Röhrlinge Schnittbilder des 1. und 2. Tages

Begonnen von Renate, 2. April 2021, 10:47

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Matthias

Hallo Zusammen,
hier noch Schnittbilder vom Blauenden Königsröhrling und Mährischem Filzröhrling,
viele Grüsse
Matthias

Matthias

Hallo Renate,
vielleicht findest du ja wieder frische Exemplare ohne Schimmel, wäre schön das aufzulösen.
Blauende Goldröhrlinge sind selten, ich kenne nur eine Fundstelle in Oberfranken, aber da ist das Blauen immer zu sehen gewesen,
Viele Grüsse
Matthias

Renate

#16
Guten Abend,

zuerst einmal vielen Dank für Eure Rückmeldungen.

Lieber Christoph, das wäre Klasse, wenn so das eine oder andere klarer wird und auch neue Merkmale dazukommen. :) Felli hat es gleich vorgemacht.

Lieber Felli,  :o :o :o Ich habe schon mit Überraschungen gerechnet, aber so schnell und so toll. Dein König ist ja der Wahnsinn, so ein intensives Rot. Und auch die anderen, man sieht sie ja sonst selten. Vielen Dank fürs Zeigen.

Lieber Matthias, vielen Dank für den Hinweis zu Suillus grevillei, die werde ich dieses Jahr genau beobachten, vielleicht sehe ich auch mal einen Blauenden.
Genauso Danke für den Hinweis zu Leccinum vermutlich nicht versipelle. Ich habe ein "Studio-Foto" vom Stiel bei den Fotos ergänzt. Die Eichen-Rotkappen, die ich kenne, sind eher dunkler, so wie Deine (vielen Dank für die Fotos samt Schnittbildern). Das Orange vom Hut dieses Pilzes war schon sehr hell, aber nicht leuchtend. Ich werde das auf jeden Fall beobachten.  An diesem gezeigten Pilz kann ich leider nichts mehr nachprüfen. Ich habe ihn weggeworfen, weil er einfach verschimmelt war. Espen-Rotkappe halte ich für möglich. Sobald ich wieder mehr Zeit habe, werde ich meine Rotkappen-Fotos durchforsten und Literatur wälzen... Leccina stehen für heuer definitiv auf dem Programm bei mir.

Liebe Grüße
Renate


Matthias

Hallo Zusammen,
hier mal die Eichenrotkappe mit Schnittbildern,
viele Grüsse
Matthias

Matthias

Hallo Renate,
eine schöne Arbeit zeigst du hier, gefällt mir gut.
Deine Birkenrotkappe sieht mir wegen der braunnen Stielschuppen eher nach der Espenrotkappe aus, kann aber die Eichenrotkappe auch nicht ausschliessen wobei die meist von der Hutfarbe dunkler ist und ins Rotbraune geht.

Suillus grevillei: ist gelb und bleibt gelb
Der kann im Fleisch auch deutlich blauen, kommt aber selten vor, Habe es selbst schon gesehen aber leider nie ein Bild davon gemacht. Habe hier einn Bild davon gefunden: https://www.123pilze.de/000Forum/board/index.php?thread/10841-seltsamer-r%C3%B6hrling/
viele Grüsse
Matthias

Felli

Servus ,
Ich hab das Thema verfolgt, vielleicht passen da mein Bilder auch mit rein.
Es sind nicht allzu häufige Röhrlinge.

Extrem finde ich die Rötung im oberen Stielbereich bei B. regius so kontrastreich zur gelben Stielbasis.

Nicht ganz so Farbenfroh verhält sich B. fechtneri

Und bei R. rubrosanguineus cf - so fern die Bestimmung stimmt-  ist eine Rötung im oberen Stielteil sowie im Hutfleisch zu sehen.

Grüße
Felli

Christoph

Liebe Renate,

ich hoffe, dass sich noch mehr Pilzfreundinnen und Pilzfreunde (wie z. B. Hias) anschließen werden und auch längerfristige Fleischverfärbungen beobachten. Es gibt so viel an Merkmalen zu entdecken.

