Kartierung von Phellinus tremulae vs. Ph. populicola?!

Begonnen von Christoph, 13. April 2009, 19:27

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Frank D.

Hallo Feuerschwammfreunde,

als Unterscheidungsmerkmal von Ph. populicola und Ph. tremulae sollte noch folgender mikroskopischer Unterschied beachtet werden:
Die Tramalhyphen verlaufen bei Ph. tremulae parallel, bei Ph. populicola verflochten! Alle anderen mikroskopischen Merkmale überlappen sich.

Beste Grüße
Frank

AK_CCM

Hallo nochmals,

anbei noch eine tabellarische Gegenüberstellung der Mikromerkmale von Phellinus tremulae und Ph. populicola basierend auf dem JÜLICH.

Gruß, Andreas

AK_CCM

Hallo Christoph,

danke für die Info bzgl. des spezifischen Sporulationsverhaltens.


Hallo in die Runde,

am 29. April hatte ich die Gelegenheit, den Fundort im Bayerwald zu inspizieren. Es handelt sich eindeutig um den Espenfeuerschwamm Ph. tremulae. Denn auch ohne Leiter konnten wir im unteren Stammbereich an einem toten, noch ansitzenden Ast auf Anhieb einen für die Art typischen "Asthänger" ausmachen. Zur Sicherheit hatte ich einen Frk. geerntet und unters scharfe Glas gelegt - mit gleichem Ergebnis. Zur Bestimmung habe ich den JÜLICH herangezogen.

Entschuldigt bitte die miserable Fotoqualität: Es hatte ohne Unterbrechung geregnet. Ferner hatte ich vor lauter Tatendrang den Asthänger schon geerntet, bevor ich auf den Auslöser gedrückt habe.

Gruß, Andreas

Christoph

Servus Andreas,

das hängt von der einzelnen Art ab. Phellinus conchatus sporuliert (als Beispiel), sobald im Frühjahr die Temperatur über 0 Grad steigt. Andere Arten benötigen 8 Grad usw. In der Dissertation von Ingo Nuss wurde das Sporulationsverhalten verschiedener Arten unterschiedlicher Gattungen analysiert.

Eigentlich sollten jetzt die meisten Phellini sporulieren.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

AK_CCM

Hallo Christoph,

weißt Du, wann der Feuerschwamm für gewöhnlich sporuliert? Ich mutmaße, dass die Frk. im Winter bei Minusgraden und im heißen Hochsommer ihre "Tätigkeit" einstellen?

Gruß, Andreas

Frank D.

Hallo Andreas,

meine Exsikkate werden nur getrocknet und in die Tüten kommt dann noch Mottenpapier gegen eventuelle "Angriffe" von Insekten.

Zitat von: Andreas am 21. April 2009, 23:32
Geht zwar am egtl. Thema vorbei, interessiert mich aber nicht minder...

Ich dachte das Thema wäre: "Kartierung von Phellinus tremulae vs. Ph. populicola?!" und deren makroskopische Unterscheidung? :)

Beste Grüße Frank

AK_CCM

Servus Frank,

alle Achtung: Der Frk. sieht trotz seines Alters noch ganz passabel aus. Geht zwar am egtl. Thema vorbei, interessiert mich aber nicht minder: Hast Du den Feuerschwamm mit Chemie behandelt, um etwaigen mykophagen Insekten den Garaus zu machen?

Gruß, Andreas

Frank D.

Hallo Phellinus- Freunde,

hier mal ein Bild von meinem 16 Jahre alten Exsikkat von Phellinus populicola. Man sieht die Unterschiede
zu den Fund von Andreas, welchen ich makroskopisch auch für Phellinus tremulae halte.




Frank

Peter

ZitatInsofern würde ich Peters mutmaßlichen Ph.-tremulae-Fund mit dem Frk.-Durchmesser von 30 cm anzweifeln.

