Der Flammulina-Thread

Begonnen von Christoph, 27. Dezember 2009, 02:10

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Christoph

Servus Thorben,

ich hab's  :) - durch die Umstellung der Forensoftware waren ja die Bildlinks der Altbeiträge nicht mehr gültig. Die Bildadressen wurden geändert. Das heißt, ich muss nur die richtigen Bildadressen rüberkopieren und hier die Links so aktualisieren.

Ich mache das demnächst - bin gerade beruflich stark eingespannt. Dann sind die Bilder auch hier wieder online  ;)

Liebe Grüße,
Christoph

P.S.: wer findet zuerst Flammulina finlandica bei uns? Vermutlich muss man ins Gebirge, wo's finnisch kalt ist.
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

thorben96

Hallo Christoph,

ZitatThorben hat leider die Fotos von der Website genommen, auf die ich verlinkt hatte - deshalb fehlen sie jetzt (@Thorben: kann / darf ich die Fotos hier hochladen, die ich von dir per Mail bekam? Oder willst du die Fotos hier zeigen?)

Die Fotos habe ich nicht von der Website genommen, aber warum der Link auf einmal in Leere führt weiß ich nicht  :(
Auf jeden Fall sind die Fotos noch auf Pilzforum.eu vorhanden.
Du darfst aber auch gerne die Fotos die ich dir geschickt habe verwenden.

ZitatEs gibt aber etwas aktuelles: es wurde eine neue Art aus Europa beschrieben: Flammulina finlandica. Die Art zeichnet sich u.a. durch auffallend große Sporen aus - sie sind länger als bei Flammulina elastica fm. longispora aber schmaler als bei Flammulina fennae, der sie genetsich nahesteht.
...
Hier kann man den Artikel mit der Neubeschreibung (und der aktuellen Phylogenie des Flammulina-velutipes-Formenkreises Ostasiens und teils Europas) runterladen.
Danke für die Info :)

VG : Thorben

Christoph

Servus beinand,

Thorben hat leider die Fotos von der Website genommen, auf die ich verlinkt hatte - deshalb fehlen sie jetzt (@Thorben: kann / darf ich die Fotos hier hochladen, die ich von dir per Mail bekam? Oder willst du die Fotos hier zeigen?)

Es gibt aber etwas aktuelles: es wurde eine neue Art aus Europa beschrieben: Flammulina finlandica. Die Art zeichnet sich u.a. durch auffallend große Sporen aus - sie sind länger als bei Flammulina elastica fm. longispora aber schmaler als bei Flammulina fennae, der sie genetsich nahesteht.

Flammulina elastica selbst steht im Stammbaum relativ weit weg von Flammulina velutipes.

Thorbens Flammulina aus Bochum zeigt eine sehr ähnliche HDS wie Flammulina filiformis (war vorher eine Varietöt von Fl. velutipes), wurde aber zur Art erhoben - das ist das, was wir als Enokotake in manchen Läden kaufen können. Allerdings passt weder die Makroskopie noch passen die Sporenmaße, weshalb ich sehr sicher bin, dass Thorben eine unbeschriebene Art gefunden hat. Der aktuelle Artikel (Wang et al. 2018) bestätigt das meines Erachtens. Leider gab es ja nur einen kleinen Fruchtkörper. Sobald eine Kollektion zustandekommt, kann man das anpacken.

Hier kann man den Artikel mit der Neubeschreibung (und der aktuellen Phylogenie des Flammulina-velutipes-Formenkreises Ostasiens und teils Europas) runterladen.

Das Zitat lautet

Pan Meng Wang, Xiao Bin Liu, Yu Cheng Dai, Egon Horak, Kari Steffen & Zhu L. Yang: Phylogeny and species delimitation of Flammulina: taxonomic status of winter mushroom in East Asia and a new European species identified using an integrated approach. – Mycological Progress
https://doi.org/10.1007/s11557-018-1409-2

Liebe Grüße,
Christoph
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Christoph

#44
Hallo zusammen,

ich möchte eine in meinen Augen besondere Flammulina vorstellen, die Thorben Hülsewig im Tropenhaus in Bochum an Pomaderris apetala gefunden hat. Er hat sie hier im EU-Pilzforum vorgestellt. Thorben hat mir erlaubt, die Fotos auch hier zu zeigen.

Vielleicht findet ja auch eine Leserin / ein Leser unseres Forums Flammulinen in Botanischen Gärten in den Tropenhäsern. Da die Gattung auch weltweit sehr übersichtlich ist, ist eine Bestimmung oft gut möglich (oder es ist etwas Neues).

Thorbens Fund ist auffallend dünnfleischig und sehr gelb:


Flammulina aff. velutipes - Foto: Thorben Hülsewig


Flammulina aff. velutipes - Foto: Thorben Hülsewig


Flammulina aff. velutipes - Foto: Thorben Hülsewig


Flammulina aff. velutipes - Foto: Thorben Hülsewig


Flammulina aff. velutipes - Foto: Thorben Hülsewig

Die Mikroskopie zeigt eine HDS vom Fl.-velutipes-Typ, also aufgebaut aus einer Vielzahl von Ixohyphidien mit in die HDS eingebetteten, nicht herausragenden Pileocystiden.