Vielleicht kann man so manche eher subtilen Unterschiede klarer erkennen (z. B. Ziegenlippen). Schwierig ist sicher die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse (Temperatur, Luftfeuchtigkeit unter dem Plastikdeckel), aber es sieht ja so aus, als wäre alles reproduzierbar - du hast ja bei mehreren Versuchen gewöhnlich dasselbe beobachten können.

Bei Leccinum wurde das bisher eigentlich vor allem bei den grünenden (Artengruppe um Leccinum holopus - Huthaut wird oliv nach einem Tag im Kühlschrank) und den schwach grauenden (Leccinum schistophilum oder Leccinum roseofractum) angewandt (wobei man da eher ein oder zwei Stunden nimmt, um zu schauen, ob sie dann doch grau verfärbt haben).

Ich finde das alles sehr spannend und danke dir, dass du uns hier an deinen Ergebnissen teilhaben lässt :-)

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

Renate

#11
Guten Morgen Hias,

Vielen Dank.

Das finde ich Klasse, dass Du das ansehen willst. Ich bin gespannt auf Deine Ergebnisse.

Liebe Grüße
Renate

Hias

Servus Renate,

eine super Serie!
Mir wird es als Anregung dienen, die Schnittbilder von Röhrlingen entsprechend anzufertigen, um sie dann mit deinen Ergebnissen zu vergleichen.

Liebe Grüße
Hias

Renate

#9
Hallo zusammen,

dies ist der vorläufig letzte Beitrag in dem ich Euch die Farbveränderungen am 2. Tag vorstellen möchte.

War bei Xerocomellus chrysenteron und Xerocomellus cisalpinus oft eine schwache helle Linie unterhalb der Huthaut erkennbar, so ist diese bei den meisten Xerocomellus pruinatus 09.10.2020 stärker ausgeprägt und das Rot im restlichen Hut ist oft sehr stark ausgeprägt.


Xerocomellus pruinatus 09.10.2020

Im SB 1 dominiert zunächst gelb.


Xerocomellus pruinatus SB 1

Schon kurze Zeit später blaut er deutlich im Stiel.


Xerocomellus pruinatus SB 1a

Im SB 2 nach einem Tag erkennt man beim draußen gelagerten Pilz im Hut deutlich die helle Linie direkt unterhalb der Huthaut. Der Stiel ist ein grau-braun auf gelb. Der im Kühlschrank gelagerte Pilz hat kein rot entwickelt, auch ist der Stiel noch leicht blau.


Xerocomellus pruinatus SB 2

Bei den mehr rothütigen Xerocomellus pruinatus 31.10.2020 ist dann sogar oft der Übergang zum Stiel deutlich rot abgegrenzt und der Stiel, ähnlich Xerocomellus cisalpinus, sehr ausgeprägt grau-braun.


Xerocomellus pruinatus 2

Im SB 1 ist er wie gehabt gelb.


Xerocomellus pruinatus 2 SB 1

Auch das Blauen ist zu sehen.


Xerocomellus pruinatus 2 SB 1a

Im SB 2 zeigt sich eine intensive Rot-Färbung im Hut, sie kann auch schwächer ausfallen. Die helle Linie ist gut ausgeprägt und der Übergang zum Stiel deutlich rot.


Xerocomellus pruinatus 2 SB 2


Zusammenfassung

Ihr habt jetzt gesehen, wie sich die Pilze innerhalb eines Tages im Schnittbild verändern können.

Ich wollte Euch dies zeigen, da ich das bisher nirgends nachlesen konnte. Mit diesem Beitrag stelle ich die Ergebnisse meiner Beobachtungen zur Diskussion und Nachprüfung durch Euch.

Ich bin Hobbymykologe mit nicht sehr großer Erfahrung. Dieser Beitrag beruht auf rein empirischen Beobachtungen und deren Auswertung von 2019 bis 2021. Die meisten Bestimmungen habe ich auf makroskopischer Grundlage gemacht. Besonders schwierig war es bis zur Erkenntnis, dass man tatsächlich mehr als 12 - 14 Stunden warten muss. Einfach nur am nächsten Morgen schauen brachte immer wieder enttäuschende Ergebnisse.

