
Bild 1 - Standort: Saurer Nadelmischwald bei Birke, Rotbuche, Weißtanne, Fichte, Traubeneiche und Salweide
ÜbersichtEine Gruppe von fünf Fruchtkörpern eines Raustielröhrlings mit weißem Hut, weißem Stiel und hellen Stielschuppen, gewachsen auf "normal feuchtem" Boden in Wegnähe.
Eckdaten zum FundFunddatum – 31.10. 2020
Belegnummer – div20007,Schelmenbusch
Fundort (Bild 1) – Walddistrikt Schelmenbusch, Baden-Württemberg, Enzkreis, Gemeinde Straubenhardt
MTB - 7117/32, Höhe 550 m
B
oden, Geologie – Buntsandstein-Fließerden über Plattensandstein
Standort – Boden frisch, Halbschatten
Begleitbäume –
Betula pendula, Fagus sylvatica, Abies alba, Picea abies, Quercus petraea, Salix capreaKrautige Begleitpflanzen - Brombeere
leg – Mykol. AK Hornberg (Monatsexkursion)
Makroskopische Merkmale des FundesHutfarbe – weißlich bis creme, später mit grünlichen Zonen.
Hut bis 100 mm Durchmesser, weißlich, cremefarben, ganz hell bräunlich, klebrig, feucht gummiartig schleimig, Hutrand die Röhren überragend.
Röhren – hell bräunlichgrau, bis 14 mm lang
Poren – ca. 1 Pore pro mm
Stiel – bis 130 mm lang, schlank, oben bis 11 mm, unten bis 18 mm dick, creme bis sehr hell bräunlich, Stieloberfläche weder rosa noch grünlich verfärbend,
Schuppen zuerst wollig-weiß über weißer Stieloberfläche, später Schuppen hell bräunlich, dann rötend, klein, apikal sehr klein
Fleisch im Hut weiß, weiß bleibend, weder rosa noch grünlich verfärbend
Fleisch im Stiel weißlich bis hell holzfarben, über Stunden allmählich hellbräunlich; weder rosa noch grünlich verfärbend, über den Röhren bis ca. 10 mm dick
Myzel weiß
Makrochemische FarbreaktionenFeSO4 (Hutfleisch) – spontan graugrün
Formal (Hutfleisch) – spontan null, nach 10 Min rosa
Mikroskopische Merkmale des FundesSporen – schlank spindelförmig, dickwandig, mit supraapikaler Depression. 95 % Erwartungswerte der Mittelwerte aufgrund einer Probe von 40 repräsentativen, zufällig gewählten Sporen (L Länge, B Breite, Q Schlankheitsgrad Q = L/B, Volumen V:
L x B: 15,5-16,1 x 5,2-5,3 µm, Q: 2,9-3,1, V: 220-238 µm3
Hutdeckschicht – mit max. 20 µm breiten Zylindrozysten sowie schlanken, etwa 5 µm breiten, teilweise inkrustierten Hyphen
Kaulozystiden der Stielschuppen – bis 20 µm breit, zylindrisch, keulenförmig, ballonförmig, vielfach mit kurzen oder langen, auch mehrfachen Auswüchsen.
Um welche Art handelt es sich?Eigener BestimmungsversuchWenn man nach dem analytischen Schlüssel der europäischen
Leccinum-Arten von Lannoy & Estade vorgeht, gelangt aufgrund der zahlreichen Zylindrozysten in der Huthaut und des dauerhaft weißen Hutes unweigerlich zu
Leccinum cyaneobasileucum. Doch es stimmt das im Schlüssel verlangte Habitat "unter Moorbirke im Sphagnum" nicht. Der Fundort befand sich nicht im Nassen und schon gar nicht im
Sphagnum.
Herzliche Grüße
Bernd
LiteraturGRÖGER F., BRESENSKY, A. und BESL, H. (Herausg.) (2006): Bestimmungsschlüssel für Blätterpilze und Röhrlinge in Europa Teil I, Regensburger Mykologische Schriften Band 13, Regensburg.
KIBBY G (2017) – Mushrooms and Toadstools of Britain & Europe, Vol. 1. Eigenverlag.
KORNERUP A & WANSCHER JH (1981) – Taschenlexikon der Farben. Göttingen
KUYPER TW, VELLINGA EC, NOORDELOOS ME (2018) Boletales E.J. Gilb. – In: Flora Agaricina Neerlandica. Volume 7. Candusso Editrice, Origgio (VA).
WELT P & HAHN C (2005): Studien zur Gattung Leccinum 2. Leccinum schistophilum, Schiefer Raustielröhrling (Boletales, Boletaceae) in Sachsen. Erstfund für Deutschland. – In: Zeitschrift für Mykologie. Band 71/1, 2005.
DEN BAKKER HC & NOORDELOOS ME (2005): A Revision of European species of Leccinum Gray and notes on extralimital species. In: Persoonia, Vol. 18, Part 4.
DEN BAKKER HC & NOORDELOOS ME (2018): Leccinum S. F. Gray. In: Flora Agaticina Neerlandica, Vol. 7.
HAHN C (1997): Studien zur Gattung Leccinum 1. Vergleich von Leccinum oxydabile und L. variicolor. - In: Österr. Z. Pilzk. 6 (1997).
LANNOY G & ESTADES A (1995): Monographie des Leccinum d'Europe.
SUTARA J (1989): The delimitation of the genus Leccinum. In: Ceska Mykologie 43:1-12, Plates I-IV (1989).
Bilder
Bild 2 - Überreifer Fruchtkörper: weißer Hut mit grünlichem Anflug, unteres Stieldrittel weiß, Schuppen wollig-weiß

Bild 3 - Überreifer Fruchtkörper: Huthaut überstehend, mit grünlicher Zone, Stiel-Mittelbereich hellbräunlich, apikal weißlich

Bild 4 - Überreifer Fruchtkörper: Leichtes Grünen des Hutes deutlich erkennbar

Bild 5 - Normal reifer Fruchtkörper

Bild 6 - Normal reifer Fruchtkörper. Die Stiebschuppen beginnen zu bräunen, später zu röten

Bild 7 - Normal reifer Fruchtkörper. Stiel- und Hutfleisch weiß, weißbleibend

Bild 8 - Farbreaktionen nach 10 Minuten: links FeSO4 graugrün, rechts Formol rosa

Bild 9 - Sporen in H2O: spindelf. bis ellipsoid, dickwandig, mit supraapikaler Depression, hyalin, glattrandig

Bild 10 - Hutdeckschicht vom Exsikkat in GSM: Zylindrozysten und inkrustierte, dünne Hyphen

Bild 11 - Hutdeckschicht in SDS-Kongorot: Zylindrozysten und dünne Hyphen

Bild 12 - Hutdeckschicht in SDS-Kongorot: Zylindrozysten und dünne Hyphen

Bild 13 - Kaulozystiden der Stielschuppen: ballonförmig, keulig, z.T. mit Auswüchsen

Bild 14 - Kaulozystiden der Stielschuppen (bemaßt): zylindrisch, keulig, z.T. mit Auswüchsen

Bild 15 - Ein Huthautschnitt liefert eine sehr dicke, verschleimte Epikutis (Tannin-Eisen-Färbung)