Tricholomopsis flammula...

Begonnen von Christoph, 29. Dezember 2009, 10:46

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Christoph

So, jetzt haben wir einen ersten Nachweis aus Bayern, sogar aus Oberbayern. Ich habe soeben in einen Herbarbeleg vom Werner Edelmann aus dem Jahr 2012 hineinmikroskopiert. Pleurocystiden zahlreich, in Ammoniak richtig gelb wie Chrysocystiden, Sporenmaße passen auch.

Soweit erstmal als Kurzmeldung    ;)
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Christoph

Hallo Rudi,

und dann postest Du den Fund erst jetzt?  :o Jan Holec hat ja auch einen Fund von einem Tannenstrunk in Tschechien gemacht. Die Sporen Deines Funds sind, wenn ich das richtig sehe, ellipsoid, also haben ein größeres Länge-Breite-Verhältnis und Pleurozystiden sind häufig. Was will man mehr? Passt wunderbar!

Dass der Fund nur grenznah ist, ist natürlich schon bitter. Wenn Du aber genau weißt, wo Du im Regental (meinst Du den von uns häufig frequentierten Weg am Regen entlang?) Du entsprechende Fruchtkörper gefunden hast, dann lässt sich das hoffentlich wiederfinden und dann auch mikroskopieren. Wie gesagt, ich wäre bei reinen Makrobestimmungen sehr skeptisch.

Liebe Grüße und danke für die schöne Fotostrecke,
Christoph  :)
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Rudi

Hallo Christoph und sonstige Schwammerlfreunde.

Hier zeig ich mal Bilder eines Fundes, das ich für T.f. halte.
Gefunden im Blutseewald, leider mit einem kleinen Manko ;D - s. unten

Gewachsen auf alten Tannenstrünken, im September 2013
Makroskopisch sprechen die schmächtigen Fruchtkörper und der glatte, gelbe, nirgends rötliche Stiel dafür.
Mikroskopisch passen vor allem die reichlich vorhandenen, mit BWB gut anfärbbaren Pleurocystiden.

Einzigen bayrischer Schönheitsfleck:
Gefunden im Nachbarland BW ::) - vielleicht 1-2 km außerhalb von Unterfranken...

Übrigens hatte ich letztes Jahr auch sowas im Regental gefunden- da hab ich nur ein schlechtes Bild und kein Exsikkat mehr :-\

LG Rudi
Medicus curat, natura sanat (Während der Arzt kuriert, heilt die Natur-auch ihn)

Beorn

Hallo, Christoph!

Danke für's Hochholen des Themas und für den Link!
Das wäre eine weitere, interessante Art, auf die ich in Zukunft mal achten kann.


LG, Pablo.

Christoph

#12
Servus beinand,

auch diesen Thread stubse ich einfach mal an, um daran zu erinnern, dass hier ein bayerischer Nachweis noch aussteht. Die Art wurde erst 2009 gültig beschrieben (alles vorher war ungültig). Der zugehörige Artikel erläutert ausführlich die Bestimmungsmerkmale, an denen die Art klar erkennbar ist.

Zum Glück ist der Artikel komplett als pdf herunterladbar: http://www.nm.cz/publikace/archiv-en.php?id=1&rok=178
Hier einfach bei dem Artikel von Jan Holec (dritter von oben) auf "pdf fulltext" klicken und schon hat man den Artikel. Nicht nur die Pleurozystiden sind diagnostisch wichtig, auch die Sporenform ist anders. Makroskopisch geht es aber nicht eindeutig, da die abgebildeten Fruchtkörper teils meinen Tricholomopsis rutilans-Funden mit weißem Stiel sehr gleichen.

Da sowohl die Anatomie als auch die Genetik Tricholomopsis flammula als "gute Art" ausweisen, solle die Information bitte breit gestreut werden (Mund-zu-Mund-Propaganda), da in älteren Literaturstellen hier zu sehr synonymisiert wurde und die Art daher meist gar nicht beachtet wird.

Also: weißstielige, schmächtige, bodenbewohnende Holzritterlinge bitte beachten und mikroskopieren! Fundmeldungen ohne Mikroskopie sind kritisch zu hinterfragen.

Liebe Grüße
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Gernot

Servus Christoph,

das ist ja interessant! Den Pilz von den oberen beiden Fotos hätte ich im Feld auch für T. flammula gehalten, beim unteren hätte ich so meine Zweifel gehabt (der wirkt auf mich trotz der geringen Größe zu stämmig und hat mir zu wenig Gelbtöne unter dem purpurnen Filz und am Stiel). Jedenfalls gut zu wissen, dass man auch die kleinen Formen zur Sicherheit mikroskopieren sollte.