Da ich davon ausgehe, dass Pilze nicht willkürlich mal den einen Inhaltstoff mal den anderen Inhaltstoff bilden, sondern, dass das Vorhandensein bestimmter Inhaltstoffe und die damit zusammenhängenden Prozesse art- oder gattungsspezifisch sind (siehe die Einbeziehung der Schnittbilder 1 (SB 1) bei der makroskopischen Bestimmung), ist meine Theorie, dass Pilze ein art- oder gattungsspezifisches Schnittbild 2. Tag (SB 2) entwickeln können, diese Schnittbilder können sich ähneln oder deutlich abweichen (wie die Schnittbilder 1 auch). Es werden dabei Stoffe gebildet, die zunächst nicht sichtbar waren, so wie bei den Schnittbildern 1 auch.

Wieweit das stimmt und dann allgemein gültig und wissenschaftlich fundiert ist, oder ob das nur ein lokales, an bestimmte Voraussetzungen gebundenes Phänomen ist oder die Anzahl der von mir untersuchten Pilze je Art einfach zu klein ist (z.B. n=1), können weitere Untersuchungen bringen, gerne auch durch Euch. Aufgrund meiner begrenzten Zeit und Mittel kann ich nicht alle Pilze untersuchen. Viele Arten und auch manche Gattungen habe ich nicht gefunden, ob es da interessante Schnittbilder 2. Tag gibt, ist offen. Viele der Pilzarten habe ich nur anhand von ein, zwei Fruchtkörpern untersuchen können, ich habe sie trotzdem hier gezeigt, so ist ein Vergleichsbild vorhanden, falls Ihr Euch das selbst ansehen möchtet.

Wenn Ihr also Lust habt, Euch selbst den einen oder anderen Pilz anzusehen, ich würde mich über ein Schnittbild 2. Tag freuen und auch darüber, ob Ihr zum gleichen Ergebnis kommt oder ob die Pilze unter anderen Bedingungen, Mykorhizzapartnern, Böden, Temperaturen usw. anders reagieren. Auch ein negatives Ergebnis ist für mich ein gutes Ergebnis, da Erkenntnisgewinn.

Ich möchte mich bei allen bedanken, die mir bei der Untersuchung geholfen haben. Als erstes danke ich meinem Mann, der oft genug auf eine leckere Pilzmahlzeit verzichten musste, weil der Steinpilz, die Rotkappe, der Flocki ... auf dem Untersuchungstisch mit Abdeckung landete anstatt gebraten auf einem Teller. Dann danke ich allen, die mir ihre Pilze zum Untersuchen überließen, allen voran Rosi Denk-Gottschaller, die mir so manchen Röhrling im Wald zeigte und den einen oder anderen, wenn ich gar nicht von der Arbeit wegkonnte, sogar brachte. Ich bedanke mich auch bei der ARGE (Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Pilzberater) an deren Tagung 2020 im oberösterreichischen Waldviertel ich teilnehmen durfte und bei denen ich die dort gefundenen Röhrlinge, und das waren viele, untersuchen konnte (samt Bestimmungshilfe, wenn ich es alleine nicht geschafft habe), insbesondere Irmgard Krisai-Greilhuber, Wolfgang Klofac und Gernot Friebes. Und ich danke Till R. Lohmeyer für seine Hinweise und Anregungen, sein Erfahrungsschatz ist für mich sehr wertvoll. Christoph Hahn, der mir im Laufe der Zeit so manche Frage zu den Röhrlingen, den Schnittbildern und den Inhaltsstoffen bereitwillig beantwortet hat, danke ich für die Unterstützung während der Untersuchung. Seine Auskünfte waren mir eine große Hilfe.

Vordringlich verwendete Literatur:
Klofac W., Krisai Greilhuber I., Überarbeiteter Schlüssel zur Bestimmung von Frischfunden europäischer Arten der Boletales mit röhrigem Hymenophor, Österreichische Zeitschrift für Pilzkunde 2018, Heft 27 (Bestimmung)
Ladurner M, Simonini G., Xerocomus, Funga Europaei, 2003 (Zusatzinformation Filzröhrlinge)
Guthmann J., Hahn C., Die Pilze Deutschlands, 2021 (Zusatzinformation Inhaltsstoffe)
Sundström E., Sundström C., Mit Pilzen färben, 1984 (Information Färbepilze)
Diese Liste ist nicht abschließend.

Ich freue mich auf Eure Antworten, Fragen und auch die Kritik.

