Kartierungsaufruf (weil: Winter!) Taphrina betulina... (mit Fotos)

Begonnen von Christoph, 28. Januar 2009, 18:10

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Christoph

Hallo Peter...

Zitates bleibt nach den Anmerkungen von Prof. Butin und Lothar Krieglsteiner (im pilze-pilze-Forum) immer ein (wie kleiner?) Restzweifel, ob die Hexenbesen nicht doch durch einen Milbenbefall verursacht sind

das glaube ich ehrlich gesagt so nicht ganz. Prof. Butin sagt ja selber, dass der Milbenbefall durch die Literatur geistert, aber ihm kein solcher Hexenbesen untergekommen sei. Dass die Anschwellungen nicht immer vorhanden sind, glaube ich - da ich aber weiß, dass diese von der Taphrina ausgebildet werden, reicht mir dieses Zusatzmerkmal als Bestimmung anhand des Befallsbildes dieser Infektion der Birke.

Lothar hat die Information bezüglich der Milben auch aus der Literatur, wenn ich das richtig deute.

Ich denke zudem, dass die Besen durch Milbenbefall anders aussehen werden (sind sie dauerhaft dort am Baum und erzeugen jedes Jahr am selben Punkt die Wuchsanomalie?! - falls nein, wäre der Besen weniger dicht). Allerdings weiß ich das zugegebenermaßen nicht  ;D

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Peter

Hallo Christoph,

es bleibt nach den Anmerkungen von Prof. Butin und Lothar Krieglsteiner (im pilze-pilze-Forum) immer ein (wie kleiner?) Restzweifel, ob die Hexenbesen nicht doch durch einen Milbenbefall verursacht sind, wenn man die Zweige nicht in den Händen hatte. Letzte Woche hatte ich das Glück, mal einen Hexenbesen in Augenhöhe zu finden, natürlich mit Anschwellungen.

LG, Peter 
"Seit Millionen Jahren haben unzählige Organismen auf unserer Erde gelernt, im Einklang mit der Natur zu leben. Es gibt nur eine Ausnahme: Der Mensch."

Christoph

Hallo Peter,

da bin ich etwas anderer Meinung. Die Anschwellungen sind vielleicht nicht immer vorhanden (hier überwintert die Taphrina), aber wenn sie erkennbar sind, man also einen dichten Hexenbesen an Birke findet und dieser die typischen Anschwellungen zeigt, was soll es dann sonst sein? Jedenfalls fand ich bei den wenigen, die ich später im Jahr auch erreichen konnte (viele sind viel zu hoch in der Krone), auch die Asci... Insofern habe ich kein schlechtes Gewissen, auch aufgrund des Befallsbildes zu kartieren.

LG
Christoph
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Peter

Danke an Prof. Butin und Andreas als Vermittler für diese Information. Demnach ist eine 100%ige Bestimmung von der Ferne wohl ausgeschlossen. Man kann sich die Bäume im Winter höchstens notieren, um im Sommer zu ernten, sofern man nicht anhand herabgefallener Triebe eine sofortige Bestimmung schafft.

Grüße in die Runde, Peter
"Seit Millionen Jahren haben unzählige Organismen auf unserer Erde gelernt, im Einklang mit der Natur zu leben. Es gibt nur eine Ausnahme: Der Mensch."

AK_CCM

Hallo Schlesier, hallo in die Runde,

wie angekündigt habe ich bei sachkompetender Stelle nachgehakt. Prof. Heinz Butin, Spezialist für Phytoparasiten, war so freundlich, mir umfassend Auskunft zu geben:

ZitatBei der Ansprache derartiger Hexenbesen habe ich mich immer auf die Blätter verlassen, die bei Taphrina betulina stets Asci auf der Blattunterseite, gelegentlich auch blattoberseits zeigen. Die Blätter selbst sind meist eingerollt, grüngelblich und oft verkleinert. Die in der Literatur zitierte Verdickung an der Triebbasis ist nach meiner Beobachtung nicht immer eindeutig, manchmal fehlt sie sogar; sie ist daher für eine sichere Aussage nicht verlässlich. Weiterhin: Mit den Milben ist das so eine Sache. Sie werden zwar als Erreger in der Literatur genannt und ,,mitgeschleppt", eine klare Darstellung und Abgrenzung ist mir allerdings nie gelungen (wenn man einen Hexenbesen dieser Art überhaupt findet). Was bleibt, ist die Untersuchung der Blätter im Sommer, leider ein mühsames Geschäft, da die Hexenbesen dann schlecht erkennbar sind. Beim Nachweis von Asci kann man getrost Taphrina betulina angeben, denn Taphrina turgida ist inzwischen als Synonym entlarvt und T. nana kommt nur im hohen Skandinavien vor. Die bei der vorangegangenen Diskussion genannte T. betulae kommt nur auf Blättern vor und verursacht dort rundliche, ca. 1 cm große Flecke blattoberseits. Und was die Wirtsbäume angeht, so findet man heute T. betulina auf beiden bei uns heimischen Arten (Betula pendula und B. pubescens). Also: Kartierung ist gut, aber genauer hinsehen!

Nochmals vielen Dank an dieser Stelle.