HDS, hier mit apikal verzweigten Ixohyphidien und mit Pileocystiden - Foto Thorben Hülsewig


Knorrige, verzeigte Basis eine Ixohyphidie - Foto Thorben Hülsewig


HDS-Elemente (Ixohyphidien, Pileocystiden) - Zeichnung Christoph Hahn

Was allerdings auffällt, ist, dass die Ixohyphidien zwar die typisch knorrige, verzweigte, irreguläre Basis haben, dann aber sehr dünn (meist 0,5-1,25 µm) sind und auffallend häufig gereadeaus und unverzweigt verlaufen. Es gibt auch apikal verzweigte Ixohyphidien, die sind aber auch sehr dünn und nicht sehr häufig. Flammulina velutipes s.str. hat kräftigere, breitere, nicht so filigrane Ixohyphidien. Die HDS entspricht im Prinzip der erst vor Kurzem aus China beschriebenen Flammulina velutipes var. filiformis. Allerdings passen da die Sporenmaße nicht - und diese Varietät ist ein kräftiger Pilz mit deutlichem Braunton im Hut, keinesfalls so zitronengelb.

Die Bochumer Flammulina:
(5,75-)6,25-7,0-7,75(-9,75) x 3,5-4,1-4,75 µm; Q = 1,5-1,72-2,1(-2,4) (meine Messung von der Lamelle - n = 26) bzw. Thorbens Messung (n = 25) am Abwurf 7,3-8,3-9,4 x 3,2-4,4-5,7 µm - beide in Wasser gemessen (ich hatte nur den Fruchtkörper zugeschickt bekommen, nicht den Abwurf).

Es ist interessant, dass z.B. die Länge der Sporen vom Abwurf deutlich die meinen überstiegen - auch die Breiten. Ich habe auch Sporen von der HDS eigens vermessen - die waren im Schnitt noch schmaler. Hias hatte ja auch eine Flammulina untersucht, bei der die Sporenmaße je nachdem, von wo gemessen wurde, stark variierten.

Wie auch immer, der Quotient ist deutlich zu klein für Flammulina velutipes s.str. und die Sporen zu breit.

Hier noch die restlichen Mikrobilder (Fotos von Thorben, Zeichnungen von mir).


Sporen (Abwurf) in Wasser


Caulocystiden in Kongorot


Caulocystiden in Wasser


Cheilocystiden (Spitzen, die herausragen)


Cheilocystiden - von der Lamellenschneide durch Quetschen freigelegt


Pleurocystiden


Aufbau der Lamellentrama / des Subhymeniums

Wir warten noch auf eine zweite (oder dritte) Kollektion, um die Variationsbreite der Makroskopie besser zu fassen und dann wird eine Probe sequenziert. Für mich sieht es im Moment nach etwas Neuem aus (auf welcher Rangstufe auch immer - als "noch eine" Varietät der Fl. velutipes oder was ganz eigenes - und da hilft ja die Genetik).

Falls jemand etwas ähnliches (oder generell Flammulinen in Tropenhäusern) findet, bin ich immer interessiert.

Im Moment läuft der Fund bei mir als "Flammulina aff. velutipes Bochum"  ;)

Liebe Grüße,
Christoph

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Christoph

#43
Hallo zusammen,

als Anregung hier die beiden Fotos von Flammulina elastica fm. longisporum aus diesem Thread: http://forum.pilze-bayern.de/index.php/topic,1651.0.html - als Appetitanreger, durchaus mal in Winterpilze hineinzumikroskopieren. Den zugehörigen Schlüssel findet man etwas weiter unten in diesem Thread.




Liebe Grüße,
Christoph
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Christoph

#42
Servus beinand,

es wird kalt, die ersten Fröste sind über uns hereingebrochen - Zeit, sich wieder um Winterpilze zu kümmern  :D

Ich möchte daran erinnern, dass es noch keinen Nachweis von Flammulina populicola bei uns gibt - also bitte bei Samtfußrüblinge, die an der Stammbasis von (oder scheinbar am Boden rund um) Pappeln wachsen, mal schnell die HDS prüfen.

Flammulina rossica ist nachgewiesen, aber es gibt nur einen einzigen Fund aus Berchtesgaden. Hier wären Kartierer aus winterkalten Regionen vielleicht gefragt - BayerWald, der Eiskeller rund um Hof, Alpen und dortige Kaltlufttäler. Auch dort kann es schneearme Zeiten im Winter geben.

Viel Spaß beim Suchen - und nicht vergessen: erst mikroskopieren, dann essen (und eine Teil als Beleg trocknen)  8)

Liebe Grüße,
Christoph
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Bernhard Kaiser

#41
Hallo, guten Morgen,

ich darf an den Ausgangspunkt der Fragen zurückerinnern:

Zitat- kann man - und wenn wie - den Objektträger mit dem Sporenabwurf konservieren bzw. verschicken?