Liebe Grüße und Frohe Ostern
Renate Schöber

Renate

#8
Hallo zusammen,

die Vorstellung der Pilze möchte ich beenden mit den Pilzen, bei denen ich die ersten Beobachtungen machte. Es sind dies Xerocomellus chrysenteron und Xerocomellus pruinatus. Sie haben im Vollbild oft eine Rotfärbung enthalten.

Xerocomellus chrysenteron ist oft über das gesamte Hutfleisch hinweg rot, allerdings oft nicht stark ausgeprägt. Es gibt oft eine deutliche Ausbuchtung an der Stelle, an der der Stiel in den Hut hinein ragt.

Gut erkennen kann man das bei Xerocomellus chrysenteron 13.09.2020


Xerocomellus chrysenteron

Im SB 1 typisch ist die Rotfärbung im Stiel.


Xerocomellus chrysenteron SB 1

Am nächsten Morgen zeigt er schon die Rötung im Hut. In der Hutmitte oberhalb des Stieles ist er hell.


Xerocomellus chrysenteron SB 2m

Am Abend ist er draußen im Hut hellrot geworden, der Stiel oder seine Verlängerung ragt weit in den Hut hinein. Der Stiel ist ausgeprägter rot geworden. Im Kühlschrank hat die Entwicklung nicht so stattgefunden.


Xerocomellus chrysenteron SB 2

Xerocomellus chrysenteron Pilz 2 vom 13.09.2020  kann aber auch wesentlich schneller ,,rot werden" und dann nach 24 Stunden nur mehr eine deutliche rote Linie über den Röhren zeigen. Ob hier die Hitze und Trockenheit dieser Tage verantwortlich ist oder was anderes?


Xerocomellus chrysenteron Pilz 2

Zunächst zeigt er noch ein ,,normales" SB 1


Xerocomellus chrysenteron 2 SB 1

Er blaut ein wenig.


Xerocomellus chrysenteron 2 SB 1a

Dann, am nächsten Morgen schon, zeigt er die Rotfärbung im Hut.


Xerocomellus chrysenteron 2 SB 2m

Bis zum Vollbild am Abend verliert er es. Die Rötung konzentriert sich nun auf den Röhrenboden und das knapp anschließende Hutfleisch.


Xerocomellus chrysenteron 2 SB 2

Im letzten Beitrag geht es um Xerocomellus pruinatus.

Bis dann
Renate Schöber

Renate

#7
Hallo zusammen,

die Ausdruckskraft der Röhrlinge beeindruckt mich immer wieder. Xerocomellus cisalpinus 25.08.2020 zeigt eine sehr eigene Färbung. Hier ist vor allem der Stiel beachtenswert. Ich fand diese Pilze erst wenige Male, aber beim Treffen der ARGE gab es doch einige.


Xerocomellus cisalpinus

Zunächst war er gelb im SB 1.


Xerocomellus cisalpinus SB 1

Sehr schnell wurde er blau im Stiel, apikal stark abgegrenzt. Darüber helles Fleisch.


Xerocomellus cisalpinus SB 1a

Nach ca. 1 Stunde wechselte das Blau zu einem sehr dunklen Anthrazit-braun. Der Hut war immer noch sehr hell.


Xerocomellus cisalpinus SB 1b

Am nächsten Morgen war das Blau komplett weg und statt dessen war der Pilz in der Stielmitte schlammfarben, oben und unten mit Rot vermischt. Apikal grenzt deutlich eine rote Linie den schlammfarbenen Bereich vom restlichen Pilz ab. Der Hut ist oberhalb des Stiels überwiegend rot gefärbt, ansonsten creme-gelb mit leicht rot vermischt.


Xerocomellus cisalpinus SB 2m

Im SB 2 ist dann der Hut noch zusätzlich mehr rot geworden, der Stiel ist schlammfarben bis grau geblieben.


Xerocomellus cisalpinus SB 2


Die ersten Pilze bei denen ich die Färbung beobachtete waren Xerocomellus chrysenteron, Xerocomellus pruinatus und Hortiboletus engelii. Waren die erstgenannten Pilze zunächst rot geworden, so zeigte Hortiboletus engelii 13.06.2019 ein ganz eigenes Bild. Durch dieses Bild bin ich auf die Idee gekommen, dass da vielleicht auch System dahintersteckt.


