Trichaptum abietinum

Man muss aber makroskopisch auf der Hut sein, denn Skeletocutis carneogrisea wächst ebenfalls gerne an und bei Trichaptum abietinum und sieht jung sehr ählich aus. Im Feld kann man einen Trick verwenden: mit einer Lauge über die Poren streichen. Ist es die Skeletocutis, wird sie für einen kurzen Moment lachsrosa. Die Reaktion verblasst aber sofort wieder.

Ich habe Antrodiella parasitica bislang nur im BayerWald gefunden.

LG
Christoph

P.S.:
An alle Porlingsfreunde: Zeigt bitte auch Eure Porlinge her... Es können auch alltägliche, vermeintlich banale Arten sein - wenn ihr schöne oder interesante Bilder habt, scheut Euch nicht davor, sie hier vorzuzeigen. Oder eine kleine Geschichte dazu?!
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Christoph

Servus Werner,

sie wächst meist unterseits an recht dicken, finalfaulen Stämmen mit alten Rotrandporlingen (aber eben oft auf dem Holz, nicht unbedingt auf dem Porling selbst). Der Fund an der Oberseite des Rotrandporlings war eine Ausnahme.

In Deutschland wurde die Art m.W. bislang nur in Bayern gefunden. Und hier nur im Bayerischen Wald (Nationalpark und Arberregion) und südlich von München. Sie kommt sonst in Skandinavien vor, aber es gibt auch einen Fund aus Frankreich. Das Verbreitungsbild ist also noch nicht ganz klar...

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

aphyllopower

Woow, was für eine tolle Aufnahme und was für ein Fund. Ist  mir leider noch nie begegnet. 
Die Art scheint wohl  auf den Porlingen  obenauf zu wachsen. Müsste  eigentlich auffällig  sein.
Kennts Du Funde auch außerhalb von Bayern?
Gruß Werner

Christoph

#27
Nachdem die Gattung Antrodiella bereits angesprochen wurde, möchte ich einen meiner Lieblingsporlinge vorstellen: Antrodiella citrinella.



(Fruchtkörper an morschem Holz)


Die Zitronengelbe Tramete (Oder: Rotrandporlingstramete) wächst auf Fruchtkörpern des Rotrandporlings, an dessen Myzellappen oder direkt auf dem Holz, wenn im Holz Myzel des Rotrandporlings vorhanden ist. Ich habe einmal einen Fruchtkörper des Rotrandporlings, auf dem die Antrodiella gewachsen ist, vom Substrat abgelöst und auf den Boden gelegt. Ein Jahr später gab es neue, frische Fruchtkörper der Antrodiella. Sie ist also nicht auf das Holz angewiesen, besitzt aber u.A. Enzyme zum Spalten von Liginin (Weißfäule).



(Fruchtkörper an gammeliger Rotrandporlingsleiche)

Witzig hierbei ist der Umstand, dass dieser "Weißfäulepilz" nur auf stark braunfaulem Holz vorkommt. Der Grund: Der Rotrandporling muss wohl am Ende der Fahnenstange angekommen sein... Sprich: Das Holz muss schon soweit zerlegt worden sein (braunfaul), dass dem Rotrandporling die Nahrung ausgeht und er entsprechend schwächelt. Jedenfalls habe ich Antrodiella citrinella nie auf frischem Holz finden können.



(Fruchtkörper an von oben noch frisch aussehendem Rotrandsporling - er war aber unterseits bereits gammelig! Das war mein Erstfund dieser Art und der erste Wiederfund für den Nationalpark Bayer. Wald seit einigen Jahren)

Im Nationalpark Bayerischer Wald ist die Art dank der Sturmwürfe der 80er Jahre (und den daraus folgenden Borkenkäfern) verbreitet bis ortshäufig. Man findet sie Art in den Kernzonen in entsprechend alten Totholzvorkommen (da ja der Rotrandporling fast schon durch sein muss). Ich habe sie zusammen mit Heinz Holzer auch an Birke und Buche nachweisen können (zusammen mit dem Rotrandporling), am häufigsten ist sie aber an Weißtanne und Fichte.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Christoph