Der ist ja nur ein paar KM von meinem Wohnort entfernt und sollte noch zu finden sein.
Grübel, nehme ich eine Leiter oder eine Säge mit? Oder Beides?

Bis denn, Peter
"Seit Millionen Jahren haben unzählige Organismen auf unserer Erde gelernt, im Einklang mit der Natur zu leben. Es gibt nur eine Ausnahme: Der Mensch."

AK_CCM

Hallo in die Runde,

der Vollständigkeit halber binde ich die Aufnahmen meines Ph-tremulae-Fundes aus 2007 gleich direkt ein:











Die braunen Bereiche auf den Unterseiten der Fruchtkörper sind übrigens die Hyphen des Pilzes, welche die Poren zu verschließen begonnen haben. D.h. der Pilz hat gemerkt, dass sich nach dem Windwurf die Richtung der Schwerkraft geändert hat. Ansätze, dass wie z.B. bei Fomes fomentarius oder Fomitopsis pinicola aus den alten Frk. frische Frk. mit entsprechend ausgerichteten Röhren hervorgehen, gab es jedoch keine. Leider konnte ich die Frk.-Entwicklung nicht weiter dokumentieren, da der Baum vom zuständigen Waldbauern entfernt wurde. Dieser hatte bei der Gelegenheit auch gleich einen befallenen Nachbarbaum gefällt. Aber dort wäre ich aufgrund der Höhe ohnehin nicht an die Frk. herangekommen.

Ein gutes makroskopisches Merkmal, um Ph. tremulae von Ph. populicola abzugrenzen, sind die durch den Hutrand verlaufenden Risse, während bei Ph. populicola die Risse vor der Hutkante stoppen. Diese Beobachtung bezieht sich natürlich ausschließlich auf vitale Frk. Dies erwähnt JAHN auch 1962 in den Westfälischen Pilzbriefen. Weiter besitzen Frk. von Ph. tremulae eine scharfe und keine wulstige Hutkante. Das Vergleichsfoto unten auf Seite 99 bzw. S. 6 innerhalb des PDF-Dokuments (Abb. 4) zeigt übrigens einen jungen Frk. von Ph. populicola, wie aus Band 10 auf Seite 372 bzw. Seite 21 innerhalb des PDF-Dokuments hervorgeht. Darüber hinaus vermag Ph. populicola deutlich größere Frk. auszubilden. Insofern würde ich Peters mutmaßlichen Ph.-tremulae-Fund mit dem Frk.-Durchmesser von 30 cm anzweifeln.

Gruß, Andreas

Frank D.

Hallo Andreas,

mit dem ,,Knipsen" sieht es bei mir nicht so toll aus. Ich habe nur die Exsikkate meiner Funde. Ph. tremulae habe ich nur einmal in Norwegen gefunden und Phellinus populicola vor 15 Jahren in Sachsen. Die anderen Funde von Ph. populicola habe ich als Exsikkat zugesendet bekommen.
Der Geruch (wie schon H. Jahn 1962 in seinen WPB erwähnt) ist sicher ein wichtiges Merkmal. Ich werde bei zukünftigen Funden darauf achten.
Wenn Ph. tremulae typisch ausgebildet ist, hat er die Form eines Pferdehufes. Ph. populicola hat eher die Wuchsform von Phellinus igniarius. Alle anderen Wuchsformen überlappen sich. 


Beste Grüße
Frank

AK_CCM

Hallo Frank,

hast Du Makroaufnahmen von Ph. populicola, die Du uns hier zeigen könntest? Ferner interessiert mich der Geruch des befallenen Substrats, sofern Du schon einmal die Möglichkeit hattest, eine Nase voll zu nehmen.

Gruß, Andreas

Frank D.