Hortiboletus engelii SB 2

War dieses eine Bild letzten Endes der Auslöser, der Sache intensiver nach zu gehen, so fehlte es damals an der Dokumentation und einem Konzept das nach zu prüfen. Das hat sich im Laufe der Zeit entwickelt und ist auch jetzt noch nicht abgeschlossen. Ein Meilenstein war im Sommer 2020 die Erkenntnis, dass ich die Pilze definitiv mehr als 12 Stunden beobachten muss, am besten 24 Stunden.

Mitte September 2020 war es bei uns sehr heiß. Nachdem die leicht und schnell zugänglichen Eichen entweder nicht erreichbar waren (Corona) oder einfach nichts gewachsen war, da zu trocken, habe ich extra ein Waldgebiet mit Eichen aufgesucht und wurde dann auch belohnt.


Hortiboletus engelii 15.09.2020

Im SB 1 sind deutlich die orangen Punkte in der Basis zu erkennen.


Hortiboletus engelii SB 1

Im SB 2m sieht man schon die rote Linie.


Hortiboletus engelii SB 2m

Am Abend dann ist im draußen zum Testen abgelegten Pilz die Linie zum Teil deutlich, zum Teil nur angedeutet zu erkennen. Sie war auch in den anderen Pilzen, die ich getestet hatte, vorhanden, mal mehr, mal weniger, aber nie wieder so stark wie 2019.


Hortiboletus engelii SB 2

Es folgt der nächste Beitrag mit dem ich die Farbveränderungen von Pilzen zeige.

Bis dann
Renate Schöber

Renate

#6
Hallo zusammen,

Ein Beispiel für Farbenfreude ist Xerocomus subtomentosus 30.06.2020.


Xerocomus subtomentosus

Xerocomus subtomentosus ist im SB 1 einfach nur schön gelb, creme, rosa, und ocker.


Xerocomus subtomentosus SB 1

Nach einiger Zeit blaut er, zu sehen im SB 1a


Xerocomus subtomentosus SB 1a

Am nächsten Tag entwickelt er Rot von der Hutoberfläche ausgehend Richtung Röhren und verliert sich dabei.


Xerocomus subtomentosus SB 2

Im Kühlschrank findet eine ähnliche Entwicklung statt.


Xerocomus subtomentosus SB 2 Kühlschrank

Auf den nachfolgenden Bildern von Xeroxomus subtomentosus 10.07.2020 sieht man noch besser das Röten von der Huthaut ausgehend.


Xerocomus subtomentosus SB 1

Xerocomus subtomentosus nach einem Tag


Xerocomus subtomentosus SB 2


Bei Xerocomus ferrugineus 11.09.2020 finden auch Farbveränderungen statt. Allerdings ist Ausgangspunkt der Übergang zwischen den Röhren und dem Hutfleisch.


Xerocomus ferrugineus

Im SB 1 ist schon eine braune Linie im Röhrenboden erkennbar.


Xerocomus ferrugineus SB 1

Am nächsten Morgen ist sie im SB 2m deutlich ausgeprägt und etwas verlaufend.


Xerocomus ferrugineus SB 2m

Bis zum Abend im SB 2 verfestigt sie sich beim Röhrenboden.


Xerocomus ferrugineus SB 2

Es geht weiter mit Xerocomellus und Hortiboletus.

Bis gleich
Renate Schöber

Renate

#5
Hallo zusammen,

manchmal ist es auch wie Weihnachten, wenn man testet. Ich hatte bei Leccinum keine Farbveränderungen erwartet und habe eigentlich nur der Vollständigkeit halber getestet, damit das halt auch angeschaut ist. Umso überraschter war ich ob der Farbentwicklung gleich beim ersten Versuch bei Leccinum variicolor (n=1) 28.07.2020


Leccinum variicolor

Im SB 1 war alles noch weitgehend weiß. Im SB 1a war der Pilz an manchen Stellen im Stielfleisch blau.