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

#10
Servus beinand,

ich möchte das Thema aufgrund neuer Funde wieder aus der Versenknung heben. Ich nehme gerade an der Seminarwoche der ARGE Österreichischer Pilzberater in Kärnten teil. Wie haben tolle Funde machen können. So z.B. gestern Geopora cooperi - vermutlich der Erstnachweis für Österreich. Oder Cortinarius emollitoides/galeobdolon/ochroleucoides?!, der wohl auch nur wenige Male - wenn überhaupt - gefunden wurde.

Ganz unabhängig von den "Highlights" der Seminarwoche habe ich natürlich auf Tricholomopsis geachtet. Herbert Pötz hat bei einem gemeinsamen Exkursion nach Oberhof - nicht in Thüringen, sondern in den Gurktaler Alpen - eine kleine, schmächtige Tricholomopsis gefunden. Sie wuchs am Boden und fiel durch den blass gelben, nicht roten Stiel auf.

Eine halbe Stunde später fand ich ebenfalls eine Tricholomopsis. Dieser Fund war noch zierlicher als der erste, wuchs ebenfalls am Boden und ihm fehlte jedes Rot am Stiel.

Natürlich dachte ich an Tricholomopsis flammula.

Die mikroskopische Untersuchung ergab jedoch, dass sowohl die großen Cheilozystiden als auch das Fehlen von Pleurozystiden nur Tricholomopsis rutilans als "seriöse" Bestimmung zuließen. Es scheint also nicht jede gelbstielige Tricholomopsis eine Tr. flammula zu sein...

Anbei die Fotos der beiden "Kollektionen" (Fruchtkörper), die dankenswerterweise Herr Anton Scaga zur Verfügung stellt (ich hatte keine Kamera dabei):







Vielleicht ist das typische Purpurrot am Hut typisch. Gernots Foto (weiter unten im Thread) ist am Hut viel gelblicher...

Liebe Grüße
Christoph

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Christoph

Hallo Gernot,

danke für den Link! Gut, dass das Schwammerl jetzt endlich gültig beschrieben ist (nach den Fehlversuchen), wie man auf der Titelseite des Artikels ja nachlesen kann.

Was Du so alles findest... In denSchluchten der Steiermark scheinen ja manch interessante Dinge zu schlummern.

Oiso, Leid - schaugds, dos ma aa in Bayern a bissal nachleng kenna. Des waar do g'lacht...

*grinsel*

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
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Gernot

Hallo,

ich hab gerade gemerkt, dass ich eigentlich vor einigen Wochen Beitrag verfassen wollte, dann darauf aber vergessen habe. Jedenfalls fand ich T. flammula erneut in einem Schluchtwald, sie sollte also bei gezielter Suche und etwas Glück durchaus zu finden sein.
Die Art wurde auch molekular untersucht und ist anscheinend tatsächlich eine gute Art: http://www.springerlink.com/content/dkv3578k8954h761/

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

Servus zusammen,

ich möchte diesen Beitrag einfach nochmal anstubsen, um ihn ins Gedächntnis zu rufen. Die Pilzsaison läuft noch und es fehlt noch ein bayerischer Fund... Leider konnte ich Tricholomopsis flammula noch nicht finden - auch nicht diesen Herbst.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Gernot

so isses!  ;D

Ich wünsche übrigens dem gesamten Forum noch ein pilz- und erfolgreiches Jahr 2010!

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

Ah, o.k. (und schade)  ;). Ein echter "steirischer Bua" anscheinend.  8)

Danke für die Info!

Liebe Grüße
Christoph
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Gernot

Hallo Christoph,

nein, sondern hier aus der Steiermark (aus einer Klamm übrigens, ähnlich wie in deinem Artikel).

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

Hallo Gernot,

wow, Klasse! Der Fruchtkörper entspricht haargenau den Beschreibungen aus der Literatur. Ist der Fund zufällig aus Bayern?!

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
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Gernot

Hallo Christoph,

ich meine die Art einmal gefunden zu haben, auf einem am Boden liegenden, bemoosten Ast von vermutlich Picea abies:





Ich hab den Pilz damals mit dem Ludwig bestimmt, da werden leider keine mikroskopischen Unterschiede angeführt und deshalb hab ich auch nicht auf sie geachtet. Dein Artikel ist wirklich interessant und mir neu, von dem hätte ich damals gerne gewusst. Mein Fund ist mir leider weggeschimmelt, bevor ich einen Beleg machen konnte.

Schöne Grüße
Gernot