Die Schwarzborstlingssaison hat begonnen.

Begonnen von Peter, 1. April 2009, 19:00

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Peter

Hallo Christoph,

ZitatKann es sein, dass bei mir in Tutzing der Boden zu basenreich ist?

Nein, auf keinen Fall. In der Pionierkaserne wächst sie seit Jahren über Kalkschotter an den Grubenrändern. Dann gibt es Funde aus dem Leutstettener Moor - dort am Rand der Wirtschaftswege (Dämme). Bei Höhenrain fand ich sie bei Weissmoospolstern. Ich denke, sie ist eher bodenvag.

ZitatDaran, dass ich die Art übersehe, liegt es m.E. nicht, da ich ja bereits alle drei heimischen Arten selber gefunden habe...
Na? Ich kann mir ab nächster Woche mal deinen Quadranten vorknöpfen -dann ist aber ein Bierchen auf diene Kosten fällig ;). Am ehesten würde ich im Raum Traubing in den anmoorigen Fichtenwäldern suchen.


Grüße, Peter
"Seit Millionen Jahren haben unzählige Organismen auf unserer Erde gelernt, im Einklang mit der Natur zu leben. Es gibt nur eine Ausnahme: Der Mensch."

Christoph

Hi Andreas,

ja, das ist Pseudoplectania sphagnophila. Ich habe sie im Bernrieder Filz entdeckt. Praktisch zeitgleich entdeckte sie auch Günter Bauer in einem Moor östl. des Starnberger Sees.

Er hat in einerm Aufsatz in der Mycol. Bav. alle drei Arten miteinander verglichen:
Bauer G. (1999): Pseudoplectania sphagnophila (Pers.: Fr.) Kreisel (Ascomycota, Pezizales, Sarcoscyphaceae) erstmals in Bayern nachgewiesen. Mycol. Bav. 3: 44-49.

Es waren übrigens die Erstnachweise für Westdeutschland.

Insbesondere die Artbrechtigung von Ps. sphagnophila wird immer wieder angezweifelt (sie ist auch gestielt, was aber am Habitat im Torfmoos liegen kann). Günter zeigte aber, dass sich auch die Paraphysen unterscheiden. Ist nur schwer zu präparieren, da alles in einer schwarzen Kittmasse untergeht. Im Artikel ist aber auch die Vorgehensweise gut erklärt und so für jeden nachvollziehbar und nachkochbar. Ich hatte ihm damals auch meinen Fund ausgeliehen, damit er mehr Material zur Verfügung hat.

Ps. sphagnophila ist die mit Abstand seltenste der drei.

LG
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

AK_CCM

Hallo Christoph,

der Weißtannenaspekt war mir bewusst - das hat mich dazu veranlasst, bei Peters Beitrag nachzuhaken, wie sich die beiden Taxa unterscheiden lassen. Denn P. nigrella kenne ich aus eigener Anschauung, P. vogesiaca dagegen nicht oder zumindest nicht mehr bewusst.

Die dritte europ. Art lebt glaube ich im Moor, wenn ich mich recht entsinne..?

Gruß, Andreas

Christoph

Servus Peter,

gratuliere zu deinen neuen Funden! Es ist irgendwie zum Mäusemelken... Ich bin jetzt drei Tage in Tutzing herummarschiert und habe alle möglichen Fichtenforste und moosreichen Bestände angeschaut, aber keine Schwarzborstlinge gefunden.

Kann es sein, dass bei mir in Tutzing der Boden zu basenreich ist?

Daran, dass ich die Art übersehe, liegt es m.E. nicht, da ich ja bereits alle drei heimischen Arten selber gefunden habe...

@Andreas: Peter hat vergessen zu erwähnen, dass Ps. vogesiaca nur an Weißtanne wächst. Ich kenne die Art aber auch von morschen, liegenden Tannenstämmen, nicht nur von Ästen. Und ja, Peter schrieb es schon - die können sehr groß werden und sie haben zudem einen deutlichen Stiel, während Ps. nigrella meistens fast oder ganz sitzt.

LG
Christoph
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Peter

Zitatlassen sich P. nigrella und P. vogesiaca makroskopisch auseinanderhalten?

allein der Wuchsort ist auffallend typisch bei vogesiaca auf morschen Ästen am Boden oder im Luftraum. Ich bitte mal den Heinz, seine Funde von 2009 aus dem Nationalpark hier einzustellen.
Die Apothezien sind im Mittel fast doppelt so groß wie bei nigrella.

Eigenfunde von P. vogesiaca waren mir leider noch nicht vergönnt.

Gruß, Peter
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AK_CCM

Servus Peter,

Zitat von: Peter am  2. April 2010, 14:41
Nach 70 Minuten kam ich dann in einen von Tannen dominierten  Mischbestand.

lassen sich P. nigrella und P. vogesiaca makroskopisch auseinanderhalten?

Gruß, Andreas

Peter

#23
Hallo Zusammen,

ich komme gerade von meiner ersten richtigen Pilzpirsch in diesem Jahr (in Europa ;))

Ich habe mir heute ein Gebiet östlich vom Starnberger See rausgesucht, in dem ich noch nie unterwegs war. Nordwestlich vom Almannshausener Filz gibt es gemischte Forste mit Buche, Fichte und auch noch einigen älteren Tannenbeständen.

