Der Flammulina-Thread

Begonnen von Christoph, 27. Dezember 2009, 02:10

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Christoph

Hallo Gernot,

perfekt! Endlich ein aktuelles Foto dieser Art! Es wäre super, wenn Du auch von dieser Kollektion die genauen Sporenmaße angeben könntest. Würde mich sehr interessieren.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Gernot

Hallo,

einen Fund von Flammulina elastica vom 27.2.2010 auf einem Salix-Stubben hab ich noch. Gefunden in einem Weiden-Bruchwald. Die Sporen waren wieder häufig bis 11 und auch bis 12 µm lang. Hier die Bilder:



Skala=10 µm


Schöne Grüße
Gernot

Christoph

P.S.: In die bayerischen Checklist von Besl & Bresinsky ist Flammulina rossica noch nicht eingegangen. Dafür ist ein Nachweis von Flammulina elastica aus dem Raum Augsburg aufgeführt worden (unter Flammulina velutipes fm. longispora = Flammulina elastica fm. longispora (Bas) Redhead & Petersen):

Stangl J., Sedlmeir A. & Geh G. (1987): Beobachtungen über das Pilzwachstum in den Flußauen der Wertach südlich von Augsburg. Beih. Z. Mykol. 7: 167-218 (der Fund ist auf Seite 195 erwähnt). Ein Fund ist auch im Herbar Regensburg (REG) unter der Nummer 19666 hinterlegt.

Ergo: Auch Flammulina elastica ist aus Bayern bekannt und belegt.

Jetzt fehlt nur das Verbreitungsmuster. Bezüglich Flammulina rossica vermute ich aufgrund der sonstigen Verbreitung der Art ein östliches und/oder montanes Verbreitungsmuster. Hier ist jeder gefragt, der gerne mikroskopiert: Einfach Flammulina-Funde ab und an prüfen - sowohl bezüglich der HDS als auch bezüglich der Sporen.

LG
Christoph
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Christoph

Servus Andreas,

wie gesagt - ich bin jetzt etwas skeptisch ob der Bestimmung. Der erste Blick ins Mikroskop am Freitag Abend war womöglich vorschnell. Die Sporen waren zwar meist ungewöhnlich schmal für ihre Länge, aber von den Gesamtmaßen passt F. velutipes s.str. besser. Auf Volumen bezogen sind die Sporen einfach zu klein. Die Länge erreicht die 12 µm nicht, die normal wären.

Ich werde, wenn ich ein bisserl mehr Luft habe, die anderen Fruchtkörper der Kollektion anmikoskopieren und schauen, ob sich das Ergebnis bezüglich des Quotienten erhärtet oder ob es "kassiert" wird.

Ich werde auf alle Fälle an Axel Schilling schreiben, da ja zumindest Flammulina rossica aufgenommen werden muss, nachdem sogar schon zwei bayerische Funde bekannt wurden.

Im Bayerischen Wald wäre die Art auch zu erwarten! Aufsammlungen aus Regionen mit kontinental geprägtem Klima wären also interessant. Die Hüte Hüte von Flammulina rossica sollen meist recht blass sein, was gezieltes Suchen möglicherweise erleichtert.

Außerhalb Bayerns würde mir auch der Rennsteig als etwas kühles Eck einfallen @mollisia  8)

LG
Christoph
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AK_CCM

Servus Christoph,

schöne Entwicklung im Fall Flammulina - gratuliere zu Deinem Fund von F. elastica! Schade nur, dass das Taxon derzeit in der Online-Kartierung nicht verfügbar ist. Du könntest Axel Schilling oder Peter Dobbitsch anschreiben, damit die noch fehlenden Taxa ergänzt werden.

Gruß, Andreas


PS: Irgendwann habe ich vermutlich auch wieder Zeit zum Mikroskopieren... :-X

Christoph

Hallo zusammen,

ich bin eben über einen aktuellen Artikel über Flammulina rossica in der Czech Mycology gestolpert. In der Revision der Flammulina-Belege in der Botanischen Staatssammlung München wurden zwei Belege von Flammulina rossica gefunden:

http://web.natur.cuni.cz/cvsm/CM60109F.pdf

Beide stammen aus dem Nationalpark Berchtesgaden (beide leg. Schmid-Heckel, 1981, ein Fund im Oktober, einer im Dezember).

