Gelbe Fingerbüschel – Dacrymycetaceae?

Begonnen von UmUlmHerum, 17. Dezember 2020, 21:19

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Christoph

Liebe Rika,

so runzelig habe ich Calocera cornea noch nie gesehen. Aber warum nicht? Wenn die Mikromerkmale passen?! Guepiniopsis succina kenne ich nur bescherförmig, aber die Oberflächentextur der Stiele hätte gepasst, nur dann ohne richtigen Kopf/Becher. Die Idee von Felli fand ich deshalb auch gut. Aber das Mikroskop sagt was anderes.

Danke für's Zeigen, so können wir alle dazu lernen.

Liebe Grüße,
Christoph
Argentum atque aurum facile est laenamque togamque mittere, boletos mittere difficile est
(Silber und Gold, Mantel und Toga kann man leicht verschenken, schwer ist es aber, auf Pilze zu verzichten - Spruch von Martial)

UmUlmHerum

Servus beianand!

Nachdem dieser "Fall" inzwischen gelöst ist, möchte Euch auch an den Indizien teilhaben lassen.
Nach Weihnachten bin ich nochmal hin und habe das gelbe Büschel mitgenommen, was den Vorteil hatte, dass es (a) inzwischen ordentlich reif war (und noch nicht erfroren) und ich (b) nun Zeit für Mikros hatte:

Die Mikromerkmale passen perfekt zu Calocera cornea, dem Laubholz- oder Priemförmigen Hörnling – nur sind die Spitzen eben nicht pfriemförnig spitz, sondern abgeflacht bzw. sogar verbreitert. Reife Sporen max. 1x septiert, Größe 7,6...9,7 x 3,8...4,6 µm, y-förmige Basidien, schnallenlose Hyphen, Struktur der Trama ... siehe Fotos.

Die anderen Calocera-Arten haben mehrfach septierte Sporen, auch mit anderer Sporengröße; die Sporen von Guepiniopsis buccina sind rundlicher – nach Rücksprache mit Lothar gibt es wohl nix anderes, mit dem man diesen Fund jetzt noch verwechseln könnte.

Fazit: Ich habe meine Vorstellung der Frk.gestalt von Calocera cornea erweitert... und Ihr vielleicht nun auch?!

Viele Grüße – Rika

UmUlmHerum

Grias Di Felli,

merci für Deinen Tipp!

Ja, daran habe ich auch schon gedacht: Abeja hatte diese Art ja erst kürzlich mit fantastischen Fotos im DGfM-Forum vorgestellt (https://forum.dgfm-ev.de/index.php?thread/2342-goldige-trompetchen-guepiniopsis-buccina-becherfoermiger-haargallertpilz/). Auf ihren Fotos haben aber schon die ganz jungen Frk. oben einen Becher (während die Oberfläche seitlich oder am "Stiel" gut passen würde), deshalb habe ich diese Idee gleich wieder verworfen. Der Fundort liegt noch dazu an einem leichten Nordhang, also schattig, sicher nicht gerade wärmebegünstigt.

Ich habe momentan keinen Plan (reimt sich) und hoffe auf weitere Ideen.

Gute Nacht – Rika

Felli

Servus Rika,
ist zwar nur eine vage Vermutung aber hast du schon mit Guepiniopsis buccina verglichen ?
Ist natürlich nicht gut  ausgebildet aber evtl. möglicher Weise unreif?
Ich kenne die Art aber nicht so gut.

Grüße
Felli

UmUlmHerum

Guten Abend!

Gestern war ich endlich mal wieder im Wald, es war aber nicht gerade spannend... bis auf diese gelbe Gebilde, die sich auf einem unidentifizierten Laubholzast befanden – Ulmer Hochsträß, rund 540 mNN.

Der Ast lag schon länger auf dem Boden und war wohl erst vor Kurzem in zwei Stücke gebrochen. Auf dem dickeren Teil wuchsen dieses gelbe (korallenähnliche?) Büschel und daneben noch ein kopfiges Gebilde.

Die "Finger" oder "Äste" sind knapp 1 cm lang und längs leicht gefurcht. Die Spitzen sind meist ein wenig verdickt, oben fast wie abgeschnitten, aber keine Becher, teils gegabelt mit flacher Verbreiterung.

Gleich neben der frischen Bruchstelle (deswegen vermute ich einen ursächlichen Zusammenhang) gab es weitere solche Gebilde, die aber größtenteils schon matschig darniederlagen. Trotzdem konnte man die "Finger" noch gut erkennen. In unmittelbarer Umgebung sieht man einige Frk. einer blassgelben Dacrymyces. Könnten die Fingerbüschel und die kugeligen, leicht gestielten Fruchtkörper der Gallertträne etwas miteinander zu tun haben!?

Ich vermute bei den Fingerbüschel, dass sie zu den Dacrymycetaceae gehören. Bei so langen Frk. denkt man natürlich zuerst an Caloceraviscosa und furcata fallen bei Substrat Laubholz gleich weg. C. cornea wäre am wahrscheinlichsten, kenne ich auch gut, passt aber m.E. nach nicht – die ist doch nach oben hin schlanker werdend, fast schon spitz, eben pfriemförmig. C. glossoides kenne ich nicht, sieht aber auf Webfotos anderes aus, sollte sich deutlicher verbreiternde Spitzen haben.

Die (wenigen) Frk. habe ich erstmal vor Ort gelassen und möchte Euch fragen, in welcher Richtung Ihr hier denkt. Dann kann ich ggf. gezielt weiter schauen.

Merci & viele Grüße – Rika