Gruß, Andreas

Christoph

Hi zusammen,

die Anschwellungen sind meist gut aus der Nähe zu erkennen. Ich finde sie ziemlich auffällig und hatte deshalb bislang keine Skrupel, makroskopisch zu kartieren. Auf das Merkmal hatte mich vor langer Zeit Herr Dr. Döbbeler (Bot. Staatssammlung München) hingewiesen. Ich hatte es deshalb auch in meinem Anfangsposting erwähnt.

LG
Christoph
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AK_CCM

Hallo Schlesier,

wenn man die zwiebelförmigen Anschwellungen an den Basen der Triebe nicht erkennen kann, wäre ich mir zu unsicher, einen Hexenbesen mit Taphrina betulina gefunden zu haben. Ergo würde ich einen solchen Fund auch nicht kartieren. Aber ich frage sicherheitshalber bei einer sachkompetenten Stelle nach, ob ich mit meiner Einschätzung richtig liege.

Gruß, Andreas

Schlesier

Danke Andreas für die Antwort!
Aber dann ist die winterliche Kartierung von T.betulina nach "Hexenbesen" mit einem ? zu versehen?!
mfG
Schlesier

AK_CCM

Hallo Schlesier,

diesbezüglich zitiere ich aus BUTIN, Heinz (1996): Krankheiten der Wald- und Parkbäume:

ZitatDer Birkenhexenbesen ist das Ergebnis einer permanenten Wachstumsstörung, verursacht durch den Ascomyceten Taphrina betulina Rostrup. Durch spezifische, stoffliche Reize kommt es zum Austreiben zahlreicher, schlafender Knospen, was schließlich zur Bildung dichtästiger, kugeliger Büsche führt. Kennzeichnend sind für befallene Zweige - im Gegensatz zu dem durch Milben hervorgerufenen Hexenbesen - zwiebelförmige Anschwellungen an der Basis der Triebe, deren Spitzen negativ geotrop nach oben gerichtet sind. Das sicherste Indiz für den pilzlichen Hexenbesen sind im Frühsommer auf der Blattunterseite auftretende Asci, deren farblose Sporen bereits im Sporenschlauch zu sprossen beginnen. Da das Myzel des Pilzes in den Knospen und in der Rinde überwintert, können Birkenhexenbesen viele Jahre alt werden.

Gruß, Andreas

Schlesier

Im pilzepilze-Forum stellen HoBi am 07.03. unter "Auf rot folgt schwarz" die Frage nach T.betulina. Lothar verdächtigt bei der Antwort evtl. noch andere Verursacher. Was käme da noch in Frage?
Vielen Dank schonmal für die Antworten
mfG
Schlesier

Peter

Hallo Rudi,

Taphrina betulina kommt durchaus auch an B. pendula vor, wie Christoph eingangs schrieb. Insofern ist nichts falsch.
Elsternester sind doch etwas grober gestrickt.

Jetzt musst du deine Funde nur noch in die Datenbank eingeben. ;)

Servus, Peter

"Seit Millionen Jahren haben unzählige Organismen auf unserer Erde gelernt, im Einklang mit der Natur zu leben. Es gibt nur eine Ausnahme: Der Mensch."

Rudi

Nach verschiedenen Taphrina betulina-Funden, die sich dann doch als Vogelnest entpuppten, habe ich an Betula pendula vor ein paar Tagen dieses gefunden:





Sollte das der Hexen(besen)pilz am falschen Baum sein??

LG Rudi
Medicus curat, natura sanat (Während der Arzt kuriert, heilt die Natur-auch ihn)

Christoph

Heute wurden zwei Fundpunkte von T. betulina für Nordbayern in die Onlinekartierung eingegeben. Ob das mit dem Aufruf zusammenhängt? Mich würd's freuen.

:D

LG
Christoph
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Christoph

Hallo Schlesier,

Peter hat ja bereits ausführlich geantwortet. Ich gehe von der Silhouette des Baumes aus. Bei der ausgewachsenen Hängebirke hängen die Endzweige nach unten. Die Moorbirke hat aufwärts gerichtete, steifere Äste und ist der kleinere Baum. Bastarde gibt es natürlich, wie's Peter schon erwähnt hat.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Peter

Hallo Schlesier,

zuerst die leichte Frage: Betula pendula Roth = Betula verrucosa Ehrh.

Die Unterscheidung ist nicht immer einfach, zumal es auch Bastardbildungen gibt.

Ich zitiere Flora Helvetica:

Betula pendula                                                             Betula pubescens
Zweige +/- hängend und kahl                                                abstehend oder aufwärts gerichtet und +/- kahl   
Blätter rautenförmig bis 3eckig                                               Blätter mehr eiförmig
Zähne 1. Ordnung  mit feiner oft einwärts geogener Spitze          ohne feine, eingebogene Spitze   
Fruchtflügel 2-3 mal so breit wie die Frucht                              Fruchtflügel nur 1-1,5mal so breit wie die Frucht
Wuchsort: überall, auch in Mooren                                          Wuchsort: bevorzugt in Mooren, Moorrändern, in Oberbayern auch als Alleebaum in ehemaligen Moorgebieten

Für die Kartierung im Zweifel lieber Betula spec. verwenden.

Beste Grüße, Peter

 
"Seit Millionen Jahren haben unzählige Organismen auf unserer Erde gelernt, im Einklang mit der Natur zu leben. Es gibt nur eine Ausnahme: Der Mensch."