Insofern kommt Flammulina rossica in Bayern vor. Wer erbringt den nächsten, aktuellen Nachweis?

LG
Christoph
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Christoph

Hm, ich werde wohl noch mehr Sporenmaße ermitteln - z.B. die anderen FK des Büschels untersuchen. Der Quotient passt zwar ganz gut auf Fl. elastica, aber die Sporen sind insgesamt zu kurz (und doch recht variabel: Q ab 2,0)...

LG
Christoph
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Christoph

#10
*Hurra* - Ich hab sie endlich auch gefunden - Flammulina elastica

Ein kleines Büschel "Samtfußrüblinge" wuchs an einem bodennah abgesägten Laubholzstrünkchen (Durchmesser ca. 5 cm) direkt am Lehrerparkplatz meiner Schule, an der ich tätig bin. Die Fruchtkörper waren recht gelblastig (gelbe Lamellen, also gar nicht blass).

Folgende Sporenmaße habe ich erhalten (n = 30, Mittelwerte unterstrichen):

(6,5-) 7,5-8,47-10 (-10,5) x 3-3,03-4 (-4,5) µm; Q = (2)2,3-2,82-3,5

Die Asymmetrie in den Sporenbreiten bezüglich dem Durchschnitt kommt von meinem Messouklar, das nicht 1:1 kalibriert ist. Nach Umrechnung fängt die Breite bei 2,85 µm an, was ich aufgerundet habe. Die meisten Sporen waren ca. 3 Teilstriche breit und nur einzelne wenige Sporen waren deutlich breiter.

Jetzt weiß ich, wo die Art bei mir vorkommt und kann den Fundort weiter beobachten. Kommen schöne Exemplare zum Vorschein, werde ich sie natürlich fotografieren. Die aktuelle Kollektion war leider nicht fotogen.

LG
Christoph
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UdoA

Hallo Christoph,

sehr interessanter Beitrag. Ich habe heute auch zwei kleine Aufsammlungen von Weide mitgenommen.
Mal abwarten, ob ich einen Sporenabwurf bekomme.

Gruß Udo
Eine Anhäufung von Tatsachen ist ebenso wenig eine Wissenschaft wie ein Haufen Steine schon ein Haus ist. (H. Poincaré)

Meine Pilzfotos: http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/496395

Avatar: Oudemansiella mucida, Buchenschleimrübling

Christoph

Hallo Gernot...

ZitatJetzt ist mein Interesse jedenfalls noch mehr geweckt und ich werde versuchen die schwindende Winterzeit (in den letzten Tage immer +14, heute sogar +16°C) zu nutzen und Flammulinen zu mikroskopieren.

Molto bene! Ich hoffe, am Wochenende Zeit zu finden, mal in einen Auwald zu schauen... Freut mich, dass Du einerseits animiert bist und andererseits auch fündig wurdest.

LG
Christoph
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Gernot

Hallo Christoph,

Zitatsah der Fruchtkörper irgendwie anders aus? Waren z.B. die Lamellen auffallend blass?

Nein, eigentlich sind mir überhaupt keine Unterschiede aufgefallen. Er war übrigens etwa 6 cm hoch und der Stiel war leicht exzentrisch (ist ja kein Wunder bei Holzbewohnern).

Jetzt ist mein Interesse jedenfalls noch mehr geweckt und ich werde versuchen die schwindende Winterzeit (in den letzten Tage immer +14, heute sogar +16°C) zu nutzen und Flammulinen zu mikroskopieren.

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

Servus Gernot,

da passt ja alles, sogar das Substrat Salix, klasse!. Nur aus Neugierde: sah der Fruchtkörper irgendwie anders aus? Waren z.B. die Lamellen auffallend blass?

Zu PdS kann ich nichts sagen. Man müsste erstmal den zugrundeliegenden Fruchtkörper nachmikroskopieren... Es kann aber gut sein, dass dort keine Flammulina velutipes abgebildet ist. Ich kam ehrlich gesagt gar nicht auf die Idee, da mal nachzublättern.