Leccinum variicolor SB 1a

Doch es kam noch viel besser. Eigentlich wollte ich das SB 2 aus Zeitgründen nur mit dem Handy fotografieren. Aber ich habe das dann doch nicht übers Herz gebracht, zu schön waren die Farben geworden. Der Pilz draußen war rosa im Hut, im Stiel apikal türkis, dann zur Mitte hin weiß und darunter türkis grau. In der Basis war er gelb und darunter grau.


Leccinum variicolor SB 2

Die im Kühlschrank gelagerte Hälfte hatte sich auch verfärbt. Der Farbwechsel war aber (vermutlich) noch nicht komplett. Der Hut war noch mehr rosa, der Stiel apikal und zur Mitte hin weiß, dafür war die untere Hälfte blau. Die Basis war mit gelb.


Leccinum variicolor SB 2 Kühlschrank


Leccinum versipelle spec 18.08.2020 (n=1) wurde bei dem bei mir zu Hause gefundenen Pilz deutlich rosa im Hut. Allerdings zeigt Leccinum versipelle gefunden bei der ARGE ein etwas anderes Bild. Ob ich hier fehlbestimmt habe oder ob die Abweichung auf den Befall mit Schimmel zurückzuführen ist?




Leccinum versipelle spec

Zunächst ist er im SB 1 sehr hell, im Stiel in der Basis ganz wenig grün bis türkis, der Übergang zum Hut leicht grau ansonsten leicht ocker maseriert.

Leccinum versipelle spec SB 1

Im SB 1a wird er schon im Hut mehr gelb. Der Übergang zum Hut ist deutlich abgegrenzt oliv-ocker mit anthrazit, der Stiel apikal grau-anthrazit, zur Mitte hin wird er mehr weiß, zur Basis hin wieder grau, aus dem hellen Grün-türkis in der Basis ist ein dunkles Blau-grün geworden.


Leccinum versipelle spec SB 1a

Diesen Pilz habe ich schon mittags gefunden, in der Draufsicht auf die Röhren waren schon schwarze Stellen (Madenbefall) erkennbar. Abends habe ich deswegen noch einmal geschaut. Der Pilz ist im Hut rosa geworden. Der Übergang zum Stiel ist grau-braun, darunter ist er heller um dann in der unteren Hälfte grau-türkis zu werden. Wichtig sind hier die Röhren, der Pilz ist deutlich sichtbar von Schimmel befallen.


Leccinum versipelle spec SB 1b nach 7,5 Stunden.

Am nächsten Tag ist im SB 2 nochmal eine Veränderung zu sehen. Im Hut ist ein deutliches, abgegrenztes Ausblassen zu sehen. Ich deute diese Veränderung als zum Befall mit Schimmel zugehörig, ich habe das Ausblassen auch bei anderen von Schimmel befallenen Pilzen (anderer Gattungen) gesehen. Der Übergang Hut/Stiel ist dunkel-grau geworden, der Stiel zur Mitte hin immer noch hell. Aber ab der Mitte abwärts zur Basis hin ist er jetzt eher ocker-grau glänzend. Das Grau-türkis ist verschwunden.


Leccinum versipelle spec SB 2


Manche Pilze verändern sich nicht oder nicht in der Ausprägung wie erwartet, obwohl ihre Artgenossen sich meist schon verändern oder anders verändern.

Einflussgrößen, die ich zu erkennen meine, sind:

-Temperatur: Im Kühlschrank gibt es ähnliche Entwicklungen aber meist in stark verlängertem Zeitrahmen. So liegt es nahe, dass die Temperatur einen maßgeblichen Einfluss darauf hat. Darauf deutet auch hin, dass im Sommer bei höheren Temperaturen die Vorgänge evtl. schneller stattfinden bzw. die Farbstoffe weniger gebildet werden. Ich habe daher auch das Funddatum bei den Pilzen dazugeschrieben.

-Feuchtigkeit: Hier noch ist zu überprüfen wieweit fehlende Feuchtigkeit in der Umgebungsluft, die Schnittflächen austrocknen lässt und damit Färbungen verhindern. Aber bei der ARGE waren die 2. Hälfte der Pilze oft nicht abgedeckt und viele Pilze haben trotzdem umgefärbt.
-Feuchtigkeit: Genauso gut halte ich es für möglich, dass bereits im Wald mit Wasser unzureichend versorgte Pilze weniger reagieren als ausreichend mit Feuchtigkeit versorgte Pilze (vgl. dazu auch Ladurner/ Simonini, Fungi Europaei, Xerocomus). Dies könnte einige für mich atypische Reaktionen (Röten vor allem direkt oberhalb der Röhren, teils als deutliche Linie sichtbar) von Xerocomellus chrysenteron bzw. Xerocomellus pruinatus, die ich bei Trockenheit bzw. Hitze gesammelt und getestet habe, erklären.