Servus Werner,

danke für die Blumen! Bei mir ist der Wabenporling zwar nicht wirklich häufig (im Vergleich zu Rotrandporlingen), aber weit verbreitet und vermutlich in jedem (morchelfähigen) Auwald zu finden. Auf dem hier gezeigten Foto wächst er an Esche, dem Substrat, an dem ich ihn am höufigsten finde. Liegt vielleicht daran, dass ich im Frühjahr Eschen auf der Suche nach dem guten Gemörch gezielt ansteuere  ;D

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

aphyllopower

Tolles Foto.  Habe ich leider nur einmal bisher gefunden.
Gruß Werner

Christoph

#24
Bei mir kehrt so langsam aber sicher der Frühling ein. Zeit, einen typischen Frühjahrspilz vorzustellen, den ich regelmäßig beim Morchelsammeln finde und der ebenfalls Waben besitzt - nur unter dem Hut statt auf dem Hut  :D

Gemeint ist natürlich der Wabenporling, Polyporus mori.



Liebe Grüße
Christoph

P.S.:
ZitatWeiß einer der Porlings-Spezis zufällig, ob A. hoehneli auf dem Schillerporling parasitiert oder die Art nur auf das entsprechend "vorbereitete" Substrat angewiesen ist?

Nein, ich weiß nichts Neues. Ich gehe persönlich eher davon aus, dass es eine Form des Parasitismus darstellt, bin mir aber nicht sicher. Antrodiella citrinella wächst zumindest auf den Fruchtkörpern oder an/bei den Myzellappen des Rotrandporlings.

Ich habe einmal einen befallenen Fruchtkörper vom Holz abgetrennt und auf den Boden gelegt. Nach einem Jahr kamen wieder frische Fruchtkörper der Antrodiella. Insofern kann sie definitiv auch nur auf dem Rotrandporling wachsen.

Und Antrodiella parasitica finde ich auch nur direkt an oder auf Trichaptum. Antrodiella semisupina scheint mit dem Zunderschwamm vergesellschaftet zu sein, aber hier findet man die Art öfter auch alleine auf dem Holz, aber wer weiß, ob der Zunderschwamm nicht sein Myzel darin hat?

Ich finde die Gattung Antrodiella wegen der Lebensweise sowieso hochinteressant. Man müsste es mal mit Kulturen versuchen (Antrodiella und möglicher Wirt) und dort nach Haustorien suchen (oder das mal direkt bei Antrodiella citrinella versuchen - ich hatte bislang leider keine Zeit dafür und nicht mehr die passende Ausrüstung, seit ich aus der Uni draußen bin).

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

aphyllopower

Hallo Andreas,
Dieter Zehfuss hat zu dieser Thematik generell mal einen Artikel veröffentlicht.
http://www.pfaelzische-gesellschaft.de/vortraege/pilz-vergesellschaftungen.pdf
Ob es über den Stand von  2006 hinaus was Neues gibt, wird höchstens Christoph wissen.
Gruß Werner

AK_CCM

Hallo zusammen,

mit solchen eher seltenen Gattungsvertretern kann ich nicht mithalten. Was aber die Esthetik der Frk. anbelangt, steht die Spitzwarzige Tramete (Antrodia hoehneli) den zuvor abgebildeten Arten in nichts nach. Der Frk. wuchs an einem auf dem Boden liegenden Buchenast mit überständigen Fruchtkörpern des Knotigen Schillerporlings (Innonotus nodulosus).

Weiß einer der Porlings-Spezis zufällig, ob A. hoehneli auf dem Schillerporling parasitiert oder die Art nur auf das entsprechend "vorbereitete" Substrat angewiesen ist?

Gruß, Andreas

aphyllopower

Hallo Christoph, tolle  Bilder. Ich habe  A. heteromorpha nur 2 mal im Erzgebirge nahe der Grenze  zu Tschechien an Nadelholz gefunden, als wir in 2003 mit den Pilzfreunden Raschau dort unterwegs waren.
A. albida ist zwar bei uns im Rhein-Main-Gebiet etwas selten, aber man kann sie an den erfassten Standorten schon gezielt  suchen mit einer hohen Trefferquote.
Die Poren können auch etwas labyrintsch und sogar richtig geschlitzt sein. (siehe Bild). Bei meiner Gartenantrodia sind sie meist rundlich.
Gruß Werner