Hallo Christoph,

bei meinen wenigen Funden von Pellinus tremulae und Phellinus populicola konnte ich makroskopisch keine deutlichen Unterschiede feststellen. Ich habe mich immer an die mikroskopischen Unterschiede gehalten, obwohl auch die nicht sehr groß sind.
Ph. tremulae soll ja hauptsächlich in Astlöschern oder an den Ansatzstellen toter Äste wachsen, während Ph. populicola sich mehr aus Baumwunden entwickelt, aber eben nur hauptsächlich.
Die relativ vielen Fundpunkte von Ph. tremulae im Krieglsteiner Atlas und die wenigen Fundpunkte von Ph. populicola sind m.E. ein Zeichen der problematischen Abgrenzung beider Arten und deshalb kritisch zu bewerten.
Es bleibt also schwierig in der Gattung Phellinus und besonders im Phellinus igniarius-Komplex, zu dem ja beide gehören.

Beste Grüße Frank

AK_CCM

Hallo Christoph,

kann mich noch gut an den Fund erinnern. Am 4. März 2007 hatte ich den Espenfeuerschwamm in "meinem" Bärlauchwäldchen, einem Relikt des einstigen Auwalds an der Donau, an einer abgebrochenen Zitterpappel (siehe drangehängtes Foto) entdeckt. In Erics DB kannst Du Dir einen Überblick über die Morphologie der Frk. verschaffen - alle 5 Bilder stammen vom selben Baum:

http://www.fungiworld.com/datenbank/mushdesc.php4?Buchst=P&PILZ=414&gattcode=pbg&nav=no&lang=lat

Wie Peter bereits schrieb: Die Frk. saßen am Stamm ausschließlich auf oder an den Bruchstellen von Ästen, bisweilen krochen sie auch am noch ansitzenden Ast oder Aststummel entlang, dagegen waren im unteren Stammbereich keine Frk. vorhanden. Typisch sind auch die vertikalen Risse, die durch den +/- scharfkantigen Rand gehen. Ferner besaßen die Frk. einen kleinen Myzelialkern, der oft jedoch im Holz versteckt ist - die mühsame Sägearbeit (bin extra nach Hause gefahren und habe mir eine Bügelsäge geholt) werde ich so schnell nicht vergessen. Übrigens müsste sich meine "Aufsammlung" ;D noch in der bei Günther Groß gelagerten Porlingssammlung befinden. Auffallend war noch ein unangenehmer, stechender Geruch des befallenen Holzes, der mich an Terpentin erinnerte. Durch den Windbruch konnte ich auch einen Blick auf die Fäule werfen: Das Splintholz war in bester Verfassung, während das Kernholz deutlich befallen war. Lediglich im Bereich von Ästen oder Astlöchern schien es, als wachse der Pilz nach außen.

Du merkst schon, dass mich der Fund völlig fasziniert hat - kein Wunder: Ist ja auch ein Feuerschwamm und keine dahergelaufene Tramete. 8)

Im Ernst: Unterm Strich passen sämtliche Merkmale perfekt auf Ph. tremulae, weshalb ich den Fund auch entsprechend kartiert habe.

Ich hoffe, mein Beitrag hilft Dir weiter.

Gruß, Andreas

Peter

Hallo Christoph und Kollegen,

da sprichst du ein schwieriges Thema an, das auch ein bisschen analog zur Taphrina-Diskussion verläuft. Die FK bei meinen Meldungen waren so hoch am Stamm dass ich die Detailinformationen zur 100%igen Trennung nicht geben kann. Ich habe mich am Erscheinungsbild am Stamm sowie in Astlöchern sitzender FK orientiert und eben auch an der Häufigkeit, auch wenn das natürlich kein absolut zuverlässiges Kriterium ist.

Ich werde bei meinen Meldungen unter Bemerkungen diesen Umstand noch eränzen.

Vielelicht gibt es ja noch sachdienliche Hinweise von den anderen Poristen dazu.

Grüße, Peter
"Seit Millionen Jahren haben unzählige Organismen auf unserer Erde gelernt, im Einklang mit der Natur zu leben. Es gibt nur eine Ausnahme: Der Mensch."