Ich empfehle die vorgeschlagene Methode ganz einfach einmal auszuprobieren.
Es kostet kaum etwas, das Mikroskop steht ohnehin am Arbeitsplatz und Nagellack ist oft vorhanden oder billig im nächsten Drogeriemarkt zu haben.

Wichtig wäre es außerdem, wenn Ergebnisse hier mitgeteilt würden. Möglicherweise verhalten sich auch verschiedene Pilzsporen unterschiedlich. Aber Sporen werden ohnehin in Wasser untersucht und damit liegt das Sporenpräparat bereits vor. Mein Vorschlag "dem. H2O" hat rein praktische Gründe, und dient zudem der Vereinheitlichung. Es wird auf jeden Fall vermieden, daß Untersuchungen einmal in weichem ein anderes Mal in hartem Wasser vorgenommen und diskutiert werden.

Schönen Tag
Bernhard Kaiser

Schlesier

Hallo in die Diskussionsrunde!
Das hat jetzt alles nichts mehr mit Flammulina zu tun u. wäre evtl. in einem anderen thread besser aufgehoben. Aber Antworten implizieren halt weitere Fragen:
-in meiner Schulzeit (über 40J her) habe ich gelernt, dass man biolog. Struckturen (Zellen) wegen der osmotischen Verhältnisse am besten in isotonischen Lösungen untersucht. Warum taucht diese Empfehlung bei den Pilzuntersuchungen nicht auf, oder gilt sie nicht mehr. Denn es wird immer "ein Tropfen
Wasser" (welches Wasser: Leitungs-, Destill.-, Demin.- Isoton.- ???) auf den Objektträger gegeben. Den osmotischen Gesetzen entsprechend, müßten zumindest die Zellen in den unterschiedlichen Medien unterschiedliche Größen haben ( von aufgebläht bis kollabiert).
Herzliche Grüße
Rainer

dorle

Ha wieder was dazugelernt :D

Bis zum nächsten Mal

Thomas.

Bernhard Kaiser

Hallo Thomas,
das ist richtig.
Bei demineralisiertem Wasser wird das Leitungwasser mittels Ionenaustauschern von mineralischen Bestandteilen befreit.
Destilliertes Wasser erhält man indem man Leitungswasser verdampft, den Wasserdampf abkühlt und dadurch wieder flüssiges Wasser erhält.

In unserem Fall ist es wichtig, daß das Wasser keine mineralischen Bestandteile mehr enthält. Egal durxh welches Verfahren man das erreicht.

Freundliche Grüße
Bernhard Kaiser

dorle

Hallo Bernhard,

danke für die Auskunft.
Ich bin mir nicht sicher, ob deminaralisiertes Wasser das selbe bedeutet wie destilliertes Wasser. Destilliertes Wasser bekommt man aber meines Wissens nur in Apotheken, so dass demineralisiertes billiger sein dürfte (und es sich dann wohl doch um etwas Anderes handelt), da man es wie du mitteilst in Supermärkten bekommt.

Freundliche Grüsse

Thomas.

Bernhard Kaiser

#36
Hallo Thomas,

"dem." steht für demineralisiert. In fast jedem Supermarkt erhältlich.

PS.: man verwendet deshalb demineralisiertes Wasser weil es bei mehrmalieger Anwendung von Leitungswasser zu mehr oder weniger starken Rückständen von Kalkverbindungen kommen würde.

Freundl. Grüße
Bernhard Kaiser

dorle

Hallo Bernhard,

Zitat1 Tropfen dem. Wasser
.

Handelt es sich bei "dem." um destilliert, oder für was steht die Abkürzung?

Grüsse

Thomas.

Bernhard Kaiser

#34
Hallo Rainer,

ich empfehle Ihnen folgende Arbeitsweise:
auf einem Objektträger einen kleinen Tropfen dem. H2O geben und darin mit einer Präpariernadel etwas Sporenmateial aus Sporenabwurf oder anderwie erhalten, in dem Tropfen verrühren. Dann mikroskopieren, mit Trockenobjektiv oder Ölimmersion. Nach beendeter Untersuchung das Präparat entnehmen und an der Luft eintrocknen lassen. Dann an den 4 Ecken je 1 Tropfen Nagellack anbringen. Trocknen lassen. Das noch auf dem Deckglas vorhandene Öl mit einem mit Wundbenzin (Apotheke !) befeuchteten Wattestäbchen entfernen. Fertig ist das Dauerpräparat.

Wenn Sie das Deckglas nicht mittig sondern links oder rechts auf dem OT platzieren, haben Sie eine größere Fläche für ein Etikett.

Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Kaiser

Schlesier

Hallo Bernhard,

vielen Dank für den Tip. Werde also zukünftig versuchen 2 Sporenabwürfe auf je einem Objektträger zu
bekommen, um für spätere Nachuntersuchungen gewappnet zu sei. Das 1. Präparat ist ja meist durch die Ölimmersion zum Einlagern weniger brauchbar. Oder hast Du da auch einen Rat?
Viele Grüße
Rainer