-Licht: Ich habe sehr große Pilze (z.B. Neoboletus praestigiator) mit einer Porzellanschüssel oder mit Alufolie abgedeckt und sie haben umgefärbt. Im Kühlschrank ist es dunkel. Trotzdem haben die Pilze umgefärbt. Licht scheint also weniger Einfluss zu haben. Aber auch das ist noch endgültig zu klären.

-Befall mit Schimmel: Mit Schimmel befallene Pilze färben gar nicht, schwächer oder nur an den noch nicht (so stark?) befallenen Flächen. Sie können auch entfärben.

-starker Wurmbefall, Fraßstellen: Hier zeigen einige Pilze bereits beim Anschnitt typische Färbungen oder aber die Stellen sind so stark beschädigt, dass gar nichts mehr passiert. (bereits einsetzende Fäulnis?)

-Alter und Konstitution der Pilze: Sind die Pilze durch welche Umstände auch immer in der Entwicklung gestört oder einfach zu jung/zu alt, so sind die für die Färbung notwendigen Inhaltsstoffe vielleicht nicht entwickelt oder schon zerstört.

Immer gilt: Pilze können nicht lesen und machen was sie wollen.

Außerdem halte ich Fehlbestimmungen durch mich für möglich. Daher habe ich meist die zur makroskopischen Bestimmung notwendigen Bilder dazugegeben. Ich bitte um Korrektur, wenn ich fehlbestimmt habe...

Weiter geht's im nächsten Beitrag mit den Filzröhrlingen.

Bis gleich
Renate Schöber

Renate

#4
Hallo zusammen,

Ihr seht schon, die Pilze haben einiges zu bieten. Aber manche Pilze verändern sich nicht oder nicht wie erhofft oder erwartet.

Hier einige Pilze, die kaum reagieren:

Boletinus cavipes: ewas aufhellen
Boletus edulis: kaum eine Reaktion nur nachdunkeln (ältere ziehen evtl. Farbe aus den Röhren?)
Chalzporus piperatus; kaum eine Veränderung
Gyroporus castaneus: wird in der Stielrinde etwas dunkler
Leccinum scabrum: kaum eine Reaktion
Suillus grevillei: ist gelb und bleibt gelb, was noch zu überprüfen ist (vielen Dank an Matthias)
Tylopilus felleus: leichtes nachdunkeln


Dies legt nahe, dass nur bestimmte Pilzarten sich verändern. Auch wenn man es vielleicht am ersten Tag nicht so deutlich sieht.

Auch gibt es Unterschiede in den Farbentwicklungen nach dem Blauen. Der Kornblumenröhrling, Gyroporus cyanescens 25.08.2020 (n=1) zeigt im SB 1 ein wunderschönes Blau.


Gyroporus cyanescens



Gyroporus cyanescens SB 1

Er verblasst und zeigt am nächstenTag morgens ein leichtes Wasserblau auf Creme-weiß.


Gyroporus cyanescens SB 2m

Im SB 2 ist die Farbe dann eher ein grau-beige mit einem Hauch wasserblau


Gyroporus cyanescens SB 2

Caloboletus calopus 24.08.2020 (n=2) gehört auch zu den Pilzen, die blauen.


Caloboletus calopus

Zunächst blaut er leicht, im Hut auf weiß, im Stiel auf gelb, in der Basis dunkler.


Caloboletus calopus SB 1

An nächsten Morgen ist vom Blau nichts mehr zu sehen. Er entwickelt sich in der Grundfarbe Richtung creme und zeigt zunächst braun rote Töne.


Caloboletus calopus SB 2m

Bis zum Abend verändern sich die Farben zu mehr rot auf creme. Die Basis wird braun.


Caloboletus calopus SB 2


Im nächsten Beitrag geht es weiter.

Bis dann
Renate Schöber