Nach einer halben stunde habe ich nach zehntausenden FiZaRü's die von Christoph schon porträtierten FiZaBe's gefunden. Ein Zapfen mit schon überständigen Apothezien.

Nach 70 Minuten kam ich dann in einen von Tannen dominierten  Mischbestand.

Insgesamt zehn Fruchtkörper waren auf zweimal 1m² verstreut. Einige über einer älteren Wurzel, wie man es gelegentlich beobachten kann.



Es ist also z.Zt. günstig, sie zu suchen. Das Bierchen steht noch  ;)



LG, Peter





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Peter

ZitatDer Blick für das Biotop und die Art macht die Suche natürlich einfacher.
Im PP-Forum haben HoBi und ich scheinbar einige Pilzler dazu animieren können, gezielt zu suchen und promt wurden sie auch fündig.

Du sagst es, Marco!!

Wieder schöne Bilder von einer offensichtlich unterkartierten Art. Leider können wir wirklich nie feststellen, ob sie vor unserer Zeit selten war, zwischenzeitlich z. B. aufgrund der hohen Luftbelastungen vor der Rauchgasentschwefelung seltener war oder es sich um eine sich (wieder) ausbreitende Art handelt.

Vor zwei Jahren habe ich mal im Sauerland (NRW) einen kurzen Erholungsspaziergang im FiFo gemacht und bin nach einem halben Stündchen auch fündig geworden. P. nigrella ist also ein gutes Trainingsobjekt für Feldmykologen. Ich bin mal heuer gespannt - zumindest hier in BY sind nach dem lang anhaltenden Schnee die Bedingungen günstig.

Ciao, Peter






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Marco

Hallo Christoph,

Bei uns hat's längst schon geregnet, wo bei euch noch tiefster Winter herrschte... *schnell wegduck*

Ob die Art immer häufiger wird, kann ich nicht beurteilen, da ich noch nicht so lange gezielt danach suche.
Ich glaube aber, das die Becher oft übersehen werden bzw. allgemein nicht von vielen gesucht werden. Selbst mit geübtem Auge ist es oft nicht leicht, die Teile zu entdecken. Der Blick für das Biotop und die Art macht die Suche natürlich einfacher.

Im PP-Forum haben HoBi und ich scheinbar einige Pilzler dazu animieren können, gezielt zu suchen und promt wurden sie auch fündig.

Liebe Grüße,
Marco

Christoph

Hallo Marco,

tolle Fotos! Entweder wird die Art immer häufiger oder sie wird einfach mehr aktiv gesucht und beachtet (sind ja nicht gerade auffällig, die Fruchtkörper).
Sehe ich richtig, in der "Sahelzone Hessens" (also bei Dir *grins*) hat es geregnet - oder ist das Tau? *wegduck*

LG
Christoph

P.S.: @Peter: gute Idee mit dem Bier, aber über den Bezahlmodus müssen wir noch diskutieren  ;)
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Marco

Hi Christoph,

Hier in Nordhessen scheint es derzeit kaum einen Fichtenforst zu geben, wo keine Schwarzbecher zu finden sind. Ich komme in der kurzen Zeit, in der die erscheinen kaum dazu, alle potentiellen Standorte abzusuchen.

Liebe Grüße,
Marco






Peter

Hallo Christoph & Kollegen,

ich bin ja erst seit 24 h wieder im Lande aber wahrscheinlich genau richtig, um unsere Verbreitungskarte (die ja auch in der heuer erscheinenden neuen Roten Liste der Großpilze Bayerns abgedruckt werden soll) von Pseudoplectania zu erweitern.

Wir können ja ein Bierchen für den ersten bayerischen Nachweis 2010 ausloben (es muss natürlich ein neuer Quadrant sein).

ähm- Modus: Ich bestelle, der Finder trinkt, der Präse zahlt ;D

Vielleicht findet dann unser Datschihausener auch mal welche. ;D ;D

LG, Peter
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Christoph

Hallo zusammen,

wie sieht es heuer mit Pseudoplectania-Funden aus? Eigentlich müsste es ja jetzt richtig losgehen...?!

LG
Christoph
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Peter

Ts, Ts, Ts,

mein neuester Fund stammt vom Ostersonntag bei Murnau.  http://brd.pilzkartierung.de/f2sqlfund.php?csatz=eeo&cmtb=8332

Aber ich gebe zu, dass ich auch mindestens eine 1/4  Stunde suchen musste, bis ich drei Apos hatte. ;)
Die trockene Witterung scheint sich in den schattig-feuchteren Fichtenwäldern noch nicht negativ auszuwirken.

Im Gebirge kann man den Borstlingen nun sicher bis Ende Mai/Mitte Juni noch dem schmelzenden Schnee folgen.
Ende April bin ich ein paar Tage im Bayerischen Wald - schaun mer mal.

Aber mir scheint, dass nun bei den meisten Mykophagologen mehr der Fokus auf Morchellaceen gerichtet ist.

Bis zum nächsten Fund, Peter
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Christoph

*heul*, *flenn*, *grummel*

Hatte mir gestern einen freien Tag gegönnt, um den ganzen Tag im Wald herumzupirschen. Ich habe extra Fichtenbestände rausgesucht (@Peter: nahe des Maistätter Sees), aber keine Pseudoplectania, nichts, nullinger!

Irgendwie mögen die Dinger mich nicht allzusehr, denke ich.

LG
Christoph
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