Piloderma croceum - ein makroskopierbarer Corti (und sehr häufig!)

Begonnen von Christoph, 29. März 2010, 22:11

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Gernot

danke für die weiteren Ratschläge! Ich werde die Vorgehensweise ein paar mal versuchen, vielleicht werde ich ja belohnt. Irgendwelche spannenden Sachen findet man ja schließlich immer, wenn man im Boden wühlt und Stöckchen dreht. ;)

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

Hallo Gernot,

doch doch, das geht gut mit der Hypogäen-Methode. Man kann sie aber etwas verfeinern: dreh dickes Substrat um, das schon etwas im Boden eingearbeitet ist. Wenn es dann so aussieht wie auf meinem zweiten Foto, hast Du die Art. Man kann auch einfach so im Boden wühlen und wird fündig, wenn man auf die Farbe achtet. Oft sind dann im Boden auch kleine Furchtkörper zu finden.

Vorgestern habe ich sie auch gehabt (ohne danach zu suchen).

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Gernot

Hallo Christoph,

vielen Dank fürs Zeigen, die Art kam mir noch nicht unter. Meinst du, dass man mit der "Hypogäensuchermethode" auskommt, um die Art zu finden? Damit meine ich Nadel- und Laubstreu etwas wegkratzen bis man die blanke Erde sieht. Auf diese Weise fand ich schon viel pilziges Gespinst im Boden, solch intensiv gelbe Rhizomorphen waren aber noch nicht dabei.

Schöne Grüße
Gernot

Christoph

Hallo Ingo...

ZitatIch mag solche Vorstellungen von unbeachteten Arten. Vielen Dank dafür!

Gern geschen (und danke für die Rückmeldung)! Solche Vorstellungen kann allerdings jeder, der möchte, hier ins Forum stellen. Es freut mich, wenn wir alle voneinander lernen können (oder einfach nur inspiriert werden, wenn man die betreffende Art schon kennt). Der Rätselfred hat sich ja auch in diese Richtung entwickelt - was ich klasse finde. Einge Arten habe ich vorher noch gar nicht gekannt  8).

Darf man fragen, wer Dein "Pilzchef" ist? Es gibt ja nicht all zu viele Pilzfreunde, die auch auf Ciortis achten...

LG
Christoph
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(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Ingo W

Hallo Christoph!

Ich mag solche Vorstellungen von unbeachteten Arten. Vielen Dank dafür!
Selbst habe ich nur wenig auf diese Art geachtet, weiß aber von meinem "Pilzchef", der sie letztjährig auch sehr häufig in Fichtenwäldern fand, dass sie in der Tat nicht selten zu sein scheint.

Viele Grüße
Ingo
Kleine Pilze sind auch schön, sehen bloß die wenigsten!

Christoph

#1
Hallo zusammen,

heute habe ich zufällig ein Prachtexemplar von Piloderma croceum finden können:


Piloderma croceum - Fruchtkörper unterseits eines Fichtenstammstücks

Es handelt sich um einen corticioiden Pilz, den man bereits direkt im Gelände ansprechen kann. Die Fruchtkörper sind athelioid, d.h. häutchenartig vom Substrat abziehbar und nicht mit ihm verwachsen.

Auffällig ist, dass die Fruchtkörper blasse, cremefarbene Häutchen sind, aber vom Fruchtkörperrand leuchtend gelbe Rhizomorphen abgehen. Die Rhizomorphen gehen in den Boden und bilden dort auffällige, leuchtend gelbe (dottergelbe) Myzelien. Das Myzel ist so typisch, dass man es auch ohne Fruchtkörper gut ansprechen kann (notfalls mikroskopieren: keine Schnallen, auffallende "Piloderma"-Kristalle). Das Myzel von Hydnellum geogenium ist zwar auch auffällig, aber dessen Rhizomorphen sind mehr schwefelgelb, nicht so warm dottergelb gefärbt (und dieser Pilz ist extrem selten), wächst hier aber zufällig im selben Wald.


Myzel von Piloderma croceum - auffallende Rhizomorphen und zudem Mykorrhizen mit Fuchtenwurzeln (hier nicht deutlich zu erkennen - das weiße Myzel gehört nicht dazu)


Aufgrund der Zweifarbigkeit hieß die Art lange Zeit Piloderma bicolor.

Die Art galt früher mal als extrem selten, dabei ist sie ausgesprochen häufig. Sie bildet Ektomykorrhiza mit der Fichte und ist daher nicht auf Holzsubstrat angewiesen. Die Fruchtkörper werden auf diversen Substraten, gerne auch unter der Erde in Höhlungen gebildet. Wer nur Stöckchen umdreht, findet diese auffallende Art ab und an. Wer im Boden nach Mykorrhizen gräbt, findet sie allerdings auf Schritt und Tritt. (wohl eine der häufigsten Mykorrhizapilzarten unserer heimischen Nadelwälder).

Wer sich das makroskopische Ansprechen nicht zutraut (wobei die Merkmalskombination sehr klar ist), kann nachmikroskopieren: kleine, aber etwas dickwandige Sporen und Hyphen ohne Schnallen. Zudem auffallende, kleine Kristalle an den Hyphenwänden im Subiculum und in den Rhizomorphen.

Bislang dachte ich, Piloderma croceum sei auf saure Böden beschränkt. Dieser Fund stammt aber aus einem Kalkbuchenwald (mit gepflanzten Fichten). Leberblümchen standen unweit als Kalkzeiger...

Im Labor von Prof. Dr. Agerer, namentlich in der Arbeitsgruppe Dr. Raidl, war Piloderma croceum ein Modellorganismus für Untersuchungen an Ektomykorrhizapilzen.

Ach ja, Fundpunkte von Piloderma croceum in den üblichen Verbreitungskarten sind immer noch Mangelware.   ;)

LG
Christoph
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