LG
Christoph
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Christoph

#5
Hallo zusammen,

ich habe den Schlüssel mal auf die in Europa nachgewiesenen Arten reduziert. So fällt das Bestimmen wohl leichter. Zudem habe ich ein paar Tippfehler verbessert.

Edit: Der Schlüssel wurde überarbeitet und ist nicht mehr aktuell. Die neue Fassung findet sich nun in einem eigenen Thread - Schlüssel zur Gattung Flammulina

1 Pileocystiden vorhanden, zumindest auf der Hutscheibe; Cystiden deutlich von anderen Huthautstrukturen differenziert. Pleurocystiden meist vorhanden, aber entweder selten oder anscheinend bei manchen Aufsammlungen / Arten fehlend; (Stiel trocken, gewöhnlich samtig oder überreift) ...................... 2

1* Große, deutlich hervorstehende Pileocystiden vollkommen fehlend. ...........................  F. mediterranea
Beschr.: Huthaut bei feuchtem Wetter immer schmierig; Sporen 11,5-15 x 7-10 µm; in sandigen Habitaten, wurzelnd, mit Ammophila litoralis vergesellschaftet


2 HDS eine Schicht bzw. Palisade aus keuligen Zellen, welche mit wenigen bis vielen fusoiden, manchmal auch etwas eingeschnürt fusoiden bis gegabelten Hyphenenden und Pileocystiden untermischt sind, wodurch ein hymeniformer bis subhymeniformer Eindruck entsteht; die basidiolenartigen HDS-Zellen können kleine, bisweilen auch gegabelte, spitze Auswüchse besitzen ............... 3

2* HDS ein Ixotrichoderm aus aufsteigenden, fädigen, eng fusoiden oder äußerst irregulären (dornartigen) Elementen ... 4


3 Sporen im Mittel 6-8.7 x 4-4.8 µm (Q = 1.51-1.64; Qm = 1.61), mehr oder weniger ovoid, ellipsoid bis mandelförmig; häufig mit Populus assoziiert, seltener auch mit Betula, Alnus, Pinus, Picea; Skandinavien, westliches Nordamerika .................. F. populicola

3* Sporen 9.2-10.3 x 3.9-4.5 µm (Q = 2.05-2.58; Qm = 2.3), mehr oder weniger gestreckt eiförmig, ellipsoid bis mandelförmig; meist mit Salix assoziiert, seltener mit Populus tricocarpa, P. tremuloides, Betula, Alnus; Westküste Nordamerikas, Nordostasien, selten auch in Osteuropa  .................... F. rossica


4 Sporen 7.2-14.8 x 3.7-6.5 µm (im Durchschnitt 4.5-5.4 µm breit), häufig in von verholzten Leguminosen dominierten Habitaten, nicht im dichten Wald ...................................................... 5

4* Sporen im Schnitt schmaler als 4.5 µm ................................................................... 6


5 Mit Ononis assoziiert, über kalkreichen Böden in Magerwiesen; Hut typischerweise klein, nur 5-35(-45) mm breit, honiggelb bis orangebraun (gegen Hutrand), mit orangfarbener Scheibe; Fruchtkörper einzeln, wurzelnd; Deutschland, Italien, Westrussland ........................................................... F. ononidis

5* Mit Cytisus, Ulex oder anderen Leguminosen vergesellschaftet; Hut nicht dunkelbraun, sondern gewöhnlich blasser ................................................................................................. noch zu klärende Varianten von F. velutipes (?)


