
Bild 1 –Standort: feuchtes Wiesengelände unter Birken, Eiche, Hasel, Halbschatten, zeitweise besonnt
Übersicht
Eine „kleinere Ausgabe“ des normalen Birkenpilzes Leccinum scabrum, jedoch mit blaugrün verfärbendem, unteren Stielbereich, etwas gedrungenere Sporen und hell- bis dunkelbraun inkrustierten Elementen in der Hutdeckschicht.
Text und Bilder
Bernd Miggel
Eckdaten zum Fund
Funddatum – 10.09. und 12. 09. 2020
Belegnummer – kuh20010
Fundort (Bild 1) – Kuhbrunnenwiesen, Baden-Württemberg, Kreis Karlsruhe, Gemeinde Karlsbad
Koordinaten - MTB 7116/22, Höhe 320 m
Boden, Geologie – Parabraunerde-Pseudogley aus Lösslehm über Lösslehm
Standort – feucht, hell, stundenweise besonnt, im Gras, Teilbeschattung durch Betula pendula
Begleitbäume – Betula pendula, Quercus petraea, Corylus avellana
Fund – 5 Fruchtkörper, davon 3 in einer Gruppe, 4 graubraun, 1 mittelbraun
leg – Bernd Miggel
Makroskopische Merkmale der aufgefundenen Fruchtkörper (Bilder 2 und 3)
Hüte der aufgefundenen Fruchtkörper – 50-60 mm breit, stark gewölbt, hell graubraun bis warmbraun, nach Kornerup & Wanscher (1981) 6D4-5, 6E5-6, 5D-E4-5.
Stiele – schlank, 90-95 mm x 12-13 mm, Basalbereich 1-3 mm dicker.
Stieloberfläche – weißlich bis creme mit schwärzlichen bis braunschwarzen, in erhabenen Längsstreifen angeordneten Schuppen. Die Schuppen haben einen kaum wahrnehmbaren, grünlichen Anflug. Sie sind bis fast in die Stielspitze vorhanden.
Röhren – graulich, 11-13 mm lang, Poren rundlich, ca. 3 pro lfd. mm.
Fleisch (Bild 4) – weiß, über den Röhren im Mittel 5 mm dick, im Schnitt blaugrün und rosa verfärbend, meist untere Stielhälfte, vor allem Madengänge, blaugrün, oberer Stielbereich und Hutfleisch meist rosa.
Mikroskopische Merkmale der aufgefundenen Fruchtkörper
Sporen (Bild 5) – spindelförmig mit supraapikularer Depression, glatt, dünnwandig und hyalin.
39 Sporen des ausgefallenen Sporenstaubes wurden in Leitungswasser vermessen:
95 %-Erwartungswerte:
Populationsgrenzen PG: 14,0-17,0 x 4,9-6,2 µm; Mittelwert AV: 15,2-15,7 x 5,4-5,7 µm
Mittlerer Schlankheitsgrad Qav: 2,73-2,87; Mittleres Volumen Vav: 240-260 µm3
Hutdeckschicht (Bilder 6 und 7) – aus bis 10 µm dicken Hyphen und Zystiden bestehend, deren Abschnitte 30-50 µm lang sind. Elemente arttypisch hell- bis dunkelbraun inkrustiert, mit intrazellzlärem Pigment. Einige Hyphen extrazellulär grob inkrustiert (Bilder 8 und 9).
Kaulozystiden der Stielschuppen (Bilder 10 und 11) – hyalin, dünnwandig, nicht inkrustiert, spindelförmig, keulig, flaschenförmig, ballonförmig, mit langem, basal mit schlankem, mehrfach septiertem Stielteil.
Maximale Dicke des Kopfteils: ca. 30 µm.
Um welche Art handelt es sich?Literatur
GRÖGER F., BRESENSKY, A. und BESL, H. (Herausg.) (2006): Bestimmungsschlüssel für Blätterpilze und Röhrlinge in Europa Teil I, Regensburger Mykologische Schriften Band 13, Regensburg.
KIBBY G (2017) – Mushrooms and Toadstools of Britain & Europe, Vol. 1. Eigenverlag.
KORNERUP A & WANSCHER JH (1981) – Taschenlexikon der Farben. Göttingen
KUYPER TW, VELLINGA EC, NOORDELOOS ME (2018) Boletales E.J. Gilb. – In: Flora Agaricina Neerlandica. Volume 7. Candusso Editrice, Origgio (VA).
WELT P & HAHN C (2005): Studien zur Gattung Leccinum 2. Leccinum schistophilum, Schiefer Raustielröhrling (Boletales, Boletaceae) in Sachsen. Erstfund für Deutschland. – In: Zeitschrift für Mykologie. Band 71/1, 2005.
DEN BAKKER HC & NOORDELOOS ME (2005): A Revision of European species of Leccinum Gray and notes on extralimital species. In: Persoonia, Vol. 18, Part 4.
HAHN C (1997): Studien zur Gattung Leccinum 1. Vergleich von Leccinum oxydabile und L. variicolor. - In: Österr. Z. Pilzk. 6 (1997).
LANNOY G & ESTADES A (1995): Monographie des Leccinum d'Europe.
SUTARA J (1989): The delimitation of the genus Leccinum. In: Ceska Mykologie 43:1-12, Plates I-IV (1989).
Bilder:
Bild 2 – Graubraune Fruchtkörper am Standort

Bild 3 – Ein eher warmbrauner Fruchtkörper am Standort

Bild 4 – Verfärbungen im Schnitt nach 15 Minuten: gleichzeitig blaugrün und rosa

Bild 5 – spindelförmige Sporen mit supraapikularer Depression, Präparat in Wasser
Bild 6 – Braunes, intrazelluläres Pigment der Hutdeckschichtelemente, Präparat in Wasser

Bild 7 – Braunes, intrazelluläres Pigment der Hutdeckschichtelemente, Präparat in Wasser

Bild 8 –Hutdeckschichtelement mit extrazellulären Inkrustationen, Präparat in SDS-Kongorot

Bild 9 – Einige Hutdeckschichtelemente extrazellulären Inkrustationen, Präparat in SDS-Kongorot
Bild 10 – Kaulozystiden der Stielschuppen, Präparat in SDS-Kongorot

Bild 11 – Einzelne Kaulozystide aus dem Stielschuppenbereich, Präparat in SDS-Kongorot