6 Sporen 6-8 x 4-4.5(-5) µm, eiförmig bis breit ellipsoid (Q < 2, gewöhnlich 1.5-1.7); Pileipellis, vor allem an der Hutscheibe, dicht mit Pileocystiden und einigen fusiformen bis schmal keuligen, aufsteigenden Hyphenenden besetzt; Hut blass, elfenbein- bis ledergelblich, mit dunklerer Scheibe; gewöhnlich wurzelnd (auf vergrabenem Holz); September; Schweiz, Deutschland, Niederlande .... F. fennae

6* Sporen gewöhnlich länger, ausgezogen-ellipsoid bis zylindrisch (Q = 2-3); Pileipellis ein Ixotrichoderm aus filamentösen, oft verzweigten Hyphenenden und Pileocystiden ..................................................................... 7


7 Sporen 8-11.5 x 3-4 µm (Qm = 2.5-3); häufig mit Salix assoziiert; Europa ............ F. elastica 
Bemerkung: von F. velutipes fast nur durch die längeren Sporen unterscheidbar, mit dieser Art aber nicht kreuzend, daher eine eigene, biologische Art bildend

7* Sporen 6-9.5 x 3-4 µm (Qm = 2-2.3) ........................................................................ 8


8 Hut gelblich bis rötlich braun; Stiel gelblich bis fast Schwarz; Kosmopolit ...... F. velutipes var. velutipes

8* Hut und Stiel elfenbein bis fast weiß und nicht im Alter dunkelnd  ........... F. velutipes var. lactea


Zusätzlich: Flammulina cephalariae Perez-Butron & Fernández-Vicente 2007
wächst an den Wurzeln von Cephalaria leucantha, einer Dipsacaceae (Skabiose); aus Spanien beschrieben – da ich keine Beschreibung besitze, konnte ich sie nicht in den Schlüssel integrieren.

LG
Christoph
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Gernot

#4
Hallo Christoph und alle anderen,

letztens hat man mir in einem Auwald einen einzelnen Flammulina-Fruchtkörper gebracht, der vermutlich an Holz von Salix gewachsen ist, das im Erdboden vergraben war. Da mir ein einzelner Fruchtkörper irgendwie zu wenig für eine Suppe war (ja, TROTZ der Fastenzeit! :-X) dachte ich mir halt, ich mikroskopiere ihn und schaue, ob es etwas anderes als F. velutipes sein könnte. Tatsächlich fand ich Sporen bis 12 µm Länge, die F. velutipes ausschließen würden! Es sollte sich um F. elastica handeln, die von der velutipes-s.l.-Gruppe (so nenne ich sie mal) die größten Sporen hat. Leider hab ich kein makroskopisches Foto, dafür hab ich aber u.A. die Sporen fotografiert:



Links unten sieht man eine Hymenialzystide und zwei Basidien. Die Sporen maßen übrigens 9,5-12 x 3-4,5 µm und hatten einen Q von 3,05-3,79.

Eigentlich müsste dann der in Pilze der Schweiz dargestellte Fund ebenfalls F. elastica sein? Dort werden nämlich Sporenmaße von 8-11 x 3,2-4,5 angegeben.

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

Hallo Gernot,

gern geschehen. Ich bin selber gespannt - bislang habe ich nur die gewöhnliche Flammulina velutipes gefunden. Was aber nichts heißen muss, da ich leider in den letzten Jahren sehr wenig Zeit für Feldstudien hatte (wird sich hoffentlich bald ändern).

Ich  muss noch eine erst 2007 aus Europa, genauer aus Spanien beschriebene Art nachreichen (die aber für die bayerische Kartierung wohl keine Rolle spielt):

Flammulina cephalariae Perez-Butron & Fernández-Vicente 2007

Sie wächst an den Wurzeln von Cephalaria leucantha, einer Dipsacaceae (Skabiose). Da Skabiosen auch bei uns vorkommen, wenngleich andere Arten, ist vielleicht auch ein Fund in Deutschland denkbar. Vielleicht im Rheingraben...

In Spanien hat die Neubeschreibung auch in der Presse eingeschlagen. Hier zwei Links dazu (der erste ist englischsprachig und eine Übersetzung des zweiten, auf spanisch erstellten Artikels):

http://www.thinkspain.com/news-spain/14599/new-type-of-mushroom-identified-in-burgos-valley

http://www.20minutos.es/noticia/356873/0/nueva/seta/sestao/

Und hier findet sich eine gutes Foto dieser Art:

http://tinyurl.com/y9gdawp

Mehr habe ich bislang nicht auftreiben können, wäre aber an der Originaldiagnose natürlich sehr interessiert :-)
Liebe Grüße
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
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